Noten Turnunterricht Oberstufe späte Entwicklung

[Drag-Ulj]

Danke für eure Antworten.

Es ist nur Turnen Finde ich persönlich irgendwie nicht die richtige Haltung. Er soll ja motiviert bleiben und versuchen seine Bestleistung zu erreichen. Seine Techniken verfeinern und vor allem soll er Spass haben am Sport. Es hat so viele andere Fächer am Gymi, auf die gebüffelt werden muss.

Ich bin eigentlich der Meinung, dass jeder Schüler entsprechend seiner Konstitution, seines Einsatzes, seiner persönlichen Fortschritte, seiner Techniken etc. beurteilt werden sollte. Gerade im Turnen, dies ist eines der wenigen Fächer wo es nicht nur um nackte Notenschlüssel gehen sollte. Nicht umsonst gibt es für die Leistung der Mädchen einen separaten Notenschlüssel.

Mein Sohn ist übrigens nicht unsportlich und hat kein Talent, er hatte bis in die sechste Klasse immer eine 5-6 oder eine 6 im Turnen. Er macht Kungfu und ist im Trampolintraining. Er ist in der körperlichen Entwicklung ca. 3 1/2 Jahre zurück, darum finde ich es nicht richtig, den Bewertungsschlüssel für ihn heranzuziehen der in keiner Weise seinem Entwicklungsstand entspricht. Er hat übrigens 2 x pro Woche Turnen, Total 3 Stunden und das ist doch zu viel um es einfach auszublenden.

Aber genau darum gehts doch: die Schule muss und kann das alles nicht abdecken, und einfach alles in der Schule zu mögen, überall motiviert und gut zu sein, ist unrealistisch. Deswegen "es ist nur Turnen", das hast du in 3 Lektionen abgehakt und kannst anderswo (wieder) brillieren. Spass am Sport ist deutlich einfacher ausserhalb der Schule und das kannst du so begleiten - bzw. das scheint er ja schon zu haben. Wahrscheinlich ist es nicht der Sport oder die Note, sondern seine Gefühle gegenüber der körp. Entwicklung, kann das sein? Ist bestimmt nicht einfach, diese Auseinandersetzung.

Wenn das Turnen in eurer Schule gleich viel zählt wie Mathe, dann könnt ihr bestimmt einen Nachteilsausgleich beantragen, wenn euer Sohn das auch möchte... habt ihr das schon mal angesprochen? In den anderen Fächern ist es ja auch möglich.

[Ursi71]

Verschiedene Notenschlüssel? Sorry, das geht ja gar nicht. Wo fängt man an, wo hört es auf? Mädchen/ Jungs, Ausländer/ Eidgenosse, BMI, reiche Eltern/ arme Eltern... So könnte man die Noten gleich abschaffen.

Nun die verschiedenen Notenschlüssel im Sport machen doch Sinn. Ich meine in so gut wie keiner Sportart treten Frauen und Männer gegeneinander an. Der Körperbau von Frauen und Männern ist grundsätzlich verschieden. Wer befürwortet, dass der Notenschlüssel für Mädchen und Jungs gleich ist, müsse konsequenterweise auch dafür sein, dass im Leistungssport (Leichathletik, Schwimmen etc...) Männer und Frauen gegeneinander antreten. Wie schwierig so ein Unterfangen ist, hat ja die Diskussion um Trans-Sportler*innen im Schwimmen und der Leichathletik gezeigt.
Aber das ganze Thema hat meiner Meinung nach mit Gemelis Problem nur am Rande zu tun.

Und Gemeli, ich kann dich voll verstehen. Meine Töchter sind beide Spätentwickler. Und sie mach(t)en Leistungssport in einer Sportart, wo die Grösse nunmal eine Rolle spielt.
Es ist wie es ist, sie sind permanent schlechter als die anderen ihrer Altersklasse, die im Gegensatz zu ihnen schon richtige junge Frauen sind. Der Trainer sagt zwar immer, irgendwann gleicht sich das an, aber bis da hin bleibt der Nachteil bestehen und wir können so lange nicht mehr machen, als unsere Kinder immer wieder bestärken.
Uns hilft jeweils, dass wir sie quasi mit sich selber vergleichen lassen. Um wieviel haben sie sich seit dem letzten Jahr, der letzten Prüfung verbessert? So ist immer eine motivierende Leistungssteigerung erkennbar.
Bei unserer jüngsten kam übrigens zusätzlich das Problem dazu, dass die Punkte nach Jahrgang vergeben wurden. Als im Dezember geborene Spätentwicklerin hat sie sich so immer zusäztlich gegen Mädchen messen müssen, die bis zu ein Jahr älter waren als sie.

