
Ich hatte während meiner ganzen Schwangerschaft öfters sehr starke Magenschmerzen. Wie man erst nach der Geburt feststellte, waren dies Koliken (ich hatte Gallensteine).
Am Sonntag (ich war in der 33. Woche) sagte mein Mann zu mir, ich solle doch mal langsam das Spitalköfferchen packen. Ich fand das eigentlich noch recht früh, trotzdem wollte ich es am Montag machen. In der Nacht auf den besagten Montag hatte ich dann ab ca. 2.00Uhr wieder mal diese Magenschmerzen. Da ich das schon kannte, machte ich mir keine Gedanken und nahm es so hin. Ich setzte mich auf's Sofa und las. Immer wieder hatte ich das Gefühl, ich müsste auf's WC (was anfangs auch der Fall war, aber irgendwann war alles draussen). Auf dem WC fühlte ich mich am wohlsten, weshalb ich gleich dort sitzen bliib und dort weiter las. Irgenwann hatte ich dann Schmerzen im Rücken und der Magen war nicht mehr so schlimm. Ich fragte mich: sind das jetzt die Senkwehen? OK, ich habe den Wink verstanden, morgen packe ich den Spitalkoffer.
Als mein Mann aufstand um zur Arbeit zu fahren, merkte er, dass ich wohl schon länger wach bin. Ich sagte ihm, ich werde später zur Arbeit gehen, da ich wieder mal Magenschmerzen hätte. Er wollte zuerst zu Hause bleiben. Doch ich sagte: nein geh, es ist das übliche und da kannst du mir auch nicht helfen. Da er diese Situation kannte, machte er sich auf zur Arbeit.
Wenn ich diese Magenschmerzen hatte, stieg ich üblicherweise für 1 Stunde in die Badewanne und dann ging's jeweils wieder. Also machte ich das auch an diesem Morgen. Aber kaum setzte ich mich ins Wasser, wurden die Schmerzen viel schlimmer. Also wieder raus aus der Wanne und rauf auf's WC (da war es mir einfach am wohlsten). Dann wollte ich aus purer Neugier die Schmerzabstände aufschreiben. Doch das war so unregelmässig, dass ich es sein liess. Da wurde der Druck richtig heftig (ich dachte, ich müsste "gross"). Habe dann "gepresst", kam aber natürlich nichts (war ja schon so viel auf dem WC). Dann kam mir der Gedanke: wenn die Senkwehen schon so heftig sind, wie werden dann wohl die richtigen Wehen?
Irgendwann fasste ich mir dann zwischen die Beine, da ich dort einen Druck spürte. Dort fühlte es sich anders an als sonst. Ich nahm einen Spiegel und schaute nach. Da war etwas dunkles. Was war das? Nach einem Weilchen kam mir erst der Gedanke: Das muss der Kopf sein!
Ich rief sofort meinen Mann an (das Telefon hatte ich zum Glück beim WC). Ich sagte ihm, er sollte kommen, ich spüre schon den Kopf. Er sagte nur ok, ich fahre los. (später hat er mir erzählt, er hätte da gedacht, ich übertreibe und hätte einfach langsam Wehen oder so was. Zum Glück, sonst wäre er noch nervös geworden und hätte so Auto fahren müssen). Er rief mich dann gleich nochmals an und sagte, ich solle den Notruf wählen. Doch ich sagte nur: ich weiss die Nummer nicht (natürlich weiss ich sie, aber in diesem Moment konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen). Dann solle ich halt meine Schwägerin anrufen, die Nr ist gespeichert (die wohnt im Nebendorf und hat bereits 4 Kinder). Also rief ich dort an und sagte: ich bin alleine und das Kind kommt. Sie antwortete gleich: ich ziehe mich an und komme. (Zum Glück hatte ihr Mann Ferien und konnte auf die Kinder schauen).
Mir kam dann in den Sinn, dass die Haustüre abgeschlossen und alle Fenster zu und Storen unten sind. Wie sollte sie reinkommen? Also presste ich meine Hand zwischen die Beine, auf den Kopf des Kindes, ging die Treppe runter (ich war im Bad im 1. Stock) und schloss die Haustüre auf. Dann ging ich wieder rauf ins Bad, setzte mich auf's WC und SCHWUPS: Kaum setzte ich mich auf's WC, platzte die Fruchtblase, der Kopf war draussen und ich "zog" das Kind raus. Ich wickelte es in ein Handbuch, nahm es in den Arm, blieb auf dem WC sitzen und sagte: es kommt bald jemand. Das war um ca. 7.30. Dann ein paar Minuten später hörte ich, wie meine Schwägerin ins Haus kam. Ich rief: ich bin hier oben und das Kind ist schon da.
Sie kam ins Bad und sah mich zuerst nur an. Dann schauten wir nach ob es ein Mädchen oder ein Junge ist; es war ein Mädchen. (Ich kam noch gar nicht auf die Idee nachzuschauen). Sie wählte dann den Notruf. Wir haben dann gemerkt (nach Nachfragen des Notfalls am Telefon), dass sie nicht richtig weinte. Wir wickelten Sie aus dem Handtuch, sahen, dass die Nabelschnur um den Hals war. Also befreiten wir sie und sie weinte. Dann hat meine Schwägerin mich und meine Tochter auf den Boden gelegt (danke Bodenheizung), die Nachbarin auf die Strasse geschickt um den Krankenwagen einzuweisen und mich unterhalten.
Dann rumpelte es und die Sanitäter, Ärzte, Hebamme standen alle in meinem Bad. Von da an weiss ich nicht mehr alles so genau. Ich hatte abgeschaltet, weil ich mich und meine Tochter in Sicherheit wusste. Grob zusammengefasst: die Nabelschnur wurde getrennt und meine Tochter wurde umsorgt (ausserhalb des Bades). Mir wurde eine Infusion gestochen, festgestellt, dass die Nachgeburt nicht rauswollte, mit mir geredet (ich drohte evt. bewusstlos zu werden, da ich sehr viel Blut verloren hatte und noch immer verlor). Dann kam auch endlich mein Mann und übernahm unsere Tochter. (Er erzählte mich später, er sei ins Haus gekommen und wäre erstaunt gewesen, dass schon so viele Leute hier waren, erst dann sah er, dass unsere Tochter bereits auf der Welt war).
Tja und da musste er meinen Spitalkoffer packen

Um ca. 15.00 Uhr durfte ich dann vom Aufwachraum ins Zimmer. Dann haben sie mich gleich in die Neo zu meiner Tochter gebracht (ich musste im Bett liegen bleiben), wo ich sie in den Arm nehmen durfte. Erst da verstand ich richtig, dass ich jetzt Mama bin.
Eine solche Geburt hätte ich mir nie vorstellen können, aber in diesem Moment habe ich einfach gehandelt. Ich bin auch so froh, dass meine Schwägerin alles so super gemacht hat. Ich empfand sie in diesem Moment als sehr stark mit klarem/kühlen Kopf.
Ich fand es eigentlich eine sehr angenehme Geburt. Leider war mein Mann nicht dabei. Nur für meinen Mann war die Hausgeburt nicht so toll, er musste danach das Bad putzen (welches anscheinend heftig aussah)
