@flocke
Flocke hat geschrieben:
Naja, meine Schwiegis sind von Natur aus irgendwie schon immer speziell gewesen. Also eher, was die Familie betrifft. Das ganze hat eine lange Geschichte, unter der sogar mein Mann als Kind litt. Heisst, sein Vater war immer auswärts mit seinen diversen ausserhäuslichen Tätigkeiten beschäftigt und seine Mutter wartete zu Hause und richtete das ganze Leben nach ihm. Das war ziemlich extrem, er hat mir Vieles erzählt darüber. Nun, sie hat immer noch nichts gelernt und so läuft es halt auch weiter bei den Enkelkindern. Sie macht nichts, wo er nicht dabei ist bzw. schaut immer erst, was er denn noch macht usw. Ganz kompliziert. Das war schon immer so.
Meine Schwiegermutter war genauso, bevor ihr Mann starb. Jedenfalls woviel ich das mitbekommen habe, machten sie auch alles zusammen. Ich erinnere mich noch, dass GG und ich mal eine Terminkollision hatten mit 2 Geburtstagen, einen auf seiner Seite und einen auf meiner. Also entschieden wir, dass halt er allein geht und ich auch, weil es uns beiden wichtig war. Das wurde von seiner Familie nicht verstanden, dass wir so einen Anlass nicht zusammen besuchen.
Sie hatten auch ein Auto, aber nur Schwiegervater konnte Auto fahren. Dann ist er gestorben, und sie musste sich da an sehr viel Neues gewöhnen: alleine aus dem Haus gehen, alleine was unternehmen und Leute kennenlernen, mit öV unterwegs sein... das war schon eine grosse Umstellung für sie. Damals hat sie noch gearbeitet, da war sie immerhin teilweise "versorgt", denn Hobbys hatte sie keine, ihr "Hobby" war ja immer das betüteln der Familie

Dann wurde sie (früh)pensioniert (aus gesundheitlichen Gründen) und MUSSTE sich halt wirklich auch in den Hintern kneifen und Kontakte und Zeitvertreibe suchen, wenn sie nicht von morgens bis abends alleine zuhause sitzen wollte.
Nun hat sie zum Glück einen Schrebergarten, der sie auf Trab hält und wo sie ja auch Bewegung kriegt und deshalb auch regelmässig aus dem Haus und ein rechtes Stück zu Fuss gehen muss, weil kein Bus dahin fährt. Denn vorher hat sie sich auch viel zu wenig bewegt, sie hatte keine Motivation dazu, jetzt mit dem Garten ist das anders. Ich bin uh froh, hat sie nun was gefunden, an dem sie Freude hat.
Flocke hat geschrieben:
Ihre Krankheit erschwert jetzt auch Vieles und sie kann auch nicht alleine zu uns fahren, muss warten, bis ihr Mann mal Zeit hat (wegen ihrer Phobien). Ach, ich denke, dass ich ihr verzeihen sollte, sie ist ja wirklich eine Arme und was geschehen ist, ist ja Vergangenheit. Heute kann sie nicht mehr aus ihrer Haut, wie es scheint (ist aber in Behandlung). Mich nähern möchte ich aber trotzdem nicht, sie raubt einem einfach alle Energie.
Weisst Du, ich verstehe Dich gut, es ist ein schwieriger Umgang und raubt Dir Energie. Aber ich verstehe ein Stück weit auch Deine Schwiegermutter, nicht dass sie Euch nie besuchen kommt, aber dass es für sie nicht so simpel ist wir für gesunde Menschen. Gerade Phobien/Panikattacken sind für Menschen, die das selber nicht erlebt haben, meistens vollkommen nicht nachvollziehbar. Ich leide ja selber unter Panikattacken, und das kann das Leben (und eben auch ein normales Bewegen im Leben) wirklich zur Hölle machen. Mein Mann lebt nun schon viele Jahre mit mir und meinen Panikattacken, trotzdem ist es für ihn nach wie vor absolut unverständlich, wie man vor "nichts" und "aus dem Nichts" solche Panik kriegen kann. Es lässt sich ja auch nicht wirklich erklären. Und Depressionen... kenn ich leider auch, zum Glück nicht so heftig, aber ich weiss, wie schwer es dann ist, sich überhaupt zu etwas "aufzuraffen", weil man teilweise einfach wie irgendwo "festgewachsen" ist und nicht raus "kann". Am ehesten dann wohl noch im bekannten Umfeld, sprich, zuhause, wo einen niemanden sieht und wo vermeintlich nichts Unvorhergesehenes oder Fremdes passieren kann. Mit diesem Hintergrund kann ich gut nachvollziehen, dass Deine Schwiegi die Sicherheit ihres Mannes braucht und ihr diese "Sicherung" fehlt, wenn sie alleine was machen würde. Und dass dann eben auch gewisse "Reisen" zu anderen Menschen schwierig werden, weil sie sich unsicher fühlt.
Das ändert nun zwar nichts an Deiner Situation, aber evtl. hilft es ja, dass Du sie doch ein bisschen verstehen kannst.
Flocke hat geschrieben:
Oh ja, dann verstehe ich aber, das du deine Schwiegi nicht ansprichst. Gehen wir mal davon aus, dass sie es nicht böse gemeint hat. Es wird wohl einfach ein Irrtum, dumm gelaufen sein. Sicher hat es niemand extra gemacht und GG hätte sich ja auch kümmern können. Vielleicht kannst du es ja so ad Acta legen und nächstes Jahr läuft es sicher besser ab!
Nein nein Du, böse gemeint hat sie es ganz bestimmt nicht!! Da bin ich mir ganz sicher! Auch GGs Bruder hat es bestimmt nicht böse gemeint, sondern einfach automatisch gedacht, dass wir ja einen anderen Tag nehmen können. Aber eben: kommunizieren wär ja was. Z. B. macht GG mit seiner Mutter auch nie eine Zeit ab, wenn wir eingeladen sind. Also sie ist am kochen und hat Null Ahnung, wann wir kommen

