1.Geburt:
Ich hatte eine super Schwangerschaft, ausser dem Erbrechen die ersten 3 Mte. keinerlei Probleme. Am 12. Aug. 07 um 01.00 nachts als ich gerade ins Bett wollte hatte ich Blasensprung. Ich legte mich noch ins Bett und habe auf die Wehen gewartet. Um 04.00 Uhr nachts hatte ich schon regelmässige Wehen im 5-7 min. Abstand. Ich weckte meinen Mann und liess mir ein Bad ein, während mein Mann mich im Gebärsaal anmeldete. Ich solle langsam kommen hiess es dort.... Um ca. 06.00 Uhr morgens waren wir im Spital und kamen in ein Durchgangszimmer, da kein Gebärsaal frei war. Ich hatte mittlerweile starke Schmerzen und musste mich auch übergeben. Bei den Untersuchungen kamen stets irgendwelche fremden Leute ins Zimmer die was brauchten.
Als ich endlich um 9.00 Uhr in den Gebärsaal geschoben wurde, verlangte ich nach einer PDA. Als die Anästhesistin endlich kam fing mein "Unglück" an. Sie traf nicht richtig, da ich stets ein Ziehen in einem Bein spürte. Also kam eine andere Anästhesistin, diese meinte ich solle mich nicht bewegen- was ich auch nicht tat. Plötzlich zuckte mein ganzer Körper zusammen und die Hebamme schnauzte mich an ich solle gefälligst ruhig liegen bleiben. Doch ich hatte nichts getan- die Ärztin hatte einen Rückennerv getroffen. Inzwischen wurde mein Mann durch diesen Zwischenfall ohnmächtig und wurde neben das Bett auf den Boden gelegt. Ich hatte nun keine PDA sondern eine Spinalanästhesie (wie für den OP) gekriegt. Kurze Zeit hatte ich Schmerzlinderung, jedoch nur auf der halben Seite des Körpers. Schmerzmittel konnte keines nachgespritzt werden, da es ja keine PDA war. Mittlerweile war ca. 13.00 Uhr und ich hatte seit 4 Stunden Geburtsstillstand bei 4cm MM-Öffnung.
Ich hatte durchgehend Schmerzen, die für mich unerträglich waren. Als ich so schrie und weinte, schnauzte mich die Hebamme an ich solle nicht so blöde tun, schliesslich sei fast jemand im OP gestorben und schliesslich hätte ich jetzt grad eine Wehenpause. Mir war so egal was im angrenzenden OP gerade geschah- war ja auch nicht mein Problem und die Wehenpausen hatte ich schon lange nicht mehr. Wie sich später herausgestellt hat, ist mein Becken zu eng und meine Tochter hat stets gegen den Schambeinbogen gedrückt, da sie nicht weiterrutschen konnte. Deshalb hatte ich auch immer Schmerzen, ob Wehenpause oder nicht.
Um 13.30 Uhr habe ich wortwörtlich gesagt: " Entweder ihr macht jetzt einen Kaiserschnitt oder ihr gebt mir ein Messer dann schneide ich selbst." Ich muss dazu sagen ich habe eine Hebammen- und Arztgehilfinnenausbildung (MPA). Ich wusste also schon in etwa von was ich spreche. Die Ärzte mussten sich noch beratschlagen, als mir meine Tochter "zu Hilfe" kam. Ihre Herztöne fielen drastisch ab und von da an gings schnell! Sauerstoff, Bett kopfüber gestellt damit meine Tochter zurückrutscht und der Druck von ihrem Kopf abfällt, Katheter, Rasur und ab in den OP-Saal. Dann hiess es ich brauche nochmals eine Spinalanästhesie in den Rücken. Ich hatte Panik, weinte und flehte ich wolle eine Vollnarkose, es solle mich niemand mehr in den Rücken stechen. Ich wurde ignoriert, gestochen und aufgeschnitten.
