Alex - eine Kinderwunschgeschichte
Moderator: Züri Mami
Folge 96
„Bist du fertig?“ fraget Hannah. Und seltsamerweise war Hannah jung, wieder siebzehn und so gertenschlank, wie sie es um die Zeit gewesen war. „Soll ich ihr sagen, dass sie 20 Jahre später etwas fülliger sein würde“, fragte sich Alex und wunderte sich über ihre Freundin. „Klar, wenn du mir kurz hilfst, du weisst ja, in meinem Alter!“ lachte sie. Hannah nickte und kam zu ihr – und hielt den Sattel des Pferdes, auf das sie stieg, von der rechten Seite fest. „Ich weiss, der Sattelgurt bei jungen Pferden“, sagte sie lieb und mit den leicht verdrehten Augen, die junge Frauen in dem Alter machen, wenn ihnen etwas zum tausendsten Mal gesagt wurde. Sie selbst schwang sich behände auf ein kleineres etwas dickeres Pferd. „Komisch, dabei bin ich doch noch nie geritten“, wunderte Alex sich und schaute auch Hannah an, wie sie im Sattel sass. Kerzengerade und mit einem vertrauensvollen Lächeln: „Wollen wir los?“
Die Sonne schien, doch beide hatten sich warm angezogen, denn der Wind blies eiskalt von Osten. „Lieber rechts lang, es ist Hauptverkehrszeit, sonst steh’n wir wieder elendslange an der Strasse…“ schlug Alex vor. Als würde sie das Pferd, dunkelbraun und offensichtlich ruhig, schon lange kennen, drehte sie sich nach rechts und das Pferd unter ihr folgte ihrer Körperdrehung. „Wow, das funktioniert!“ dachte sie noch, bevor sie mit Hannah anfing, über die Schule zu plaudern. Herr Kellermann, der Geschichtslehrer, hatte eine Klausur über die Weimarer Republik schreiben lassen, und nun diskutierten die beiden Reiterinnen wie früher intensiv über den Beginn der nationalsozialistischen Strömungen nach dem Ersten Weltkrieg.
„Mann, wenn wir dann zum Abi das Wirtschaftswunder und dann Brandt bekommen, brech ich in die Ecke, das kann ich viel weniger!“ Hannah hatte immer eine Eins in Geschichte, also 14 Punkte, und sie wollte sich den Schnitt nicht versauen.
„Das ist doch noch sooo lange hin…“ beruhigte Alex sie und sich selbst. Gleichzeitig wusste sie, dass Hannah eine hervorragende Geschichtsklausur schreiben würde und sich den Schnitt nur leicht durch 8 Punkte in Mathe verschlechtern würde – und dass sie darüber nie hinwegkommen würde.
Beide ritten eine Weile schweigend vor sich hin und zogen die Schals enger und die Kappen tiefer. „Boah, ist das kalt, dabei ist doch schon Frühling nach dem Kalender.“
„Ja, aber der Hundertjährige Kalender hat das für dieses Jahr auch vorhergesagt. Lange Fröste bis tief in den März hinein… und ein schlechter Sommer“, sagte Alex.
„Wie bist du denn heute drauf? Haste Schlaubier getrunken? Der Hundertjährige Kalender…“ äffte Hannah sie nach und war dennoch mit der Antwort zufrieden.
„Guck mal da beim Trecker, siehst du das? Nach der Farbe zu urteilen sind das Störche, zwei Stück, oder?“
„Nee, kann ich nicht erkennen, aber es würde mich nicht wundern, wenn es Hunde wären. Störche jetzt schon?“
„Wir werden ja sehen… stimmt… könnten auch Hunde sein, die da immer hin- und herlatschen.“
Wieder verhinderte die Kälte eine weitere Unterhaltung, und ihre Pferde hielten wie sie selbst die Köpfe vom Wind weg, die Mähnen blähten auf und das Fell stellte sich hoch. Alex streichelte mit behandschuhter Hand den Hals. „Na, mein Kleiner, das macht Spass, oder? Nur ein bisschen kalt ist es…“ Liebevoll rieb sie den Widerristansatz vor dem Sattel.
„Da hinter der Biegung können wir sehen, was wir sehen. Willst du wetten, was es ist?“
„Nee, ich verliere ja immer“, lehnte Hannah ab und schaute intensiv auf das Feld.
„Tatsächlich, ein Storchenpaar!“
„Das muss mir doch Glück bringen!“ dachte Alex und wollte gerade etwas Verräterisches zu Hannah sagen, als ihr einfiel, dass das Alter nicht stimmte. Hannah wusste ja gar nicht, dass sich Alex ein Kind wünschte, wie auch, wenn sie 17 war?
„Kennst du die Sage, nach der Frauen, die sich Kinder wünschen, einem Storch zurufen müssen: “Storch, Storch, bring mir ein Kind!“?“
„So’n Quatsch!“ entrüstete sich Hannah.
„Doch! Und wenn es Quatsch ist, dann ruf das doch!“
„Nee!“
„Du hast ja Angst vor einer doofen Sage!“
„Quatsch, habe ich nicht, aber stell dir vor, ich hätte zu Weihnachten ein Kind!“
„Stimmt, das wäre übel.“
„Und wenn du rufst, Alex?“
„Ach, und wenn ich dann ein Kind habe?“
„Dann passe ich drauf auf, okay? Du hast ja auch Angst vor einer Sage…“ Mittlerweile waren sie recht nahe am Storchenpaar, das gelassen seine Runden zog. Weder Trecker noch Reiter interessierten sie.
Alex holte tief Luft. „Aber wehe, du erzählst jemandem was, sonst erzähle ich, dass du Schiss hattest wegen der Sage!“
„Okay, abgemacht.“
Alex schaute sich um und fragte: „Siehst du jemanden oder sind wir ungestört?“
„Keiner da, ich passe auf“, beruhigte Hannah sie, und grinste bis über beide Ohren. „Bin ja mal gespannt…“
„Okay, es geht los: Storch, Storch, bring mir ein Kind. Und übrigens, ich bin die Alex, nicht, dass du uns verwechselst!“
Stolz drehte sie sich zu ihrer Freundin um. Beide lachten aus vollem Halse, so dass sogar der Storch aufschaute.
„Na, dann schau’ n wir mal, was?“
„Alex, kommst du ins Bett?“ Wie aus der Ferne hörte sie die Stimme ihres Mannes.
„Oh Mann, ich war doch schon fest eingeschlafen. Ich komme…“ sagte Alex und raffte sich auf. Sie wickelte sich aus der Decke, die sie bis zum Halse hochgezogen hatte, als wäre es im Wohnzimmer eisig kalt gewesen und ging ins Schlafzimmer. Und irgendwie versuchte sie es, aber sie konnte sich an den Traum nicht mehr erinnern. Nur, dass es mit Weihnachten zu tun hatte…
„Bist du fertig?“ fraget Hannah. Und seltsamerweise war Hannah jung, wieder siebzehn und so gertenschlank, wie sie es um die Zeit gewesen war. „Soll ich ihr sagen, dass sie 20 Jahre später etwas fülliger sein würde“, fragte sich Alex und wunderte sich über ihre Freundin. „Klar, wenn du mir kurz hilfst, du weisst ja, in meinem Alter!“ lachte sie. Hannah nickte und kam zu ihr – und hielt den Sattel des Pferdes, auf das sie stieg, von der rechten Seite fest. „Ich weiss, der Sattelgurt bei jungen Pferden“, sagte sie lieb und mit den leicht verdrehten Augen, die junge Frauen in dem Alter machen, wenn ihnen etwas zum tausendsten Mal gesagt wurde. Sie selbst schwang sich behände auf ein kleineres etwas dickeres Pferd. „Komisch, dabei bin ich doch noch nie geritten“, wunderte Alex sich und schaute auch Hannah an, wie sie im Sattel sass. Kerzengerade und mit einem vertrauensvollen Lächeln: „Wollen wir los?“
Die Sonne schien, doch beide hatten sich warm angezogen, denn der Wind blies eiskalt von Osten. „Lieber rechts lang, es ist Hauptverkehrszeit, sonst steh’n wir wieder elendslange an der Strasse…“ schlug Alex vor. Als würde sie das Pferd, dunkelbraun und offensichtlich ruhig, schon lange kennen, drehte sie sich nach rechts und das Pferd unter ihr folgte ihrer Körperdrehung. „Wow, das funktioniert!“ dachte sie noch, bevor sie mit Hannah anfing, über die Schule zu plaudern. Herr Kellermann, der Geschichtslehrer, hatte eine Klausur über die Weimarer Republik schreiben lassen, und nun diskutierten die beiden Reiterinnen wie früher intensiv über den Beginn der nationalsozialistischen Strömungen nach dem Ersten Weltkrieg.
