Ava Louisa Marie

Teilt Eure Erfahrungen!

Moderator: Phönix

Antworten
Benutzeravatar
Coco 81
Newbie
Beiträge: 5
Registriert: Fr 30. Jul 2010, 13:30
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Solothurn
Kontaktdaten:

Ava Louisa Marie

Beitrag von Coco 81 »

Die Geburt meiner Ava liegt jetzt über eine Woche zurück. Das ganze verlief einfach nicht so, wie ich es mir gewünscht habe. Obwohl ich mir während der Schwangerschaft immer wieder sagte, dass ich die Geburt so nehme, wie sie kommt, habe ich mit ihrem Ausgang etwas Mühe.

Im Vorfeld gab es schon die Anzeichen, dass mein Baby nicht von alleine kommen will. Nach der Untersuchung zum Endtermin war klar, dass unser Baby innert 2 Tage auf die Welt kommen muss, da die Plazenta bereits verkalkt und zuwenig Fruchtwasser da war, sowie ich abgenommen habe.

Ich habe diese zwei Tage vor der Einleitung genutzt für Akupunktur, Rizinusöl-Cocktail, Globuli usw, weil ich unbedingt alles machen wollte, dass die Wehen einsetzten und ich eine natürliche Geburt haben kann. Dies hat nicht geklappt und so gingen wir am 15.09. auf 22.00 Uhr ins Spital zur Einleitung. Ich wollte neben GG auch meine Mutter als Begleitperson dabei haben, worüber ich im Nachhinein sehr dankbar bin.

Die Einleitung schien relativ schnell Erfolg zu haben. Ich hatte bereits um 03:00 Uhr erste Wehen. Wir sind dann gegen 10:30 Uhr für 30 min spazieren, als ich gemerkt habe, dass sich etwas im Körper verändert.und die Wehen intensiver wurden. Um 13.00 Uhr hatte ich Wehen in 5 Minuten Abständen, welche auch schon relativ intensiv waren. Ich war so endtäuscht, ,als die Hebamme gesagt hat, dass ich erst 2 cm offen bin. Wir gingen dann nochmals draussen spazieren, alle paar Meter musste ich stehen bleiben um eine Wehe zu verschnaufen. Im Gebärzimmer am CTG wurde klar, ich hatte ca alle 2 Minuten Wehen, diese wurden auch bis ca 18.30 Uhr immer intensiver, oft fragte ich mich, wie man diese überhaupt noch stärker fühlen kann. Mir ging es jedoch psychisch sehr gut, irgendwie hatte ich das Gefühl, ich habe enormer Kräfte und diese Geburt werde ich super überstehen. Die Herztöne des Babies zeigten jedoch auf, dass das Baby die Wehen nicht so gut meistert, immer wenn ich aufrecht stand sind sie abgeflacht, beim Liegen wurden sie wieder aktiver. Nur das Problem war, dass ich während dem Stehen die Schmerzen besser ertrug, als während dem liegen. So durfte ich immer etwa 40 min stehen und dann wieder liegen.
Um 18.30 Uhr kam die nächste Untersuchung: ich war erst 3 cm eröffnet. Ich wurde langsam immer müder. Um 19.00 Uhr musste ich wieder liegen. Ich lag wie ein Kind in den Armen meiner Mutter. Zum ersten Mal konnte ich nicht richtig verschnaufen und ich merkte, dass ich sicher bis zum nächsten Tag durchhalten muss, wenn die Geburt nicht plötzlich vorwärts ging. Um 18.30 Uhr hat die Hebamme zum ersten Mal eine PDA angesprochen: Ich würde aus Erfahrung nicht durchheben bis zum Schluss. Ich wollte zuerst nicht, plötzlich konnte ich nämlich auch im Liegen die Wehen besser ertragen. Ich sagte der Hebamme noch klar, dass ich das Gefühl habe zwischen den Wehen geistig abzuschalten und dann kommt einfach die nächste Wehe. Die Hebamme hat dann noch etwas auf mich eingeredet, dass es sich noch um Stunden handeln würde, und ich doch jetzt schon sehr Mühe habe und die Wehen in diesen kurzen Abständen körperlich langfristig nicht durchstehen kann. Di e Hebamme hat während dem auch plötzlich angefangen meine Temperatur zu messen. Ich hatte etwas erhöhte Temperatur.
Die PDA wurde schliesslich auf mein Einverständnis gelegt. Mir war klar, dass ich nicht noch Stunden durchhalte, ohne dass ich meine Kräfte etwas aufsparen kann.
Bereits beim Stecken der PDA habe ich nur noch gezittert, jedoch war mir nicht ganz klar warum. Ich dachte, es sei meine Abneigung, dass jemand sich an meinem Rücken zu schaffen macht.
Aber nach der PDA hatte ich doch das Gefühl, dass die Wehenitensität zwar wenn sie kommt gleich ist, jedoch dass sie sehr viel schneller vorbei ist, und ich sie somit besser ertrage. Ich konnte jedoch nur noch ca 4 Wehen veratmen, als plötzlich die Tür aufging und sicher 15 Leute in das Geburtszimmer gekommen sind. Die leitende Ärztin sagte mir sie machen jetzt Kaiserschnitt: ich habe protestiert und gesagt ich hätte erst eine PDA gekriegt und will das so durchziehen. Die Ärztin daraufhin, dass sie es so entschieden hat, und dass es das Beste sei, wenn jetzt rasch ein Kaiserschnitt gemacht wird. Daraufhin habe ich wieder protestiert, ich will mit meinem Mann sprechen – sie: da gibt es nichts mehr zu Besprechen, dazu reiche die Zeit einfach nicht. Mir wurden schon die Beine auseinander gerissen und der Katether gesetzt, obwohl ich die Beine zukneiffen wollte. Sie wollten den Katether setzen, als eine Wehe kommt und ich habe die Leute angegiftet, sie sollen nicht an mir „herumwerken“ (dieses Wort benutze ich so nicht) ich habe eine Wehe. Sie haben dann schnell gewartet und dann weiter gemacht, ohne dass ich wusste warum jetzt diese Eile. Ich fühlte mich nur noch wie ein Kind, welches keine Entscheidung mehr selbstständig machen kann. Es wurde über mich hinweg entschieden. Ich bekam nur am Rande mit, ich hätte Fieber und die Blutwerte seien äusserst schlecht und eine Infektion sei im Gang. Ich konnte mich weder an die Blutabnahme noch an genau diese Aussage erinnern, es dämmerte mir erst später.
Ich war nur noch perplex, begriff aber, dass ich nicht mehr Diskutieren konnte, sondern keine andere Wahl habe als das jetzt über mich zu ergehen lassen. Ich akzeptierte dies in dem Augenblick, als ich mit dem Lift in den OP-Raum gefahren wurde. Im OP wollten sie die Narkose über die PDA machen, jedoch schien dies nicht gleich zu klappen. Der Anästhesist hat 3x das Narkosemittel gespritzt, jedoch konnte ich weiterhin meine Beine bewegen. Ich wurde hochgerissen und die Spinal- Anästhesie wurde gelegt. Ich merkte, jetzt wirkt es, der Schnitt habe ich gar nicht mitgekriegt.

