Hausgeburt von Lena Sofia

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Moderator: Phönix

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***mami***
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Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von ***mami*** »

Es ist Samstag, der 29. Juni 2013. Errechneter Geburtstermin ist in 3 Tagen. Letzte Nacht konnte ich wegen Kontraktionen nicht schlafen. Ich wünsche mir, dass unser Kind bald kommt...

Den ganzen Vormittag verspüre ich leichte Wehen, jedoch ziehen diese nicht nach unten, der Druck ist vielmehr im Oberbauch spürbar. Denke mir aber nichts dabei, mache mich an die Hausarbeit und kümmere mich um meine beiden Jungs. Mittags kommt dann Mathias, mein Mann, von der Arbeit nach Hause.
Trotz latenter Übelkeit zwinge ich mich etwas zu essen. Die Wehen werden stärker, verschwinden aber beim Gehen nicht wie sonst so oft. Da denke ich: Das könnte heute doch noch was werden.

Um 15 Uhr notiere ich erstmals Dauer und Abstand der Kontraktionen. Siehe da, sie sind regelmässig. Aus Angst vor einem Wehenstopp getraue ich mich nicht mehr zu liegen, tigere unruhig durch die Wohnung. 1 Stunde regelmässige und stärker werdende Kontraktionen vergehen, bis mir vollends bewusst wird, dass die Geburt jetzt bevorsteht.

Meine Hebamme Sandra ist gerade aus dem Haus, als ich sie telefonisch zu erreichen versuche. Ich bete, dass sie auf dem Handy erreichbar ist. Sofort meldet sie sich. Als ich ihr die Situation schildere versichert sie mir, sofort zu kommen.

Ich begebe mich in unser Schlafzimmer, wo ich die vorbereiteten Utensilien für Sandra griffbereit hinstelle und das Bett für die Geburt vorbereite. Mein Mann beschäftigt in der Zwischenzeit die beiden Jungs, welche das Kommende wohl unbewusst spüren. Ich lasse Entspannungsmusik laufen und mache farbiges Licht an, welches dem Raum sofort eine gemütliche Atmosphäre verschafft. Ich setze mich aufs Bett und verabschiede mich nochmals bewusst von meinem Babybauch, spreche mir und meinem Kind ein letztes Mal Mut zu.

Kaum lege ich mich ins Bett, klingelt es an der Haustüre. Ich denke noch, dass das wohl kaum schon Sandra sein kann, doch sie ist es. Sie hat keine halbe Stunde zu uns gebraucht. Sie schaut mich an und sagt: "Man sieht dir an, dass dein Körper arbeitet". In diesem Moment weiss ich, dass es wirklich nicht mehr lange dauern wird, bis wir unser Kind in den Armen halten können.

Sandra richtet sich ein, macht sich Notizen. Sie untersucht mich kurz, hört die Herztöne von unserem Baby ab. Es ist alles in Ordnung. Allerdings liegt unsere Maus noch nicht richtig mit dem Kopf im Becken. Sandra rät mir, mich auf die Seite zu legen und so die Wehen zu veratmen. Sofort werden die Kontraktionen stärker.

Da ich mich mit Hilfe von Hypnobirthing auf die Geburt vorbereitet habe, versuche ich nun das Geübte anzuwenden. Es funktioniert! Ich begrüsse jede Wehe, lasse mich auf sie ein, versuche mich bewusst zu entspannen, loszulassen. Ich atme und atme, Wehe für Wehe. Mathias bringt unterdessen die Kinder zu Freunden.
Wo ich mir in der Schwangerschaft eine Geburt im Beisein der Kinder noch vorstellen konnte, verspüre ich jetzt nur den Wunsch, dass Mathias mir seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken kann.

Dann spüre ich, dass ich mich nicht mehr so gut entspannen kann. Ich merke, wie ich mich verkrampfe und möchte in die Badewanne. Kaum den Wunsch geäussert, lässt Sandra schon das Wasser einlaufen.

Es ist 18:10 als ich mich ins warme Wasser gleiten lasse. Noch im selben Moment fühle ich mich wohler, kann mich wieder über jede Kontraktion freuen. Jede einzelne davon bringt mich meinem Kind näher.

Mathias kniet hinter mir, streichelt mich. Ich halte mich an ihm fest, so dass ich meinen Körper total entspannen kann. Sandra setzt sich auf einen Stuhl neben der Badewanne. Zwischendurch misst sie immer wieder die Herztöne des Babys, tastet während einer Kontraktion den Bauch ab. Sie flüstert mir zu: "Bald hast du es geschafft"!

