Aber mal der Reihe nach:
Zwei Tage vor Termin hatte ich das Vorbereitungsgespräch im Spital. Eigentlich waren es gleich drei Gespräche, mit Hebamme, Assistenzärztin und Anästhesiearzt.
Dabei haben sie mir genau erklärt, wie der KS abläuft, haben aber auch alle möglichen Risiken aufgezählt...und davon gibt es halt doch sehr, sehr viele. Sie haben es damit jedenfalls sehr genau genommen und alle schlimmen Komplikationen aufgezählt, bis hin zur Möglichkeit von 1 zu 5Mio. dass man sich durch Blutkonserven mit HIV anstecken kann

Bei dem Vorbereitungstermin wurden auch noch CTG und US gemacht, alles ok.
Am letzten Tag vor dem KS hab ich einfach nur versucht, etwas ruhig zu werden. Das ist mir auch ganz gut gelungen, ich konnte dann in der Nacht sogar ganz ok schlafen. Am Morgen bin ich früh aufgestanden, um noch was zu essen. Man muss ja dann 6 Std. nüchtern sein. Hatte gedacht ich würde in der Zeit sicher verhungern, aber vor Aufregung hab ich dann überhaupt nicht mehr ans Essen gedacht.
Vor lauter Aufregung sind wir dann auch einiges zu früh losgefahren und im Spital angekommen. Haben uns schon aufs Warten eingestellt, aber dann ging gleich alles ruckzuck: Rasieren, Infusion stecken (war mit Abstand das schmerzhafteste an diesem Tag!), Anziehen von Nachthemd und Thrombosestrümpfen. Dann hat die Hebamme in den OP telefoniert und schon hatten wir das OK zu kommen. Irgendwie ging mir da alles viel zu schnell, aber irgendwie war's auch super, weil ich gar keine Zeit mehr hatte, noch mehr Angst aufzubauen.
Im Vorzimmer des OP dann halt all die Leute in grüner Kleidung und all die Geräte...auf viele hätte es vielleicht beängstigend gewirkt, ich fand es beruhigend, war auf einmal sicher, in guten Händen zu sein. Mein Mann war derweil OP-Tenue fassen, er durfte dann im OP wieder zu mir.
Ich kam vom Bett auf einen Schragen und schon wurde ich in den OP geschoben.
Da kam auch schon der Anästhesist und erklärte, dass er nun die Spinale setzen werde. Er war ein bisschen ein Tröchni und wirkte nicht sehr beruhigend. Es hatte aber einen jungen Anästhesiepfleger, der die ganze Zeit mit mir sprach, kommentierte was geschieht, mich während der Anästhesie hielt und mich beruhigte. Klar, operiert haben die Ärzte, aber so ganz emotional war dieser Anästhesiepfleger für mich die wichtigste Person im Raum.
Die Spinale war relativ schnell gesetzt, piekste nur ein kleines bisschen und schon wurden meine Beine warm und schwer...ich fand das Gefühl sehr angenehm. Man fühlt sich quasi schwerelos. Als dann aber der Blasenkatheter gelegt und der Bauch desinfiziert wurde, bekam ich etwas Panik: ich habe alles gespürt, das Katheterlegen tat sogar richtig weh. Ich hab gesagt, sie sollen mir bloss mit dem Messer vom Bauch wegleiben, ich würde ja sogar die Tupfer mit dem Desinfektionsmittel noch spüren! Die Ärzte meinten dann, die Wirkung der Anästhesie sei halt noch nicht ganz da.
Derweil kam mein Mann an meine Seite. Er wollte eigentlich unbedingt bei der OP zuschauen aber ich hab's ihm verboten, weil ich Angst hatte, dass er dann zusammenklappt und ich mir ausser um meine Tochter und mich auch noch um ihm Sorgen machen muss

Auf einmal sagte der Anästhesiearzt: Das "Messer" ist im Fall schon drin! Es war wirklich ein sehr eigenartiges Gefühl, hab irgendwie alles gespürt, genau gemerkt wo sie jeweils am arbeiten waren, aber es tat halt nicht weh. Irgendwann hiess es "Es ist bald soweit" und schon habe ich sie gehört, unsere kleine Tochter. Was für ein Gefühl! Sie wurde meinem Mann und mir kurz gezeigt und ging dann mit der Frauenärztin und meinem Mann zur Untersuchung...alles bestens, wie ich später erfahren habe.
Derweil begann die Zunäherei und damit auch der einzige etwas weniger schöne Abschnitt der OP. Mir wurde auf einmal total schlecht, dachte ich werde ohnmächtig oder müsse mich übergeben. Der nette Anästhesiepfleger sagte, das habe etwas mit dem plötzlichen Druckverlust im Bauch zu tun. Er hat dann etwas gespritzt, leider liess die Wirkung auf sich warten und ich musste die Übelkeit noch so einige Zeit aushalten, bis es langsam besser wurde. Dann war aber eh alles vergessen, weil mein Mann und die Kinderärztin mit unserer wunderschönen Tochter zurück kamen. Man hat sie ganz, ganz nah zu mir hingehalten, damit ich sie betrachten und küssen konnte. Ein einmaliger, wunderschöner Augenblick! Die Kleine hatte auch schon die Augen offen und ich hab mich gleich sowas von verliebt in sie!
Nachdem alles genäht war, mussten zwei starke Männer anrücken, um mich vom OP-Schragen wieder zurück ins Bett zu hieven...die Armen! Ich wurde dann in ein Zimmer in der Nähe des OPs geschoben und bekam endlich meine Tochter in den Arm. Es wurde auch gleich das Stillen probiert und die Kleine hat schon gesogen! Dieser Moment, diese unglaublich enge Verbindung, der Abschied vom Baby in meinem Bauch und das Willkommenheissen von meinem Kind in meinem Arm, das war der bisher intensivste und schönste Moment meines Lebens. Fange grad wieder an zu heulen, wenn ich daran denke.
So ganz reibungslos hat's mit dem Stillen dann später allerdings nicht mehr geklappt, ich bekam eine schlimme Brustentzündung und bin nun erst langsam wieder am aufbauen. Die OP-Folgen hingegen fand ich überhaupt nicht schlimm. Bin am selben Tag noch aufgestanden, allerdings wirklich nur bis vors Bett. Das Problem waren nicht die Schmerzen, sondern dass mir total schwindlig war. Es musste mir auch noch 2x etwas gegen Übelkeit gespritzt werden. Am nächsten Tag konnte ich dann schon selber aufs Klo, beim ersten Mal ist mir noch etwas schummrig geworden, aber dann gings immer besser. Die Narbenschmerzen und Nachwehen fand ich überhaupt nicht schlimm, habe aber auch viele Schmerzmedis bekommen und weiss nicht, wie's ohne gewesen wäre. Das Schlimmste war, dass sich die Haut um die Klammern an der Narbe total entzündet hat. Der Arzt wollte die Klammern aus irgend einem Grund bei mir länger drin lassen als normal, aber heute kommen sie gottseidank endlich raus. Der Wochenfluss hat bei mir übrigens bereits nach 5 Tagen komplett aufgehört...offenbar hat der Arzt gut "rausgeputzt" beim operieren....

Nun sind wir seit ein paar Tagen zu Hause und geniessen unser Glück.
Ich hoffe, dass ich mit meinem ausführlichen Bericht denjenigen Frauen etwas Mut machen konnte, die wie ich vorher grosse Angst vor der KS-OP haben. Es ist nicht nur halb so schlimm, sondern kann richtig schön sein!
Liebe Grüsse, Lilly