Meine letzte wunderschöne Geburt: Till
Vorgeschichte:
Juhui ein positiver Test am 19. Nov. 2010. Einen guten Monat später erfasst mich die traurige Nachricht vom Tod unseres kleinen Engels, am 29. Dez. 2010. Diese zweite Fehlgeburt trifft mich viel härter. Nach einem langen hin und her, vielen Tränen, Krämpfen und schlaflosen Nächten gibt’s am 12. Jan. 2011 die abschliessende Curretage. Aber noch hat die Geschichte kein Ende, immer wieder werde ich von Schmierblutungen geplagt, erst nach der Mens am 19. März 2011 kehrt Ruhe ein.
Mit dem Frühlingserwachen (ein wunderbar warmer April ist uns gesegnet) darf ich erneut das Glück in den Händen halten, der Test zeigt am 14. April 2011 zwei Strichli. Voraussichtlicher Termin ist der 24. Dez. 2011, ein Christkindli. Das Glück ist zurückgekehrt. Gleichzeitig auch die Angst, all dies Glück wieder zu verlieren. Ich fiebere jeder Kontrolle entgegen und bin immer unglaublich froh, das kleine Herz schlagen zu sehen. Erst im Juli, in der 16. Ssw, kann ich langsam aufatmen, denn mein Baby bewegt sich und ich darf es täglich spüren. Die Schwangerschaft beschert mir viele kleine Beschwerden und trotzdem geniesse ich dieses letzte Mal besonders intensiv, v.a. die Kindsbewegungen.
Schlussspurt:
Im Dezember ist allmählich alles parat. Die Wohnung ist babykonform eingerichtet, die Weihnachtsgeschenke gepackt. Vor lauter Beschwerden kann ich nicht mehr arbeiten. Der Bauch wird täglich grösser und ich langsamer. Nun fiebere ich Weihnachten entgegen und hege die kleine Hoffnung, dass das Baby noch vorher kommt und unsere Familie unter dem Weihnachtsbaum komplett ist. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Rund um Weihnachten gibt’s immer mal wieder Vorwehen, leichte feine Anzeichen, dass das Baby sich auf den Weg macht. Ich freu mich so. Auch auf dem CTG vom 23. Dez sind zwei Wehen drauf. Die Feiertage verlaufen sehr ruhig und schön. Roland hat Ferien und so geniessen wir die Woche nach den Festtagen mit Familienausflügen in Zoo, Technorama , Aquarena etc. Der Bauch wird täglich ruhiger, doch auch das CTG am 30. Dez. 2011 zeichnet 2 Kontraktionen auf. Traurig nehme ich Abschied von meinem Traum, ein 2011erli zu bekommen. Silvester feiern wir ganz ruhig daheim, die Kinder geniessen es sehr. Meine Ungeduld steigt, der Bauch wird immer ruhiger, das CTG am 3. Jan. 2012 zeichnet keine Wehen mehr auf. Die Hebamme in der Akupunktur empfiehlt mir den Wehencocktail auszuprobieren. Also stampf ich bei ET+10 in die Apotheke und hole mir Rizinusöl.
die Nacht vor der Geburt:
Um 21:00 Uhr nehme ich den Cocktail (Öl, Alkohol und Saft). Schmeckt gar nicht so schlecht. Danach ein langes ausgiebiges Bad in UT-Öl. Aber es tut sich nichts.Etwas enttäuscht lege ich mich schlafen, ausserdem ist mir übel. Um 1:00 Uhr muss ich aufs Klo. Scheisse, Durchfall. Also die Hebamme meinte, wenn das Baby parat ist, gibt’s Wehen, ansonsten nur Durchfall. Traurig schleiche ich mich wieder ins Bett. Um 2:30 weckt mich mein Darm wieder, noch mehr Durchfall und mir ist so schlecht. Ich habe so richtige Bauchkrämpfe und bereue zutiefst, das Rizinusöl geschluckt zu haben. Ab und zu krampft es auch vorne im Bauch, sind das Wehen? Aber ich habe diese bisher immer im Rücken gespürt. Nach unendlich langer Zeit auf dem Klo, lege ich mich warm eingepackt aufs Sofa und horche in den Bauch. Da krampft alles mögliche, ist es der Darm oder doch richtige Wehen. Wenn dann wären sie viel zu kurz (10sec). Um 4:00 beruhigt sich der Bauch allmählich und ich falle in leichten Schlaf. Immer mal wieder wird der Bauch hart, aber nur kurz und dann kommt wirklich der Schlaf.
