Aber erst einmal von Vorne...
Oktober 2011
Heute bin ich nun also bereits 1 Woche über dem errechneten Geburtstermin und so langsam wächst die Ungeduld ins Unermessliche… Ich habe noch überhaupt keine Anzeichen von Wehen und werde deswegen am Nachmittag definitiv nochmal ins Spital fahren um dort einen hoffentlich letzten Akupunkturtermin wahrzunehmen. Die Hebamme macht dann auch noch kurz ein CTG, doch wie auch schon die Tage zuvor: die Linie bleibt flach wie Holland und so langsam wächst mein Frust... Ich wollte doch wenn möglich nicht einleiten lassen... Doch meine Hebamme beruhigt mich und meint, wir würden uns am Mittwoch zur Kontrolle sehen und da könnten wir dann über eine allfällige Einleitung sprechen, sie glaube ja aber daran, dass wir uns früher wieder sehen werden...

Der nächste Morgen - es geht los!
Gegen 06h30 werde ich wach und spüre sofort: ich habe Wehen! Noch sind sie nicht sehr schmerzhaft und kommen auch nur so alle 20min, aber es sind definitiv Wehen und ich bin mir sicher: heute fahren wir ins Spital und zwar mit dem Klinikkoffer…

Bis ca. 10h00 bleibe ich im Bett liegen und in den Pausen zwischen den Wehen, schlafe ich sogar immer mal wieder ein. Gegen 10h00 stehe ich dann auf und gehe erst einmal unter die heisse Dusche. Gegen Mittag kommt dann GG von der Arbeit nach Hause und ich begrüsse ihn gleich mit den Worten: „Schatz, ich glaube wir fahren dann heute mal ins Spital“
Zu der Zeit sind dann auch die Wehenabstände kürzer geworden und ich liege momentan bei ca. 5-7min. Ich rufe dann mal im Spital an und frage nach, ob wir schon kommen sollen. Die Hebamme meint dann, dass wir gerne kommen dürfen, wenn ich aber gerne noch ein bisschen zuhause bleiben möchte, könne ich das auch gerne machen… Zu der Zeit ist der Schmerz noch immer relativ gut auszuhalten, obwohl ich schon merke, dass ich bereits gut veratmen muss. Wir beschliessen dann, erst gegen 15h00 ins Spital zu fahren, da wir wissen, dass da sowieso nochmal ein Schichtwechsel bei den Hebammen stattfinden wird. Also verbringe ich die Zeit nach dem Mittag noch auf dem Sofa im Wohnzimmer und konzentriere mich ganz auf das Veratmen der Wehen.
Gegen 15h00 fahren wir dann los und treffen so gegen 15h20 im Spital ein. Wir werden direkt von einer Hebamme in Empfang genommen und direkt in den Gebärsaal geführt. Dort dürfen wir es uns erst einmal gemütlich machen und ich beschliesse, mir etwas Gemütlicheres anzuziehen. Also Strassenkleidung aus und rein ins T-Shirt. Dann lege ich mich erst einmal auf das grosse, runde Geburtsbett und die Hebamme macht erst einmal ein CTG, welches dann auch gut die Wehen anzeigt, welche inzwischen ca. im 3 Minuten Abstand kommen. Danach untersucht mich die Hebamme und ich weiss noch, dass ich sie unsicher frage, ob denn spätestens morgen unser Kind wohl kommen würde? Da meint sie dann lachend: „Nein, dieses Kind kommt definitiv noch heute, ihr Muttermund ist bereits 6cm offen!“


