Wunderschöner 1. Geburtsverlauf, aber hektische Schlussphase

Teilt Eure Erfahrungen!

Moderator: Phönix

Antworten
Benutzeravatar
Singularly
Newbie
Beiträge: 26
Registriert: So 17. Feb 2008, 16:32
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Thurgau

Wunderschöner 1. Geburtsverlauf, aber hektische Schlussphase

Beitrag von Singularly »

Taylan Deniz, geb. 22. Oktober 2008
(schwerhörige Mutter)

Lieber Taylan, an dieser Stelle möchte ich dir erzählen, wie die 38 ¾ Schwangerschaftswochen mir dir waren und wie du auf die Welt gekommen bist.

Schwangerschaft
Die ersten 8 Wochen habe ich von der Schwangerschaft nichts bemerkt und auch nichts davon gewusst. Dann bemerkte ich, dass meine Tage wirklich ausblieben und durch einen Test haben wir dann erfahren, dass ich schwanger war - und zwar mit dir.
Von der 11. ss-Woche bis zur ca. 22. ss-Woche habe ich immer wieder erbrochen und stark abgenommen. Das Erbrechen wollte einfach nie aufhören, und ich musste dann Säureblockern einnehmen, die dann endlich halfen. Es ging einfach nicht anders.
Die ganze Schwangerschaft über hatte ich stets an Sodbrennen gelitten, in der Mitte der Schwangerschaft mit Rückenschmerzen, da du immer auf mein Zwerchfell gelegen bist und gegen diese gedrückt hast. Ich bekam Physiotherapie verschrieben, die meine Schmerzen etwas linderten. Ab ca. 32. ss-Woche verschwanden dann auch endlich die Rückenschmerzen.
Abgesehen von den Rückenschmerzen, dem Sodbrennen, den einem Zahnproblem, bei welchem sich Eiter gesammelt hatte, habe ich mit dir eine wunderbare herrliche Schwangerschaft verbracht. Ich war meistens immer fit und habe öfters dies und das unternommen.

