@ajili
Willkommen
Ja, ich schone mein Kind, wenn man es aus neurotypischer Sicht ansieht. Und damit schone ich mich, meine Familie, unser Zusammenleben.
Mein Sohn ist noch sehr jung, er hat noch viel Zeit. Meiner Ansicht nach auch dafür, zu lernen, wie man sich in der Welt bewegt und wie man mit bestimmten Situationen umgeht.
Er braucht eine lange Zeit, um Vertrauen zu fassen. In Menschen, in Situationen, oder Orte. Wenn man ihm diese Zeit gibt, die Dinge für ihn immer berechenbar macht, dann hat er irgendwann genug Sicherheit und Vertrauen, dass er offener wird und auch eine "Ausnahme" gut wegstecken kann. Seine Welt wächst dadurch sehr langsam und sehr strukturiert. Aber es geht schon schneller, als auch schon
Ich nehme an, wir gehören zu denen, die extrem wenig machen, also viel "schonen". Schlicht deshalb, weil das Kind, wenn es anders läuft mit massiven Zusammenbrüchen reagiert, emotional und auch körperlich mit Fieberschüben, nächtlichem Erbrechen, usw.
Bei uns ist es wie bei tin. Kein Schwimmkurs. Keine Gruppenaktivitäten. Wenn spielen, dann mit einem Kind. Nicht mit vier. Spielplätze besuche ich nicht, wenn wir an einen ranlaufen, dann gehts am besten, wenn niemand sonst da ist. Wenn ich mal ins Hallenbad gehe, dann gefällts ihm zwar, er mag aber nicht sehr lange, weint danach und braucht absolute Ruhe. Er erträgt dann nicht mal mehr, wenn wir beim Essen reden und hat einen Pamir auf.
Wir haben kaum Besuch, maximal einmal die Woche, danach muss eine Woche Ruhe sein. Auch kein Einkaufen gehen oder so.
Bei uns ist ALLES, was nicht daheim ist, was andere Menschen mit einschliesst, ein Exponieren. Für Aussenstehende sieht es nur nach "Schonen" aus, für uns ist aber jedes Verlassen der sicheren vier Wände ein kleiner Schritt nach vorn. Unseren Sohn kostet das sehr viel Überwindung und Energie. Und wir loben diese Schritte, in dem wir ihm danach die Ruhe und den Alltag geben, den er braucht, um das nächste Mal wieder den Mut und die Sicherheit zu finden, mit zu gehen.
Wir wohnen recht abgelegen, nur ein paar Häuser und Kinder. Übersichtlich. Unser Leben läuft langsam und ruhig. Daher geht das recht gäbig.
Vor- und Nacharbeit sind wie bei Tin. Und ich gebe ihm eine kleine Karte in die Tasche, die zeigt er, wenn er nicht mehr reden kann, aber merkt, dass er weg will, heim, oder allein sein. Meist zeigt er sich, kaum kommen wir wo an. Dann sage ich, wir versuchen es noch etwas und probieren, ob wir es schaffen. Oft geht es irgendwann. Ist aber anstrengend und auch mal mit Tränen oder Autickern verbunden.
Dinge wie Schwimmkurs, oder überhaupt so Sachen die angeleitet werden, da verweigert er total. Er geht seit gut zwei Jahren in die Kita, aber im Kreis singen? Nein danke, wozu auch? Er sieht den Sinn nicht. So würde er im Schwimmkurs also nie aufs Rändli hocken, in einer Reihe mit den anderen und warten. Heisst ja Schwimmkurs, nicht "aufs-Rändli-hock-Kurs"
Das Gewusel wäre ihm auch zuviel. Zu laut (die Garderoben hallen ja recht), zu eng, zu wenig übersichtlich, zu schnell. Und er könnte nicht von einem Spiel/Übung auf die nächste umschalten.
Abklärung kann sich lohnen, wenn ihr unter der Situation leidet. Da die Konsequenz einer allfälligen Diagnose ein Umdenken in Erziehung, Erwartungen/Vorstellungen bringt und man den Zugang zu einem Kind finden kann, mit dem man oft ratlos dasteht.