Auch wenn ich mich damit in die Nesseln setze: Aber für mich ist dieses Mundart-Schreiben - das ja vor allem auch von etwas jüngeren Kalibern (u30), praktiziert und so vehement verteidigt wird - auch ein bisschen ein Symptom der Tatsache, dass immer weniger Leute korrekt Schriftdeutsch schreiben können.
Ich bin in der Lernendenausbildung, der Rekrutierung und als QV-Expertin tätig. Und was ich da seit 10 Jahren in Sachen Qualität Rechtsschreibung sehe

- manchmal echt grausam!

Das Rechtsschreib-Niveau eines 3. Sek-Schülers war zu meiner Zeit grundsätzlich "solide" - mit Ausschlägen nach oben und unten, klar. Aber ich beobachte effektiv, dass sich dieses Niveau in den letzten Jahren immer mehr verschlechtert hat. Die Bewerbungsschreiben gehen meistens noch (weil da irgendein Erwachsener oder Freund darüber schaut), aber wenn ich die Lernenden dann bei mir habe oder 3 Jahre später in der QV... sorry, da erschrecke ich manchmal echt, wie die schreiben

bzw. frage mich, wie die durch 3 Jahre Sek A gekommen sind (wie dann die Rechtsschreibung von Sek B- und Sek C-Schülern ist, will ich gar nicht wissen...

). Und gerade bei diesen Jugendlichen beobachte ich mehr und mehr, dass sie halt sehr oft Schweizerdeutsch schreiben - weil es da keine Regeln gibt und sie einfach nach Gehör schreiben können, ohne effektiv wirklich etwas falsch zu machen.
Ich glaube, dass heutzutage - wieso auch immer - immer mehr Leute Mühe haben, korrektes Schriftdeutsch zu schreiben und deshalb immer mehr Leute auf Mundart-Schrift ausweichen. Sie können damit verstecken, dass sie in Sachen Rechtsschreibung schwach unterwegs sind und müssen sich bei der Dialekt-Schreibweise auch weniger anstrengen, korrekt zu schreiben, weil es dort ja keine Regeln gibt (zumindest keine, die allgemein beachtet werden - man schreibt, wie einem der Schnabel gewachsen ist

). Wie gesagt: Ich habe in der Schule mal Schriftdeutsch schreiben gelernt, nicht Mundart! Und dementsprechend fällt mir persönlich Schriftdeutsch zu schreiben viel leichter als Mundart - weil bei Schriftdeutsch weiss ich, wie ich schreiben muss (ich hab's ja mal gelernt und jahrelang in der Schule geübt

). Bei Mundart muss ich viel mehr überlegen (wie spreche ich es aus... wie kann ich es dementsprechend schreiben... ist das für den anderen so verständlich, etc.). Aber eben: Ich denke, bei vielen u30 ist das heute wirklich umgekehrt - sie haben Mühe einigermassen korrektes Schriftdeutsch zu schreiben und weichen deshalb auf Dialekt-Schreiben aus. Bei Leute ü35 erlebe ich dieses Mundart- oder Dialekt-Schreiben viel seltener. Vielleicht mal in WA - ok. Aber in Mails, Foren, etc. - sobald es längere Texte sind - wird dann doch mehrheitlich Schriftdeutsch geschrieben.
Wie gesagt: Im Sinne der allgemeinen Verständlichkeit finde ich persönlich diesen Trend zur Dialekt-Schreibweise sehr schade (und eben: Ich spreche da nicht von WA, etc... das ist ja dann wieder eine andere Geschichte).