Geburtsverlauf
Der ET Termin war der 22. Oktober 2008. Mein Partner und ich dachten immer, du wirst eher Ende Oktober zur Welt kommen. Ich fühlte mich einfach zu gut, und so dachte ich, du wirst dich noch lange nicht auf den Weg machen. Du gabst auch kein Zeichen. Alles war in bester Ordnung, so auch der letzte US. Aber da täuschten wir uns doch irrsinnig!
Es war ein Dienstag, 21. Oktober 2008. Ich erwachte am Morgen in der Frühe, weil meine Pyjama-Hose nass geworden ist. Ich überlegte aber nicht gross, da ich dachte, dass dies nur der Schleimtropf ist. Ich wechselte die Hose und ging wieder schlafen. Den ganzen Tag über ist nichts weiteres passiert und war ein Tag wie jeder andere. Ich schrieb auch wieder im Forum mit.
Dann kam der 22. Oktober 2008, ein Mittwoch. Wieder erwachte ich am Morgen gegen 7uhr, da meine Hose wieder mal nass war. Da machte ich mir zum ersten Mal richtig Sorgen und dachte sofort, dass kann nun wirklich nur der Blasensprung sein. Heute werden wir ins Spital gehen. Ich nahm mir allerdings dabei noch etwas Zeit, ich ging nochmals ins Bett um mich ein wenig hinzulegen. Dann aber kamen schon die Wehen, und dies gleich in 6 Min. Abstand. Erst recht stand ich nun auf, ging noch unter die Dusche, genoss die warme Dusche in aller Ruhe mit den Wehen dazwischen, zog mich an und packte noch den Rest in meine Tasche ein, nochmals in die Küche, etwas trinken und dann weckte ich meinen Partner, um ihn zu sagen, wir müssen nun langsam ins Spital gehen. Es war 8.30uhr morgens. Bis mein Partner bereit war, setzte ich mich noch an den Computer, schrieb noch einige Mails und dann gingen wir. Es war soweit!
Im Auto musste ich mich in den Wehen schon richtig alles festhalten, was mir in die Händen auch kamen, die Wehen taten weh, stark mensartig, aber ich konnte es gut veratmen. Ich konnte kaum still sitzen, war aber noch in bester Laune. Ich schrieb nebenbei noch einige SMS an die Cousine meines Partners, damit ihre Mutter käme, und ein paar SMS an meine Schwester, damit auch sie kommt. Meine Mutter weilte leider in den Ferien, was ich wusste, und so konnte ich sie nicht kontaktieren. Nun machte ich mir Gedanken, ob ich alle Hebammen verstehen werde, das war in dem Moment meine einzige Sorge.
Um 9.30 Uhr ungefähr kamen wir im Spital an. Ich musste dazwischen immer wieder warten, bis die Wehen vorbei waren, damit ich überhaupt zum Spitaleingang laufen konnte.
Angekommen - und alles wurde nun vorbereitet.
Man bereitete mir nun eine Badewanne vor, liess Wasser einlaufen, da ich im Bericht angegeben habe, dass ich mir eine Wassergeburt wünsche. Bis die Badewanne bereit war, warteten wir im Gebärsaal. Während dem Warten wurde ich ans CT angeschlossen, alles war in Ordnung und mein MuMu war schon 5cm offen. Dann habe ich mich im warmen Wasser hinlegt, und genoss auch das warme Wasser sehr. Es hemmte ein bisschen die Wehenschmerzen. Es war eine sehr gemütliche Atmosphäre, und ich hatte eine wunderbare nette Hebamme. Ich verstand sie relativ gut. So gegen 12.00uhr war mein MuMu bereits 8cm offen, und ich hatte plötzlich den Drang, dass ich unbedingt aufs WC muss. Ich stand auch auf und ging aufs WC. Die Hebamme liess mich gehen. Auf dem WC brauchte ich aber schön eine Weile, da immer zwischendurch die Wehen kamen. Als ich zurück in die Badewanne gehen wollte, bekam ich plötzlich auf die andere Minute sehr starke Schmerzen (später erfahren, es waren Übergangswehen). Ich hatte immer das Gefühl, mein Steissbein seie gebrochen. Diese unglaublichen Schmerzen gingen einfach nicht mehr weg und haben recht lange angehalten, ich fand fast keine Pausen mehr dazwischen und so konnte ich auch nichts mehr veratmen. Damit hatte ich Mühe, und so wollte ich nur noch die PDA. Meine Hebamme ermunterte mich aber immer wieder, wieder ins Wasser zu steigen, mich zu entspannen, denn es gehe nicht mehr lange. Nur noch ein paar Wehen, und der Kleine wäre hier. Aber ich konnte nicht mehr, das machte ich der Hebamme klar, mein Gehirn war wie ausgeschaltet, ich wollte nur noch die PDA. Ich bekam einen Bademantel, zurück in den Gebärsaal, aufs grosse Bett, und dann habe ich mir den Schmerz nur noch aus der Seele heraus geschrien, ich wusste einfach nichts anders. Es war etwa 12.40uhr.
