nachdem ich unter anderem Dank den Swissmomforen den Mut zu einer Steissgeburt bekommen habe, möchte ich jetzt hier doch auch noch kurz erzählen, wie die Geburt bei uns ergangen ist und hoffentlich anderen auch etwas Mut machen, sich bei einer Steisslage nicht gleich von vornherein für einen Kaiserschnitt zu entscheiden.
Schon seit längerem zeichnete sich ab, dass sich unser Kleines nicht mehr drehen würde und weil ich bei unserem erster Sohn (obwohl er eher ein „Möckli“ war) eine sehr schnelle und komplikationslose Geburt hatte, und dieses Kind eher kleiner geschätzt wurde, haben uns die Hebamme, der Frauenarzt und auch die Ärzte vom Spital gesagt, bei uns wären die Voraussetzungen für eine Steissgeburt perfekt. Also hatten wir uns entschlossen, es mit einer Spontangeburt zu versuchen. Nur der Traum von einer schönen Geburt im Geburtshaus wie beim ersten Kind musste ich leider begraben, ich musste wohl oder übel ins Spital.
Der errechnete Termin wäre am 12.August gewesen und an diesem Tag verlor ich den Schleimpfropf und hatte gegen Abend ganz leichte Wehen in sehr unregelmässigen Abständen. Ich hab mich schon gefreut, denn irgendwie hab ich gespürt, dass es jetzt nicht mehr lange gehen wird. Zur Sicherheit hab ich unsern Sohn zu den Schwiegereltern gebracht, aber kaum war er weg, hatte ich natürlich keine Wehen mehr. Okay, also doch Fehlalarm, nun, so dachte ich, könnte ich wenigstens noch eine ruhige Nacht verbringen und hoffentlich viel schlafen und Kraft tanken für die kommende Zeit.
Aber kurz vor Mitternacht platze meine Fruchtblase. Ich war enttäuscht, denn eine geplatzte Fruchtblase ohne Wehen ist nicht gerade das, was man sich bei einer Steisslage wünscht. Ich hab dann mit dem Spital telefoniert, und die meinten ich solle mich auf den Weg machen und zur Kontrolle kommen. Ca um 00:30 Uhr sind wir also losgefahren und während mein Mann und ich noch diskutierten, ob wir in die Tiefgarage vom Spital fahren sollen oder direkt vor dem Eingang parkieren wollen, kamen plötzlich heftige Wehen im 3 Minuten Takt. Die Frage Wo Parkieren hatte sich in dem Moment gelöst, vor allem, weil wir noch in eine Umleitung gerieten und so einen ziemlichen Umweg gefahren sind
.Beim Spital angekommen gab es eine freudige Überraschung: ich wurde von einer Hebamme begrüsst, die ich damals bei meinem ersten Sohn bei der Geburt im Geburtshaus kennengelernt habe. War das schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen! Sie hat dann die nötigen Formulare ausgefüllt während ich stehend am CTG meine Wehen schon veratmen musste (ich hatte das Gefühl, es seien tausend Formulare…). Danach hat sie mir einen Venenzugang gelegt und ich wollte eigentlich noch aufs WC um meinen Darm zu entleeren, aber die Hebammen (in der Zwischenzeit ist auch noch die Hebamme gekommen, die mich hauptsächlich betreuen sollte) wollten mich nicht mehr aufs WC lassen, bevor sie mich untersucht haben, die haben nämlich schon vermutet, dass es das Baby ist, dass da so nach unten drückt, und nicht mein Darminhalt.
Für den vaginalen Untersuch musste ich kurz auf den Rücken liegen, was für mich kaum zum Aushalten war, aber oha, der Muttermund war schon 8cm offen
und die Hebamme konnte gut den Po das Kindes spüren. Da kam plötzlich etwas Hektik auf, denn eigentlich wollten sie mir aus Sicherheitsgründen eine PDA setzen. Also wurde in aller Eile die Anästhesie gerufen, mir war so ziemlich alles egal, hatte aber irgendwie schon das Gefühl pressen zu müssen und konnte mir nicht vorstellen, dass diese PDA noch rechtzeitig kommen würde.
