

Diese 3. SS verlief für mich etwas „mühsamer „ als die anderen zwei. Ich hatte während den ersten Monaten extreme Übelkeit, wusste am Morgen fast nicht wie aufstehen, ohne dass ich gleich an die WC-Schüssel rennen musste.


An den FA-Kontrollen war von der Seite des Babys her immer alles bestens. Bei mir schlich sich ca. ab dem 7.SS-Monat einen hohen Blutdruck ein. Aus diesem Grund musste ich häufiger messen und mich sonst ein wenig schonen. Ich war dies nicht gewohnt, konnte bei den anderen SS bis zwei Wochen vor ET arbeiten. Dieses Mal merkte ich schneller meine Grenzen, sei dies bei der Arbeit oder im Alltag mit meinen zwei sehr lebendigen Jungs.
Sehr erleichtert hörte ich deswegen anfangs Juni auf arbeiten.
Trotz den gefüllten Tagen und meiner Müdigkeit konnte ich vor ET noch alles erledigen, was ich so vor hatte: etwas selber basteln fürs Baby, das Kinderzimmer neu einrichten, sogar den Spitalkoffer packen (mache ich sonst immer in der letzten Minute). Ich stellte mich auf einige gemütliche Tagen „warten“ ein und gab meinem Baby innerlich das „OK“ zum kommen.

In der Nacht vom Freitag 19. Juni auf Samstag, begann sich ein schmerzendes Ziehen im Kreuz bemerkbar zu machen. Ich legte mich ins Bett und konnte vor Aufregung kein Auge zu machen! Es fühlten sich tatsächlich wie Wehen an, diese ziehende Schmerzen, welche etwa all 5 Minuten kamen. Ich studierte die ganze Zeit, wie ich der kommende Tag umorganisieren wollte: zuerst mein Mann benachrichtigen, damit er am Nachmittag von der Arbeit frei nehmen konnte, dann sofort meiner Mutter telefonieren damit sie spätestens um 10.00 bei mir sein konnte. Ich rechnete schon fest damit, dass wir gegen Mittag ins Spital fahren würden.
Als es Morgen wurde, informierte ich mein Mann und rief meine Mutter an. Erleichtert, atmete ich auf. Jetzt konnte es losgehen. Von da an, hörten die Wehen auf!

Während den nächsten zwei Tagen tat sich nichts.


Am Montag 22. Juni war eigentlich mein errechneter Geburtstermin. Am Morgen spürte ich ein langsam stärker werdendes Ziehen, welches mir Hoffnung gab. Es fühlte sich aber immer noch nicht wie richtige Wehen an, und das Ziehen war auch nicht regelmässig. Am Nachmittag gingen wir zur Kontrolle in den Gebärsaal, wo ich stundenlang ans CTG angeschlossen wurde. Dem Baby gings gut, nur die Herztöne waren etwas zu schnell. Ich bekam Wasser zum trinken und wir warteten mal ab, wie die Töne werden. Diese besserten sich tatsächlich. Da ich jetzt auch das Gefühl hatte, die Wehen werden langsam etwas stärker und regelmässiger, schickte uns die Hebamme eine runde spazieren. Dies machten wir, pflichtbewusst, wir liefen lange aufwärts, im Wald, und kamen ganz schön ins Schwitzen! Aber die Wehen waren wieder weg... dafür hatten wir drei einen schönen Spaziergang gemacht und richtig schön Zeit für uns gehabt, wie seit langem nicht mehr!

Zurück im Gebärsaal wurde ich wieder kurz ans CTG angeschlossen, Baby ging es immer noch gut, die Herztöne waren wieder in der Norm nachdem ich fleissig Wasser getrunken hatte. Die Hebamme schickte uns wieder nach Hause, wir bekamen einen Termin in sieben Tage. Ich hoffte natürlich, dass ich vor diesen Termin gebären würde!
Am Abend tat sich wieder nichts. Ich ass extra scharf, was ich normalerweise nicht so mag, und kochte mir auch einen Ingwertee, was auch wehenfördernd sein soll.
In dieser Nacht schlief ich wunderbar wie schon lange nicht mehr, hatte keine Krämpfe und der dicke Bauch störte mich auch nicht gross. Am Morgen wachte ich auf, richtig erholt. Aber von Wehen war immer noch nichts in Sicht. Mir wurde bewusst, dass ich somit schon „am übertragen“ war... meine ersten zwei Jungs waren beide vor dem ET schon da, dieses Baby nahm es sich offensichtlich viel gemütlicher! Während dem ganzen Tag trank ich immer wieder Ingwertee, ich ging fleissig mit dem Hund spazieren, ass scharfe Mahlzeiten.

