Leider gibt es tatsächlich Betriebe/Unternehmen, die bereits im Frühling rekrutieren - was ich für ein absolutes Unding halte! Aber sie dürfen halt... solange sie (wie geschrieben) die Lehrverträge erst im November ausstellen. Aber eben: Das ändert ja dann nichts daran, dass sie bereits im Frühling rekrutieren und sich dann für einen Bewerber entscheiden - wobei: Manchmal fallen sie mit dieser Strategie auch auf die Nase

. Weil sich bei Schülern in dem Alter halt in einem halben Jahr doch noch einiges verändern kann, gibt es dann auch solche, die im Herbst vom Vorvertrag wieder zurücktreten (oder den offiziellen Lehrvertrag nicht unterschreiben)... sei es, weil sie eine Aufnahmeprüfung für eine weiterführende Schule bestanden haben oder irgendeine andere Lehrstelle, die ihnen besser passt, angeboten bekommen haben. Kenne einige solcher Betriebe, die dann deswegen - ungeplant - im Okt/Nov wieder zu suchen anfangen mussten

(was ich ihnen aber auch gönne... wie geschrieben: Schon 2. Sek-Schüler zu suchen/zu verpflichten, finde ich persönlich ein Unding!).
Wie lange die Lehrstellensuche dauert hängt einerseits massgeblich von den eigenen Voraussetzungen ab (welche Sekundarstufe besucht, was für Noten und Beurteilungen - auch in den Sozialkompetenzen!) und vom gesuchten Lehrberuf (passt der zum Profil und wie beliebt ist er bei Lehrstellensuchenden). Wenn ich jeweils Bewerbungen für KV von Schülern erhalte, die in keinem sprachlichen Fach über Note 4 haben, frage ich mich jeweils schon etwas... denn grad im KV ist der Fokus auf den sprachlichen Fächern, d.h. wenn man da schon Probleme in der obligatorischen Schule hat, gehen diese meistens in der Berufsschule weiter. Das bringt dann einfach nichts.
Eine schöne, individuelle Bewerbung schadet nie - bringt aber leider auch nichts, wenn das Profil (Sek-Stufe, Noten, etc.) nicht auf den Lehrberuf passt (was auch richtig ist).
Super-Chancen hat man sicher in den handwerklichen Berufen, wo händeringend Nachwuchs gesucht wird. Schreiner, Elektro, Auto- oder Landmaschinenmechaniker, etc. Da hat man auch Chancen, wenn nicht alles perfekt passt (mangels Bewerbungen). Bei Lehrberufen, wo sehr viele Bewerbungen reinkommen, hat der Lehrbetrieb halt die "Wahl der Qual" und kann aussuchen, d.h. die Kriterien sind höher.
Mein Sohn hat eine Informatik-Lehrstelle gesucht - und hatte innert 3-4 Wochen mehrere Angebote auf dem Tisch bzw. konnte aussuchen. Hatte einerseits damit zu tun, dass grad in dem Jahr, in dem er suchte, doch einige Informatik-Lehrstellen mehr geschaffen wurden (wobei sich bei seinem jetzigen Lehrbetrieb auch über 50 Schüler auf eine einzige Lehrstelle beworben haben) und sein Profil halt perfekt auf den Lehrberuf des Informatikers passt (er schreibt auch jetzt in der Berufsschule in den massgebenden Fächern keine Note unter 6

).
Ich finde, es ist eine wichtige Aufgabe von LP und Eltern, die Kinder da auch etwas zu "leiten". Ich meine, klar sollen sie selber entscheiden dürfen, welchen Lehrberuf sie möchten. Aber: Hätte mein Sohn sich z.B. auf KV bewerben wollen (obwohl Sprachen sein absolutes Un-Talent sind

) hätte ich da schon versucht auf ihn einzuwirken - weil es einfach nichts gebracht hätte. Vor dem Bewerbungsprozess (d.h. im Sommer) haben wir uns auch an einen Tisch gesetzt und er musste nebst seinem Traum-Lehrberuf (Informatiker), d.h. Option A noch eine Option B und C definieren . Abmachung war dann: Von Juli bis Mitte September kann er sich ausschliesslich auf Option A konzentrieren (d.h. nur auf Informatik-Lehrstellen bewerben) - ab Mitte September hätte er sich dann auch auf Lehrstellen Option B und C bewerben müssen (dazu kam es dann gar nie

. Ich finde, das ist halt ganz wichtig. Ich kenne soooo viele Schüler, die sich monatelang (teilweise bis im Frühling, d.h. über ein halbes Jahr) nur auf einen einzigen Lehrberuf (halt ihren "Traum-Lehrberuf") bewerben und dann gar nichts finden. Nach 20, 30 Absagen oder mehr bzw. spätestens im Oktober/November muss das Umfeld einfach dringend mal eingreifen, damit der Suchradius geöffnet wird (was ja nicht heisst, dass sich der Schüler nicht mehr auf seinen "Traum-Lehrberuf" bewerben soll - aber wenn das offenbar schwierig ist, dann darf man sich nur nur darauf versteifen).