12-jähriger Asperger plötzlich traurig / Schulverweigerung

[nalin]

Hallo zusammen

Mein 12-jähriger Asperger fühlt sich derzeit nicht sehr wohl. Nach einer 2-wöchigen Erkältung und corona-bedingtem "Schulverbot" hat er seit letztem Sonntag plötzlich Heulattacken und ist unendlich traurig. Er wusste zuerst nicht, warum er diese akute Traurigkeit hat. Es hat sich nun aber herauskristallisiert, dass er sein vor bald 4 Jahren verstorbenes, geliebtes Omi plötzlich wieder unendlich vermisst. Er meint, er habe ihr noch so viel sagen wollen, wie lieb er sie gehabt hätte, er wolle ihr noch so viel zeigen. Er möchte sie wieder sehen, mit ihr reden und lachen. Sie hätte ihn immer verstanden und sei so verständnisvoll und lieb gewesen. Er ist so verzweifelt, der arme Kerl. Ich weiss nicht, woher dieses plötzlich Vermissen wieder kommt. Begreift er erst jetzt mit 12, wie endlich das Leben ist? Er hat auch das Gefühl, er sei Schuld am Tod des Omis. Wenn er sie doch nur mehr unterstützt hätte, hätte sie den Krebs vielleicht besiegen können. Ich habe versucht, ihm auf plausible Weise klarzumachen, dass ihn da nun wirklich keine Schuld trifft. Niemand habe dem Omi leider helfen können. Aber sein Schuldgefühl bleibt.

Nun geht er natürlich auch nicht zur Schule. Ich habe die Vermutung, dass er auch unter Druck steht, weil er nächstes Jahr in die Oberstufe kommt. Ich habe Angst, dass er sehr viel verpasst in der Schule, wenn er sich nicht bald wieder erholt. Ich bin mir bewusst, dass er in diesem Zustand nicht zur Schule gehen kann und ich möchte ihn selbstverständlich auch nicht drängen. Erschwerend kommt hinzu, dass seine bisherige Klassenlehrerin seit den Sommerferien im Mutterschaftsurlaub ist. Den Ersatzlehrer findet er zwar toll, aber es reisst wieder die gewohnten Strukturen auseinander, welche seit Corona sowieso nicht mehr stabil sind.

Ich habe (leider erst) am Freitag einen kurzen Termin bei der Kinderärztin, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich habe ihm auch ein Johanniskrautextrakt besorgt, damit er wieder aus dem Strudel der Traurigkeit rauskommen kann. Ich hoffe, das hilft.

Vielleicht spielt auch noch die beginnende Pubertät eine Rolle? Er reflektiert sich seit Kurzem sehr stark und ist sich mehr denn je seines Aspergers bewusst. Er wolle nicht anders sein, als die anderen Kinder. Er ist sowie eher der Grübler und das Zuhausesein hat es sicher nicht besser gemacht.

Ich denke, da kommt momentan viel zusammen für die Kinderseele. Er tut mir so leid und ich leide natürlich auch ziemlich mit ihm mit.

Hat jemand mit seinen Kindern auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Und wie habt ihr das Problem in den Griff bekommen?

[fläcki]

PN

[Manana]

Wir hatten und haben immer wieder solche Phasen. Bei uns fing es auch mit etwa 12 Jahren an und kommt immer wieder schubweise.
Hat dein Sohn jemand, mit der er solche Dinge besprechen kann ausserhalb der Familie (Psychiater oder so) ? Falls ja, würde ich das unbedingt machen.
Dazu kommt ein gewisser Teufelskreis mit der Schule. Je länger er dort weg ist, desto schwieriger wird es für ihn wieder dorthin zu gehen.
Das war zumindest bei uns so. Da würde ich mit dem KLP sprechen. Evtl. gibt es eine Möglichkeit für eine Entlastung ?
Und der Druck für die Oberstufe wird ihm wohl jetzt gerade bewusst.

Wir probieren bei uns immer wieder, den Druck rauszunehmen, dem Kind mögliche Wege aufzuzeichnen und am Schluss zu entscheiden, was für den Moment stimmt. Gerade auch mit der Oberstufe war bei uns der Druck eine Zeitlang recht gross. Als dann Sohnemann für jedes Niveau einen Weg gesehen hat, der für ihn okay wäre, gings wieder besser.

[nera]

Die Kinderärztin ist da evtl. die falsche Ansprechsperson.
Ich würde einen Team bei einem Psychologen, Psychiater organisieren, als Notnagel evtl. noch bei der Schulsozialarbeit, die wissen bei solchen Krisen besser weiter als die Kinderärzte das tun.

[Nagala]

Ich kann dir zwar nicht helfen, weil ich von Asperger keine Ahnung habe. Aber mein Sohn vermisst sein Grosi auch ganz extrem (starb vor 1 Jahr). Er "spürt" sie sehr viel und lässt ihn regelrecht zusammenbrechen .
Wir haben unseren Sohn ermutigt ihr einen Brief zu schreiben und haben ihm gesagt, dass wenn er sie so fest spürt, sie auch genau weiss, wie sehr er sie vermisst und sie gerne hat. Wir haben ein Platz in den Berge für sie gemacht. Da wandern wir regelmässig hin und gedenken da an sie.
Evt wäre das auch eine Hilfe für euren Sohn?
Wünsche uech alles Gute