„Mann, wenn wir dann zum Abi das Wirtschaftswunder und dann Brandt bekommen, brech ich in die Ecke, das kann ich viel weniger!“ Hannah hatte immer eine Eins in Geschichte, also 14 Punkte, und sie wollte sich den Schnitt nicht versauen.
„Das ist doch noch sooo lange hin…“ beruhigte Alex sie und sich selbst. Gleichzeitig wusste sie, dass Hannah eine hervorragende Geschichtsklausur schreiben würde und sich den Schnitt nur leicht durch 8 Punkte in Mathe verschlechtern würde – und dass sie darüber nie hinwegkommen würde.
Beide ritten eine Weile schweigend vor sich hin und zogen die Schals enger und die Kappen tiefer. „Boah, ist das kalt, dabei ist doch schon Frühling nach dem Kalender.“
„Ja, aber der Hundertjährige Kalender hat das für dieses Jahr auch vorhergesagt. Lange Fröste bis tief in den März hinein… und ein schlechter Sommer“, sagte Alex.
„Wie bist du denn heute drauf? Haste Schlaubier getrunken? Der Hundertjährige Kalender…“ äffte Hannah sie nach und war dennoch mit der Antwort zufrieden.
„Guck mal da beim Trecker, siehst du das? Nach der Farbe zu urteilen sind das Störche, zwei Stück, oder?“
„Nee, kann ich nicht erkennen, aber es würde mich nicht wundern, wenn es Hunde wären. Störche jetzt schon?“
„Wir werden ja sehen… stimmt… könnten auch Hunde sein, die da immer hin- und herlatschen.“
Wieder verhinderte die Kälte eine weitere Unterhaltung, und ihre Pferde hielten wie sie selbst die Köpfe vom Wind weg, die Mähnen blähten auf und das Fell stellte sich hoch. Alex streichelte mit behandschuhter Hand den Hals. „Na, mein Kleiner, das macht Spass, oder? Nur ein bisschen kalt ist es…“ Liebevoll rieb sie den Widerristansatz vor dem Sattel.
„Da hinter der Biegung können wir sehen, was wir sehen. Willst du wetten, was es ist?“
„Nee, ich verliere ja immer“, lehnte Hannah ab und schaute intensiv auf das Feld.
„Tatsächlich, ein Storchenpaar!“
„Das muss mir doch Glück bringen!“ dachte Alex und wollte gerade etwas Verräterisches zu Hannah sagen, als ihr einfiel, dass das Alter nicht stimmte. Hannah wusste ja gar nicht, dass sich Alex ein Kind wünschte, wie auch, wenn sie 17 war?
„Kennst du die Sage, nach der Frauen, die sich Kinder wünschen, einem Storch zurufen müssen: “Storch, Storch, bring mir ein Kind!“?“
„So’n Quatsch!“ entrüstete sich Hannah.
„Doch! Und wenn es Quatsch ist, dann ruf das doch!“
„Nee!“
„Du hast ja Angst vor einer doofen Sage!“
„Quatsch, habe ich nicht, aber stell dir vor, ich hätte zu Weihnachten ein Kind!“
„Stimmt, das wäre übel.“
„Und wenn du rufst, Alex?“
„Ach, und wenn ich dann ein Kind habe?“
„Dann passe ich drauf auf, okay? Du hast ja auch Angst vor einer Sage…“ Mittlerweile waren sie recht nahe am Storchenpaar, das gelassen seine Runden zog. Weder Trecker noch Reiter interessierten sie.
Alex holte tief Luft. „Aber wehe, du erzählst jemandem was, sonst erzähle ich, dass du Schiss hattest wegen der Sage!“
„Okay, abgemacht.“
Alex schaute sich um und fragte: „Siehst du jemanden oder sind wir ungestört?“
„Keiner da, ich passe auf“, beruhigte Hannah sie, und grinste bis über beide Ohren. „Bin ja mal gespannt…“
„Okay, es geht los: Storch, Storch, bring mir ein Kind. Und übrigens, ich bin die Alex, nicht, dass du uns verwechselst!“
Stolz drehte sie sich zu ihrer Freundin um. Beide lachten aus vollem Halse, so dass sogar der Storch aufschaute.
„Na, dann schau’ n wir mal, was?“
„Alex, kommst du ins Bett?“ Wie aus der Ferne hörte sie die Stimme ihres Mannes.
„Oh Mann, ich war doch schon fest eingeschlafen. Ich komme…“ sagte Alex und raffte sich auf. Sie wickelte sich aus der Decke, die sie bis zum Halse hochgezogen hatte, als wäre es im Wohnzimmer eisig kalt gewesen und ging ins Schlafzimmer. Und irgendwie versuchte sie es, aber sie konnte sich an den Traum nicht mehr erinnern. Nur, dass es mit Weihnachten zu tun hatte…
Folge 97
Als Alex ins Bett kroch, lag ihr Angebeteter ruhig durch die Nase atmend auf seiner Betthälfte und schlief tief und fest.
„Hätte ich mir ja denken können“, waren ihre letzten Gedanken, bevor auch sie in tiefen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen frühstückten beide gemeinsam miteinander. Sie hatten beide begonnen, diese Zeit für sich zu geniessen. Vorbei war das hektische Aufbrechen von Matthias, vorbei war aber ebenso das übertriebene Geschäftigwerden der Superhausfrau Alex, sondern sie beide nutzten die Zeit, den Tag gemeinsam zu beginnen.
„Kann ich mal die Butter haben?“ fragte Matthias und lachte los. „Mensch, das hört sich an wie ein Anbändelungsversuch im Hotel!“ Ihr Mann hatte gute Laune, und Alex nahm den Faden auf. “Schade, dass du arbeiten musst, ich könnte dir sonst mehr als die Butter anbieten… zum Beispiel gekochte Eier?“ Sie kicherte leise vor sich hin, als Matthias sein Gesicht schmerzhaft verzog. „Nein danke, ich glaube, mir reicht die Butter.“
„Hast du heute etwas Besonderes vor?“ fragte er zur Ablenkung und gab damit dem Gespräch eine andere Wendung.
„Nö, ich will nur bei der Frauenärztin einen Termin vereinbaren, wenn ich dich schon zum Spermiogramm schicke, dann will ich zumindest meine Hormone geprüft haben. Und dann will ich noch ein wenig hier für klar Schiff sorgen, das Übliche also… und bei dir?“
„Alles Routine, ein paar Besprechungen, Absprachen über das weitere Vorgehen der Firmenausweitung – ich glaube ja ehrlich gesagt nicht mehr, dass das kommt, aber man weiss nie. Und somit wäre London auch nicht mehr aktuell…“
„Und, bist du sehr enttäuscht darüber?“
„Ich weiss nicht, es wäre schon reizvoll gewesen, aber wer weiss, was das für Konsequenzen gehabt hätte. … auch für uns…“ Matthias schaute sie offen an. Alex schaute ebenso offen zurück. „Ja, wer weiss… aber solange wir derartige Entscheidungen gemeinsam treffen ist es ja egal, oder?“ Sie stand auf und umarmte Matthias von hinten. „So, und jetzt ab ins Büro, dann kommst du früher nach hause und wir können uns einen gemütlichen Abend machen… und wir kurieren deine Erkältung weiter aus.“
„Welche Erkältung?“ Matthias schmiss sich in die Brust. „So ein bisschen Schnupfen wirft einen Mann wie mich doch nicht um. Andere würden glatt meinen, sie hätten eine Grippe…“ Er schaute abschätzig und übersah zum Glück den wissenden Blick seiner Frau. Und kurz darauf schob er ab durch die Tür, die leise ins Schloss fiel.
„Frauenarztpraxis Dr. Metzner, Möhle,. Was kann ich für Sie tun?“
„Manthei, guten Morgen Frau Möhle, kann ich einen Termin bei Frau Doktor bekommen?“
„Ach Frau Manthei, gut, dass Sie anrufen, ich wollte Sie schon dringend anrufen wegen des Termins für die vorgesehene TotalOP!“
Alex wurde ganz kalt. „TotalOP?“ fragte sie entgeistert.