Und dann kam die grosse Erleichterung, aber wirklich! Die PDA am Tropf (regulierbar) wurde gemacht, sie wirkte auch, und um ca. 13.00 Uhr habe ich nichts mehr verspürt von den Schmerzen, es wurde immer weniger stärker. Ich konnte meine Beine noch spüren, die Zehen bewegen, einzig richtig bewegen konnte ich die Beine nicht mehr. Eine einzigartige Erfahrung! Der Stich der PDA war wirklich bloss nur ein kurzer Stich, mir tat es nicht so weh, und ich habe gute Erfahrung gemacht mit der PDA. Und die Entscheidung war auch richtig für mich!
Dann sagte man mir, du würdest so ungefähr auf die 17.00uhr auf die Welt kommen. Nun konnte ich etwas aufatmen, mich richtig entspannen und neue Kräfte sammeln, die ich dann rasch auch hatte. Ich plauderte mit den Hebammen, ich hatte drei verschiedene, da Schichtwechsel, aber alle waren sehr lieb und kommunikativ. Und natürlich mit meinem Partner. Es kamen noch die Tante meines Partners mit ihrem Mann herein, und zum Schluss auf die ca. 15.00 Uhr endlich meine Schwester mit ihrem Ungeborenen im Bauch. Es war aber ihre Entscheidung, dabei zu sein. Und ich freute mich sehr!
Zwischendurch liess man mich hin und her bewegen, damit du nicht einschläfst und weiter auf die Geburt vorbereitest, damit du ins Becken weiterhin rutscht.
Bis so auf die 15.45 war alles bei bester Ordnung. Trotz PDA konnte ich die Wehen noch leicht spüren. Es war sehr angenehm. Die Hebamme kam immer wieder vorbei, um zu kontrollieren, wie es um die Herztöne von uns beiden stand und um die Wehen. Ganz schnell und plötzlich sanken deine Herztöne, sie wurden immer schwächer. Alle machten sich Sorgen, und ich kann mich nicht mehr so gut an diesen einen Moment erinnern, es wurde plötzlich sehr hektisch, viele Leute waren im Raum, sie kamen und gingen, es war wie wenn es um Leben und Tod ging, plötzlich hatte man es sehr eilig, und man sagte mir nur noch, auf 1 müsse ich dann pressen, und nichts anderes als pressen. Gesagt, und auch getan. Und eine Hebamme drückte mir mit ihrem Ellbogen auf den Bauch, mittels Sauglocke bist du dann um 15.54uhr auf die Welt gekommen. So schnell warst du plötzlich da! Du warst schon ziemlich blau angelaufen, das sah überhaupt nicht gut aus. Ich konnte dies nicht sehen, aber dein Papa konnte dich in diesem Zustand sehen und bekam schon etwas Angst um dich. Mir war das alles doch ein wenig zu schnell, ich konnte nicht sofort eine Bindung zu dir aufbauen, und realisierte in dem Moment noch nicht, dass du mein Sohn bist! Mein eigenes Kind! Die Hebammen legten dich zu mir, weil sie hofften, du würdest dann endlich schreien, aber du schriest immer noch nicht, so nahmen sie mir dich wieder weg, und machten eine Spülung. Und dann ganz langsam mit leisen Geräuschen, und dann mit sehr lautstarken Geräuschen hast du geschrien, und nicht mehr aufgehört! Dann legte man dich wieder zu mir, du schriest immer noch, aber ich genoss den Augenblick trotzdem, was für ein wunderschönes Wunder in meinen Armen lag und konnte dich nur noch anschauen. Dann wurdest du deinem Papa gegeben, dann der Tante. Man drückte mir nochmals am Bauch wie verrückt und die Plazenta kam heraus. Man fragte mich, ob dich die Plazenta anschauen möchte. Zuerst sagte ich nein, aber meine Schwester wollte es sich ansehen. Da meine Schwester sich die Plazenta anschaute, getraute ich mich, und sagte, ich wolle es mir doch auch anschauen. Man brachte mir die Plazenta, ich durfte sie anschauen. Eine wirklich interessante Erfahrung. Später erfuhr ich, dass die Nabelschnur ziemlich kurz war, dir wäre es vielleicht nicht möglich gewesen, ohne Hilfe auf die Welt zu kommen. Die kurze Nabelschnur soll dir den Sauerstoff weggenommen haben, deine Herztöne sanken. So jedenfalls sagte man es mir.
Zum Schluss wurde ich noch genäht und dann gab es Essen. Ich hatte kaum Hunger, habe aber trotzdem etwas gegessen und getrunken und du warst immer noch bei der Tante in den Armen. Fotos wurden geschossen und ich hatte das Gefühl, es sei gerade nichts passiert, mir gehe es zu gut und es war gerade gar keine Geburt. Ich scherzte, lachte und plauderte.
Am nächsten Tag konnte ich aber allerdings ca. 2 Tage nicht so gut laufen, weil ich hatte Unterleibsschmerzen, die aber gott sei dank nach 2 Tagen nachliessen. Und du warst bestens von der Kinderstation betreut und hast nur noch geschlafen und geschlafen und nichts anderes geschlafen.