Die Anästhesistin war aber wie der Blitz hier und ich musste mich auf die Seite legen und als sie so an meinem Rücken rumgetastet hat kam wieder eine Wehe und ich konnte nicht anders als Pressen und scheinbar hat man da schon fast das Fudi vom Kleinen gesehen, jedenfalls wurde die Anästhesistin sofort wieder rausgeschickt, für die PDA war’s definitiv zu spät. Die Ärztin hätte mich jetzt gerne in Rückenlage gehabt, aber das wollte ich nicht, im Vierfüssler war mir viel wohler (soweit es einem bei solchen Wehen wohl sein kann...). Die Hebamme hat mich dabei unterstützt und der Ärztin gesagt, dass es vorhin beim Untersuch in Rückenlage fast nicht ging für mich und ich vorher während der Wehen von mir aus die Vierfüsslerposition eingenommen hätte.
Kaum war ich wieder im Vierfüssler und hab ein oder zwei mal gepresst (so genau weiss ich das gar nicht mehr) kam auch schon das Fudi und 1 Bein und ich hörte wie sie sagten es sei ein Junge! Und dann haben alle gelacht, weil scheinbar hat er neben dem Mekonium auch schon das erste Mal Urin abgesetzt. Ich hatte dann das Gefühl, es gehe ewigs bis zur nächsten Wehe und sie haben gemeint, ich solle warten bis sie ganz stark ist und dann mitdrücken so fest ich kann. Irgendjemand hat ein bisschen meinen Bauch massiert um eine Wehe auszulösen, was dann auch passiert ist und ich hab gedrückt soviel ich konnte und schwups, kam schon der Rest vom Körper mitsamt dem Kopf mit ziemlich viel Schwung aus mir rausgeflutscht. War das ein riesen Gefühl der Erleichterung. Ich hatte es geschafft, unser Junge war geboren! Um 1 Uhr 38, keine Stunde nachdem wir im Spital angekommen waren.
Sie haben ihn mir nach vorne gereicht, wo ich ihm Hallo sagen konnte und mein Mann durfte die Nabelschnur durchtrennen. Danach haben sie ihn ganz kurz zu der Kinderärztin gebracht, die auch im Gebärsaal anwesend war, aber das dauerte wirklich nur wenige Minuten (wenn überhaupt), jedenfalls bis ich mich umgekehrt hatte und mich bequem hingelegt habe und frische Tücher unter mir hatte, bekam ich unsern Sohn auch schon wieder in meine Arme. Nach ca 20 Minuten wurde noch die Plazenta geboren und danach hatten wir schön ein paar Stunden für uns alleine. Der Kleine hat ganz wach umhergeschaut und hatte uns ja schon so viel zu erzählen, dauernd brabbelte er vor sich hin und hat schon bald auch das erste mal die Brust gesucht und getrunken.
Morgens um 8 Uhr sind wir dann wieder heimgefahren, haben versucht ein paar Stunden zu schlafen und am Mittag kam dann auch unserer älterer Sohn zu uns und hatte riesen Freude an seinem Bruder. Und so geniessen wir seit wenigen Tagen unser Leben als Familie zu viert und sind überglücklich und sehr dankbar, dass alles so reibungslos geklappt hat.
Meine grosse Angst, dass ich mich im Spital in einem Raum voller Leute nicht wohl fühlen konnte war etwas unbegründet, denn da es so schnell ging, bekam ich gar nicht genau mit, wer da alles noch im Gebärsaal war (scheinbar waren es 2 Hebammen, 2 Ärztinnen und 2 Kinderärzte und die Anästhesistin wurde ja wieder vor dir Türe geschickt) und da ich im Vierfüssler war, hab ich ja auch nur das Kissen vor mir gesehen und alles andere hat mich gar nicht interessiert. Kurz: ich hatte gar keine Zeit mich wegen der Umgebung nicht wohlzufühlen, viel zu stark musste ich mich auf mich und die Wehen konzentrieren. Und die paar Stunden danach waren sicher nicht so schön wie auf dem breitem Bett im Geburtshaus wo mein Mann auch noch Platz drauf hatte, aber es war trotzdem schön bei gedämpftem Licht und sie haben uns wirklich viel Zeit und Ruhe gelassen zum Kennenlernen (ok, scheinbar haben sie uns etwas mehr Zeit gelassen als üblich, weil sie in dieser Nacht sehr viel zu tun hatten, es liefen noch 4 weitere Geburten (ich hab sie alle überholt…)).
Ich bin so froh, dass ich mich gegen einen geplanten Kaiserschnitt entschieden habe und wir uns die Möglichkeit von diesem Versuch gelassen haben, für uns war es so wie es gelaufen ist perfekt.
Liebe Grüsse von einem glücklichen und stolzen 2fachem Buebenmami Smelchi
dein geburtsbericht hat einige schöne erinnerungen in mir wachgerufen... danke!