„Sie sagten doch, wir sollten den Termin schnellstmöglich machen weil…. Oh Gott, Frau Manthei? Sind Sie Frau Alexandra Manthei? Oh Gott, das tut mir aber leid, das war ein Missverständnis, eine Verwechselung, ich weiss gar nicht, was ich sagen soll…“
„Ist schon gut, Frau Möhle…“ Alex hatte sich bei dem Schrecken gesetzt und holte nun tief Luft. „Also, wenn Sie mich nicht meinten, bin ich beruhigt… ich wollte auch nur einen Termin wegen eines Zyklusmonitorings…“ Ihr war noch immer ganz schwummerig.
„Also ich… es tut mir so leid. Das hätte nicht passieren dürfen…“ Die Sprechstundenhilfe konnte sich über ihren Fehler gar nicht beruhigen. „Aber Ihr Termin… ja… lassen Sie mal sehen, ach Unsinn, Sie müssen sich melden, wenn Sie die Mens haben, dann machen wir einen Termin für den dritten Zyklustag. An dem müssen wir dann Blut abnehmen und den Hormonstatus ermitteln. Genaues wird Ihnen dann Frau Doktor sagen. Und ich… ach, es tut mir immer noch so leid, dass ich Sie so erschreckt habe…“
„Dafür bin ich jetzt umso erleichterter… Ich melde mich dann. Wenn alles so läuft wie immer, dann wird das ungefähr in 11 Tagen sein, wie sieht denn da der Terminkalender aus?“
„Ich werde Sie auf jeden Fall einschieben, das bin ich Ihnen doch wohl schuldig, oder? Und früh am Morgen ist meist noch etwas frei…“
„Na dann, bis in 11 Tagen.“
„Schönen Tag noch, Frau Manthei – und noch mal: Entschuldigung!“
Alex blieb noch ein wenig sitzen, der Schreck war ihr zu tief in die Knochen gefahren. „Eine Totaloperation, na, das fehlte mir noch. Obwohl… dann wäre ich alle Sorgen um den Kinderwunsch los…“ Alex schüttelte über sich selbst den Kopf, der Kinderwunsch hatte wohl ihr Gehirn vernebelt. „So etwas darf man nicht mal denken!“ hätte ihre Mutter jetzt gesagt – und genauso fühlte sich Alex jetzt auch- so richtig schuldbewusst.
Als Alex ins Bett kroch, lag ihr Angebeteter ruhig durch die Nase atmend auf seiner Betthälfte und schlief tief und fest.
„Hätte ich mir ja denken können“, waren ihre letzten Gedanken, bevor auch sie in tiefen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen frühstückten beide gemeinsam miteinander. Sie hatten beide begonnen, diese Zeit für sich zu geniessen. Vorbei war das hektische Aufbrechen von Matthias, vorbei war aber ebenso das übertriebene Geschäftigwerden der Superhausfrau Alex, sondern sie beide nutzten die Zeit, den Tag gemeinsam zu beginnen.
„Kann ich mal die Butter haben?“ fragte Matthias und lachte los. „Mensch, das hört sich an wie ein Anbändelungsversuch im Hotel!“ Ihr Mann hatte gute Laune, und Alex nahm den Faden auf. “Schade, dass du arbeiten musst, ich könnte dir sonst mehr als die Butter anbieten… zum Beispiel gekochte Eier?“ Sie kicherte leise vor sich hin, als Matthias sein Gesicht schmerzhaft verzog. „Nein danke, ich glaube, mir reicht die Butter.“
„Hast du heute etwas Besonderes vor?“ fragte er zur Ablenkung und gab damit dem Gespräch eine andere Wendung.
„Nö, ich will nur bei der Frauenärztin einen Termin vereinbaren, wenn ich dich schon zum Spermiogramm schicke, dann will ich zumindest meine Hormone geprüft haben. Und dann will ich noch ein wenig hier für klar Schiff sorgen, das Übliche also… und bei dir?“
„Alles Routine, ein paar Besprechungen, Absprachen über das weitere Vorgehen der Firmenausweitung – ich glaube ja ehrlich gesagt nicht mehr, dass das kommt, aber man weiss nie. Und somit wäre London auch nicht mehr aktuell…“
„Und, bist du sehr enttäuscht darüber?“
„Ich weiss nicht, es wäre schon reizvoll gewesen, aber wer weiss, was das für Konsequenzen gehabt hätte. … auch für uns…“ Matthias schaute sie offen an. Alex schaute ebenso offen zurück. „Ja, wer weiss… aber solange wir derartige Entscheidungen gemeinsam treffen ist es ja egal, oder?“ Sie stand auf und umarmte Matthias von hinten. „So, und jetzt ab ins Büro, dann kommst du früher nach hause und wir können uns einen gemütlichen Abend machen… und wir kurieren deine Erkältung weiter aus.“
„Welche Erkältung?“ Matthias schmiss sich in die Brust. „So ein bisschen Schnupfen wirft einen Mann wie mich doch nicht um. Andere würden glatt meinen, sie hätten eine Grippe…“ Er schaute abschätzig und übersah zum Glück den wissenden Blick seiner Frau. Und kurz darauf schob er ab durch die Tür, die leise ins Schloss fiel.
„Frauenarztpraxis Dr. Metzner, Möhle,. Was kann ich für Sie tun?“
„Manthei, guten Morgen Frau Möhle, kann ich einen Termin bei Frau Doktor bekommen?“
„Ach Frau Manthei, gut, dass Sie anrufen, ich wollte Sie schon dringend anrufen wegen des Termins für die vorgesehene TotalOP!“
Alex wurde ganz kalt. „TotalOP?“ fragte sie entgeistert.
„Sie sagten doch, wir sollten den Termin schnellstmöglich machen weil…. Oh Gott, Frau Manthei? Sind Sie Frau Alexandra Manthei? Oh Gott, das tut mir aber leid, das war ein Missverständnis, eine Verwechselung, ich weiss gar nicht, was ich sagen soll…“
„Ist schon gut, Frau Möhle…“ Alex hatte sich bei dem Schrecken gesetzt und holte nun tief Luft. „Also, wenn Sie mich nicht meinten, bin ich beruhigt… ich wollte auch nur einen Termin wegen eines Zyklusmonitorings…“ Ihr war noch immer ganz schwummerig.
„Also ich… es tut mir so leid. Das hätte nicht passieren dürfen…“ Die Sprechstundenhilfe konnte sich über ihren Fehler gar nicht beruhigen. „Aber Ihr Termin… ja… lassen Sie mal sehen, ach Unsinn, Sie müssen sich melden, wenn Sie die Mens haben, dann machen wir einen Termin für den dritten Zyklustag. An dem müssen wir dann Blut abnehmen und den Hormonstatus ermitteln. Genaues wird Ihnen dann Frau Doktor sagen. Und ich… ach, es tut mir immer noch so leid, dass ich Sie so erschreckt habe…“
„Dafür bin ich jetzt umso erleichterter… Ich melde mich dann. Wenn alles so läuft wie immer, dann wird das ungefähr in 11 Tagen sein, wie sieht denn da der Terminkalender aus?“
„Ich werde Sie auf jeden Fall einschieben, das bin ich Ihnen doch wohl schuldig, oder? Und früh am Morgen ist meist noch etwas frei…“
„Na dann, bis in 11 Tagen.“
„Schönen Tag noch, Frau Manthei – und noch mal: Entschuldigung!“
Alex blieb noch ein wenig sitzen, der Schreck war ihr zu tief in die Knochen gefahren. „Eine Totaloperation, na, das fehlte mir noch. Obwohl… dann wäre ich alle Sorgen um den Kinderwunsch los…“ Alex schüttelte über sich selbst den Kopf, der Kinderwunsch hatte wohl ihr Gehirn vernebelt. „So etwas darf man nicht mal denken!“ hätte ihre Mutter jetzt gesagt – und genauso fühlte sich Alex jetzt auch- so richtig schuldbewusst.
