
Dein Bruder machte sich knapp eine Woche vor dem ET auf dem Weg zu uns und so hofften wir, dass auch du uns etwas früher uns richtig kennenlernen möchtest.
Doch der ET verging und du wolltest noch in meinem Bauch bleiben. Zuerst war ich etwas ungeduldig, dann habe ich aber beschlossen die Schwangerschaft bis zum Ende zu geniessen, egal wie lang sie dauert. Ich hatte noch einige Ideen was ich mit dickem Bauch noch gerne machen möchte, so habe ich begonnen diese „abzuarbeiten“.
Ich hatte am Nachmittag noch Besuch von einer Kollegin mit ihren Kinder. Wir gingen noch zum Spielplatz, ein kleiner Spaziergang kann ja nicht schaden. Dort genossen wir noch das schöne Wetter und die Kinder spielten zufrieden. Ich spürte ein Ziehen in meinem Bauch, das mich aber nicht wirklich störte. Das Ziehen hielt den ganzen Abend an, ich ignorierte es aber, da ich am nächsten Tag noch etwas in der Stadt abholen musste und ich mich schon darauf freute.
Wir gingen ganz normal ins Bett, ich konnte bald einschlafen, musste aber eben so bald wieder auf die Toilette. Schlief wieder ein und erwachte um zirka 01:00 schon wieder. Dieses Mal war dieses Ziehen schon deutlich stärker und ich war mir sicher die Geburt hat begonnen.
Zuerst schaltete ich den PC an, um noch etwas TV zu schauen und zu forümlen.
Die Wehen sind bald schon so stark, dass ich umhergehen und auf den Beinen wippen muss, damit ich sie ertragen kann. Dazwischen habe ich aber immer noch Pausen von zirka 5 Minuten. Ich schaue mir noch einen Film an, hänge die Wäsche auf und erledige die Post.
Um 2:30 wecke ich meinen Mann, er ist ganz erstaunt, dass ich Wehen habe. Gemeinsam beziehen wir das Bett mit einer Folie und einem zweiten Fixleintuch. Das Stubenwägeli steht bereit, ich freue mich an den schönen Kleidli darin und dass unser Kind bald da sein wird. Die Wehen sind für mich schon ziemlich stark ich muss sie veratmen, es ist ein starkes Ziehen/ Klemmen im Unterbauch. Ich bin mir unsicher ob ich Regula anrufen soll, einerseits finde ich es zu früh, andererseits hatte ich beim ersten Kind eine schnelle Geburt. Wir beschliessen dann anzurufen. Vorallem mein Mann meint es sei jetzt die Zeit dazu.
Kurz nach 4 Uhr kommt Regula und bald darauf die 2. Hebamme. Ich bin schon ziemlich in meine „WehenWelt“ abgetaucht. Sie kontrolliert die Herztöne welche gut sind. Die Wehen kommen nun dtl. häufiger und dauern länger. Ich habe aber immer noch kurze Pausen dazwischen. Ich wünsche mir ganz fest, dass endlich etwas geht und ich merke, dass die Wehen etwas bewirken. Habe immer noch keinen Schleimabgang oder Blasensprung, dass demotiviert mich ziemlich. Die Wehen scheinen so nichts zu bewirken, sind aber für mich stark. Zum Glück ermutigt mich Regula immer wieder und sagt, dass ich es gut mache.
Zirka um 05:00 gehe ich kurz in die Badewanne, kann mich während den Wehen gut entspanne. Fühle mich aber doch nicht so richtig wohl, so dass ich bald wieder hinaussteige.
