ET war auf den 4.September ausgerechnet vom FA (laut meiner Rechnung am 2.9.

Unser Umfeld wurde aber immer ungeduldiger und hat gehofft, dass unser Nachwuchs doch noch im August zur Welt kommt.
Am 31.8. waren wir bei meinen Schwiegereltern zum Nachtessen eingeladen. Mir ging es noch wunderbar, ausser ein paar kleinen End-SS-Wehwechen, deutete noch nichts auf eine baldige Geburt hin.
Kurz nach Mitternacht gingen mein Mann und ich schlafen.
Um 4 uhr morgens erwachte ich, weil ich merkte, dass ich Fruchtwasser verlor...
Ich hab mir überlegt, was ich nun machen soll... liegen bleiben kann ich nicht und ich hatte Angst, dass wenn ich aufsteh, dass ich eine riesen Schweinerei neben dem Bett hab...


Na ja, es blieb mir ja nichts anderes übrig, als die Schweinrei in Kauf zu nehmen!
Doch sie blieb aus. Ich hab es bis ins Bad geschafft. Ich verlor immer wieder etwas Fruchtwasser. Und wieder stand ich vor einem Problem: was mach ich jetzt? Mein Mann schlief friedlich... ihn wecken? Hm, das hat noch Zeit... Soll ich die Hebamme anrufen? Ich denke, auch das hat noch Zeit, ist ja mein erstes Kind und man hört ja immer wieder, dass man sich nicht beeilen muss...
Wie weiter? Ich hab ein Handtuch genommen, aufs Bett gelegt mit dem Gedanken: versuch noch etwas zu schlafen, vielleicht dauert es länger... Der Schlaf wollte aber nicht kommen. Ich ging in der Wohnung umher in der Hoffnung den ultimativen Tip zu finden, was ich nun tun soll...
Irgendwann fand ich, mein Mann ist schlussendlich auch an der ganzen Sache beteiligt, ich wecke ihn! Um 5 Uhr hab ich ihn dann geweckt und ihm erklärt worum es geht... leicht schockiert meinte er dann, ich soll die Hebamme anrufen und zumindest informieren.
Ok, hab ich dann gemacht. Diese meinte dann ich solle ruhig noch alles zusammen packen, noch etwas essen und etwa um 7 Uhr bis 7.30 Uhr im Spital sein. Spätestens um 9 Uhr müssten wir aber da sein.
Gut, Ratschlag angenommen. Ich ging dann erstmal unter die Dusche. Mein Mann wollte noch versuchen etwas zu schlafen. Das klappte aber auch nicht. So vertrieben wir uns noch etwas die Zeit zu Hause. Es kamen dann auch bereits die ersten Wehen, welche aber noch sehr gut aushaltbar waren.
Um 7 Uhr machten wir uns auf den Weg ins Spital. Wir waren dann um 7.30 Uhr da. Die Hebamme, welche Nachtwache hatte, nahm uns noch in Empfang und begleitete uns ins Vorbereitungszimmer. Sie wollte erst ein CTG machen. Sie erklärte uns auch noch, dass wenn die Wehen nicht einsetzen würden, spätestens morgen früh eingeleitet wird und das Kind spätestens am 3.9. geholt werden würde.
Da ich aber bereits leichte Wehen spürte, macht ich mir nicht allzu grosse Sorgen, dass es so lange dauern könnte.
Den Knopf vom Wehenschreiber hat sie etwas ungünstig aufgesetzt, so hat es kaum Wehentätigkeit angezeigt. Dann kam auch schon die Hebamme von der Frühschicht. Sie erklärte uns noch die weitere Vorgehensweise, kontrollierte den Muttermund (noch kaum geöffnet) und dass wir auch noch etwas raus können zum spazieren.
Das Spital hat eine wunderschöne Hanglage, deshalb war es mir nicht wirklich drum, weit spazieren zu gehen. Egal in welche Richtung wir gingen, ich musste am Schluss wieder bergaufwärts gehen. So haben wir uns auf eine Bank gesetzt und noch etwas geplaudert...
Nach etwa einer halben Stunde sind wir zurück gegangen.
Die Wehen wurden immer intensiver und die Hebamme schrieb ein zweites CTG. Diesmal waren die Wehen klar erkennbar.
Auch mein Arzt (er ist Belegarzt in der Klinik und nicht immer anwesend) kam noch am Morgen vorbei. Er meinte, ich solle mich melden, wenn ich Schmerzmittel brauchen würde und wenn nichts anderes ist, werde er mich am Nachmittag wieder sehen.
Ich weiss gar nicht mehr genau, wann und wie der Übergang war zu den wirklich heftigen Wehen... irgendwann wusste ich nicht mehr, in welcher Position mir noch wohl ist. Ich legte mich auf die Seite, ich stand auf, setzte mich hin, aber nichts war wirklich bequem. Dazu kam, dass bei jeder Wehe eine Übelkeit in mir hochkam, dass ich dachte ich müsse mich jeden Augenblick übergeben.