Ich war überglücklich, als sie meine Tochter Ava Louisa Marie dann gebracht haben. GG hat sie in Empfang genommen und durfte mit ihr Baden gehen. Dieser Moment hat mich etwas getragen.
Die Zeit schien mir jedoch sehr lang, und ich hatte das Gefühl ich falle in Ohnmacht, was ich auch dem Anästhesiearzt hinter mir sagte. Auf seine Frage, warum sagte ich, ich kriege den Brustkasten nicht mehr hoch. Seine drückende Hand auf dem Hals habe ich nicht mehr gespürt. Sie haben mir schnell irgend ein Mittel über die Infusion an der Hand hereingelassen und ich musste nur noch erbrechen……ich hatte keine Kraft mehr, wollte nur noch schlafen, aber der Anästhesist redete dummerweise ständig mit mir, und stellte so komische Fragen. Schliesslich wurde ich hinausgefahren in den Aufwachraum, und der Arzt sagte, ich dürfe jetzt schlafen.

Als ich aufwachte, lag Ava auf meiner Brust, die Brustwarze im Mund und saugte. Ich war überglücklich, eine Tochter zu haben, und ich sie doch noch am 16.09. auf die Welt brachte.
Ich bin froh, wurde rechtzeitig reagiert, bevor Ava etwas passiert ist, und ich fühlte mich während der Geburt auch gut begleitet von der Hebamme, Ärzte usw, aber irgend etwas tut mir in der Seele weh. Es war schön, der Anästhesiearzt, die leitende Ärztin auf der Geburtsabteilung sowie die Hebamme waren am Tag danach bei mir und haben mit mir die Situation nochmals durchgesprochen und mir alles nochmals erklärt. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.

Ava, ich durfte dich an dem Tag in die Arme schliessen, an welchem ich ein Jahr zuvor mein Sternli im 4. Monat hatte loslassen müssen. Für mich war der 16.09. letztes Jahr der traurigste Tag in meinem Leben, und ich meinte, dass ich an diesem Tag nie wieder froh sein könnte. Dann wurdest du mir geschickt, und genau an diesem Tag wolltest du das Licht der Welt erblicken.
1 Tochter: Ava Louisa Marie (16.09.2011)
2. Wunder ist unterwegs

methi

Re: Ava Louisa Marie

Beitrag von methi »

Vielen Dank für diesen intensiven Bericht. Einfach zu schön, dass deine Tochter genau das Datum getroffen hat an dem dein Sternchen gegangen ist. Ich hoffe, dass du den Notfallkaiserschnitt gut verarbeiten kannst und wünsche dir von Herzen alles Gute.

äpfelchen
Newbie
Beiträge: 14
Registriert: Sa 16. Jul 2011, 15:40

Re: Ava Louisa Marie

Beitrag von äpfelchen »

Liebe Coco, ich habe deinen bericht gelesen und finde es unglaublich dass du das ganze so lange durchgestanden hast! Respekt! Ich kann es sehr gut nachvollziehen dass dir die Erinnerung an die Geburt in der Seele weh tut. Du schreibst, es ist "schon" ein Monat her. Ein Monat ist aber eine verdammt kurze Zeit und die Erinnerung ist noch sehr intensiv. Ich hatte selbst eine PDA bei meiner Geburt und fühlte mich danach sehr unglücklich, weil ich mich meiner Geburt beraubt fühlte. Ich kann mir vorstellen dass es dir da ähnlich geht, obwohl du ja die ganze Zeit vor dem KS so präsent warst! Die Geburt meiner Tochter liegt jetzt über ein Jahr zurück und der Schmerz ist viel viel weniger geworden. Damit will ich dir Mut machen und sagen, dass die Zeit tatsächlich Wunder heilt, zum Glück!Schön dass du so glücklich bist über dein Mädchen, du hast aber auch das Recht darauf, traurig und enttäuscht zu sein, dass die Geburt nicht so verlaufen ist, wie du dir das vorgestellt hast. Wenn du diese "negativen" Gefühle annehmen und zulassen kannst, kannst du sie auch verarbeiten und sie werden mit der Zeit verschwinden (oder aber ganz sicher, unwichtiger werden). Ich wünsche dir alles Gute und viel Freude mit deinem Kind!

Antworten