Wohneigentum - Schweizer Modell

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

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inaina
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Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von inaina »

Hallo,

ich bin am Ueberlegen, welche Vorteile der Erwerb von Wohneigentum in der Schweiz haben kann. Ich komme aus D, wo es viel üblicher ist, einen Kredit zügig abzuzahlen als in der Schweiz. Regelmässig höre ich von Leuten, die ihren Kredit nicht zurückzahlen, sondern lediglich jeden Monat ihre Kreditzinsen bezahlen. D.h. das "Eigentum" wird ihnen wohl nie wirklich selbst gehören.

Was sind die Vorteile eines solchen Modells?

Ich wohne in einem Kanton, wo Immobilien SEHR teuer sind. Evtl überlege ich mir, in D etwas zu kaufen (wesentlich erschwinglicher), zu vermieten und mir damit ein interessanteres Mietobjekt in der Schweiz leisten zu können.

Was haltet Ihr davon?
Ist es sinnvoll, Eigentümer zu werden, ohne jemals den Kredit abzubezahlen?

Teacherette
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von Teacherette »

Es ist nicht üblich diesen abzuzahlen, weil es steuertechnisch interessanter ist. Meine eltern zahlen schon über 40 jahre die hypothek ab und lassen bewusst einen teil schuld stehen. So wird das haus steuertechnisch nie zum eigentum und die verbleibenden schulden können von den steuern abgezogen werden.

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Ups...
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von Ups... »

... wenn du Wohneigentum hast, dann musst du einen Eigenmietwert versteuern, wenn eine Teilschuld stehen bleibt, dann kann man die Schuldzinsen abziehen. Deshalb bleibt immer ein Teil der Hypo stehen - du musst das natürlich nicht machen. Wäre steuerlich aber kein Vorteil. Wieso dich die Restschuld stört weiss ich nicht...

Etwas vermieten klingt natürlich verlockend - ist aber auch mit Risiken und Arbeit verbunden. Kosten sind auch da dann vorhanden - je nachdem auch Leerkosten etc. Würdest du bei einem Mieterwechsel alles selber machen? Würdest du jemanden anstellen, der dir das organisiert? Renovationen und Neuerungen sind auch nicht immer günstig und schnell gemacht - auch nicht immer alles auf den Mieter abzurechnen...

Zusätzlich glaube ich kaum, dass du mit vermieten in Deutschland (Kauf viel erschwinglicher - drum Miete günstiger) etwas teures hier mieten kannst...

Ich
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von Ich »

Ein Haus hat ja einen Steuerwert den man auf der Steuererklärung angeben muss. Das ist so als ob du das in bar auf der Bank hättest.
Hast du nun keine Schulden mehr zum abziehen zahlst du dich steuertechnisch dumm und dämlich. Darum zahlt man hier in der Schweiz ein Haus eigentlich nie ganz ab. So einfach ist das.

sonrie
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von sonrie »

ich komme aus AT und bei uns wird auch eigentum erworben und innert 20-25 Jahren vollständig abbezahlt. Hatte anfangs auch etwas "Mühe" mit dem Schweizer system, bei dem einem die Hütte nie wirklich ganz gehört. Aber wie schon geschrieben wurde hängt das mit dem Steuersystem zusammen, würdest du (theoretisch) ein Haus kaufen und gänzlich abbezahlen, üsstest du diesen Wert jedes Tag teuer versteuern.

Was die Amortisation angeht: ja klar, man muss nur die Hypothekarzinsen bezahlen, aber je nachdem wieviel Geld von der Bank aufgenommen wurde berechnet sich auch ein gewisser Betrag, welcher amortisiert werden muss. Derzeit macht es Sinn, indirekt zu amortisieren, also die Hypothek nicht direkt abzubezahlen, sondern zb. jedes jahr den vollen Betrag in die 3a Säule einzuzahlen und mit diesem geld dann bei der Pensionierung die schuld zu verringern.

Wenn du zb. 600 000 CHF Hypothek hast ist es nicht nur im Interesse der bank, dass du diese schuld reduzierst wenn du aufhörst zu arbeiten um deine monatlichen Belastungen zu reduzieren.(ansonsten hast du im Alter eventuell Mühe, die Hypothekarzinsen für die 600 000 CHF bezahlen zu können, vor allem wenn diese dann nicht mehr bei 1.5% sondern vielleicht 5% liegen).

Es gibt vom Beobchater ein ganz informatives Buch zu dem Thema:
http://www.beobachter.ch/buchshop/wohne ... eigenheim/

Falls du dich mal einlesen willst.
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huxley
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von huxley »

Das Vermögen und die Mieteinnahmen führen zu einem höheren Steuersatz in der Schweiz, d.h. auch zu höheren Steuerzahlungen. In diesem Fall (Vermietung in D) müsstest du auch beachten, dass du dann auch in Deutschland eine Steuererklärung ausfüllen musst aufgrund der Mieteinnahmen.

Ich
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von Ich »

huxley hat geschrieben:Das Vermögen und die Mieteinnahmen führen zu einem höheren Steuersatz in der Schweiz, d.h. auch zu höheren Steuerzahlungen.
Genau , die Mieteinnahmen werden als Einkommen gezählt.

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Papah
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von Papah »

Und was vor allem noch dazu kommt:

Wohneigentum und das Land sind in der Schweiz wesentlich teurer als in angrenzenden Euroländern. Trotz höherer Löhne wird es den meisten Käufern gar nicht möglich sein, den Kredit innert mittlerer Frist von 20-25 Jahren zurückzuzahlen.

Wir haben in der Schweiz gebaut, wenige km weiter in F hätte es nur die Hälfte gekostet, dafür mit etwas minderer Bauqualität etc.

sonrie
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Re: Wohneigentum - Schweizer Modell

Beitrag von sonrie »

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