Hier eine müde Stimme von der Front.
Aktuell kann ich folgendes berichten aus "meinem Einzugsgebiet":
- vorsichtig positive Entwicklung hinsichtlich genereller Hospitalisierungsrate (Über die Schwere der Verläufe auf der IPS kann ich nichts aussagen)
- weniger Personen auf post-akuten Covidstationen ausserhalb der Spitäler
- weniger Übertritte / rasche Austritte aus Spital in nachsorgende Institutionen (Pflege, exkl. REHA), jedoch eine
- grosse Zunahme im Bereich des nachstationären Pflege zuhause. Die Spitexdienste "verstrupfen" in Arbeit und haben auch mit vielen zusätzlichen Problemen zu kämpfen, z.B. mit Maskenverweigerern zuhause.
- 3/4 der "Notfalleintritte", die als Pflegenotfall gemeldet werden (akute Verwirrtheit, Wesensveränderungen, etc.) werden von den HA NICHT auf Covid getestet und haben dann im stationären Setting ein positives Testergebnis.
- Eintritte generell in Pflegeinstitutionen finden weniger statt aktuell; da herrscht oft auch Angst (Ansteckung, Besuchsmöglichkeiten, etc.). Leider geht das dann mit unnötigen Dekompensationen von Angehörigen oder Spitaleintritten aufgrund (vermeidbarer) Komplikationen einher.
Die Iso- / Quarantänesituation betreffend Personal ist immer noch fragil. Man weiss nie, wie viele morgens tatsächlich verfügbar sind zum arbeiten....
Das Impfthema ist sehr präsent, eint, spaltet....
Die Hoffnung auf den Silberstreif am Horizont (tiefe Fallzahlen, Impfung etc.) und die Bendenken aufgrund der ansteckenderen mutierten Varianten (und damit verbunden prozentual höhere Hospitalisierungsrate und schweren Verläufe) sind SEHR präsent. Alle sind auf Stand-by.
Was ich immer wieder höre aus dem Pflegebereich: ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr. Da kollidieren Wunsch, Wirklichkeit und längerfristige Aussichten doch sehr. Es ist neben der bereits längeren Überbelastungsphase keinerlei Ausgleich mehr da um die eigenen Batterien wieder aufzuladen. Das geht ja allen so. Aber ich befürchte, dass wir es nach der akuten Phase im Gesundheitswesen mit vielen Berufsaussteigern zu tun haben werden. "Durehebe, nachher luegi denn....". Da schliesse ich mich mittlerweile nicht mehr aus.
Und betreffend Symptomen, Massnahmen etc. aus dem weiteren Familienkreis (Generation 60+)

: ein Treffen Anfang Januar ohne genügend Abstand, kein Lüften, etc. . Folge: 6 positiv getestet, davon 1 symptomlos, 2 milder Verlauf, 2 mittelschwer, 1 Hospitalisierung. Und eine grosse Anzahl an Personen in Quarantäne.
Und ganz persönlich: Covidinfektion Ende November mit 14 Tagen übelstem Kopfweh und anderen Symptomen. Immer noch Kopfschmerzen (latent) sowie Konzentrationsstörungen, Leistungsschwankungen und nach wie vor sehr lange Erholungszeit.
Da kenne ich noch andere, die auch länger Mühe haben. Und auch andere, die ausser einem Halskratzen nichts hatten.
Ich versuche, jeden Tag so zu nehmen, wie er ist. Und mein einziges wirkliches Ziel ist es aktuell, die Kids gut begleitet durch diese Zeit zu bringen. Ihre Fähigkeiten wahrzunehmen, sie zu stärken und ihnen so einen Rucksack mitzugeben. Es wird nicht die letzte grosse Krise sein für uns und v.a. kommende Generationen, nur sind wir grossmehrheitlich aktuell die Generation ohne Krisen- und(Kriegs-)gedächtnis und dementsprechend ohne innere Bewältigungsstrategien. Die müssen wir uns aneignen, da bin ich dran für mich.