Um 18:30 verspüre ich das erste Mal den Drang zu pressen. Ich kann diesen Drang aber mit gezielter Atmung unterdrücken. Ich atme und atme, bin in Trance. In den Wehenpausen plaudere ich mit Mathias und Sandra, bekomme zu trinken und kühle Lappen auf die Stirn. Dann wehe ich weiter. Sandra untersucht mich nochmals. Der Muttermund ist 5cm geöffnet. Ich weiss aus Erfahrung, dass es jetzt sehr schnell gehen kann.

Bereits mit den nächsten Wehen verspüre ich ungeheuren Druck. Die Fruchtblase ist noch intakt. Sandra rät mir, weiterhin zu veratmen und noch nicht zu pressen. Ich atme und atme.

18:42: Eine heftige Welle überrollt mich. Sie schmerzt nicht, aber der Druck ist gross. In Trance nehme ich wahr, dass jetzt die Fruchtblase geplatzt ist. Ich nehme an, dass jetzt noch einige Wellen folgen, bis das Köpfchen geboren wird. Doch Sandra sagt mir, der Kopf sei da... Sie sagt ich solle ihn berühren, fühlen. Doch ich kann nicht. Habe Angst aus der Trance zu fallen, wenn ich Mathias los lasse. Während der Körper meines Kindes sich noch dreht, atme ich tief ein und aus. Sandra sagt mit der nächsten Welle wird unser Kind komplett geboren. Sie hat recht. LENA SOFIA ist da! Sandra nimmt das kleine Bündel hoch, legt es mir auf die Brust. Unsere Maus hatte die Nabelschnur einmal straff um den Hals gewickelt, deshalb ist ihre Haut noch bläulich. Bereits auf meiner Brust hebt sie ihr Köpfchen, schaut uns an. Wir sind überglücklich. Immer wieder höre ich die Worte meines Mannes: "Das hast du so gut gemacht".

Ich bin stolz, unglaublich stolz. Mein Kind und ich haben es zusammen geschafft. Mein Traum von einer schmerzfreien, selbstbestimmten Geburt in vertrauter Umgebung ist wahr geworden.

Mittlerweile ist unsere Lena schon mehr als drei Wochen bei uns. Sie ist ein ruhiges und zufriedenes Baby. Sie durfte ohne Stress und Druck von aussen zur Welt kommen, und dies merkt man ihr auch an.

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Knuddu01
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von Knuddu01 »

Unglaublich schöner Bericht! Alles gute mit der kleinen Maus!


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Die Entscheidung, ein Kind zu haben ist von grosser Tragweite. Denn man beschliesst für alle Zeit, dass das Herz ausserhalb des Körpers herumläuft.

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*asterisca*
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von *asterisca* »

Herzliche Gratulation. Klingt nach einer wunderschönen Geburt! :D

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silasila
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von silasila »

Sehr sehr schöner Bericht! Ich wünsche dir alles Glück der Welt mit deiner Kleinen!

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siv
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von siv »

Danke für deinen Geburtsbericht. Ich finde es wahnsinnig schön, wenn jemand die Wehen so gut begrüssen kann. Und alles zu Hause, stressfrei. Sehr schön! :)
Rose 2011, Dino 2013

Jasmin
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von Jasmin »

Super schön geschrieben! Hört sich nach einer Traumgeburt an :D Ich wünsche Dir auch hier nochmals alles Gute mit Eurer Tochter :D :D

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lunita
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von lunita »

ein herzergreifender geburtsbericht!!! so ein schönes erlebnis, das du für immer in deiner erinnerung haben wirst!!!!
maturand + musiker

***mami***
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von ***mami*** »

Ich danke euch allen!

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Hermione66
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Re: Hausgeburt von Lena Sofia

Beitrag von Hermione66 »

Herzliche Gratulation! Ein schöner Bericht!

Es ging mir bei beiden Geburten genauso, dass ich am Schluss wie in Trance war. Ich wollte auch den Kopf nicht fühlen oder mich zwischen den letzten Wehen überhaupt noch bewegen. Ich richtete meinen ganzen Fokus auf die letzten Momente der Geburt, aber "gegen innen".

Alles Gute weiterhin!

Hermione
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