[Gemelli]

Bei uns haben die Mädchen einen anderen Notenschlüssel als die Jungs. Auf jeden Fall im Gymi ist das so.

Und nein unser Junge will nicht wie ein Mädchen bewertet werden, sondern wie ein Junge, aber eben seinem Entwicklungsstand entsprechend.

Ich glaube mich stört es fast mehr als meinen Jungen, er hat einfach resigniert und hat keinen Spass mehr am Turnunterricht. Kann ich irgendwie auch verstehen, er strengt sich an, gibt sich Mühe und kriegt dann doch eine ungenügende Note, weil nur die Weite zählt.

Dies ist eigentlich das was mich stört und traurig macht und ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen kann und ein Stück weit auch ungerecht finde.
Natürlich ist seine späte Entwicklung ja auch sonst schon ein Problem für ihn. Da versuchen wir ihn zu stärken und zum Glück ist er nun langsam auch in der Pubertät angekommen und wächst.
Sein früherer Lehrer hat ihn nicht nur nach seiner Leistung beurteilt, sondern auch nach seinem Einsatz, ob er die Technik drauf hat usw., dies hat ihm sehr gut getan und er hat sich verstanden gefühlt.
Bei uns ist Sport übrigens nicht promotionsrelevant.

@Ursi
Das Problem mit dem Jahrgang hatte unsere Tochter auch immer im Leichtathletik, unsere Kids sind November geboren und als Zwillinge waren sie immer eher klein und in der Entwicklung eher spät. Bei unserer Tochter hat sich das nun vollständig angepasst nach der Pubertät

[Christa]

War bei meinem Sohn auch so. Jetzt mit 20ig ist er im letzen Jahr 4 cm gewachsen und heute 177 cm.

Bei uns hiess es ist einfach vom Kanton so vorgeschrieben.Gerade aber bei Hochsprung und Weitsprung ist dann die Grösse
und auch ob ein Junge dann schon in der Pubertät ist mit Kraft doch eine Rolle.Dachte halt dann für mich der Sportlehrer muss
sich nicht wundern wenn Schüler keine Motivation haben für Sport.

[AnneSo]

Im Zürcher Gymi werden diese Magglinger Bewertungsschlüssel angewendet und Jungs haben effektiv einen strengeren Bewertungsschlüssel. Ich nehme an, das sind statistisch fundierte Erhebungen. Meinen Sohn ärgert das auch. Er hat eine Klasse übersprungen und gehört nun im 1. Gymi zu den jüngsten. Meine Tochter ärgert dafür, dass Turnen nicht zählt, Singen und Zeichnen aber schon. Sie müssen jeweils alleine vorsingen und das wird bewertet. Sie ist froh, wenn es da eine 4 gibt. Die 5 im Turnen zählt dagegen nicht, was sie unfair findet. Schön singen sei genau so eine Begabungssache wie schnell rennen. Sehe ich auch so. Meine Antwort an die Kids: Es hat niemand gesagt, dass das Leben fair ist und das Promotionsreglement ist halt so wie es ist. Es lohnt sich nicht, sich darüber aufzuregen. Nie käme es mir in den Sinn, deswegen mit der Turnlehrerin zu sprechen - schon gar nicht, wenn mein Sohn die obligatorische Schulzeit schon abgeschlossen hätte (der würde mir auch etwas erzählen, wenn ich auf diese Idee käme).

[+jj+]

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Und nein unser Junge will nicht wie ein Mädchen bewertet werden, sondern wie ein Junge, aber eben seinem Entwicklungsstand entsprechend.
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Bei uns ist Sport übrigens nicht promotionsrelevant.

bist du sicher, dass das problem wirklich die noten sind? also wenn es ja nicht promotionsrelevant ist, kümmert das doch keinen. zumindest höre ich das so von meinen jungs. und zumindest bei uns gibt es selten noten. man hat drei lektionen pro woche und nur hin und wieder gibt es was, was benotet wird. oft machen sie ja im unterricht etwas, was nicht notenrelevant ist. klar, man muss nicht am schulunterricht spass haben, meine jungs beklagen sich auch hin wieder, wenn sie was doofes machen. aber nicht wegen den noten, die nicht zählen.

