
Wieder übertragen...
Als dein ET kam und ging (12.8.2008) war ich eigentlich noch recht geduldig. Ich hatte ja auch elf Tage auf deine Schwester warten müssen und somit hatte ich eigentlich gar nicht erwartet, dass du eventuell sogar früher als dein ET auf die Welt kommen würdest. Aber ich wurde langsam schon etwas nervös, vor allem weil ich gespannt war, wie es denn losgehen würde. Am ET hatten wir noch eine Kontrolle mit Ultraschall und dort kam raus, dass ich sehr viel Fruchtwasser hatte. Das machte mich natürlich nervös, falls es doch zu einem Blasensprung kommen würde und die Fruchtblase nicht wie bei deiner Schwester erst im Spital unter der Geburt aufgestochen werden würde... Es würde wohl eine Überflutung geben!

Die ersten Wehen und Frustrationen...
Ich fühlte mich eigentlich noch wirklich fit, obwohl die Nächte langsam mühsam wurden mit dem dicken Bauch und den Gelenkschmerzen. Am 13.8. abends rieb ich Geburtsöl auf meinen Bauch. Du warst extrem unruhig und hast die ganze Zeit bewegt. Das machte mich etwas stutzig. Tja und so gegen 22.30h, als ich im Bett lag und versuchte einzuschlafen, kamen die bekannten Vorwehen, die ich schon seit ca. Mitte Schwangerschaft immer wieder hatte, aber diesmal waren sie regelmässig, was mich auch etwas verwunderte. Im Laufe der nächsten Stunden wurden diese Wehen auch schmerzhaft und kamen sie sehr regelmässig im Abstand von ca. 5-7 Minuten. Ich musste sie so gegen 1 Uhr (14.8.) veratmen. Ich war schon ganz aufgeregt, dass es jetzt wohl losging und zwar nur zwei Tage nach ET und ohne einleiten! Ich rief im Spital an und die Hebamme dort riet mir, ein Bad zu nehmen. Mittlerweile merkte auch dein Daddy was los war. In der Badewanne kamen die Wehen dann ganz heftig und fast ohne Pause. Nach zehn Minuten hielt ich es nicht mehr aus und kam wieder aus der Wanne. Mittlerweile konnte ich schon nicht mehr telefonieren, weil ich jede Wehe gut veratmen musste und die Hebamme sagte deinem Daddy, dass wir kommen sollten. Gesagt getan. Um ca. 4 Uhr waren wir im Spital. Die Wehen blieben regelmässig und kräftig. Doch leider ergab eine erste Kontrolle um 6 Uhr, dass die Wehen kaum zervix-wirksam waren und der Muttermund kaum mehr geöffnet war als bei der Kontrolle zwei Tage zuvor. Das war eine Riesenenttäuschung, v.a. weil ich das Gleiche mit deiner Schwester erlebt hatte! Ich weiss nicht, was es dann war, aber plötzlich liessen die Wehen extrem nach. Ob es wohl die Enttäuschung war und die Angst davor, dass alles wieder so gehen würde wie bei deiner Schwester (drei schlaflose Nächte mit Wehen und anschliessend eine Einleitung)? Auf jeden Fall kamen um 8 Uhr zwei neue Hebammen und sie schickten uns mal nach draussen zum Spazieren. Die Wehen liessen weiter nach und ich war verzweifelt. Wir beschlossen, das Geburtsteam zu fragen, ob sie einleiten würden, da ich dies auch bei deiner Schwester gebraucht hatte damit die Wehen endlich zervix-wirksam wurden. Leider bildete sich dann eine Front aus den zwei Hebammen, der Assistenzärztin und dem Oberarzt. Sie wollten nicht einleiten, da es keinen medizinischen Grund dafür gab. Nur „Erschöpfung der Frau“ wäre ein Grund gewesen, also musste ich wohl zuerst erschöpft sein, ehe ich eingeleitet werden würde!


Nach langem Hin und Her hatten wir das Gefühl wir hatten keine andere Wahl als wieder nach Hause zu fahren. Zuhause kamen die Wehen sehr unregelmässig und auch nicht mehr so heftig. In der Nacht ging’s dann aber wieder los. Die Wehen kamen zwar nur so um die 15 bis 30 Minuten aber das war genug, um mir wieder eine schlaflose Nacht zu bereiten. Ich wurde immer verzweifelter. Am nächsten Tag waren die Wehen wieder grösstenteils weg. So frustrierend! Am Abend beschlossen wir, dass wenn die Wehen in der Nacht wieder kämen, dass wir ins Spital gehen und auf eine Einleitung bestehen würden. So konnte es ja nicht weitergehen! Deine Grossmutter war gekommen und somit war auch deine Schwester bestens versorgt, wenn wir ins Spital gehen würden.
Die eigentliche Geburt...
