Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Allgemeine Themen ab dem 2. Lebensjahr

Moderator: conny85

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Blumenkind
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Blumenkind »

Ich finde den teil mit dem lob am schwierigsten. Ich freue mich gerne mit und über die leistungen von kindern (habe selber keine, aber hüte immer wieder mal) ich habe dann immer das gefühl, dass ich meiner linie "treu" bleiben muss, also quasi, dass wenn es mich einmal gefreut hat, dass ich mich dann wieder freuen muss - und hubs, schon bin ich im lobfahrwasser und komme nicht mehr heraus. Wie macht ihr das?


Mein iphone legt die basis für den neuen rechtschreibduden.

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abigail
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

dreimäderl hat geschrieben:ich versuche anstatt eines klassischen lobes (was es durchaus auch mal geben kann wenn mich grad was spontan umhaut - dann bini halt wieder ganz schön authentisch ) aufmerksam zu beschreiben und anzuerkennen und nicht zu bewerten ("GUT!" ist wie eine note). also zb. wenn ein kind mit einer zeichnung angedackelt kommt "oh! zeig mal her: so viel wunderschönes blau, wie im meer... magst du erzählen was du gemalt hast?". ich denke um das gehts in erster linie beim kind, gesehen und anerkannt zu werden und keine auszeichnungen und bewertungen zu kassieren.
Wir machen es auch so wie Drümodi. Als kleiner Mann es das erste Mal (nach langem immer wieder Probieren) geschafft hat, alleine mit seinem Dreirad zu trampen war auch ich ganz schön authentisch :mrgreen: . Nein es geht ja nicht darum, oder ämel mir, dass man keine Freude zeigen soll - im Gegenteil. Es geht eben nur darum, dass dies nicht immer in Form einer Bewertung geschehen soll. Für mich persönlich ist es wichtig, nicht diese positive Verstärkung anzuwenden, um etwas zu erreichen. Ich finde das unehrlich (ja - unauthentisch) und es hat eben Auswirkungen, die ich nicht möchte. Nämlich vorallem die, dass das Kind irgendwann etwas nur noch tut, weil es ein Lob möchte und nicht wegen der Sache an sich.

Es ist mir am Anfang auch schwer gefallen bzw. ich musste mich ein bisschen konzentrieren, meine Sprache zu ändern. Das Wort "gut" liegt einem oft zuvorderst. Aber das war am Anfang so, mittlerweile geht das wie von alleine.
Chline Maa 2011
Manndli 2014

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stella
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von stella »

Genau so machen wir es auch...
Ich bin bei einem Milestone auch schon mal authentisch und lobe klassisch. Da fällt mir die erste 6 unserer älteren Tochter ein... Sie hat so viel dafür gearbeitet und es war lange ihr Ziel... Und ich habe mich einfach nur mit ihr gefreut.

Und sonst halte ich kurz inne, geniesse den Moment mit dem Kind und wir sprechen vor allem über den Weg zur Leistung. Ob es schwer gefallen ist oder leicht, wie es zustande gekommen ist... Da kann ich dann vor allem ihre Bemühungen anerkennen. Und das funzt dann auch bei Misserfolg. Wenn ich bei solchen Dingen nie bewerte, dann kann ich nämlich auch da fragen, wie viel Aufwand das Kind gehabt hat und woran es äch liegen könnte, dass es diesmal nicht so gut geklappt hat und dass ich vor allem zuversichtlich bin, dass es das nächste Mal besser klappen wird.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

humeli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von humeli »

Lieber einmal mehr ein authentisches von Herzen kommrndes "wow, henne guet!" als vor lauter Ratgeber und unsicher irgendetwas zusammenbrösmelen, dass schlussendlich völlig unnatürlich und unauthentisch rüberkommt. Einfach sich selber bleiben und nicht für jeden Mückenfurz in Lobreden verfallen ist schon die halbe Miete ;).
Üses Ranggifüdli (21.03.2007)
Üses Fägnäschtli (23.09.2008)
Üses * im Härze (März 2006)

MIR SI UNÄNDLECH STOUZ UND MEGA DANKBAR :D!