Folge 98
Drei Tage später war Alex dabei, ihren Koffer für das lange ersehnte Wohlfühlwochenende zu packen. Und gerade, als sie die schönen Dessous bewunderte, die sie zu ihrer Hochzeit gekauft hatte und seit Beginn des Kinderwunsches immer seltener trug, spürte sie einen dumpfstechenden Schmerz in der Mitte der Gebärmutter –zumindest nahm sie das an. Er hielt etwa eine Sekunde an und verschwand dann langsam. Doch noch weitere Sekunden später konnte Alex fühlen, wo der Schmerz gesessen hatte. „Das muss eine Einnistung gewesen sein! Dann ist es eine Vorderwandplacenta!“ Alex stürmte aus dem Schlafzimmer ins Arbeitszimmer und schaltete den Computer ein. „Vorderwandplacenta, das ist doch gefährlich, oder?“ redete sie laut mit sich selbst. Endlos erschienen ihr die Sekunden, die der PC benötigte, um hochzufahren und bis sie den Begriff in die Suchmaschine eingeben konnte. 41 Treffer mit zahlreichen Hinweisen, dass eine Vorderwandplacenta die Kindsbewegungen lange abfängt, dass die Mutter also weniger von der Schwangerschaft spürt. „Naja, das wäre ja nicht das Schlimmste“, dachte Alex und rieb sich die Stelle, die sie als Vorderwandplacenta diagnostiziert hatte. Doch dann stockte ihr der Atem, bei einer Vorderwandplacenta kam mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ein Abriss der Placenta vor. Zwar lag die Wahrscheinlichkeit eines Placentaabrisses immer noch gering und im Bereich von einer von Zehntausend Schwangerschaften, aber bei ihrem Glück würde sie genau das haben.
Alex wurde leicht schwarz vor Augen, was sie als weiteres eindeutiges Zeichen der frischen Schwangerschaft ansah. „Dann verbringe ich die Schwangerschaft eben liegend“, dachte sie trotzig, „Ich werde mir nicht nehmen lassen, worum ich solange gekämpft habe. Und du, Mucki, bleibst jetzt schön still da und rührst dich die nächsten Monate nicht, okay?“
Rücklings auf ihrem Bett liegend träumte sie kurz darauf vor sich hin, um sich ihre Wäsche verteilt. Der Storchentraum hatte gewirkt, sie war schwanger. Naja, es dauerte zwar noch eine Woche, bis sie das rosa auf weiss hatte, aber sie selbst wusste es. „Also Solidarität mit Hannah, keine Moorbäder, keine Sauna, kein Prosecco, nur Wasser, Säfte, Salate… eben alles, was gut für uns ist.“ So schnell begann sie, mit sich im Plural zu sprechen. Vermutlich würde sie sich am Telefon von nun an nicht mit „Manthei“ sondern mit „Mantheis“ melden, ertönte eine kleine gehässige Stimme im Hinterkopf. Egal, sie war schwanger und damit basta. Wir waren schwanger!
„Ich muss die Schwangerschaft unterstützen, das ist klar“, dachte sie und ging erneut zum PC, den sie im Übereifer ausgeschaltet hatte. Also, erneut die Prozedur, Computer hochfahren, Suchmaschine füttern „Schwangerschaft unterstützen“. 905.000 Fundstellen, vorwiegend von Beratungsstellen von Müttern in Not, danach folgten alternative Heilmethoden, Geburtsvorbereitungskurse.
„Wann muss ich mich denn da eigentlich anmelden?“ fuhr es Alex durch den Kopf, doch sie wischte den Gedanken schnell wieder weg. Das hatte definitiv noch Zeit, und sie konnte ja nun mit Hannah gemeinsam dort hingehen.
Im Groben und Ganzen fand Alex wenig Hilfreiches im Netz, das ihr ihre Situation jetzt erleichtern könnte. „Aber ich kann doch nicht einfach so weiterleben wie bisher. Immerhin bin ich mir diesmal ganz sicher.“
Und so wanderten anstatt der Spitzendessous eher praktische Unterwäscheteile in den Koffer, statt der Pumps die bequemen Turnschuhe, statt des Bikinis der verhüllende Badeanzug und anstatt des enggeschnittenen Kleides eine weitgeschnittene Hose mit lässiger Bluse. Alex musste ja schliesslich damit rechnen, dass ihre Oberweite recht schnell zunehmen würde, immerhin tat sie das auch ohne Schwangerschaft an einem ruhigen Wochenende.
Schliesslich hielt sie es nicht mehr aus, sie musste mit Hannah sprechen!
„Hallo, Hannah, störe ich oder hast du ein wenig Zeit?“
„Nein, ist okay, ich bin beim Packen. Bist du schon fertig?“
„Nein, ich .. du, ich bin mir sicher, dass ich eben eine Einnistung hatte!“ Es folgte kurzes skeptisches Schweigen am anderen Ende der Leitung. Hannah war schon immer pragmatisch.
„Wow, das habe ich noch nie gespürt, wie ist das denn“, kam dann.
„Naja, es war ein dumpfer Schmerz in der Mitte des Unterbauches, aber von innen, wenn du weisst, was ich meine. Und total lange, bestimmt eine Minute, na ja, nicht ganz so lange, aber fast.“ Alex wusste zwar, dass sie etwas übertrieb, aber das tat ihr gut. Endlich fühlte sie sich dort, wo sie so gerne sein wollte, im Kreise der Schwangeren.
„Und das war die Einnistung? Hast du denn eine Blutung danach gehabt?“
„Mensch, darauf bin ich gar nicht gekommen, ich gucke schnell nach, warte mal…!“ Alex legte den Hörer zur Seite und startete umständlich einen prüfenden Blick auf die Innenseite des Slips.
„Nein, nichts, aber a) muss das ja auch nicht sein, b) kann das ja auch noch gar nicht so schnell danach rausgekommen sein, weil es doch nur Bruchteile eines Bluttropfens sein könnten, und dann kommt der ja so nach und nach raus, oder? Zumindest denke ich mir das so…?!“ Alex fühlte sich etwas hilflos und von Hannah nicht so recht verstanden: Sie wollte nun auch gerne mitsprechen, Bea und Hannah durften das beide nun erleben, sie nicht. Natürlich hätte sie sich das nie eingestanden, denn sie fühlte sich ja ehrlich schwanger, und warum sollte dieses Gefühl trügen?
„Weisst du, Alex, ich hatte das noch nie und kann da gar nicht mitreden, aber es wäre das Tollste für mich, wenn du mit mir schwanger wärest und es bei uns beiden klappen würde. Und solange die Mens nicht da ist, stimmt das für uns beide jetzt erst mal so, okay? Ich freue mich für dich, wenn du dir so ganz sicher bist, nur eines ist klar, eine Woche oder so musst erst noch heile überstehen… übrigens habe ich die Blutwerte…“
„Oh Mann, ich Idiot, das habe ich ja ganz vergessen! Tut mir leid, Hannah, und?“ Es war typisch Hannah, erst jetzt zaghaft damit zu kommen, erst kamen ihre Freundinnen, dann sie selbst.
„Alles okay, die Ärztin sagt, dass er zwar höher sein könnte, aber noch im Rahmen liegt. hCG von 250 bei 5+0, also Beginn 6. Schwangerschaftswoche. Keine Ahnung, ich verlasse mich auf sie. Diesmal geht bestimmt alles gut – und zwar bei uns beiden!“
Alex schielte auf den Computer, den sie diesmal angelassen hatte. Und sie wusste, dass sie gleich die Blutwerte von Hannah im Netz überprüfen würde. Aber bestimmt war alles in Ordnung, sie wollte es ja nur wissen.
„Super, da fällt mir ein Stein vom Herzen. Sag mal, hast du auch so viele bequeme Sachen eingepackt?“
„Nein“, lachte Hannah “, die werde ich ja die nächsten Monate tragen müssen, ich habe mich auf „chick“, „schlank“ und „edel“ eingestellt… könnte ja zum letzten Mal sein.“
Alex seufzte, also würde sie erneut planen müssen. Zum letzten Mal für lange Zeit die engen Sachen anziehen…. „Da hast du recht, daran habe ich gar nicht gedacht, also… ran an die Klamotten. Bis nachher!“ Sie schnalzte noch einen Kuss in den Hörer und hängte auf.