bei Teigwaren ist das ja noch egal, ob die Sauce länger kocht, die Teigwaren selbst sind ja dann schnell gemacht, aber auch schon hat sie Pizza gemacht und wir kamen 1 Stunde später als sie dachte

Ich hab oft gesagt "Mach bitte eine ungefähre Zeit ab", ich meine, wir müssen ja nicht auf die Minute pingelig sein, aber so irgendwie mal grob abmachen... Inzwischen sag ich nichts mehr, ist ja nicht MEINE Arbeit, die "verkocht"

Ich find's jeweils einfach schade. Mich würde das sehr stören, wenn ich mir Mühe mit kochen mache und dann tauchen die Gäste nicht auf und mein Essen verkocht oder wir pampig oder kalt. Aber eben... ich sag nichts mehr.
@sterrnli
Meine Schwiegermutter ist sehr nett und auch hilfsbereit. Bei mir ist es einfach so, dass ich halt wegen der sprachlichen Hürden mich bei ihr langweile, und deshalb muss ich auch nicht zu oft hin.
Ui, schade, dass Deine Schwiegi sich weigert, eine Hilfe zu benützen, wär doch schön, wenn sie etwas mobiler wäre. Aber weisst Du, ich glaube, im "Hintergrund" spielen da einfach ganz viele unsichtbare Probleme und Mechanismen. Meine Mutter hörte ja grottenschlecht, hat sich aber jahrelang total geweigert, ein Hörgerät zu tragen. Wir verstanden das überhaupt nicht, denn es hätte ihr Leben ja vereinfacht, sie war ja immer enttäuscht, wenn sie z. B. bei einem Theater die Hälfte nicht verstand. Aber ich denke, dieses Weigern ist vielleicht ein bisschen das Verdrängen, dass man alt wird und Hilfe braucht. Gab hier im Forum mal ein Thema über den Umgang mit "störrischen alternden Eltern"

, war noch interessant.
Ui, jetzt bin ich zu lange hängengeblieben

Muss dringend essen, da ich ja bald los muss ins Altersheim!
Schönen Nachmittag zusammen!