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Rokeby
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Rokeby »

Blumenkind hat geschrieben:hubs, schon bin ich im lobfahrwasser und komme nicht mehr heraus. Wie macht ihr das?
Noch ein Kniff, wenn man sehr wohl etwas Positives sagen will, aber nicht immer loben will: Zuerst (wie dreimäderl schreibt) Beschreiben und Aufmerksamkeit schenken, und dann Gefühle des Kindes spiegeln! Denn wir wollen ja, dass das Kind etwas aus eigenem Antrieb tut, sprich weil es SELBST Freude daran hat - also kann man auf diese Freude hinweisen. Gleichzeitig kann man abtasten, wie wichtig oder wie ausserordentlich etwas dem Kind selbst vorkommt, so vermeidet man, dass man Pipifax lobt (wo das Kind denken muss: "Die halten mich ja für beschränkt, wenn sie schon ab dem Sch*ss so stolz sind." :P )

Konkret: Meine Tochter hat auf dem Klettergerüst neue Höhen erreicht. Ich sage: "Oh, so höch ufeklätteret bisch Du! Ich gseh Dich! ... Häsch Freud?" Tochter strahlt und nickt, evtl. sagt sie's selber auch nochmal: "Ja!!! Sooo höch!" :D Wenn ich dann will (weil ich z.B. merke, dass es eine grosse Sache für sie ist), kann ich immer noch ganz authentisch anfügen: "So schön! Da han ich au Freud." :wink:

Ich finde also auch, wie abigail, es ist mega Übungssache. Mit der Zeit kommt's gar nicht mehr künstlich daher, man findet auch den eigenen Stil, die eigenen sprachlichen Wendungen, die einem natürlich über die Lippen kommen und nicht wie aus dem Ratgeber nachgeplappert...

Blumenkind
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Blumenkind »

Hey super, vielen Dank für die Tipps.

Ich werde das mit dem Beschreiben und die Gefühle des Kindes erfragen in Zukunft mehr ausprobieren.
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siamel
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von siamel »

Ich persönlich finde es super-schwierig, meine Kleine nicht zu bewerten. Von meiner Erziehung her, kommt schon immer fast automatisch ein "gut" oder "toll" raus.
Wenn ich nicht gerade dran denke, es nicht zu sagen, dann rutscht es automatisch raus.
Aber es wird besser...

Das Lesen hier und die Bücher zum Thema, die ich gekauft haben, helfen mir aber sehr dran zu bleiben und alles zu hinterfragen, was ich gelernt habe und gedacht habe, es sei richtig bei der Erziehung.

Schlagerstärnli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Schlagerstärnli »

Ich war bis jetzt eine Mitleserin und fühle mich in meiner Art, die Kinder zu Begleiten und führen durch euch bestätigt. Im Alltag ist es ja im Umgang mit anders Erziehenden nicht immer einfach.

Nun komme ich mit einem Anliegen/Frage an euch, wo ich nicht weiss, wie reagieren.

Meine Kinder haben untereinander ein enges Band der Verbundenheit. Meine Älteste und ich sind uns sehr ähnlich und sie hängt stark an mir und bei Entwicklungsphasen, braucht sie extrem viel Nähe von mir, welche ich ihr gebe. Nun ist es so, dass sie oft frustriert ist und wütend auf die Welt oder auch auf mich. Und dies lässt sie an ihrem jüngeren Bruder aus. Sie sagt dann zu ihm, obwohl er völlig unbeteiligt ist, dass sie ihn nicht mag und nicht liebe.
Ich weiss nicht, wie ich reagieren soll.
Sie möchte klar aufmerksamkeit und zum Teil mich damit verletzten. Mir tut ihr Bruder aber so leid, denn er wird dabei sehr verletzt. Ich habe es ihm schon erklärt und gesagt, dass sie eigentlich das Gegenteil meint, aber die Worte die er hört schmerzen.
Ihr habe ich schon gesagt, dass diese Worte mehr schmerzen, als ein Armbruch oder ein Schnitt mit dem Messer, aber sie möchte ja in diesem Moment verletzten.
Manchmal habe ich sie aus dem Raum gestellt, um den Bruder zu schützen, was für mich aber überhaupt keine Lösung ist. Ich bleibe dann aber bei ihr.
Immer sage ich ihr, dass ich sie auch Liebe, wenn sie gemein ist bzw noch viel mehr.