Drei Tage später war Alex dabei, ihren Koffer für das lange ersehnte Wohlfühlwochenende zu packen. Und gerade, als sie die schönen Dessous bewunderte, die sie zu ihrer Hochzeit gekauft hatte und seit Beginn des Kinderwunsches immer seltener trug, spürte sie einen dumpfstechenden Schmerz in der Mitte der Gebärmutter –zumindest nahm sie das an. Er hielt etwa eine Sekunde an und verschwand dann langsam. Doch noch weitere Sekunden später konnte Alex fühlen, wo der Schmerz gesessen hatte. „Das muss eine Einnistung gewesen sein! Dann ist es eine Vorderwandplacenta!“ Alex stürmte aus dem Schlafzimmer ins Arbeitszimmer und schaltete den Computer ein. „Vorderwandplacenta, das ist doch gefährlich, oder?“ redete sie laut mit sich selbst. Endlos erschienen ihr die Sekunden, die der PC benötigte, um hochzufahren und bis sie den Begriff in die Suchmaschine eingeben konnte. 41 Treffer mit zahlreichen Hinweisen, dass eine Vorderwandplacenta die Kindsbewegungen lange abfängt, dass die Mutter also weniger von der Schwangerschaft spürt. „Naja, das wäre ja nicht das Schlimmste“, dachte Alex und rieb sich die Stelle, die sie als Vorderwandplacenta diagnostiziert hatte. Doch dann stockte ihr der Atem, bei einer Vorderwandplacenta kam mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ein Abriss der Placenta vor. Zwar lag die Wahrscheinlichkeit eines Placentaabrisses immer noch gering und im Bereich von einer von Zehntausend Schwangerschaften, aber bei ihrem Glück würde sie genau das haben.
Alex wurde leicht schwarz vor Augen, was sie als weiteres eindeutiges Zeichen der frischen Schwangerschaft ansah. „Dann verbringe ich die Schwangerschaft eben liegend“, dachte sie trotzig, „Ich werde mir nicht nehmen lassen, worum ich solange gekämpft habe. Und du, Mucki, bleibst jetzt schön still da und rührst dich die nächsten Monate nicht, okay?“
Rücklings auf ihrem Bett liegend träumte sie kurz darauf vor sich hin, um sich ihre Wäsche verteilt. Der Storchentraum hatte gewirkt, sie war schwanger. Naja, es dauerte zwar noch eine Woche, bis sie das rosa auf weiss hatte, aber sie selbst wusste es. „Also Solidarität mit Hannah, keine Moorbäder, keine Sauna, kein Prosecco, nur Wasser, Säfte, Salate… eben alles, was gut für uns ist.“ So schnell begann sie, mit sich im Plural zu sprechen. Vermutlich würde sie sich am Telefon von nun an nicht mit „Manthei“ sondern mit „Mantheis“ melden, ertönte eine kleine gehässige Stimme im Hinterkopf. Egal, sie war schwanger und damit basta. Wir waren schwanger!
„Ich muss die Schwangerschaft unterstützen, das ist klar“, dachte sie und ging erneut zum PC, den sie im Übereifer ausgeschaltet hatte. Also, erneut die Prozedur, Computer hochfahren, Suchmaschine füttern „Schwangerschaft unterstützen“. 905.000 Fundstellen, vorwiegend von Beratungsstellen von Müttern in Not, danach folgten alternative Heilmethoden, Geburtsvorbereitungskurse.
„Wann muss ich mich denn da eigentlich anmelden?“ fuhr es Alex durch den Kopf, doch sie wischte den Gedanken schnell wieder weg. Das hatte definitiv noch Zeit, und sie konnte ja nun mit Hannah gemeinsam dort hingehen.
Im Groben und Ganzen fand Alex wenig Hilfreiches im Netz, das ihr ihre Situation jetzt erleichtern könnte. „Aber ich kann doch nicht einfach so weiterleben wie bisher. Immerhin bin ich mir diesmal ganz sicher.“
Und so wanderten anstatt der Spitzendessous eher praktische Unterwäscheteile in den Koffer, statt der Pumps die bequemen Turnschuhe, statt des Bikinis der verhüllende Badeanzug und anstatt des enggeschnittenen Kleides eine weitgeschnittene Hose mit lässiger Bluse. Alex musste ja schliesslich damit rechnen, dass ihre Oberweite recht schnell zunehmen würde, immerhin tat sie das auch ohne Schwangerschaft an einem ruhigen Wochenende.
Schliesslich hielt sie es nicht mehr aus, sie musste mit Hannah sprechen!
„Hallo, Hannah, störe ich oder hast du ein wenig Zeit?“
„Nein, ist okay, ich bin beim Packen. Bist du schon fertig?“
„Nein, ich .. du, ich bin mir sicher, dass ich eben eine Einnistung hatte!“ Es folgte kurzes skeptisches Schweigen am anderen Ende der Leitung. Hannah war schon immer pragmatisch.
„Wow, das habe ich noch nie gespürt, wie ist das denn“, kam dann.
„Naja, es war ein dumpfer Schmerz in der Mitte des Unterbauches, aber von innen, wenn du weisst, was ich meine. Und total lange, bestimmt eine Minute, na ja, nicht ganz so lange, aber fast.“ Alex wusste zwar, dass sie etwas übertrieb, aber das tat ihr gut. Endlich fühlte sie sich dort, wo sie so gerne sein wollte, im Kreise der Schwangeren.
„Und das war die Einnistung? Hast du denn eine Blutung danach gehabt?“
„Mensch, darauf bin ich gar nicht gekommen, ich gucke schnell nach, warte mal…!“ Alex legte den Hörer zur Seite und startete umständlich einen prüfenden Blick auf die Innenseite des Slips.
„Nein, nichts, aber a) muss das ja auch nicht sein, b) kann das ja auch noch gar nicht so schnell danach rausgekommen sein, weil es doch nur Bruchteile eines Bluttropfens sein könnten, und dann kommt der ja so nach und nach raus, oder? Zumindest denke ich mir das so…?!“ Alex fühlte sich etwas hilflos und von Hannah nicht so recht verstanden: Sie wollte nun auch gerne mitsprechen, Bea und Hannah durften das beide nun erleben, sie nicht. Natürlich hätte sie sich das nie eingestanden, denn sie fühlte sich ja ehrlich schwanger, und warum sollte dieses Gefühl trügen?
„Weisst du, Alex, ich hatte das noch nie und kann da gar nicht mitreden, aber es wäre das Tollste für mich, wenn du mit mir schwanger wärest und es bei uns beiden klappen würde. Und solange die Mens nicht da ist, stimmt das für uns beide jetzt erst mal so, okay? Ich freue mich für dich, wenn du dir so ganz sicher bist, nur eines ist klar, eine Woche oder so musst erst noch heile überstehen… übrigens habe ich die Blutwerte…“
„Oh Mann, ich Idiot, das habe ich ja ganz vergessen! Tut mir leid, Hannah, und?“ Es war typisch Hannah, erst jetzt zaghaft damit zu kommen, erst kamen ihre Freundinnen, dann sie selbst.
„Alles okay, die Ärztin sagt, dass er zwar höher sein könnte, aber noch im Rahmen liegt. hCG von 250 bei 5+0, also Beginn 6. Schwangerschaftswoche. Keine Ahnung, ich verlasse mich auf sie. Diesmal geht bestimmt alles gut – und zwar bei uns beiden!“
Alex schielte auf den Computer, den sie diesmal angelassen hatte. Und sie wusste, dass sie gleich die Blutwerte von Hannah im Netz überprüfen würde. Aber bestimmt war alles in Ordnung, sie wollte es ja nur wissen.
„Super, da fällt mir ein Stein vom Herzen. Sag mal, hast du auch so viele bequeme Sachen eingepackt?“
„Nein“, lachte Hannah “, die werde ich ja die nächsten Monate tragen müssen, ich habe mich auf „chick“, „schlank“ und „edel“ eingestellt… könnte ja zum letzten Mal sein.“
Alex seufzte, also würde sie erneut planen müssen. Zum letzten Mal für lange Zeit die engen Sachen anziehen…. „Da hast du recht, daran habe ich gar nicht gedacht, also… ran an die Klamotten. Bis nachher!“ Sie schnalzte noch einen Kuss in den Hörer und hängte auf.
Folge 99
Kurze Zeit später reihten sich bei Alex diverse Kleider, Hosen, Blusen und Schuhe neben dem Koffer, der wunderbarer Weise über Winter auf dem Schrank kleiner geworden zu sein schien. „Früher passte das doch alles rein“, dachte Alex verzweifelt, als sie den dritten Versuch gemacht hatte, ihn zu befüllen und zu schliessen. Schliesslich setzte sie sich gottergebend auf den Koffer und drückte ihn mit ihrem Kinderwunschproblemgewicht zu. „Siehste, Phoebe, passt doch.“ Mit diesen Worten nickte sie ihrer Katze zu, die hartnäckig versucht hatte, auf den Kleidungsstücken Platz zu finden, sobald Alex sich umdrehte.