[carina2407]

@gemelli: Mein Sohn hat auch schon öfter gehadert mit seiner Entwicklungsverzögerung. Langsam holt er auf und die Gemütslage hat sich etwas verbessert. Er hat halt etwas gefunden worin er richtig gut ist, und das hilft enorm, dass er keinen Frust schiebt. Ich verstehe deinen Sohn, auch dass er so keine Freude am Turnen hat. Sport in der Schule und Sport in der Freizeit sind eh zwei verschiedene Paar Schuhe. Es steht und fällt halt effektiv mit der LP, ist leider so. Ungerecht fand ich die letzten 10 Jahre im Schulsystem noch ganz viel, aber wir mussten halt auch lernen damit umzugehen. Musste unsere Kids auch schon oft aufbauen, was zunehmend schwerer wird wenn man emotional mit drin hängt.
Wenigstens ist bei Euch Sport nicht promotionsrelevant, so kann er sich gut auf die anderen Fächer konzentrieren.

[aryu]

Ich sehe das wie Drag-Ulj. Im Sport mag man ja gleich sehen, wenn jemand entwicklungsverzögert ist, weil Körperbau und Leistung direkt korrelieren. Aber ins Hirn kann man nicht sehen, die kognitive Entwicklung sieht man den Kids nicht einfach an, und trotzdem verlangt man vom ganzen Jahrgang in kognitiven Fächern dasselbe. Viele Realschüler wachsen vom ersten Schultag mit dem Gefühl auf, den Anforderungen nicht zu genügen. Unser Schulsystem kann man kritisch hinterfragen, aber es ist momentan halt so, wie es ist (neue Beurteilungsreglemente sind aber in etlichen Kantonen zumindest auf Volksschulstufe schon in Kraft oder in Arbeit).

So, wie du das beschreibst, ist deinem Sohn einfach der Sport als Schulfach verleidet, aber nicht grundsätzlich, oder? Ich kann mir vorstellen, dass es nicht nur die Leistungen sind, sondern auch auf der persönlichen Ebene die Chemie nicht ganz stimmt?

Ich verstehe das "Nur Sport" von Drag-Ulj nicht als Abwertung des Fachs (welches bei uns zwar - als einziges - auch nicht promotionsrelevant ist), sondern im Sinne von "Es ist eins von 12 Fächern, es lässt sich verschmerzen, wenn die Motivation dort nicht super hoch ist.

LGRU

[stella]

Ich ergänze zu Aryu: Laut Largo kann die Entwicklung in den einzelnen Kompetenzen bis zu 6 Jahre betragen. Und das wird im Sport nicht anders sein.

[AnnaMama]

Unsere Tochter liebte in der Primarschule den Schulsport. Im Gymi änderte sich das schlagartig. Einerseits waren es die hohen Anforderungen, die sie z.T. nur schon aufgrund ihrer Körpergrösse nicht so gut erfüllen konnte. Im Hochsprung hatte sie keine Chance ein gutes Resultat zu erzielen.

So, wie du das beschreibst, ist deinem Sohn einfach der Sport als Schulfach verleidet, aber nicht grundsätzlich, oder? Ich kann mir vorstellen, dass es nicht nur die Leistungen sind, sondern auch auf der persönlichen Ebene die Chemie nicht ganz stimmt?

... andererseits war es auch die Chemie zwischen ihr und der Turnlehrerin. In der 3. Kanti hatte sie eine andere und plötzlich kam die Freude am Turnen wieder. Ihre Noten verbesserten sich auch wieder.
Bei uns ist das Turnen auch promotionsrelevant und daher liessen die schlechten Noten unsere Kinder nicht kalt.

[Gemelli]

bist du sicher, dass das problem wirklich die noten sind? also wenn es ja nicht promotionsrelevant ist, kümmert das doch keinen

Nein, das Problem sind nicht die Noten, da diese ja nicht relevant sind. Das Problem ist, dass mein Sohn keine Freude mehr hat am Sportunterricht. Aber offenbar habe ich den Sinn des Sportunterrichtes und die Bildungsziele die aufgeführt sind für den Sportunterricht falsch verstanden . Ich dachte wirklich es geht auch darum die Kids für den Sport zu begeistern und einen Ausgleich zu schaffen zum übrigen Gymi-Alltag und sie in der Entwicklung zu unterstützen.

Wenn ich von meiner Tochter höre, dass bei den Mädels ebenfalls nur noch wenige gerne in den Sport gehen, dann gibt mir das zu denken und ich frage mich was am System geändert werden müsste.

[Drag-Ulj]

ich frage mich was am System geändert werden müsste.