Vielleicht hat jemand hier drin eine Idee?
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Und Schmüsli 18.05.2012

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abigail
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

siamel hat geschrieben:Wenn ich nicht gerade dran denke, es nicht zu sagen, dann rutscht es automatisch raus.
Aber es wird besser...
Das kannte ich eben auch. Bei mir war/ist es auch tatsächlich so, dass ich mich auf die Sprache konzentrieren musste. Wie du kenne ich von zu Hause oder meiner Umgebung eher das Altherkömmliche, in dem das Wort "gut" oder ähnliche oft vorkommen. Aber ich hatte bisher nie den Eindruck, dass ich deshalb gekünstelt wirke, es braucht wie bei jeder Veränderung am Anfang eine gewisse Disziplin. Mittlerweile ist es neu eingeprägt und ich muss mich nicht mehr konzentrieren. Und wenn mir mal aus tiefstem Herzen ein "wau, super das hesch denn guet gmacht" über die Lippen kommt, ist das für mich völlig in Ordnung :wink: .
siamel hat geschrieben:Das Lesen hier und die Bücher zum Thema, die ich gekauft haben, helfen mir aber sehr dran zu bleiben und alles zu hinterfragen, was ich gelernt habe und gedacht habe, es sei richtig bei der Erziehung.
Welche Bücher liest du dazu?

@schlagerstärnli:
Weshalb ist denn deine Älteste so wütend? Irgendwo her muss ja diese Wut kommen. Wie geht es dir im Moment, bist du selbst irgendwie wütend?
Chline Maa 2011
Manndli 2014

Schlagerstärnli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Schlagerstärnli »

Sie hat eine sehr tiefe Frustgrenze ist aber ein Perfektionist und möchte alles schon können. Gibt viele Situationen im Alltag. Z.b. wenn etwas nicht klappt, wie sie will und ich dann noch meine Hilfe anbiete, ist ein Wutanfall vorprogrammiert. Oft kommt sie auch "geladen" von der Schule heim, dann war jeweils etwas vorgefallen, was für uns nicht mal wichtig wäre.Auch wenn Veränderungen anstehen, flippt sie häufiger aus. Mit ihren Wutanfällen umzugehen haben wir gelernt und sie gehören zu ihr und ich akzeptiere sie. Was ich nicht akzeptieren will ist, wenn ihre Geschwister verletzt werden.

Ich selber verspüre keine Wut, im Gegenteil, bin sehr zufrieden und ausgeglichen, ein positiv eingestellter Mensch.
Auch Gg ist ausgeglichen und ich habe ihn selten wütend gesehen. (nur wenn sein Daumen zwischen Hammer und Nagel war)

Wegen der Wutanfälle waren wir beim Osteopath und sie sind weniger heftig und seltener geworden.

Und sie war schon immer so, auch vor der Geburt ihrer Geschwister. Nur konnte sie mir damals nicht wehtun, in dem sie böse zu ihrem Bruder ist. Zu ihrer kleinen Schwester ist sie aber nie so, aber vielleicht kommt es noch. Eifersucht spielt sicher auch eine Rolle.
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Und Schmüsli 18.05.2012

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siamel
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von siamel »

abigail hat geschrieben:

> Welche Bücher liest du dazu?

Ich habe Jeseper Juul "Dein kompetentes Kind" gelesen und hab mich bei der Beschreibung der "früheren" Erziehung total wiedergefunden und es kamen auch vergessene Gefühle wieder hoch, wie ich mich als Kind damals gefühlt habe, wenn mich meine Eltern bestraft haben.
Zum Umdenken hat mich vorher auch bereits Alfie Kohn mit "Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft jenseits von Belohnung und Bestrafung" gebraucht. Allerdings fand ich sein Buch sehr theoretisch und mit den ganzen Querverweisen schwierig zu lesen.
Jesper Juul hat einen praktischeren und verständlicheren Stil. Das Buch hatte ich in einer Woche durch.
Im Moment lese ich noch Steve Biddulph's "Das Geheimnis glücklicher Kinder". Das hat auch viele gute praktische Beispiele, aber die Bestrafung wird bei ihm als Erziehungsmittel zugelassen.

Meine Kleine wird im Januar 3 und meine Geduld wird doch oft sehr hart auf die Probe gestellt. Vor allem das Zähneputzen stellt uns jeden Tag neu vor Herausfoderungen. Generell bei Dingen, die eben sein müssen und wo es in der Regel auch kein Drumherum gibt.
Ich versuche, mir dann hierfür mehr Zeit einzuplanen, damit es keinen Stress gibt, falls es dann doch länger dauern sollte.

