Das Aufschreiben soll für mich eine Art Verabschiedung meiner zahlreichen Gedanken um eine Geburt, die gar nicht so war wie ich es mir vorstellte, sein..
Es war der 5.8.2009 als ich nach einer problemlosen Schwangerschaft bei der Arbeit Fruchtwasser verlor. Nach einem Anruf im Spital und beim FA radelte ich ins Spital. Ich war Ende der 33SSW. Nach einem Untersuch ob es Dir, mein Baby, gut geht, erhielt ich Antibiotikainfusionen, um einer möglichen Infektion vorzubeugen. Ich bekam ein Einzelzimmer auf der Gebärstation und durfte, ausser meinem Mann, keinen Besuch empfangen durfte, auch wegen der Infektionsgefahr (es war "Schweinegrippezeit")
Allmählich begann ich zu begreiffen, dass ich im Spital bleiben musste, bis du geboren wurdest. Ich hatte den Ernst der Lage lange nicht begriffen, habe mir irgendwie vorgestellt, nach den Untersuchungen wieder zur Arbeit zu gehen, meinen Platz aufräumen oder so..
Es gab regelmässige Untersuchungen, Dir ging es gut in meinem Bauch und auch bei mir wurden keine Anzeichen einer Infektion gefunden. In der Nacht habe ich nicht geschlafen. Es war eine heisse Sommernacht, ich hörte Gebärende in den Nachbarzimmern schreien, ich hörte die Pflegenden im Zimmer daneben Rapporte halten.
Als ich 24 Std. später noch immer keine Wehen hatte, wurde beschlossen, "nachzuhelfen". Du musstest raus. Es war sicherer für Dich...Dies konnte mein Verstand verstehen, mein Herz aber nicht..Es ging Dir ja gut in meinem Bauch...Ausserdem hatte ich bereits Besuch von einem Neonatologen gehabt, der sagte, er würde Dich nach der Geburt mitnehmen und ein Leben ohne Dich konnte und wollte ich mir dazumal schon nicht mehr vorstellen
Widerwillig nahm ich eine erste Tablette, die Wehen auslösen konnte, 8 Std später eine weitere, dann noch eine, unterdessen weniger widerwillig..Ich versuchte mit Dir über das Bevorstehende zu sprechen, Dir zu sagen, dass du dich langsam auf den Weg machen sollst...
Die Wehen hatten am 7.8. so gegen 2 Uhr eingesetzt. Wir waren allein, die Gebärstation überfüllt. Der Wehenschreiber zeichnete keine Wehen auf, trotz meinen Schmerzen. Ich habe der Hebamme geklingelt und gefragt, wie lange es wohl gehen würde, bis du kommst. Sie meinte, es könne schon noch 1-2 Tage gehen. Trotzdem riefen wir deinen Papi an, der sofort kam...
Ich habe keine Schmerzmittel genommen, in der Hoffnung, Dich in der Hocke, Wanne oder sonst wo anders als im Bett zu gebären. So gegen 5 Uhr morgens gingen wir ins Gebärzimmer. Die Schmerzen machten mir Mühe und ich war sehr müde. Ich hatte in den letzten 44 Std. nicht geschlafen. Nach dem Morgenrapport füllte sich unser Zimmer: Ärzte, Neonatologen, Hebammen, keine Ahnung, wer da alles kam, geschätzte 20 Leute. Nun liegen zu bleiben fasste ich als Befehl auf. An die Anweisung: Pressen, Pressen, Pressen! erinnere ich mich auch noch, auch daran, dass ich sagte, ich könne gar nicht pressen, ich hätte keine Kraft mehr und an die Antwort, ich müsse, ich hätte keine andere Wahl..an meine Bitte nach Essen, Trinken oder Traubenzucker. Letzteres bekam ich und presste und hörte Dich schreien, du, mein Süsser, Kleiner...
Obwohl wir gerade erst die 34.SSW erreicht hatten, warst Du 49cm gross und 2640cm schwer.Und süss! Auch der Apgartest viel super aus. Ich durfte Dich eine Stunde halten, bis Du auf die Neonatologie musstest.
Du wurdest am 59.Geburtstag Deiner Grossmutter geboren, die Dich, ihr erstes Grosskind, noch am selben Tag besuchen kam. Genau 3 Wochen zuvor war, ihre Mutter, mein Grossmami, Dein Urgrossmami, gestorben, ohne Dich kennen gelernt zu haben.
Dir ging und geht es gut. Du musstest 2 Wochen auf der Neo bleiben, bis Du zu mir zogst. Doch auch auf der Neo bist du viel auf meinen Arm gekommen oder hast auf meinem Bauch geschlafen. Auch Papi hat Dich viel gehalten. Auch Stillen konnte ich Dich von Anfang an.
Noch knappe 1,5 Jahre, insgesamt 3 Mal, mussten wir zum "Frühgeburtentest" Doch du hast Dich super entwickelt, warst nach Aussage der Ärzte Termingeborenen in der Entwicklung sogar in vielem voraus.
Ich bin so stolz auf Dich! (doch gerne hätte ich Dir einen anderen Start ins Leben ermöglicht

Doch wie ich Dir schon öfters sagte, wir sind ein super Team