Die Geburt:
Gegen 5:30 Uhr erwache ich wieder und ich glaub, das sind wirklich Wehen. Zwar ziehen sie nur vorne im Bauch, aber mit wegatmen ist es deutlich einfacher auszuhalten. Auf der Toilette, juhui, leicht blutigen Schleimabgang. Ich warte auf den Schleimpropf, aber er kommt nicht (also nicht so wie ich ihn kenne), sondern auch beim vierten ganz neu, nur als blutigen, dünnflüssigen Schleim. Aber immerhin tut sich endlich was. Um 6:00 Uhr melde ich mich mal bei der Nachsorgepflegefachfrau, dass es nun endlich doch so aussieht, als ob es losgeht. Um 6:30 Uhr steht der Kleine auf und somit auch GG. Schoppen geben, im Tag ankommen, dazwischen immer Wehen, mal stärkere, mal schwächere, total unregelmässig und gut aushaltbar. Um 7:30 Uhr fragen wir mal schüchtern die Nachbarin, ob sie denn unsere Kinder nehmen würde. Gottseidank ist das kein Problem. Die Grosse darf noch in die Ferien und auch das wird geklärt und organisiert. Um 8:10 bringt GG die Kinder also zur Nachbarin rüber. Alleine daheim versuche ich möglichst angenehme Wehenverschnaufpositionen zu finden (Vierfüssler, Türrahmen, stehen etc.) Da die Wehen nach wie vor nicht ins Kreuz ziehen, sondern nur vorne, weiss ich nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Einzig das Atmen hilft. Um 8:30 Uhr ist GG zurück und entgegen meiner Absicht noch 1-2h daheim rumzuwehen, entschliesse ich mich, im Spital anzurufen und mich für die Geburt anzumelden. Natürlich kommt während dem Telefonat keine Wehe, aber die Hebamme am Telefon meint, ich dürfe schon vorbeikommen. Danach rufe ich noch meine Mama an, denn solange ich während den Wehen sprechen kann, wird’s nicht so schlimm sein. Eine innere Ungeduld drängt mich aber zum Gehen und so fahren wir um 8:50 Uhr los.
Im Spital:
Die Wehen kommen auch unterwegs, sie sind aber keineswegs so stark, wie ich das in Erinnerung habe. Mit gezieltem Atmen komme ich sehr gut damit zurecht, trotzdem, wenn wieder nur 2cm offen sind, dann möchte ich eine PDA. Um 9:00 Uhr sind wir im Spital und werden von der Hebamme in Ausbildung herzlich empfangen und zu meinem Erstaunen direkt in den Gebärsaal geführt und nicht etwa in ein Untersuchungszimmer. Zum Glück muss ich nicht auf die Waage stehen und es steht auch kein US mehr an. Nur CTG wird geschrieben und dann folgt ca. 9:20 Mumu-Untersuchung. Die Hebamme meint, ich hätte bereits gute Arbeit geleistet, 8cm offen. Ich trau meinen Ohren nicht, das kann nicht sein. Ich will doch keine überstürzte Turbogeburt. In meiner Vorstellung kommt das Baby erst gegen Mittag. Doch dann werden die Wehen erst sogar etwas schwächer und seltener und lassen sich gut wegatmen. Ich bin sehr froh, habe ich viele, schöne, lange Wehenpausen, in denen ich mich optimal erholen kann. Ausserdem bin ich sehr müde, da ich ja kaum geschlafen habe in der Nacht davor. Die Hebamme bittet mich verschiedene Positionen auszuprobieren, denn es scheint so, als ob die Geburt etwas ins Stocken gerraten ist. Aber sowohl im Vierfüssler, wie auch stehend fallen die Herztöne vom Baby bei jeder Wehe ab. Ich kriege eine Sauerstoffmaske, um das Baby optimal zu versorgen. Am meisten jedoch hilft es, wenn ich mich auf die Seite oder auf den Rücken (halberhöht) lege. Zu meinem Erstaunen ist es ganz angenehm. Die Wehen