Mein Mann ist dann doch eher von der traditionelleren Sorte und es ist recht schwierig ihn von Alternativen zu überzeugen. Ich habe ihm in Jesper Juuls Buch viele Stellen farbig markiert und er hat jetzt tatsächlich angefangen zu lesen, obwohl er der totale Lesemuffel ist. Ich hoffe, dass ich ihn damit irgendwie erreiche und er meine Sichtweise sieht und eventuell auch bei sich erkennen kann. Er ist ein ganz lieber und hat Riesenfreude mit unserer Kleinen aber manchmal fängt er an ihr irgendwelche Geschichten zu erzählen, damit er sein Ziel erreicht (Extrembeispiel von Jesper Juul: "Mutter zum Sohn: Lass das sofort liegen, sonst schneidet die Lehrerin dir die Finger ab!) oder hält sie zum Zähneputzen einfach fest. Das führt natürlich dann bei uns zu Diskussionen, die ich eigentlich auch nicht will.

Sind eure Partner auf der selben Wellenlänge wie ihr?

Bin wirklich sehr dankbar für den Austausch hier! :lol:

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purpurmond
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von purpurmond »

bin auch noch nebenbei am alfie khon lesen und befasse mich wieder mehr mit dem thema.

ich lese ab nun den thread nach wenn ich dazu komme. gleich trotzdem mal eine frage vorweg:

ich habe eine tolle tochter die bald 3 ist. es gibt selten streitpunkte.

was mir aber seit kurzem nicht passt, ist wenn sie mal etwas nicht machen will, was ich aber von ihr möchte dass sie es macht. sage ich ihr: dass wenn sie mich nicht hört was ich will, das ich nach her wenn sie etwas will, ich sie dann auch nicht höre. und sie somit auch ignoriere, wie sie mich zuvor.

irgendwie passt mir das aber nicht nach dem motto "wie du mir so ich dir".

wir finden sonst immer ne lösung und sie ist gewissenhaft, diskutiert gerne und einfach lieb :) das machts natürlich einfach mit ihr zu leben. wir habens gut miteinander.

marypoppins
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von marypoppins »

@Schlagerstärnli Ich weiss, dein Beitrag ist schon eine Weile her - aber mir kam gerade noch ein Gedanke beim Lesen. Wut grundsätzlich ist ein Gefühl wie jedes andere auch. Es gibt Menschen mit einer höheren und solche mit einer tieferen Frustrationstoleranz. Vielleicht ist es noch schwieriger für dich die Wut deiner Tochter zu ertragen, weil du selber nicht schnell wütend wirst. Ich würde versuchen mit ihr Wege zu suchen wie sie die Wut bewältigen kann ohne andere zu verletzen - weil nur unterdrücken, kann auch nicht das Ziel sein.
Mister Wissensdurst 2/10
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Papa68
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Papa68 »

Und was macht man, wenn Sohnemann nachts um eins Orangensaft will und nur Wasser angeboten bekommt (er weiss warum, haben wir schon 1000 Mal durchgekaut) und dann 2 1/2 Stunden tobt, schreit und trotzt? Ich muss reagieren und ihn aus dem Zimmer nehmen, damit die Schwester schlafen kann. Doch dann erst kommt die grosse Herausforderung: wie schaffe ich es, mitten in der Nacht zwei Stunden so mit ihm umzugehen, wie ich es eigentlich möchte, Ruhe zu bewahren... und am nächsten Tag erst noch fit, erholt und gut gelaunt zu sein? Tipps von erfahrenen "Nicht-Straf-Müttern"?
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÃCHTIG!

Hibiskus
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Hibiskus »

@Papah
Obwohl ich mitten in der Nacht beileibe meistens nicht so geduldig reagiere, wie ich es gerne würde und ich in der Nacht grundsätzlich Situationen so löse, dass alle zu möglichst viel Schlaf kommen, versuche ich eine Antwort für Dich:

Ich versuche in solchen Situationen jeweils herauszufinden, was der Grund für das (unangepasste) Verhalten ist und versuche, das dahinterliegende Bedürfnis zu befriedigen.

