Ich denke, die Familie hat sich sehr eingehend und serös mit dem Thema Freilerner befasst, von daher kann man sie sicher nicht als naiv betrachten. Was mir eher Bedenken macht, ist die wirtschaftliche Situation: der Mann ist Landwirt (ist es seine einzige Einkommensquelle?) und die Frau arbeitet auf dem Hof mit, unterrichtet nebenbei ihre Tochter (später dann auch den Sohn) und schmeisst den Haushalt. Einer auswärtigen Tätigkeit geht sie nicht nach. Nun: was, wenn einem von Beiden etwas passiert? Immerhin müssen sie regelmässig CHF 7'500.00 Strafgeld abdrücken, weil sie ihre Kinder nicht in die Regelschule schicken. Was, wenn es z.B. zu einer Trennung käme? Was, wenn einer von beiden unverhofft (und jung) stirbt? Finanziell könnten sie sich dann diese Art von Schule nicht mehr leisten. Die Kinder wären keineswegs parat für die Regelschule; sie hätten wohl zu viel Stoff zum nachholen

. Das würde mir Bauchweh bereiten, ganz ehrlich

.
Es gab übrigens auf SRF mal eine interessante Reportage:
Rousseaus Kinder. Eine CH-Familie, die in den 40er oder 50er Jahren zusammen mit ihren Kindern nach Kanada auswanderte, dort ziemlich abgelegen wohnte und die Kinder nach der Freilerner-Methode unterrichtete. Es war spannend zu erfahren, wie individuell jeder Einzelne dieser inzwischen erwachsenen "Kinder" diese Lebensphilosophie erlebt hat und was das mit ihm gemacht hat.
Was ich schön fand und was sich auch mit meiner Einstellung deckt: MUSS man tatsächlich täglich einen Kampf um Kleinigkeiten führen, nur weil es die Etikette verlangt? Also meine Kinder müssen auch nicht bis zum bitteren Ende am Tisch sitzen. Unsere Regel ist: wenn alle Kinder fertig gegessen haben, dürfen sie aufstehen. Ich (früher wir

) geniesse das Essen und sitze entsprechend lange am Tisch, geniesse das Essen und dazu auch gerne einen feinen Wein. Warum sollen meine Kinder sitzen bleiben? Auch bei anderen Dingen im Alltag sehe ich es nicht so verbissen und eng; das Erwachsenenleben bringt noch genügend Regeln - Kinder sollen doch auch noch Kinder sein dürfen. Eine gewisse Tagesstruktur / eine Regelmässigkeit finde ich aber dennoch wichtig!