„Ach Süsse, ich lasse dich ja ungern allein, aber Hannah braucht mich…“ sagte sie entschuldigend. Hannah, so ganz gingen ihr deren Worte nicht aus dem Kopf. HCG von 250 bei 5+0 hatte sie gesagt. Hatte sie nicht vor einiger Zeit eine Angabe über die Entwicklung dieses Wertes während der Schwangerschaft gesehen?
Natürlich trieb die Neugierde und auch ein wenig die Besorgnis Alex erneut an den Computer, auf dem bereits einige Links Schwangerschaften betreffend als Favoriten gespeichert waren. Und tatsächlich, schon der zweite Versuch zeigte die gewünschten Daten.
„Wenn sie jetzt 5+0 ist, dann ist das ungefähr – sagen wir, Einsprung plus 3 Wochen, macht 21 Tage, mit etwas Ungenauigkeit also plus 19 Tage. Mal sehen…“ Alex grübelte vor sich hin, gab die ermittelten Zahlen ein und starrte dann auf das Ergebnis: “ Wenn der Eisprung vor etwa 19 Tagen war, liegt der durchschnittliche hCG-Wert bei etwa 933. Werte zwischen 626.00 und 1384.00 liegen im Bereich des normalen. Erhebliche Abweichungen ergeben sich schon dann, wenn Sie sich beim Tag des Eisprungs um ein bis zwei Tage verrechnen. “
Alex wurde heiss und kalt zugleich, ihre Beunruhigung wuchs. Also war der Wert bei Hannah ganz nicht so in Ordnung, wie die Frauenärztin ihr weismachen wollte. Sie suchte weiter, doch überall sonst fand sie nur ungefähre Angaben zum Anstieg des hCGs im Blut. Es hiess also weiterhin abwarten. Schon wollte sie den Telefonhörer nehmen und ihre Freundin anrufen, da stoppte sie. „Nein, es reicht, wenn ich hysterisch werde, ich muss nicht auch noch Hannah das Wochenende vermiesen“, entschied sie in letzter Sekunde und liess die ausgestreckte Hand sinken.
Ziemlich zerstreut packte sie eine Tasche mit ihren Kosmetikartikeln (natürlich inklusive LH-Test zum Orakeln und ultrasensitivem Schwangerschaftstest ab 10 Einheiten). Schliesslich liess sie sich neben dem Koffer auf dem Bett nieder und legte sich noch kurz hin. Ihre Gedanken rasten, doch dann kam eine angenehme Schläfrigkeit über sie. „Bestimmt ein erstes Zeichen für eine Schwangerschaft“, dachte sie noch und machte für einen Augenblick die Augen zu. Phoebe kuschelte sich an ihre Armbeuge, und keine fünf Minuten später waren beide mehr oder weniger laut eingeschlafen.
Wie so oft, wenn man nur kurz einschlummert, träumte Alex intensiv. Sie sah sich in einem Appartementzimmer, die Koffer neben sich gepackt und sie selbst auf dem Bett ausgestreckt. Matthias war nicht zu sehen, sie wusste aber, dass er die Brötchen für das letzte Frühstück holen war. „Drei Laugenstangen, ein normales und zwei Croissants für die Nutella“, hatte er eben noch gesagt. Alex grübelte. Nutella? Sie ass zum Frühstück nie Nutella und hatte daher noch nie welche für Matthias und sich selbst eingekauft, und Croissants verabscheute sie, weil die immer so trocken und fettig im Mund herumbröselten.
Die Tür ihres Schlafzimmers stand offen, um die Hitze aus dem Zimmer zu bringen, und da sah sie den Croissantsverwerter. „Moin Alex“, sagte er und schlappte von rechts nach links im Türrahmen erscheinend und verschwindend ins Bad. Wuschelige blondgesträhnte Haare, die Augen kaum offen, der Kopf leicht hängend, ebenso die Schultern, die Füsse schier am Boden klebend. Unverkennbar, das war eine jüngere Ausgabe von Matthias, allerdings in Form eines pubertierenden Teenagers von ca. 14 Jahren.
Die Klospülung rauschte. Ehe Alex sich von ihrem Schreck erholen konnte, kam dieses schlaffe Individuum – unbefleckt von Wasser und Zahnbürste - erneut vorbei, die Augen ebenso geschlossen wie auf dem Hinweg. Dann leichtes Gekicher „Ich Hirni…“, Rückweg von rechts nach links erneut in das Bad: „ Mann, bin ich blöd, ich habe vergessen zu puschern…“ Alex konnte es nicht fassen, aber sie war nicht dazu in der Lage, etwas zu tun oder zu sagen, sie war wie ein Zuschauer der Szene.
Auf der Treppe hörte sie Schritte. Kurz darauf öffnete Matthias die Haustür und rief: „ Frühstück, Ihr Lieben!“ Blondi schlappte erneut in Richtung links nach rechts ausserhalb des Gesichtsfeldes. „Hallo Papa. Guck mal hier, auf dem Rücken, ich muss mal Mama anrufen, das ist bestimmt ein Tumor.“ Unmittelbar erfolgte eine Antwort von Matthias: „Das ist kein Tumor, daran stirbst du nicht, es ist ein Pickel.“ „Nein, ich muss Mama anrufen, die weiss das besser!“ widersetzte sich der Sprössling und entfernte sich offensichtlich von seinem herzlosen Vater tief enttäuscht.
Matthais kam ins gemeinsame Schlafzimmer, setzte sich zu Alex auf das Bett und sagte lächelnd: „Der erste grosse Pickel“, er verdrehte schauspielerreif die Augen“, Aus Kindern werden Leute.“ Er strahlte sie an. „Tja, wer hätte das damals gedacht…“! sinnierte er vor sich hin.
„Ich hätte aber trotzdem gerne ein Kind von dir…“ maulte Alex kleinlaut und drückte eine aufsteigende Träne weg. Sie fühlte sich aus diesem Vater-Sohn-Glück ausgeschlossen. „Naja, vielleicht klappt es ja noch, und sonst finden wir uns eben damit ab.“ sagte ihr Mann versöhnlich. „Du findest dich leichter damit ab, du hast ja einen Sohn…“ sagte Alex vorwurfsvoll. „Genau.“ Antwortete Matthias und traf.
In diesem Augenblick streckte Phoebe ihre Krallen aus und traf die empfindliche Innenseite der Armbeuge – Alex wurde wach.
Kurze Zeit später reihten sich bei Alex diverse Kleider, Hosen, Blusen und Schuhe neben dem Koffer, der wunderbarer Weise über Winter auf dem Schrank kleiner geworden zu sein schien. „Früher passte das doch alles rein“, dachte Alex verzweifelt, als sie den dritten Versuch gemacht hatte, ihn zu befüllen und zu schliessen. Schliesslich setzte sie sich gottergebend auf den Koffer und drückte ihn mit ihrem Kinderwunschproblemgewicht zu. „Siehste, Phoebe, passt doch.“ Mit diesen Worten nickte sie ihrer Katze zu, die hartnäckig versucht hatte, auf den Kleidungsstücken Platz zu finden, sobald Alex sich umdrehte.
„Ach Süsse, ich lasse dich ja ungern allein, aber Hannah braucht mich…“ sagte sie entschuldigend. Hannah, so ganz gingen ihr deren Worte nicht aus dem Kopf. HCG von 250 bei 5+0 hatte sie gesagt. Hatte sie nicht vor einiger Zeit eine Angabe über die Entwicklung dieses Wertes während der Schwangerschaft gesehen?
Natürlich trieb die Neugierde und auch ein wenig die Besorgnis Alex erneut an den Computer, auf dem bereits einige Links Schwangerschaften betreffend als Favoriten gespeichert waren. Und tatsächlich, schon der zweite Versuch zeigte die gewünschten Daten.