Verlangt Dein Sohn den Orangensaft aus Hunger? Dann würde ich ihm ein Lebensmittel Deiner Wahl (bei uns Milch) anbieten mit dem Zusatz, dass ich ihm nachher nochmals zähneputzen werde.
Verlangt er den Saft aus Bedürfnis nach Nähe, würde ich ihn mit zu mir ins Bett nehmen.
Andere mögliche Gründe fallen mir momentan nicht ein :oops:

Wenn dieselbe Situation öfters vorkommt, würde ich ihn in einem guten Moment am Tag fragen, was ihr das nächste Mal tun sollt, wenn er in der Nacht wieder Orangensaft verlangt und dann so ausdauernd danach schreien muss. Vielleicht kann er Dir dann eine alternative Handlungsweise aufzeigen...

Aus dem Zimmer nehmen würde ich ihn auch, sehe das aber weniger als Strafe für ihn, sondern als Schutz des Schlafes der Geschwister.

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Ajnat
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Ajnat »

Darf ich auch um euren Rat fragen? Ich habe letztes Jahr immer wieder in eurem Tread mitgelesen und fand es richtig spannend. Nun ist meine Kleine auch schon 15 Monate alt und beginnt langsam die Grenzen auszuloten. Wenn etwas nicht nach ihrem Kopf geht, schmeisst sie sich gerne rücklings auf den Boden. Ich schaue dann, dass ich sie sicher zu Boden lege und lasse sie so kurz ihren Unmut äussern. Danach verlangt sie oft nach mir und möchte in die Arme genommen werden. Wofür ich mir selbstverständlich Zeit nehme und ihr die Nähe geben, die sie gerade braucht. Irgendwie weiss ich nicht, ob ich das "richtig" mache. Was meint ihr dazu? Und kennt ihr eine gutes Buch, das mir gerade in Bezug auf so kleine Kinder eine gute Hilfestellung sein könnte? Mir ist nämlich wichtig, dass ich meine Tochter mit viel Liebe und auch Verständnis erziehe. Manchmal kommt leider die Bemerkung von meiner Schwiegermutter, dass die Kleine mir bald auf der Nase rumtanzen würde. In solchen Momenten werde ich dann unsicher, ob ich es wirklich im Griff habe oder meiner Tochter zu viel Spielraum lasse. Deshalb wäre ich froh um eine Tipp für ein gutes Buch, das mir ein bisschen den Rücken stärkt oder auch die Augen öffnet...
Bin gespannt, was ihr mir raten könnt :lol: !

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stella
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von stella »

Papa
Also ich bin mit der Grossen nachts auch schon in den Keller (war IMMER dabei), weil sie das ganze Haus zusammen geschrien hat. Da geht es doch dann darum, dass die anderen zumindest schlafen können!
Nachts bin ich dann eher die, die handelt... Und die, die schaut, dass möglichst alle schlafen können... Solche Phasen kommen und gehen und ich würde auch mal am Tag nachfragen, was denn dein Kind in so einem Fall möchte und vor allem ihm sagen, dass du das nicht mehr willst und gemeinsam nach einer Lösung suchen.

ajnat
Es gibt ein Buch von Naomi Aldort... Weiss gerade nicht mehr, wie das heisst... Aber das beschreibt deine Art auch.. Finde es noch gut... Weil es Alternativen zum "Hartsein" aufzeigt..
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

humeli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von humeli »

Yep, genau, hätte jetzt auch N. Aldort vorgeschlagen. Ihr Buch heisst "Von der Erziehung zur Einfühlung". Kriegst Du eigentlich überall in jeder Buchhandlung, online zB auch über Exlibris, Weltbild.
Üses Ranggifüdli (21.03.2007)
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seestern1
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von seestern1 »

Mir hat das Buch von Aldort irgendwie nicht so zugesagt, obwohl ich den Ansatz schon richtig finde - das heisst, ich möchte auch ohne Strafen und Lob erziehen. Weiss nicht, worans lag, falls dir das auch so geht: ich fand die Bücher von Jesper Juul und Jan Uwe Rogge hilfreich.

Und ich finde es toll, wie dus mit deiner Kleinen machst. Du nimmst ihre Gefühle ernst und sie darf ihren Unmut ausdrücken. Wenn sich deine Schwiegermutter bei so was schon einmischt, finde ich es super, wenn du deine Postion "stärken/absichern" möchtest mit Literatur. Lass dich von aussen nicht verunsichern. Du spürst schon, was deine Tochter braucht.
Seestern mit Lumpemuus 9/11 und Strahlemaa 2/14

humeli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von humeli »

Ja, Juuls Bücher finde ich auch sehr gut :)
Üses Ranggifüdli (21.03.2007)
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