22. Oktober 2008, 15.54uhr, gesund und munter auf die Welt gekommen, seit da sind wir nun eine kleine Familie, zu dritt und seit diesem Tag erfreust du uns mit jedem Fortschritt, den du machst und mit jeder Entwicklung! Wir haben grosse Freude an dich und lieben dich sehr!
Zuletzt geändert von Singularly am Fr 12. Jun 2009, 12:33, insgesamt 2-mal geändert.
BildBild

Ajumi
Junior Member
Beiträge: 53
Registriert: Di 18. Mär 2008, 13:00

Re: Wunderschöner Geburtsverlauf - aber hektische Schlussphase!

Beitrag von Ajumi »

hast du wirklich schön geschrieben ! Freu mich dich und Taylan bei einem Spatziergang am See bald zu treffen.
Zwei Wirbelwind a de Hand und
2 * im Herze (2010/2012)

Benutzeravatar
Trochantor
Senior Member
Beiträge: 634
Registriert: Sa 13. Okt 2007, 10:55
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Thurgau

Re: Wunderschöner Geburtsverlauf - aber hektische Schlussphase!

Beitrag von Trochantor »

das hast du sehr schön geschrieben, hab ganz gespannt gelesen. Da wurde es ja wirklich sehr hektisch am schluss. zum glück ist alles gut gegangen.
wünsche dir und deiner kleinen familie alles gute und weiterhin viel freude an taylan
Trochantor mit Boy 2007 und Girl 2009

Timchen

Re: Wunderschöner Geburtsverlauf - aber hektische Schlussphase!

Beitrag von Timchen »

Sehr schön geschrieben.Wünsche Euch alles gute für die Zukunft und fiel freude.
Gruss Timchen

Benutzeravatar
Singularly
Newbie
Beiträge: 26
Registriert: So 17. Feb 2008, 16:32
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Thurgau

Re: Wunderschöner Geburtsverlauf - aber hektische Schlussphase!

Beitrag von Singularly »

@ajumi
danke für deine zeilen!
jetzt liegt es nur noch an mir, die schlussphase richtig zu vearbeiten, was ich noch nicht kann.
man sieht sich dann mal, wenn ihr an den see kommt. schöns wochenende euch allen!

@trochantor
danke auch dir für deine zeilen und für die wünsche! Zum glück ist es zum schluss alles gut gelaufen. einzig narben liegen bei mir zurück.

@timchen
danke für die wünsche! freude haben wir auf jeden fall.
BildBild

Benutzeravatar
danci
Foren-Guru
Beiträge: 8189
Registriert: Fr 4. Jan 2008, 18:53
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kt. Bern

Re: Wunderschöner Geburtsverlauf - aber hektische Schlussphase!

Beitrag von danci »

Liebe Singularly

Ein wunderschöner Bericht! Ich hoffe, Du kannst es mal richtig verarbeiten, aber das braucht seine Zeit! Das wichtigste ist jedoch, dass Du einen tollen kleinen Sohn hast, der Dir sicher täglich viel Freude schenkt!

Übrigens fühle ich mich in Forum fast ein bisschen wie Taylans Gotti, weil ich seine Geburt bei den Erstmamis publizieren durfte! War toll so eine SMS zu bekommen und es dann weiterzuerzählen, auch wenn ich Dich gar nicht persönlich kenne!

Liebe Grüsse
Danci
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015

Benutzeravatar
Singularly
Newbie
Beiträge: 26
Registriert: So 17. Feb 2008, 16:32
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Thurgau

Re: Wunderschöner 1. Geburtsverlauf, aber hektische Schlussphase

Beitrag von Singularly »

@danci
Vielen Dank für deine Zeilen! Ja, die Verarbeitung braucht seine Zeit, aber es geht langsam schon gut voran. Und unsere Freude an unserem Sohn ist sowieso viel grösser! Da bringt man doch gerne auch Opfer, auch wenn es der eigene Körper ist.
Gerne geschehen, ich habe dich auch bewusst gewählt, und so dir das SMS geschrieben mit der neuen Nachricht.
BildBild

Antworten