Gegen Abend spürte ich langsam wieder ein beginnendes Ziehen im Kreuzbereich. Ich glaubte aber selber nicht mehr gross daran, darum sagte ich auch niemandem nichts und ging wie gewohnt schlafen. Ab ca. 23.00 wurde mir aber bewusst, dass diesmal die Wehen wirklich stärker waren. Diese kamen auch regelmässig, so all 10min.
Ich wollte aber noch niemand gross alarmieren, das letzte Mal war ehe alles für nichts. So wartete ich mal ab, ich legte mich hin und versuchte, etwas zu schlafen. Die Idee war, dass ich am nächsten Morgen, falls die Wehen immer noch da waren, vielleicht mal meinen Mann darüber informieren könnte. Eine Stunde später war ich aber ganz anderer Meinung. Die Wehen fühlten sich immer stärker an, so dass ich nicht mehr entspannt liegen konnte. Sie kamen auch in regelmässigen Abständen, so all 4 Minuten. Ich spürte an deren Intensität, dass es mir zu Hause nicht mehr wohl war, ich entschied mich in diesem Moment, dass wir bald ins Spital fahren würden. So stand ich auf, ich zog mich an, packte die letzten Sachen ein.
Um zwei Uhr weckte ich meinen Mann und sagte, es sei nun aber wirklich Zeit, um ins Spital zu fahren. Ich rief dort auch gleich an und schilderte die Situation. Die Hebamme am Telefon meinte „dann kommen sie halt...“

Bevor wir los fuhren verschwand noch kurz mein Mann... er dachte in diesem Moment voll noch an unseren Kaninchen – und lud zwei leere Kisten ins Auto ein, damit er später –nach der Geburt- für sie Gras holen könne!


Um halb zwei nachts trafen wir im Spital ein. Wir wurden von einer Hebamme in Ausbildung liebevoll empfangen. Sie schloss mich ans CTG an, erledigte die üblichen Formalitäten und liess uns schnell wieder alleine, da es klar war, dass es bei mir noch nicht so pressierte. Ich bekam einen warmen, wohltuenden Wickel, gegen das Ziehen im Kreuz.
Die Nacht verging, ohne dass sich etwas Wesentliches veränderte. Meine Wehen waren immer noch da, jedoch wieder in grösseren Abständen. Ca. um 04.00 wurde das erste Mal mein Muttermund untersucht: 5-6cm offen!

Bis am Morgen tat sich nichts Neues. Wir spazierten in der Gebärabteilung umher, schauten zu, wie es langsam Tag wurde, tranken etwas, unterhielten uns gemütlich. Die Wehen waren bereits schon so stark, dass ich mich gegen vorne bücken musste und sie richtig veratmen musste. Sie kamen allerdings immer noch nur all 15Minuten.
Wir verabschiedeten uns von den Hebammen, welche Nachtdienst hatten. Kurz nach sieben Uhr stellte sich uns die neue Hebamme vor, die kannten wir bereits von der CTG-Kontrolle. Sie kündete uns an, dass die Gebärbteilung nun voll war und dass somit für sie sehr viel zu tun war. Wir besprachen anschliessend das Vorgehen: vorerst mal noch eine Runde abwarten, dann nochmals Mumu-Kontrolle und je nach Befund Aufstechen der Fruchtblase um den Geburtsprozess zu beschleunigen, Einlegen eines venösen Katheters für alle Fälle. Vorbereiten des Bades damit ich wie gewünscht zur letzten Geburtsphase ins Wasser konnte.
Und wieder wurden wir alleine gelassen. Mein Mann legte sich eine Weile hin. Ich spazierte umher, wechselte oft die Position, trank immer wieder Wasser, ass zwischendurch das Frühstück auf welches ich mich schon lange gefreut hatte

Der neue Tag begann. Ein etwas bewölkter Himmel. Ich beobachtete, wie die Leute draussen ihren Beschäftigungen nachgingen. Nur für mich war irgendwie die Zeit stehen geblieben. Ich musste nichts anderes tun als warten, warten, warten...
Und irgendwie genoss ich das sogar!

Draussen wurde es immer hektischer, unsere Hebamme entschuldigte sich kurz bei uns, vergewisserte sich, dass es mir und dem Kind immer noch gut ging und wir das Warten immer noch verkraften würden und verschwand wieder. Mein Mann ging inzwischen kurz das Gras holen für die Kaninchen, wie er schon in der Nacht vor hatte...


Wir hatten aufgehört, über die Zeit der Geburt zu sprechen. Beiden war es uns bewusst, dass sich dieses Kind viel mehr Zeit lassen wollte, und das wollten wir ihm auch gewähren. Aber eins war uns klar: innerhalb des laufenden Tages würde er auf die Welt kommen, und nur das zählte!


Kurz vor Mittag hatte endlich die Hebamme Zeit, sie legte mir zuerst den venösen Zugang, untersuchte anschliessend den Mumu, und stellte fest, dass es etwa unverändert war: ca. 6-7cm!