ziehen nach wie vor nicht in den Rücken und lassen sich gut aushalten, teilweise sind sie eher schwach. Ich freue mich sehr aufs Baby und gleichzeitig plagt mich wieder diese Angst. Angst vor den Schmerzen, die noch kommen werden und auch Angst um das Baby, das zunehmend mit abfallenden Herztönen auf die Wehen reagiert. Infusionkanüle wird gelegt und dann steht auch schon die nächste Mumukontrolle an. Es ist ungefähr 10:30 Uhr (habe nicht auf die Uhr geschaut). Noch ein Saum und der Babykopf liegt auf einem Fruchtwasserkissen. Es wird entschieden, die Blase zu stechen, in der Hoffnung, dass es wieder etwas schneller vorwärts geht. Ich bin gespannt, es erinnert mich an Leni, sie war 15min nach Blasensprengung da. Die Blase scheint sehr stark zu sein, es dauert ein Weilchen, bis sie offen ist. Wasser geht nicht viel ab, da der Babykopf dichtet. Tatsächlich rutscht der Kopf allmählich in den Geburtskanal. Ich mag dem Pressdrang nicht nachgeben. So rutscht der Kopf nur milimeterweise nach unten. Ich fürchte mich vor den Schmerzen. Nach etwa drei solchen ungenutzten Presswehen, bittet mich die Hebamme doch nun aktiv mitzupressen. Also entschliesse ich mich, meine Angst zu überwinden und das Baby rauszuquetschen. Bei der nächsten Wehe, klammere ich mich ans Tarzanseil, krümme brav den Rücken, hole tief Luft und schicke den Atem tief nach unten und oh scheisse, das tut so weh, ich schreie, presse, hole Luft und jammere und kämpfe mich durch, ich will nicht, dass das Baby irgendwo unterwegs stecken bleibt und die Wehe verschwindet, bevor es draussen ist. Also gebe ich alles her, was ich habe und tatsächlich ist der Babykopf nach dieser Monsterpresswehe draussen. Ich merke, wie alles gerissen ist und meine Beine zittern. Unglaublich. Der Kopf ist schon da. Gemeinsam warten wir auf die nächste Wehe. Auch für den Körper brauch ich nochmal all meine Kräfte und dann ist er da, dieser magische Moment:
4. Jan. 2012/11:02 Uhr, Till Lio Luan erblickt das Licht der Welt.
Wir geniessen das Ankommen sehr. Beschnuppern, bestaunen, bewundern etc. unseren kleinen Boy. Ich fühl mich sehr fit und unglaublich glücklich. Erst viel später erfahren wir, dass er staatliche 3540g wiegt, 51cm lang ist und einen zarten Kopfumfang von 34cm vorweisen kann. Dies 11 Tage nach ET, so lange war ich noch nie schwanger. Abschied heisst Hallo, auch wenn ein Jahr dazwischen liegt.
Meine letzte Geburt, schön gemütlich
Moderator: Phönix
Meine letzte Geburt, schön gemütlich
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5 Sternli im Himmel
MÖWE (Feb 16) macht die Familie komplett
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Meine letzte Geburt, schön gemütlich
Wow, was für ein wundervoller Geburtsbericht *sniff* Toll geschrieben!
Alles Liebe und Gute mit Eurem kleinen Till...
LG
S.
Alles Liebe und Gute mit Eurem kleinen Till...
LG
S.
Üsi Bohne 10 / 2011
Re: Meine letzte Geburt, schön gemütlich
Sehr schön geschrieben!
Wünsche euch ganz viel Freude mit eurem Till!
lg Nis

Wünsche euch ganz viel Freude mit eurem Till!
lg Nis
Re: Meine letzte Geburt, schön gemütlich
Danke für deinen Geburtsbericht! Da kann man sich gute Hoffnungen auf eine spontane und "normale" Geburt macht
Alles Gute dir und deiner Familie

Alles Gute dir und deiner Familie