Ich setze mich aufs WC in der Hoffnung, dass ich dann die Wehen besser ertrage. Das war beim ersten Kind die angenehmste Position. Aber auch dort ist mir nicht richtig wohl. Gehe wieder ins Schlafzimmer und hänge mich in das Tragtuch. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob ich Presswehen hätte, aber es fühlt sich nicht so richtig an. Kann nur ganz leicht mitdrücken. Habe sowieso nicht mehr viel Energie, will dass es endlich vorwärts geht. Am liebsten möchte ich auf der Stelle einen Kaiserschnitt, damit die Schmerzen endlich vorbei sind. Mein Mann gibt mir immer wieder etwas Wasser zu trinken, mein Mund ist ganz trocken.
Schon ist es Morgen geworden und unser Kind ist noch immer nicht da. Aber ich spüre noch immer wie es sicht bewegt, so schön. Irgendeinmal wechsle ich noch die Position rückwärts auf einen Stuhl, aber auch dort sind Wehen nicht gerade angenehm. Ich fühle, dass mein ganzer Körper fast keine Kraft mehr hat. Mache mir aber keine Gedanken wie es weitergeht. Nehme Wehe für Wehe. Dann gibt mir Regula noch Calciumwasser, das tut mir so gut.
Dann wird das erste Kind von meiner Mutter abgeholt. Ich will ihn unbedingt noch sehen bevor er geht, er ist so süss. Am liebsten möchte ich, dass er dableibt. Aber meine Mutter möchte ich gar nicht dabei haben.
Endlich, endlich habe ich etwas Schleimabgang, es scheint doch ein wenig vorwärts zu gehen. Wechsle wieder vom Schlafzimmer ins WC. Möchte meine Ruhe und alleine sein. Die Wehen sind nicht mehr so stark. Ich kann etwas Kraft tanken.
Plötzlich kommen die Wehen wieder öfter und heftiger, ich komme gut mit ihnen zurecht. Möchte ganz alleine sein. Die Hebamme hört ab und zu die Herztöne ab, dann bin ich wieder alleine. Die Wehen haben nun eine unheimliche Kraft, ich töne meinen Schmerz hinaus. Das Zeitgefühl habe ich völlig verloren, will nur noch das mein Baby endlich kommt. Nun platzt die Fruchtblase, das Fruchtwasser ist klar. Nun kann es nicht mehr lange gehen, bis sie endlich da ist.
Ich glaube endlich habe ich Presswehen, es drückt ziemlich nach unten. Mit ganzer Kraft schiebe ich einige Male mit. Die Hebammen und mein Mann sind nun wieder bei mir. Ich bin am stehen. Dann endlich kommst du, ich spüre wie du dir deinen Weg bahnst. Noch eine letzte Wehe und du bist da um 09:50
Herzlich Willkommen auf dieser Welt Lisa!
Du hast noch eine dicke Nabelschnur um den Hals und bist ein Sternguckerli, die Hebamme dreht dich und löst die Nabelschnur und endlich kann ich dich in die Arme nehmen
mein kleiner Schatz. Du bist noch ganz feucht, hast eine rosige
Hautfarbe und weinst schon kräftig.
Schnell gehe ich zurück aufs Bett, damit wir dich bewundern können. Du bist hellwach, hast lange, schwarze Haare,
verschrumpelte Hände und Füsse
und dunkelblaue wache Augen. Mmmh riechst du gut. Schon bald willst du trinken, ich bin erstaunt wie kräftig du schon saugst.
Du bist ganz perfekt, ein richtiges Wunder von Gott! Wir sind so dankbar und können nur staunen.
Die Hebammen lassen uns dann allein, so dass wir dich richtig kennenlernen und bestaunen können. Ich geniesse die Zeit in vollen Zügen.
Später kommt noch die Plazenta und mir geht es bestens. Dann essen wir alle gemeinsam Zmittag.
Ich bin so dankbar für die tolle Untestützung von meinem Mann und den Hebammen. Es war wunderschön zuhause zu gebären.
Beim nächsten Kind gibts wieder eine Hausgeburt, ist einfach alles ruhiger, intensiver, friedlicher.
Ui mega lang geworden, aber mein Kopf ist noch voller Geburt.