So beschlossen wir, die Fruchtblase aufzustechen. Dies hatte bei meinen früheren zwei Geburten immer die letzte Phase ausgelöst und beide meine grossen Kinder waren danach innerhalb einer Stunde da. Die Hebamme meinte, ich soll zuerst auf dem Bett die ersten stärkeren Kontraktionen abwarten bevor ich ins Wasser rüber wechsle. Die Badewanne war schon lange bereit, das Wasser wurde bereits schon dreimal erneuert.
Die Zeit verging, ich spürte aber keine stärkere Wehe


Etwa um eins Uhr kam wieder unsere Hebamme und meinte, jetzt soll ein weiterer Schritt unternommen werden, es könne sonst möglicherweise bis am Abend so weiter gehen. Irgendwie wollte ich das auch nicht, obwohl es mir immer noch wohl war. Ich spürte aber der stärker werdende Wunsch, unser Kind bald zu begrüssen. Ich sah meinem Mann an, dass er hundemüde war und sich auch freuen würde, wenn unser Kind bald geboren würde. Und es wurde mir bewusst, dass ich nicht mehr bis am Abend warten wollte, bis sich unser Baby entscheiden würde, herauszukommen.
So nahm ich den Vorschlag der Hebamme an, und akzeptierte den Wehentropf, obwohl ich von diesem Medikament grosse Angst hatte.



Die Hebamme bot mir nochmals die Badewanne an, empfahl mir aber gleichzeitig die Geburt im Vierfüsslerstand auf dem Bett, weil sie beobachtet hatte, dass ich in dieser Stellung die Wehen am besten verarbeiten konnte. Ich hatte keine Kraft und keine Lust mehr, um gross etwas zu ändern, ich befand mich schon auf dem Gebärbettt und für mich war es OK, hier so zu gebären, Hauptsache das Ganze gehe schnell vorwärts.
Die Nächste halbe Stunde war die schmerzhafteste und intensivste – wie bei jeder meiner Geburten. Ich musste bei jeder Wehe mein Schmerz von ganz tief laut ausschreien

Bald spürte ich einen starken Pressdrang. Ich bekam von der Hebi das OK, bei der nächsten Wehe mitzupressen. Ich hätte ehe nicht anders können, es war einfach eine überwältigende Kraft, ich spürte, wie mein Körper sich von dieser Urkraft treiben liess, wie ich mich einfach hingeben musste und nur das machen, was mein Körper am besten wusste, weil er einfach nicht anders konnte. Der Schmerz war so stark, ich konnte nicht mehr aufhören zu schreien und trotzdem war ich im Kopf so klar und freute mich innerlich, unser Kind bald in den Armen zu schliessen. Wie immer kam es mir unmöglich vor, dass das Köpfchen durch den Geburtskanal durchtreten könne, ich spürte, dass es nicht geht! Und doch war das Köpfchen nach drei weiteren schmerzhaften Presswehen geboren. Ich versuchte, zwischen den Wehen tief durchzuatmen, hatte aber fast keine Pause und musste wieder voller Kraft schreien und pressen! Die Kraftarbeit die ich leistete imponierte mir. Es war mir bewusst, dass ich zum dritten Mal zum Wunder des Lebens mitwirken konnte. Die Hebamme forderte mich immer wieder auf, nach oben zu rutschen damit das Kind auf dem Bett Platz haben könne. Ich befolge ihre Anweisungen obwohl ich keine Kraft mehr hatte, mich zu bewegen. Drei Presswehen später war unser dritte Kind geboren. Mael kam am 24.Juni 2009, um 14.30 Uhr – auf der Welt. (sonstige Details: 3760g, 51cm

Ich hatte kaum noch Luft und spürte gleichzeitig ein befreiendes Gefühl, eine Riesenentlastung, als mein Bauch einfach leer wurde, als der enorme Druck weg war.
Ich schaute meinen Mann an: ser hatte Tränen in den Augen. Ich fragte ihn: „was ist es?“. Seine Antwort war voller Dankbarkeit und Demut für das, was er gleich miterleben durfte: „ein Junge. Du hast uns wieder einen Jungen geschenkt!“ er konnte die Tränen nicht mehr zurück halten.
Nun half mir die Hebamme, mich auf den Rücken zu drehen und gleich bekam ich unser dritten Sohn auf den Bauch. Er war einfach wunderschön, so zart, so warm, so lebendig.

Und, nochmals, blieb die Zeit einfach stehen.
Alles andere nahm ich nur am Rand war. Ich wurde genäht, hatte wieder einen kleineren Dammriss. Ich wurde frisch gemacht. Es gab nur uns drei: ich mein Mann und unser dritten Wunder. Mael – unser Prinz. Wir sind so dankbar, dass alles gut gegangen ist, dass du so schön und gesund bist, wie deinen zwei grösseren Brüder.

Willkommen in unserem Leben, Mael, willkommen in unseren Herzen.