Beim Kaiserschnitt wurde dann tatsächlich noch meiner Tochter in den Kopf geschnitten. Da sie ein Sterngucker gewesen ist, hat man sie in die Stirn geschnitten. Das wurde dann mit einem Steristrip geklebt, sieht man aber heute noch. Als alles vorbei war fing die normale Wochenbettzeit an, dachte ich. Bis zum dritten Tag war auch alles ok. Und dann kriegte ich unendliche Kopfschmerzen. Der ganze Kopf, Nacken bis hinunter zu den Schulterblättern schmerzte. Als ich heulend im Bett lag, wurde die Schwester informiert und kurz darauf kam eine Anästhesistin mit einer Erklärung. Durch die verkorkste PDA-Stecherei hatte ich ein Loch im Rückenmark, daraus verlor ich Hirnflüssigkeit (Liquorsyndrom) und das wiederum führt zu starken Kopfschmerzen. Um diesen Flüssigkeitsverlust wett zu machen solle ich viel trinken, auf dem flachen Rücken liegen und viel Geduld haben.
5 Tage nach der Sectio ging ich nach Hause, weil ich dort mehr Ruhe hatte. Ich war jedoch überhaupt nicht in der Lage zu meinem Kind zu schauen. Sobald ich aufsass bekam ich schreckliche Kopfschmerzen. Mein Mann hat mir 1 Woche lang alles ans Bett gebracht- Kind, Essen, Trinken, Besucher. Ich schaffte es gerade mal kurz auf Toilette und dann musste ich mich sofot wieder flach hinlegen. Aber damit nicht genug...
Nach 1 Woche zu Hause konnte ich kaum mehr aus dem Bett aufstehen, da mir meine Naht so weh tat. Mein Mann meinte es sehe gerötet und geschwollen aus, also gingen wir ins Spital zur Kontrolle da Samstag war und mein Gyni nicht erreichbar. Dort wurde ich von Kopf bis Fuss untersucht, Antibiotika-Tabletten gegeben und nach Hause geschickt. Als ich am nächsten Tag zur erneuten Kontrolle erschien wurde ich stationär aufgenommen. Die Antibiotikatabletten seien zu schwach, ich bräuchte alle 4 Stunden eine Antibiotika-Infusion. Ich musste also mit meiner Tochter wieder "einrücken", wenigstens war der Kopfschmerz mittlerweile fast verschwunden.
In der Nacht wachte ich dann auf, weil mein Bettlaken feucht war. Als ich unter die Bettdecke schaute, traf mich fast der Schlag. Alles voller Blut und Eiter- die Naht war aufgegangen. Von da an war ich geschlagene 7 Tage im Spital mit Antibiotikainfusion und Wundspülungen jeden Tag. Mein einziger Trost in dieser Zeit- meine Freundin gebar in der ersten Nacht ihren Sohn und war die ganze Woche mit mir in einem Zimmer. Auch sie hatte Kaiserschnitt, jedoch keinerlei Komplikationen.
Noch geschlagene 2 Monate hatte ich jeden Tag- auch am Wochenende- eine Spitex-Frau da, die mir die Wunde ausspülen kam und eine Gaze ins Wundloch stopfte damit die Wunde langsam von unten her zuwachsen konnte. Und noch heute habe ich einen unansehnlichen Wulst über der Narbe, der mich schmerzt wenn ich damit irgendwo gegenstosse.
Ohne meine Tochter und meinen Mann hätte ich diese schlimme Zeit nie überstanden. Ich bin ihnen dafür unendlich dankbar.
Manchmal frage ich mich noch heute: Was habe ich wohl in meinem Leben angestellt, damit ich so was verdient habe. Lange Zeit konnte ich es verdrängen, doch Ende Jahr kommt unser zweites Kind zur Welt. Dieses Mal wird es ein geplanter Kaiserschnitt und ich hoffe, dass alles gut geht!!!
2. Geburt:
Nachdem für mich lange klar war dass ich eine geplante Sectio will, wurde ich 4 Wochen vor ET ins Spital überwiesen für die Vorbereitungen. Da hatte ich dann so eine tolle Hebamme, die mich und meine Geschichte anhörte und mich tatsächlich ins Grübeln brachte ob ich es nicht doch nochmals spontan versuchen sollte.