„Wenn sie jetzt 5+0 ist, dann ist das ungefähr – sagen wir, Einsprung plus 3 Wochen, macht 21 Tage, mit etwas Ungenauigkeit also plus 19 Tage. Mal sehen…“ Alex grübelte vor sich hin, gab die ermittelten Zahlen ein und starrte dann auf das Ergebnis: “ Wenn der Eisprung vor etwa 19 Tagen war, liegt der durchschnittliche hCG-Wert bei etwa 933. Werte zwischen 626.00 und 1384.00 liegen im Bereich des normalen. Erhebliche Abweichungen ergeben sich schon dann, wenn Sie sich beim Tag des Eisprungs um ein bis zwei Tage verrechnen. “
Alex wurde heiss und kalt zugleich, ihre Beunruhigung wuchs. Also war der Wert bei Hannah ganz nicht so in Ordnung, wie die Frauenärztin ihr weismachen wollte. Sie suchte weiter, doch überall sonst fand sie nur ungefähre Angaben zum Anstieg des hCGs im Blut. Es hiess also weiterhin abwarten. Schon wollte sie den Telefonhörer nehmen und ihre Freundin anrufen, da stoppte sie. „Nein, es reicht, wenn ich hysterisch werde, ich muss nicht auch noch Hannah das Wochenende vermiesen“, entschied sie in letzter Sekunde und liess die ausgestreckte Hand sinken.
Ziemlich zerstreut packte sie eine Tasche mit ihren Kosmetikartikeln (natürlich inklusive LH-Test zum Orakeln und ultrasensitivem Schwangerschaftstest ab 10 Einheiten). Schliesslich liess sie sich neben dem Koffer auf dem Bett nieder und legte sich noch kurz hin. Ihre Gedanken rasten, doch dann kam eine angenehme Schläfrigkeit über sie. „Bestimmt ein erstes Zeichen für eine Schwangerschaft“, dachte sie noch und machte für einen Augenblick die Augen zu. Phoebe kuschelte sich an ihre Armbeuge, und keine fünf Minuten später waren beide mehr oder weniger laut eingeschlafen.
Wie so oft, wenn man nur kurz einschlummert, träumte Alex intensiv. Sie sah sich in einem Appartementzimmer, die Koffer neben sich gepackt und sie selbst auf dem Bett ausgestreckt. Matthias war nicht zu sehen, sie wusste aber, dass er die Brötchen für das letzte Frühstück holen war. „Drei Laugenstangen, ein normales und zwei Croissants für die Nutella“, hatte er eben noch gesagt. Alex grübelte. Nutella? Sie ass zum Frühstück nie Nutella und hatte daher noch nie welche für Matthias und sich selbst eingekauft, und Croissants verabscheute sie, weil die immer so trocken und fettig im Mund herumbröselten.
Die Tür ihres Schlafzimmers stand offen, um die Hitze aus dem Zimmer zu bringen, und da sah sie den Croissantsverwerter. „Moin Alex“, sagte er und schlappte von rechts nach links im Türrahmen erscheinend und verschwindend ins Bad. Wuschelige blondgesträhnte Haare, die Augen kaum offen, der Kopf leicht hängend, ebenso die Schultern, die Füsse schier am Boden klebend. Unverkennbar, das war eine jüngere Ausgabe von Matthias, allerdings in Form eines pubertierenden Teenagers von ca. 14 Jahren.
Die Klospülung rauschte. Ehe Alex sich von ihrem Schreck erholen konnte, kam dieses schlaffe Individuum – unbefleckt von Wasser und Zahnbürste - erneut vorbei, die Augen ebenso geschlossen wie auf dem Hinweg. Dann leichtes Gekicher „Ich Hirni…“, Rückweg von rechts nach links erneut in das Bad: „ Mann, bin ich blöd, ich habe vergessen zu puschern…“ Alex konnte es nicht fassen, aber sie war nicht dazu in der Lage, etwas zu tun oder zu sagen, sie war wie ein Zuschauer der Szene.
Auf der Treppe hörte sie Schritte. Kurz darauf öffnete Matthias die Haustür und rief: „ Frühstück, Ihr Lieben!“ Blondi schlappte erneut in Richtung links nach rechts ausserhalb des Gesichtsfeldes. „Hallo Papa. Guck mal hier, auf dem Rücken, ich muss mal Mama anrufen, das ist bestimmt ein Tumor.“ Unmittelbar erfolgte eine Antwort von Matthias: „Das ist kein Tumor, daran stirbst du nicht, es ist ein Pickel.“ „Nein, ich muss Mama anrufen, die weiss das besser!“ widersetzte sich der Sprössling und entfernte sich offensichtlich von seinem herzlosen Vater tief enttäuscht.
Matthais kam ins gemeinsame Schlafzimmer, setzte sich zu Alex auf das Bett und sagte lächelnd: „Der erste grosse Pickel“, er verdrehte schauspielerreif die Augen“, Aus Kindern werden Leute.“ Er strahlte sie an. „Tja, wer hätte das damals gedacht…“! sinnierte er vor sich hin.
„Ich hätte aber trotzdem gerne ein Kind von dir…“ maulte Alex kleinlaut und drückte eine aufsteigende Träne weg. Sie fühlte sich aus diesem Vater-Sohn-Glück ausgeschlossen. „Naja, vielleicht klappt es ja noch, und sonst finden wir uns eben damit ab.“ sagte ihr Mann versöhnlich. „Du findest dich leichter damit ab, du hast ja einen Sohn…“ sagte Alex vorwurfsvoll. „Genau.“ Antwortete Matthias und traf.
In diesem Augenblick streckte Phoebe ihre Krallen aus und traf die empfindliche Innenseite der Armbeuge – Alex wurde wach.
Folge 100
Nur schwer konnte Alex sich von der Erinnerung an den Traum trennen. Was wäre denn, wenn Matthias bereits – vielleicht auch ohne sein Wissen – Vater wäre und sein Sprössling dann in voller pubertierender Schönheit vor ihm stünde. Oder vor ihr? In Filmen hatte sie das ja schon des Öfteren gesehen, und die Väter hatten sich nach einer kurzen Phase des Schreckens immer sehr gefreut. Und wenn sie sich dann auch noch richtig erinnerte, war das dann immer der Kinderersatz, weil die Frau des Mannes und Neu-Vaters meist keine Kinder bekommen konnte. Sollte das ihr Schicksal sein?
Kein Wunder also, dass Alex wenige Stunden später noch recht verhalten neben Hannah im Auto sass.
Hannah schaute sie von der Seite an.
„Ist was?“
„Nö. Ich habe nur schlecht geträumt… sag’ mal, kannst du dir vorstellen, dass du einen Mann hättest, der schon ein Kind hat, und das du dann als sozusagen Stiefmutter aufziehen darfst? Ohne eigene Kinder?“
„Klar kann ich mir das vorstellen, wäre doch bestimmt lustig, gleich so eine kleine Familie zu haben. Wenn man den Mann richtig liebt, dann spielt das doch keine Rolle, oder?“
„Meinst du nicht, dass das ein wenig zu naiv ist? Ich meine, es sind dann ja nicht deine Kinder, es sind seine.“
„Aber es sind Kinder, und die können doch nichts dafür. Und wenn du ein Kind adoptierst, dann sind es ja auch sozusagen nicht deine Kinder, und wieder doch – du hast sie dir nur aussuchen können.“
„Das ist doch was ganz anderes!“
„Aha“, war die kurze Antwort, die in Schweigen überging. Und dann fügte Hannah an: „Also, angenommen, Thomas hätte ein Kind und ich hatte nur die Fehlgeburt und kein eigenes Kind, und er käme mit einem Kind von einer anderen Frau an, dann würde mich das sicher insofern treffen, als dieses Kind mir dann zeigen würde, was ich nicht kann – und dass mein Mann oder Freund oder so sehr wohl dazu in der Lage wäre, ein Kind zu zeugen. Also wäre dieses Kind das Symbol dafür, dass ich es eben nicht schaffe, oder? Nur: daran ist doch das Kind nicht schuld… und wenn mein Partner mich in diese Beziehung voll einbeziehen würde – was für ein Deutsch“, sie verdrehte kurz die Augen, schlechtes Deutsch war ihr schon immer zuwider, “dann könnte das gut werden, wenn er aber eifersüchtig darauf achten würde, dass er der Vater sei und ich nicht eine quasi Mutterstelle einnehmen dürfte, dann wäre das ein Problem. Das habe ich nämlich bei einer Arbeitskollegin so gesehen, das war wirklich schwer…“ sie sinnierte vor sich hin. „Warum fragst du, hat Matthias ein kleines Geheimnis?“
„Quatsch, ich wollte das nur so wissen. Man denkt ja über vieles nach… übrigens hatte ich dir noch gar nicht gesagt, was mir beim vorletzten Mal in der Apotheke passiert ist, als ich die Persona kaufen wollte“, lenkte Alex ab und musste aber bei der Erinnerung daran schon gnickern.
