Arztbesuch mit Asperger

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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nalin
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Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von nalin »

Hallo zusammen

Mein Grosser (9 Jahre) sollte für einen Allergietest eine Venenpunktion machen lassen. Beim ersten Arztbesuch war nicht geplant, schon eine Blutentnahme zu machen; die Ärztin wollte dann einen Fingerpiks machen. Ging verständlicherweise nicht. Für den Folgetermin bekamen wir ein Emla-Pflaster, welches die Einstichstelle betäubt und wir haben den Ablauf diskutiert. Als wir dann jedoch im Behandlungszimmer sassen, hat er total zugemacht und geschrien wie am Spiess. Die Ärztin hat mich dann mit ihm alleine gelassen, damit ich ihm nochmals alles erklären konnte und habe ihm an der betäubten Einstichstelle nochmals gezeigt, dass er wirklich nix spürt. Aber keine Chance. Wir bekamen kein Tröpfchen Blut aus dem Bübchen raus. Er konnte mir auch nicht genau sagen, wovor er denn Angst hat.
Wie geht ihr bei solchen Situationen vor? Ich will ihn ja nicht quälen; er tut mir schrecklich leid... Die nächste Option wäre eine Blutentnahme unter Sedierung, aber das ist nur im Spital möglich. Er hat gesagt, eher bringe er sich um, als ins Spital zu gehen; und das mit 9! Für mich als neurotypische Person ist es schwierig, mich in seine Gefühle und Gedankengänge hereinzuversetzen. Freue mich auf Tipps von Euch, damit das Ganze entspannter abläuft das nächste Mal. Er möchte es nämlich nochmals versuchen :D
Hoosefratz 4/2008
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zwei * im Härze

Hibiskus
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von Hibiskus »

Detaillierte Erklärung mit Pictos oder Fotos hast Du schon probiert?

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nalin
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von nalin »

@hibiskus: Nein, habe ich noch nicht gemacht, mir aber auch schon überlegt.
Hoosefratz 4/2008
Höseler 11/2010

zwei * im Härze

aluger
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von aluger »

kann er sich eventuell selber piksen und die Probe nehmen?

Nicole]
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von Nicole] »

Ich würd stufenweise. Zuerst bilder zeigen (piktos) & erklären. Dann spritzen zeigen & ihn anschauen lassen. Mal saft von ner zitrone abnehmen lassen, macht spass. Evtl. Gibts auf youtube noch gute videos, wo das erklärt wird?
Und evtl. spürt er ja trotz pflaster noch was? Wenn auch nicht schmerz? (Meine wegen der wortwahl). Good luck

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Opti
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von Opti »

Stufenweise und Bilder ist sicher eine super Vorbereitung. Was mir noch einfällt: Zuhause ist er vermutlich entspannter. Die Blutentnahme muss ja vermutlich nicht von einem Arzt gemacht werden. Wenn jetzt z.B. eine Spitex, allenfalls sogar Kinderspitex, bei Euch zuhause, im gewohnten Umfeld mit allen üblichen Beruhigungs"mitteln" wie Schmusetier oder was auch immer Blut abnimmt oder er TV schauen darf etc. Würde das helfen?

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Phase 1
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von Phase 1 »

Mein ältester hat zwar kein asperger aber er hat auch Angst und in dem Alter ist das Selbstverständnis normal.
Ich vermute du hast auch asperger weil du das so im Schlusssatz so sagst.

Die Frage die ich mir hier stelle ist,
Ist die blutentnahme wirklich notwendig oder könnte man den Allergie Test auch nur auf der Haut machen?

Wenn natürlich nein, würde ich versuchen mit Piktogrammen das ganze im Ablauf festzuhalten.
Und zwar der ganze Ablauf!
Auch würde ich versuchen ihm genau zu erklären wozu das Ganze dient.
Vielleicht versteht er es ja.
Zusätzlich hilft vielleicht der buzzli?

http://www.kindundspital.ch/buzzy/informationen

Das asperger und Autisten Mühe haben weis ich. Mein Neffe ist autist und es ist jedes mal eine Riesen Herausforderung ihn zum Arzt zu bringen.

Hoffe für euch das es klappt.
Mein Sohn hat es nach viel weinen auch geschafft und er war sichtlich erleichtert.
Das war wirklich das schlimmste für ihn überhaupt. Jetzt kannst drüber lachen.
Hoffe wirklich ihr Schaft es!