Kurz nach der Untersuchung merke ich dann auch, dass die Wehen nun relativ heftig werden. Ich liege auf der Seite und bin vollkommen konzentriert auf das Atmen. Die Schmerzen nehmen zu und obwohl ich weiss, dass ich jederzeit nach einem Schmerzmittel fragen könnte, denke ich mir, dass ich es auch ohne schaffe bzw. dass ich mir das lieber aufhebe, wenn es dann noch heftiger wird. Denn in dem Moment bin ich übezeugt davon: es wird auf jedenfall noch viel schlimmer…
Inzwischen ist es wohl gegen 17h00 und ab nun weiss ich viele Dinge nur noch deswegen, weil GG mir im Nachhinein davon erzählt hat, ich bin irgendwie wie unter Hypnose (das reinlesen ins Hypnobirthing hat mir enorm viel gebracht, auch wenn ich aus dem Buch schlussendlich nur ein paar Sachen rausgepickt habe, die für mich stimmten) und versuche einfach nur noch die inzwischen sehr kurzen Wehenpausen zu nutzen um zu atmen und ein bisschen Kraft zu sammeln… Die Hebamme hat inzwischen die diensthabende Ärztin angerufen (mein FA weilt ja leider im Moment in den Ferien), welche sich auch direkt auf den Weg macht um bei der Geburt dabei zu sein. Die Ärztin ist dann kurz darauf bei uns im Gebärsaal und stellt sich vor – zumindest bei GG, denn ich bekomme in dem Moment bereits nur noch relativ wenig mit, zu sehr bin ich mit den Schmerzen bzw. dem Veratmen von diesen beschäftigt. Die Fruchtblase ist zu dem Zeitpunkt noch immer nicht geplatzt und die Hebamme beschliesst dann auch, ein bisschen nachzuhelfen und diese aufzustechen. Doch kaum hat sie alle Instrumente bereit gelegt, passiert es dann doch noch von selber: die Fruchtblase platzt – es ist 17h20 (das kann ich später dem Geburtsbericht entnehmen).
Kaum ist das passiert, verspüre ich dann auch den unweigerlichen Drang zu pressen und gebe das auch lautstark so bekannt und die Hebamme ermuntert mich darauf hin, dem Pressdrang ruhig nachzugeben. Ich sammle alle meine Kraft und presse während der Wehe kräftig nach unten. Obwohl der Schmerz zu dem Zeitpunkt sehr intensiv ist, empfinde ich diese Pressphase fast als „Erleichterung“, denn ich spüre, dass sich etwas tut. Und sowohl die Hebamme als auch die Ärztin sagen mir immer wieder, wie gut ich das mache und dass man schon das Köpfchen sehen könnte… Ich arbeite mich so von Wehe zu Wehe und nach 5x pressen macht es auf einmal einfach nur „flutsch“ und ich spüre eine solche Erleichterung, wie ich sie noch nie im Leben zuvor verspürt habe. Zwischen meinen Beinen wird es ganz nass und warm und der Schmerz, der noch Sekunden zuvor sehr heftig war, ist auf einen Schlag wie weggeblasen… Dann höre ich nur noch die Worte: „17h54 – Gratulation, Sie haben es geschafft!“
Dann wird mir unser Kind direkt auf die Brust gelegt und mit warmen Tüchern eingepackt, während GG die Ehre hat, die Nabelschnur durchzuschneiden. Ich kann meinen Blick keine Sekunde von dem süssen Geschöpf lassen, welches da mit grossen, offenen Augen auf meiner Brust liegt und mir ist einfach sofort klar: ich würde für dieses kleine Wesen ALLES tun – die Liebe, die mich in dem Moment durchflutet ist einfach nur überwältigend und das absolut stärkste Gefühl, dass ich in meinem Leben je gefühlt habe… Auch GG ist in dem Moment total ergriffen und wir beide schauen das kleine Geschöpf einfach nur mit Tränen in den Augen an und können es kaum glauben. Nach über 41 Wochen ist es nun endlich soweit: WIR SIND ELTERN!
Nach ca. 3 Minuten wird mir plötzlich klar, dass wir ja das Geschlecht noch gar nicht wissen und ich frage die Hebamme, ob es denn nun ein Mädchen oder ein Junge sei und sie grinst nur und meint: „Sie haben eine wunderhübsche Tochter bekommen!“ Mir schiessen gleich die Tränen in die Augen und ich kann es kaum glauben – endlich wurde das Geheimnis gelüftet und mir wird klar, dass ich in den nächsten Jahren meinem Pink- und Glitzerwahn ungeniert frönen darf

Während GG und ich unser kleines Wunder einfach nur betrachten und bestaunen, warten Ärztin und Hebamme noch auf die Nachgeburt, welche knapp 8min später folgt – davon bekomme ich aber nicht wirklich was mit, zu sehr bin ich damit beschäftigt unser Töchterchen zu bestaunen, welches in der Zwischenzeit schon das erste Mal ohne Probleme an meiner Brust angedockt hat um zu trinken. Als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht… Danach näht mich die Ärztin noch, denn trotz Epino habe ich einen kleinen Dammriss (2. Grades) davongetragen, ich bekomme das Nähen aber eigentlich gar nicht mit, das Hormonflash verfehlt seine Wirkung nicht
Nach ca. 1h (und nachdem wir die Grosseltern und Götti / Gotti telefonisch informiert haben) verspüre ich dann den Wunsch duschen zu gehen und die Hebamme nimmt mir die Kleine erst einmal ab um sie noch zu wiegen und zu vermessen. Als sie mir direkt nach der Geburt auf die Brust gelegt wurde, war mein erster Gedanke „oh Gott ist die klein…“ doch der Blick auf die Waage und das Massband zeigen: das Töchterchen ist gar nicht so klein und zierlich. Knappe 4.5kg und 53cm werden ermittelt. Während ich total verschwitzt von den Strapazen die Dusche geniesse (definitiv die BESTE meines Lebens

Fazit:
Das Erlebnis der Geburt von unserer Prinzessin war mitunter das Intensivste und Wunderbarste, was ich je in meinem Leben erlebt habe und trotz der Schmerzen, war es für mich ein wunderschönes Erlebnis, welches ich nie im Leben wieder vergessen werde. Mir ist klar, dass ich das Riesenglück hatte nach einer problemlosen Schwangerschaft auch noch eine sehr unkomplizierte und „einfache“ Geburt erleben zu dürfen und dafür bin ich auch mehr als dankbar… GG war mir übrigens während der gesamten Geburt einfach nur eine Riesenstütze, er war immer mit mir in Kontakt und hat mir immer wieder mit einem feuchten Tuch die Stirn abgewischt. Ausserdem hat er mich in den Wehenpausen immer wieder ermuntert einen Schluck Wasser zu trinken und während den schlimmsten Wehen hat er meine Hand gehalten und mich gestreichelt… Ohne ihn hätte ich es sicher nicht so toll gemeistert!!!
Heute ist unsere kleine Bohne nun schon 3.5 Monate alt und ich kann es fast nicht fassen, wie schnell diese erste Zeit vorbeigerast ist... Wir geniessen auf jedenfall jeden Tag aufs Neue und sind mega happy mit unserer kleinen Bohne... ♥
LG
S.