Mein Mann sass richtig hilflos neben mir und wusste auch nicht, was er tun sollte. Er fragte mich immer wieder, ob ich etwas gegen die Schmerzen brauche. Ich wollte einfach nicht.
Irgendwann waren die Wehen so heftig, dass die Hebamme mir den "Bettgalgen" weggenommen hat, weil ich mich so stark daran festhielt, dass sie Angst hatte, es hält nicht...
Sie bot mir wieder Schmerzmittel an. Diesmal nahm ich an. Sie spritzte mir das Medikament über die Infusion.
Die Wehen waren weiterhin sehr heftig und ich wurde wie benommen. Ich konnte kaum noch die Augen offen halten und zwischen den Wehen döste ich immer ein. Mein Mann sagte auch, dass ich anfing zu sprechen und mitten im Wort aufhörte...
Ich hatte in dieser Zeit nur eines im Kopf: wenn eine Wehe kommt musst du tief ein- und ausatmen. Sonst war ich ruhig und währen den Wehen waren meine Laute eher mit einem Wimmern vergleichbar.
Als die Wirkung des Medikamentes nachliess, waren die Schmerzen für mich so unerträglich, dass ich nochmals etwas verlangte. Sie spritzte mir nochmals eine geringe Dosis, was wieder die gleichen Symptome mit sich brachte...
Ich hatte auch immer mehr den Drang auf die Toilette zu müssen zum Wasser lösen. Die Hebamme entfernte das CTG und ich durfte aufstehen.
Aber irgendwie funktionierte das nicht so wie ich wollte.
Ich konnte meine Blase nicht richtig leeren. Ich war dann auch zu schwach, um länger auf dem WC sitzen zu bleiben.
Die Hebamme kontrollierte immer mal wieder den Muttermund, welcher sich dann erst auf 3cm und dann auf 5cm geöffnet hatte.
Sie entschied dann, dass es nun Zeit wäre in den Gebärsaal zu wechseln.
Mittlerweile war etwa 17 Uhr.
Auf dem Gebärbett wurden die Wehen immer heftiger und ich konnte mich kaum noch erholen in den 1-3 Min. Ruhephase...
Ich hatte das Gefühl, ich hätte einen riesen Druck auf dem Becken, der durch gar nichts zu lindern war.
Kurz vor 20 Uhr kam die Hebamme und fragte, ob ich mir schon mal überlegt hätte eine PDA zu nehmen.
Das war genau das, was ich im Vorfeld immer abwehrte. Ich hatte unglaubliche Angst vor dem Legen einer PDA!
Ich sagte erst Nein. Mein Mann hat ich dann aber mit einem Blick angeschaut, der mir zu verstehen gab, dass es vielleicht besser wäre. Er hat dann auch gesagt, er würde mir dazu raten, ich hätte ja keine Kraft mehr.
Da ich mit diesen Schmerzen nicht mehr wirklich entscheiden konnte, hab ich ihm dann zugestimmt.
Von da an ging es mir besser. Ich bekam Wehenhemmer gespritzt, damit sie mir dann die PDA legen können. Mein Mann hat mir den Aufklärungsbogen vorgelesen (obwohl ich eigentlich genau wusste, was auf mich zukommt) und ich war nicht mal fähig ihn selbst zu unterschreiben, auch das macht mein Mann für mich.
Dann kam die Hebamme wieder. Da es mir aufgrund der schwächeren Wehen doch wieder etwas besser ging, fragte ich sie, wie denn das sei, ob ich einen Katheter erhalte wegen der PDA (ist ja eigentlich normal).
Sie bejahte meine Frage. Und da ich immernoch einen immensen Druck auf dem Unterbauch verspührte, bat ich sie darum, mir den Katheter vorher zu legen, ich hätte das Gefühl, meine Blase sei übervoll.
Sie meinte noch, es wäre angenehmer für mich, wenn die PDA schon liegen würde. Aber das war mir egal. Ich wollte Erleichterung - Jetzt!
Ich hätte mir nie im Leben vorgestellt, dass ich mal darum Bitten würde einen Katheter zu erhalten!
Sie erfüllte mir den Wunsch und es brachte tatsächlich die erste Erleichterung!
Dann kamen die Anästhesieärztin & -pflegende. Sie klärten mich nochmals über alles auf und machten mir einen sehr kompetenten und ruhigen Eindruck.
Erst wurde die Puntkionsstelle am Rücken lokal betäubt, was überhaupt nicht schlimm war und den Stich für die PDA nahm ich kaum noch wahr.
Das Medikament wurde eingestellt und mir ging es immer besser und besser.
Nun wurde noch der Wehentropf angehängt, damit diese wieder stärker wurden.
Auf dem CTG konnte ich nun beobachten wie intensiv die Wehen nun sind. Ich spürte jede Wehe, aber es war nur noch ein Druck. Ich konnte die ganze Zeit über mit meinem Mann sprechen und ich konnte wieder Kraft tanken.