Nach endlosen Gesprächen mit GG und vielen Gedanken meinerseits habe ich mich dann aber doch für den geplanten KS entschieden. Wir gingen nochmals zur Kontrolle ins Spital und bekamen einen Termin für den 20.12.2010... Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es nur noch 10 Tage geht bis zur Geburt!
Am 20.Dez. bin ich dann um 12 Uhr eingetreten, mir wurde ein Zugang gestochen, Katheter gelegt, Rasur gemacht und anschliessend ging es los. Schon all diese Dinge fand ich schmerzhaft und nicht berauschend, aber der Gedanke an die Spinalanästhesie liess mich fast durchdrehen. Um 14.00 Uhr dann ab in den OP und ich hätte einfach davonlaufen können vor Angst. Ich setzte mich auf und die Anästhesistin fing an am Rücken rumzustechen und ich hörte immer wieder wie sie sagte sie treffe nicht, sie spüre es nicht richtig, es sei so schwierig bei mir... Ich habe mich die ganze Zeit ans Laken geklammert und war mit den Gedanken ganz fest bei meinem Sohn. Trotzdem spürte ich immer wieder so ein unangenehmes Ziehen und Stechen am Rücken- und dann nach einer für mich endlosen Zeit sass die Spinalanästhesie. Ich durfte abliegen und da wurde mir dann auch gleich schwindlig und schwarz vor Augen. Ich hörte meinen Puls auf dem Monitor piepsen und der wurde auf einmal ganz langsam... Ich schloss die Augen und war für einen kurzen Moment weggetreten. Mein letzter Gedanke war noch, super jetzt kriegst du nicht mal die Geburt deines Kindes mit. Als ich wieder aufwachte sass GG neben mir und redete leise mit mir und der Anästhesiepfleger hat mir ständig per Druckmanschette was in die Vene gelassen, da ich immer wieder Kreislaufprobleme hatte. Dann ging die OP los und um 14.19 hörten wir den lauten Schrei unseres Sohnes Joel. Der hat die ganze Prozedur super überstanden, hatte keinerlei Adaptionsprobleme, Apgar war 9/10/10, keinerlei Fruchtwasser das abgesaugt werden musste, keine Käseschmiere mehr- einfach ein properes, gesundes Kerlchen. GG sass dann ganz lange neben mir und hielt mir Joel an die Wange. Da bei mir die alte KS-Narbe noch korrigiert werden musste, ging die ganze OP einiges länger als letztes Mal. GG durfte dann mal mit Joel ins Gebärzimmer und bekam ihn auf die nackte Brust bis ich ca. 15min. später folgte und dann meinen Sohn in die Arme schliessen durfte. Ich durfte ihn an die Brust ansetzen und anschliessend wurde er gebadet und angezogen. Wir konnten noch 4 Stunden alleine im Gebärzimmer bleiben bis ich auf die Station verlegt wurde, wo mich ein Einzelzimmer erwartete.
Ich hatte dann auch im Wochenbett eine supertolle Betreuung, kaum Besuch und ein richtig zufriedenes Kind. Nach 4 Tagen fühlte ich mich so wohl, dass ich noch an Heiligabend zu Hause war und wir zu viert Weihnachten feiern durften.
Leider hat sich nach ein paar Tagen wieder ein Wulst an der Narbe gebildet. Nach etlichen Untersuchungen muss ich jetzt prophylaktisch Antibiotika nehmen, damit ich ja keinen Wundinfekt bekomme. Trotzdem ist diese Geburt und die nachfolgende Zeit für mich eine Entschädigung für die erste Geburt. Und ich kann für mich nun dieses Thema abschliessen und mich einfach meiner beiden gesunden Kinder erfreuen. unsere Familie ist komplett!!!

Auch dieses Mal geht mein ganzer Dank an GG- der mich bei meinen Entscheidungen unterstützt hat und stets an meiner Seite war. Ich liebe Dich über alles und freue mich auf die Zukunft mit dir und unseren beiden Wunder!!!
Charmed_99