Tatsächlich fingen die Wehen also am 15.8. um ca. 22 Uhr wieder an, aber nur unregelmässig. Du warst auch wieder extrem unruhig und hast mich sicher drei Stunden lang ununterbrochen getreten. Ich versuchte, die Wehen auszuhalten, aber mit der Zeit war es mir unwohl im Bett und konnte ich die Wehen besser veratmen, wenn ich stand. So wurde das natürlich wieder nichts mit Schlafen und ich weckte deinen Daddy. Wir riefen dann im Spital an und die gleiche Hebamme, die mich am 14. am Anfang betreut hatte, war am Telefon. Sie kannte also meine Geschichte und sagte, wir sollen halt mal kommen und dann können wir weiter schauen. Sobald wir uns dafür entschieden, ins Spital zu fahren, wurden die Wehen plötzlich regelmässiger. Im Spital angekommen (um ca. 2.30h am 16.8.) kamen die Wehen so ca. alle 4-5 Minuten und waren recht heftig. Ich wurde zuerst an das CTG angeschlossen. Dir ging es tiptop. Dann gab es den ersten vaginalen Untersuch. Die Hebamme fragte, was wir denn schätzen würden, was sich unten getan hätte. Ich wollte gar nicht schätzen, aus Angst, wieder enttäuscht zu werden... Dann sagte sie, „8 cm!“ Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus! Vor lauter Freude fing ich an zu weinen! Jetzt hatten die Wehen also tatsächlich endlich mal etwas bewirkt und wir waren kurz vor deiner Geburt! Ich war so riesig erleichtert! Die Hebamme sagte dann, dass wenn ich eine PDA wollte, dass ich das jetzt sagen müsste, denn später wäre es zu spät. Eigentlich fühlte ich mich wirklich gut und die Wehen waren sehr gut zum Aushalten. Ausserdem war es mein Wunsch, eine Hebammen- und Wassergeburt zu erleben. Also sagte ich ihr, dass ich keine PDA bräuchte, aber dass ich gerne ins Wasser würde. Sie machte dann rasch alles parat: Wasser in die Badewanne und sonstige Vorbereitungen für die Geburt. Langsam wurde ich etwas nervös. In der Badewanne war es mir total wohl. Die Wehen waren sehr gut zum Aushalten und ich konnte mich gut erholen in den Wehenpausen und sogar etwas plaudern. Die Wehen kamen eigentlich nur so alle fünf Minuten und irgendwann meinte die Hebamme, dass es mehr bräuchte um zu gebären. Ich war mittlerweile 9 cm offen, aber es ging irgendwie nicht weiter. Die Hebamme empfahl, entweder aus der Wanne zu kommen, um etwas herumzulaufen oder aber Wehenmittel. Ich wollte beides nicht und fragte, was denn mit der Fruchtblase wäre. Sie war ja immer noch nicht geplatzt. Bei einer nächsten Untersuchung merkte die Hebamme dann, dass wirklich ein enormer Druck auf die Fruchtblase war und sie entschied sich, die Fruchtblase bei der nächsten Wehe zu öffnen.
Sobald die Hebamme die Fruchtblase öffnete (alles unter Wasser), fingen die Presswehen an! Das war also die richtige Entscheidung gewesen! Zuerst wusste ich bei den Presswehen irgendwie gar nicht so recht, was tun, im Gegensatz zu der Geburt von deiner Schwester damals. Aber irgendwie schafften wir das beide, Zentimeter für Zentimeter. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, aber alles zusammen dauerten die Presswehen wohl nur etwa eine halbe Stunde. Zuletzt sagte die Hebamme, dass du bei der nächsten Presswehe geboren werden müsstest, denn du hättest es jetzt etwas eng und deine Herztöne sackten etwas ab. Ich gab mir also alle Mühe und schon war dein Köpfchen geboren und bald danach dein ganzer Körper (04.39h). Ich schaute nach unten und sah deinen kleinen Körper im Wasser schwimmen. Ich durfte dich dann selber aus dem Wasser holen und zu mir auf die Brust legen. War das ein schöner Moment! So hatte ich es mir immer schon vorgestellt!
Die Minuten danach...
Da ich auch wesentlich fitter war als bei der Geburt von deiner Schwester, konnte ich die ersten Minuten mit dir auf meiner Brust so richtig geniessen. Ich war ganz hin und weg von dir (bin es immer noch!)! Du hattest am Anfang etwas Mühe mit atmen, hattest ja auch die Nabelschnur einmal um deinen Hals bei der Geburt und als die Hebamme sagte, sie müsse dich nehmen, um dir Sauerstoff zu geben, fingst du gleich an zu weinen. Du wolltest doch nicht weg von deinem Mami! Ich durfte in der Wanne bleiben bis die Plazenta kam (sie kam dann von selber) und danach nahm dich dein Daddy in den Armen während ich mich aufs Bett verlagerte. Leider kamst du mit den Schultern etwas verdreht aus mir raus und so kam ich im letzten Moment doch noch zu einem kleinen Dammriss, der dann noch genäht werden musste. Tja, halb so schlimm...
Wir waren also knapp zwei Stunden im Spital und schon warst du da! Was wäre, wenn wir noch nicht ins Spital gefahren wären, da die Wehen ja am Anfang gar nicht regelmässig und nicht sehr heftig waren? Na ja, wir sind auf jeden Fall überglücklich, konnte ich zum Schluss doch noch meine absolute Traumgeburt erleben! Während der ganzen Geburt wurde ich nur von einer Hebamme betreut (am Schluss kam dann noch eine zweite Hebamme, um bei der Geburt zu helfen), die Wassergeburt war einfach traumhaft, die ganze Geburt ging schnell, die Wehen waren immer gut zum Aushalten und ein Arzt kam nie zum Zug.
Danke...
Ich möchte einfach Gott danken, dass er mir diese Wunschgeburt erfüllt hat und mir beistand, auch wenn ich verzweifelt und frustriert war. Ich bin ihm so dankbar, dass du gesund bist und unser Leben ab nun bereicherst. Auch bin ich deinem Daddy super dankbar, dass auch er in diesen Tagen immer auf meiner Seite stand und mich unterstütze wo er konnte. Bei der Geburt musste er nicht viel tun, da alles so gut und schnell ging, aber seine ermutigenden Worte und seine Hand zum Kneifen gaben mir immer wieder neue Kraft. Ich liebe dich für immer und ewig, Schnüggu!
Levyn, es ist so schön, dich bei uns zu haben. Du hast von Anfang an alle entzückt, so süss wie du bist! Wir freuen uns sehr auf ein Leben mit dir und zu sehen, was für eine Persönlichkeit du wirst. Wir lieben dich ganz fest, kleines Schnüggeli!