Mein Mann erkannte mich kaum wieder. Und die Erleichterung war ihm anzusehen.
Mittlerweile war 20 Uhr durch...
Die Muttemundkontrolle ergab dann nach einer Weile 7cm.
Und da ich den Wehentropf und die PDA so gut ertrug, wurde das Wehenmittel kontinuierlich gesteigert.
Um 22 Uhr war wieder Schichtwechsel. Die Nachthebamme kam.
Sie setzte sich zu mir und sprach mit mir. Sie fragte auch, ob ich mir bewusst sei, auf was es hinaus laufen könnte, wenn es nicht vorwärts ging oder die Herztöne des Kindes runter gingen.
Es war mir bewusst.
Sie wollte wissen, ob dies schlimm für mich wäre. Ich sagte ja. Ich wollte nur einen Kaiserschnitt, wenn es unumgänglich war!
Sie fragte mich, ob es für mich in Ordnung wäre, wenn sie die Dosis der PDA langsam zurückschrauben würde, da ich dann besser mitarbeiten könnte. Ich war einverstanden.
Der Muttermund war offen, die Hebamme sagte mir aber, dass sich ein Saum nicht gelöst hätte, was für mich wieder etwas Mehrarbeit bedeutete.
So reduzierte sie nach und nach das Medikament. Ich ertrug die Wehen sehr gut. Der Wehentropf lief auf dem Maximum und ich konnte gut pressen.
Leider nützte es nicht viel. Der Kopf des Babys rutschte immer wieder zurück sobald ich aufhörte zu pressen.
Nach einer weiteren Kontrolle meinte die Hebamme, dass ich das Kind spontan gebären könnte, das werde kein KS geben. Ich hab mich richtig gefreut!
Mittlerweile war Mitternacht.
Das Kleine war nun schon tief im Becken und mein Mann konnte das Köpfchen sehen. Ich durfte mal die Haare fühlen - das war ein sehr spezielles Gefühl.... so nah und doch so fern!
Dann begannen die Herztöne des Kleinen zu sinken. Die Hebamme erklärte mir, dass wenn es nicht besser wird, dass das Kleine mit dem Vakuum geholt werden müsse. Auch das war mir bewusst.
Die Herztöne erholten sich aber wieder. Die Wehen wurden zwar wieder schmerzhafter, aber waren zum aushalten.
Und so presste ich weiter. Ein Erfolg stellte sich nicht ein.
Die Wehen wurden stärker und ich wieder schwächer...
Um 1.30 Uhr fragte mich die Hebamme, wie ich weiterfahren wolle.
Die Herztöne seien gut, ich dürfte weiter versuchen das Kleine selbst auf die Welt zu bringen.
Ich hatte aber wieder zu wenig Kraft. Ich entschied mich, dass das Kleine mit Hilfe vom Vakuum geholt werden soll.
Um 1.45 Uhr rief sie den Arzt an und dieser war 10 Min. später bereits vor Ort (er musste von zu Hause kommen).
Leider war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät die PDA wieder anzustellen (die lief nämlich gar nicht mehr), das hätte nicht mehr gewirkt. Also, musste ich es ohne schaffen.
Der Arzt setzte die Glocke an den Kopf des Kleinen. Das liess mich das erste Mal wirklich aufschreien. Es hat richtig weh getan!
Und dann ging es richtig los. Ich musste pressen so fest ich konnte.
Es war einfach nur noch schmerzhaft...ich hatte das Gefühl es zerreisse mir alles... und ich hab anscheinend so geschrien, dass mein Mann weggeschaut hat und sich die Ohren zugehalten hat - ihm liefen nur noch die Tränen runter!
Dann war auch schon der Kopf geboren! Und mit der nächsten Wehe der Körper! Dann wurde mir das Kleine auf die Brust gelegt und mein Mann kam zu mir... er hatte noch ganz feuchte Augen und ich war einfach nur erleichtert!
Die Hebamme fragte mich dann ob wir wissen was es sei... ich hatte keine Ahnung! Sie forderte mich auf, nach zu sehen: und wir hatten einen kleinen Jungen!!!
Der Damm war leicht gerissen, weshalb der Arzt noch nähte.
Und der Arzt und die Hebamme haben dann gesagt, dass er mit Vorderhauptslage geboren wurde. Also ein Sterngucker war. Wir hätten noch Stunden so weiter machen können, er hätte es vermutlich nicht ohne Hilfe geschafft!
Die Hebamme hat dann alle Daten erfasst und plötzlich meint sie: das ist ja witzig, die Uhrzeit stimmt mit dem Datum überein! Lars hat das Licht der Welt am 2.9.08 um 2.09 Uhr erblickt und brachte stolze 3900g auf die Waage bei 52cm!
Auch wenn es sehr anstrengende 22 Stunden waren, sind wir nun überglücklich und geniessen unseren Sohn!
Die Geburt steckt mir schon noch etwas in den Knochen, aber es geht immer besser. Wir wurden ja reichlich belohnt dafür!