Prolog: Ich gehöre nicht zu den Frauen, die eine Geburt jemals als schön oder gar als „Traumgeburt“ beschreiben würden. Wenn am Ende dieses Erlebnisses nicht der Beginn eines neuen Lebens stünde, könnte ich auf die Grenzerfahrung aus unerträglichen Schmerzen und totaler körperlicher Erschöpfung gerne verzichten. Im Vergleich mit anderen kann ich mich aber wohl glücklich schätzen, denn die Hebammen haben beim Lesen der Protokolle meiner beiden Geburten jeweils strahlende Augen bekommen und mir zum super Verlauf gratuliert.
Die Geburt meines ersten Kindes musste bei ET+12 eingeleitet werden, da ich niemals auch nur die leisesten Anzeichen von Wehen hatte. Da ich diese Geburt mit einer Dauer von knapp 4 Stunden und kaum Pausen zwischen den Wehen als sehr heftig empfunden hatte hoffte ich sehr, dass beim zweiten Kind nicht wieder ein Einleiten nötig sein würde.
Die Geburt von Nadine:
Bei ET+4 (ein Montag) stellte meine Ärztin fest, dass das Fruchtwasser seit der letzten Untersuchung deutlich zurückgegangen war und empfahl mir, die Geburt noch in derselben Woche einzuleiten. Ich bekam einen Termin im Spital für Mittwochabend. Montag war der erste Tag, an dem mein Bauch ab und zu hart wurde, davor hatte ich keine Anzeichen für eine bevorstehende Geburt. Am Dienstagmorgen hatte ich noch einen Termin bei einer Osteopathin, die versuchen wollte, die Geburt auf natürliche Weise anzustossen. Sie machte mir Hoffnungen, das Kind käme vermutlich noch am selben Tag. Den ganzen Dienstag hatte ich regelmässige nicht schmerzhafte Wehen, solange ich stand. In der Ruhe hörten sie aber sofort wieder auf, und auch die Nacht auf Mittwoch war vollkommen ruhig. Am Morgen rief ich dann im Spital an und bat darum, den Termin für das Einleiten um einen Tag zu verschieben. Der Wehenschreiber zeigte nur zwei leichte Wehen in einer halben Stunde an, dem Kind ging es aber bestens, sodass nichts gegen ein Verschieben des Termins sprach. Den ganzen Mittwoch und Donnerstag blieb die Situation unverändert, und ich war ziemlich enttäuscht. Dass ich Donnerstagabend zum ersten Mal eine leicht schmerzhafte Wehe im Liegen gefühlt habe, machte auch keinen Unterschied mehr, ich hatte nicht die Nerven, den Termin noch einmal zu verschieben. Um 22 Uhr waren wir im Spital, der Wehenschreiber zeigte alle 5 Minuten leichte Wehen an, die ich als einen harten Bauch empfand. Die Hebamme hat sich dann sehr bei uns entschuldigt, dass sie erst um Mitternacht einleiten könnten. Alle Gebärsäle waren besetzt und noch eine weitere Geburt in der Anfangsphase. Um Mitternacht wurde das Einleiten nochmals verschoben, da sie immer noch keine Zeit für uns hatten. Mir war das aber durchaus recht, denn ich hatte nun auch im Liegen Wehen, welche seit 22 Uhr etwas stärker geworden waren (gerade so stark, dass ich nicht schlafen konnte). In den nächsten Stunden wurden sie nochmals stärker und um 2 Uhr konnte ich den Hebammen dann sagen, dass sie wohl nicht mehr einleiten müssten. Mein Mann hat mich in der Zeit super unterstützt, die Wehen waren noch gut zu veratmen, und wir haben zwischendurch noch zusammen gelacht. Um 2.30 war der Muttermund bereits 4 cm offen, bis dahin noch mit absolut erträglichen Wehen. Ab 3 Uhr wurde es dann aber langsam heftig, und um 3.30 sind wir in den Gebärsaal gezügelt (zum Glück war bis dahin wieder einer frei). Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits nur noch am Schreien vor Schmerzen und hatte immer wieder Brechreiz (zum Glück hatte ich am Abend nur noch ein Joghurt gegessen). Zur Öffnung des Muttermunds fehlte zwar schon bald nur noch ein Zentimeter, aber dieses letzte Stück war extrem hartnäckig und schmerzhaft. Ich versuchte, die Wehen abwechselnd in der Hocke und im Vierfüsser-Stand zu veratmen. Schon bald war ich aber so erschöpft, dass ich bei einigen Wehen am Bett liegen bleiben musste, da ich den Positionswechsel nicht rechtzeitig vor Beginn der Wehe schaffte. Schliesslich war dann der letzte Zentimeter Öffnung geschafft und ich durfte mitpressen (was ich aber nicht als besondere Erleichterung empfunden habe). Für mich waren auch die Presswehen noch am ehesten in der Hocke zu ertragen, erst für die letzten Presswehen blieb ich am Bett liegen. Die Fruchtblase platzte um 5.40, und schon bald danach sah mein Mann die ersten Haare. Meine Ärztin kam und ich bat sie, wieder einen Dammschnitt zu machen (und war dann enttäuscht weil sie meinte, das sei noch zu früh). Obwohl die letzten Presswehen nach dem Blasensprung nur eine Viertelstunde dauerten, schien mir diese Zeit ewig. Um kurz vor 6 Uhr war unsere Nadine auf der Welt, und ich zu Tode erschöpft aber überglücklich, ein gesundes Kind in den Armen halten zu dürfen. Noch während der Dammschnitt genäht wurde, trank sie ausgiebig an meiner Brust.
Ich bin froh, dass unsere kleine Dame sich quasi in letzter Minute entschlossen hat, von sich aus das Licht der Welt zu erblicken. Meine Hoffnung auf längere Wehenpausen bei einer natürlichen Geburt wurde dagegen enttäuscht. Die heftige Phase der Geburt war zwar ca. 45 Minuten kürzer als bei unserem Sohn, ich habe sie aber als gleich schlimm empfunden. Allerdings war der Beginn der Eröffnungsphase dieses Mal deutlich angenehmer, nach dem Einleiten waren die Wehen quasi von 0 auf 100 losgegangen. Die kürzere Geburt merkte ich vor allem daran, dass ich nach der Geburt schneller fit war und weniger Muskelkater in den Armen und Beinen hatte. Nach drei Tagen im Spital konnte ich nach Hause, und wir geniessen die ersten Wochen zu viert in vollen Zügen.
Nadine - in letzter Minute ohne Einleiten
Moderator: Phönix
Re: Nadine - in letzter Minute ohne Einleiten
Vielen Dank für deinen ausführlichen Geburtsbericht. Bin echt erstaunt wie sich deine Kleine in letzter Minute noch entschied. Ich freue mich für dich, dass du so glücklich bist mit deiner Kleinen und wünsche dir alles Gute und Liebe
- Schildchrötli
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Re: Nadine - in letzter Minute ohne Einleiten
Hallo Wawa
Ich gratuliere dir herzlich zu eurer Tochter Nadine. Schön ging es von selber los und ging die Geburt so problemlos. Aber eben weh tut es trotzdem. Wünsche dir ein gutes einleben zu viert.
Ich gratuliere dir herzlich zu eurer Tochter Nadine. Schön ging es von selber los und ging die Geburt so problemlos. Aber eben weh tut es trotzdem. Wünsche dir ein gutes einleben zu viert.
Tochter 2007, Sohnemann 2008, Töchterlein 2010, Söhnchen 2013