Manana
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von Manana »

Wir hatten bei unserem in dem Alter auch Probleme mit Blut. Es war aber nicht der Schmerz wovor er Angst hatte (spritzen geben hat er schon als ganz klein extrem ruhig hingenommen. Eigentlich ruhiger als neurotypische Kinder. Aber Blut zu verlieren war für ihn der Horror.
Er machte bei der kleinsten Verletzung ein riesen Theater. Irgendwie konnte er das nicht einordnen. Blut gehört in den Körper. Wenn der jetzt offen ist und das rausläuft, dann ist der Körper ja kaputt und kann nicht mehr funktionieren. Das war irgendwie so seine Angst. Nicht der Schmerz.

Ich würde nochmal mit ihm reden und in einem ruhigen Moment versuchen herauszufinden wovon er wirklich Angst hat.
Danach ganz genau erklären/zeigen warum/wozu/wieviel Blut da weggeht und dass/wie sich die Wunde wieder schliesst und er immer noch genug Blut im Körper hat etc.

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venezuela
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von venezuela »

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Zuletzt geändert von venezuela am Sa 3. Mär 2018, 13:43, insgesamt 1-mal geändert.

wolke7
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von wolke7 »

Wie reagiert er auf trikfilme? mir kommt gerade eine trickfilmserie aus der kindheit in den sinn: es war einmal....das leben. Auf en demande von upc und sicherlich auch auf youtube zu finden. Ist eine serie aus den 80igern welche verschiedene körperliche vorgänge oder auch organe kingerecht erklärt. Meine 4 jährige steht momentan sehr darauf, ist also gut verständlich. Unter anderem ist eine folge dem blut und eine weitere den blutplättchen gewidmet. Evtl versteht er so für was das blut notwendig ist und kann es eher zulassen, das ihm davon genommen wird?

Alles gute! Wolke7

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stella
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von stella »

Ich habe ein Kind mit ADHS, welches total unsicher ist und sich verweigert, wenn es eine Situation nicht kennt. (Also, heute kann sie so Situationen besser selber managen...) Vielleicht ist es ja überhaupt nicht vergleichbar... Dann überlies es einfach...

Für Arztbesuche muss ich ihr immer und immer wieder den genauen Ablauf erzählen. Damit muss ich ungefähr zwei Wochen vorher beginnen. Dazu braucht sie auch theoretische Informationen - also warum Blut nehmen und was dann mit dem Blut passiert und was dann mit dem Einstich passiert und wie fest weh das macht. Ich versuche, immer alle Infos gebetsmühlenartig zu wiederholen... Und, ich gebe es zu, manchmal braucht sie zu all dem noch eine Aussicht auf eine Belohnung.
Früher haben wir noch ihr Schlaftierli (das haben wir sonst NIE aus dem Bett genommen) mitgenommen und der Arzt hat noch einmal alles am Tierli gezeigt. Und ganz wichtig war, dass der Arzt eine Art ihr Einverständnis abgenommen hat. Er hat immer gesagt, dass sie ihm sagen soll, wenn sie bereit sei. Bei Blutabnahmen haben wir zusätzlich noch einen Kaugummi mitgegeben. Und wenn der Arzt den Einstich machte (trotz Emla), sagte er "jetzt" und sie biss auf den Kaugummi...

Mit all diesen Massnahmen haben wir es eigentlich immer geschafft...

Ist etwas dabei, was für eure Situation passt?
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

tin
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von tin »

ups doppelt
Zuletzt geändert von tin am Sa 6. Mai 2017, 21:29, insgesamt 1-mal geändert.

tin
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Re: Arztbesuch mit Asperger

Beitrag von tin »

bei meinem Sohn mit Asperger funktioniert es, wenn wir nur über das Technische sprechen, also, was man wo und wie mit dem angenommenen Blut alles machen kann, was man darin sieht und so...Dann wird es richtig interessant und dann ist die eigentliche Handlung, also das Blut abnehmen (funktioniert auch mit Zahnarzt, Röntgen EEG) Nebensache
(Dafür haben wir Mühe, wenn es eben nicht so interessant ist, wenn man mal kurz wegen einer Erkältung mal abhören muss, oder so.. das geht teilweise nicht..)
So vie neurotypische Kinder verschieden sind, sind es wohl auch Kinder mit Autismus..
Viel Glück

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