WO fange ich an & WO höre ich auf??? Und ich rede nicht vom Sportunterricht

[nala11]

Das Problem ist, dass mein Sohn keine Freude mehr hat am Sportunterricht. Aber offenbar habe ich den Sinn des Sportunterrichtes und die Bildungsziele die aufgeführt sind für den Sportunterricht falsch verstanden .

dann gibt mir das zu denken und ich frage mich was am System geändert werden müsste.

ich hatte bei diesen Sätzen denselben Impuls wie Drag-Uli.
Die oberen Sätze treffen leider nicht nur auf den Sport zu, sondern auch für ganz viele andere Fächer und ist unsere traurige Erfahrung nach all den Jahren, die unsere Kinder nun im Schulsystem verbracht haben.

[Tinky]

Meine Tochter bekam im Hochsprung eine halbe Note Bonus, weil sie die Kleinste ihrer Klasse war.

[Petite Souris]

ich frage mich was am System geändert werden müsste.

WO fange ich an & WO höre ich auf??? Und ich rede nicht vom Sportunterricht

Wie wahr, und dann ist es so, dass wenn was geändert wird, es trotzdem für viele nicht stimmen wird...

[mysun]

Im Gegensatz zu den letzten Beiträgen finde ich, dass man trotzdem etwas sagen soll/darf. Man muss nicht alles hinnehmen, nur weil eh nix geändert wird oder es überall so ist. Ich würde meinen Eindruck deponieren bei der Schule. Sicher darfst du dir keine grosse Hoffnung machen, dass etwas ändert, aber das ist das was du tun kannst.
Natürlich muss dein Sohn einverstanden sein.

Das Thema kommt bei uns ev auch noch. Habe 2 eher kleine Jungs hier.

[aryu]

Oh, man darf natürlich die Lehrperson ansprechen. Aber ich überlasse solche Dinge in der Regel den Kindern möglichst zuerst mal selber, seit sie in der Kanti sind sowieso.

Also, im konstruktiven Sinn:
Ich würde meinem Kind sagen, es soll der Lehrperson sagen, dass es das Gefühl habe, dem Notenmassstab machtlos gegenüber zu stehen, dass es sich sehr bemühe, sein Bestes zu geben, aber immer erfolglos sei, weil es kleiner als alle anderen sei. Dass es mittlerweile ausserhalb der Schule gerne Sport treibe, aber im Unterricht gar nicht mehr. Ob die Lehrperson eine Möglichkeit sehe, diese Tatsache zu berücksichtigen?

Aber Sportunterricht ist nicht einfach „ein bisschen Bewegung und Abwechslung zum Ausgleich“, er hat Lernziele und Vorgaben wie jedes andere Fach auch.

LGRU

[swisscanmom]

Lernziele im Sport sollten aber nicht nur die effektiven Leistungen sein, sondern eben auch ( oder sogar primär) die Technik. In der Volksschule (zumindest in der Primar) wird ja inzwischen recht kompetenzorientiert beurteilt. Im Gymi ( sehe das bei meiner Tochter) wird noch immer beurteilt wie vor 30 Jahren als ich ins Gymi ging, nicht nur im Sport. Z.B. mit Wörtlitests in den Fremdsprachen: Sture Übersetzung, wehe du schreibst nicht genau das Wort, welches in der Liste steht.

[Ondina]

Lernziele im Sport sollten aber nicht nur die effektiven Leistungen sein, sondern eben auch ( oder sogar primär) die Technik. In der Volksschule (zumindest in der Primar) wird ja inzwischen recht kompetenzorientiert beurteilt. Im Gymi ( sehe das bei meiner Tochter) wird noch immer beurteilt wie vor 30 Jahren als ich ins Gymi ging, nicht nur im Sport. Z.B. mit Wörtlitests in den Fremdsprachen: Sture Übersetzung, wehe du schreibst nicht genau das Wort, welches in der Liste steht.

Es steht und fällt halt, wie schon mehrmals erwähnt, oft mit der Lehrperson (und die "Lehrperson" darf gerne durch "Lehrmeister:in", "Vorgesetzte:r" etc. ersetzt werden). Ich war vor mehr als 30 Jahren im Gymi und es gab damals schon Lehrer:innen, die nicht stur aufs auswendig Lernen gepocht hatten. Bei unserem Englischlehrer beispielweise durften wir Wörter auch umschreiben, wenn wir sie grad nicht auswendig wussten.

[Ondina]

ich frage mich was am System geändert werden müsste.

WO fange ich an & WO höre ich auf??? Und ich rede nicht vom Sportunterricht

Fang doch einfach mal an, fände ich sehr spannend!