„Erzähl’ ‚mal!“ forderte Hannah sie auf, dankbar, das ernste Thema verlassen zu können. „Und dann muss ich dir noch unbedingt erzählen, was ich beim Gyn gehört habe!“ Auch sie lachte auf und wartete, dass Alex ihre Geschichte erzählte.
„Also, du kennst ja die Bahnhofsapotheke, da sind die Persona am billigsten in der 3-Moantspackung, ich also da rein, brechend voll der Laden. Ich suche erst mal diesen Automaten mit den Bedienungsmarken, den sie immer irgendwo anders hinstellen. Ist vermutlich eine Taktik, die Aufmerksamkeit der Kunden zu fördern – und entdecke das Teil hinter einer Meute sich laut unterhaltender Rentner der Wandergruppe Gera, diese mit den Stäben und den roten Nelken dran. Mich gruselte es schon, ich da aber durch, mich kurz entschuldigt und ergattere die Nummer 57. 12 Leute vor mir – und natürlich wollten alle – waren alle Rentner und hätten auch sonst Zeit gehabt, wo ich zum Mittag verabredet war! – Beratung haben. Ein bestelltes Medikament an Theke 3 gab es nicht mehr, der Kunde hochgradig schwerhörig und so weiter, du kennst das. Schliesslich leuchtet das Signal „57 Theke 6“ auf. Und dort – Schichtwechsel, die nette Apothekerin geht und es kommt ein ganz süsser Apotheker. Ich also meine Marke ausgehändigt und möchte gerne die 3 Monatspackung Persona. Ist auch kein Problem, die liegt in der Auslage. Er holt sie, schaut mich an und fragt: „Möchten Sie eine Tüte?“ Ich antworte: „Ja gerne, sieht ja sonst ein bisschen blöd aus.“ Er: „Ach was, heute doch nicht mehr!“ Ich: „Wieso, laufen Sie mit uneingepackten Kondomen über den Marktplatz?“ Er: „ Das ist doch was ganz anderes““ Immerhin musste er grinsen, als ich nur ein kurzes „Aha“ von mir gab.“
Beide lachten nun frohgemut und genossen die Vision vom netten Apotheker, der mit einer Packung Kondome über den Marktplatz läuft und alle Kunden freundlich grüsst.
„Und nun du!“ forderte Alex Hannah auf.
Nur schwer konnte Alex sich von der Erinnerung an den Traum trennen. Was wäre denn, wenn Matthias bereits – vielleicht auch ohne sein Wissen – Vater wäre und sein Sprössling dann in voller pubertierender Schönheit vor ihm stünde. Oder vor ihr? In Filmen hatte sie das ja schon des Öfteren gesehen, und die Väter hatten sich nach einer kurzen Phase des Schreckens immer sehr gefreut. Und wenn sie sich dann auch noch richtig erinnerte, war das dann immer der Kinderersatz, weil die Frau des Mannes und Neu-Vaters meist keine Kinder bekommen konnte. Sollte das ihr Schicksal sein?
Kein Wunder also, dass Alex wenige Stunden später noch recht verhalten neben Hannah im Auto sass.
Hannah schaute sie von der Seite an.
„Ist was?“
„Nö. Ich habe nur schlecht geträumt… sag’ mal, kannst du dir vorstellen, dass du einen Mann hättest, der schon ein Kind hat, und das du dann als sozusagen Stiefmutter aufziehen darfst? Ohne eigene Kinder?“
„Klar kann ich mir das vorstellen, wäre doch bestimmt lustig, gleich so eine kleine Familie zu haben. Wenn man den Mann richtig liebt, dann spielt das doch keine Rolle, oder?“
„Meinst du nicht, dass das ein wenig zu naiv ist? Ich meine, es sind dann ja nicht deine Kinder, es sind seine.“
„Aber es sind Kinder, und die können doch nichts dafür. Und wenn du ein Kind adoptierst, dann sind es ja auch sozusagen nicht deine Kinder, und wieder doch – du hast sie dir nur aussuchen können.“
„Das ist doch was ganz anderes!“
„Aha“, war die kurze Antwort, die in Schweigen überging. Und dann fügte Hannah an: „Also, angenommen, Thomas hätte ein Kind und ich hatte nur die Fehlgeburt und kein eigenes Kind, und er käme mit einem Kind von einer anderen Frau an, dann würde mich das sicher insofern treffen, als dieses Kind mir dann zeigen würde, was ich nicht kann – und dass mein Mann oder Freund oder so sehr wohl dazu in der Lage wäre, ein Kind zu zeugen. Also wäre dieses Kind das Symbol dafür, dass ich es eben nicht schaffe, oder? Nur: daran ist doch das Kind nicht schuld… und wenn mein Partner mich in diese Beziehung voll einbeziehen würde – was für ein Deutsch“, sie verdrehte kurz die Augen, schlechtes Deutsch war ihr schon immer zuwider, “dann könnte das gut werden, wenn er aber eifersüchtig darauf achten würde, dass er der Vater sei und ich nicht eine quasi Mutterstelle einnehmen dürfte, dann wäre das ein Problem. Das habe ich nämlich bei einer Arbeitskollegin so gesehen, das war wirklich schwer…“ sie sinnierte vor sich hin. „Warum fragst du, hat Matthias ein kleines Geheimnis?“
„Quatsch, ich wollte das nur so wissen. Man denkt ja über vieles nach… übrigens hatte ich dir noch gar nicht gesagt, was mir beim vorletzten Mal in der Apotheke passiert ist, als ich die Persona kaufen wollte“, lenkte Alex ab und musste aber bei der Erinnerung daran schon gnickern.
„Erzähl’ ‚mal!“ forderte Hannah sie auf, dankbar, das ernste Thema verlassen zu können. „Und dann muss ich dir noch unbedingt erzählen, was ich beim Gyn gehört habe!“ Auch sie lachte auf und wartete, dass Alex ihre Geschichte erzählte.
„Also, du kennst ja die Bahnhofsapotheke, da sind die Persona am billigsten in der 3-Moantspackung, ich also da rein, brechend voll der Laden. Ich suche erst mal diesen Automaten mit den Bedienungsmarken, den sie immer irgendwo anders hinstellen. Ist vermutlich eine Taktik, die Aufmerksamkeit der Kunden zu fördern – und entdecke das Teil hinter einer Meute sich laut unterhaltender Rentner der Wandergruppe Gera, diese mit den Stäben und den roten Nelken dran. Mich gruselte es schon, ich da aber durch, mich kurz entschuldigt und ergattere die Nummer 57. 12 Leute vor mir – und natürlich wollten alle – waren alle Rentner und hätten auch sonst Zeit gehabt, wo ich zum Mittag verabredet war! – Beratung haben. Ein bestelltes Medikament an Theke 3 gab es nicht mehr, der Kunde hochgradig schwerhörig und so weiter, du kennst das. Schliesslich leuchtet das Signal „57 Theke 6“ auf. Und dort – Schichtwechsel, die nette Apothekerin geht und es kommt ein ganz süsser Apotheker. Ich also meine Marke ausgehändigt und möchte gerne die 3 Monatspackung Persona. Ist auch kein Problem, die liegt in der Auslage. Er holt sie, schaut mich an und fragt: „Möchten Sie eine Tüte?“ Ich antworte: „Ja gerne, sieht ja sonst ein bisschen blöd aus.“ Er: „Ach was, heute doch nicht mehr!“ Ich: „Wieso, laufen Sie mit uneingepackten Kondomen über den Marktplatz?“ Er: „ Das ist doch was ganz anderes““ Immerhin musste er grinsen, als ich nur ein kurzes „Aha“ von mir gab.“
Beide lachten nun frohgemut und genossen die Vision vom netten Apotheker, der mit einer Packung Kondome über den Marktplatz läuft und alle Kunden freundlich grüsst.
„Und nun du!“ forderte Alex Hannah auf.
Folge 101
Hannah musste sich in Erinnerung an ihre Begebenheit das Lachen verkneifen, aber dann fing sie an:
„Also, du weisst ja, dass ich gerade bei meiner Frau Doktor war“ (wobei sie extra „Frau Dokta“ sagte). „Erst einmal die übliche Begrüssung der Mitarbeiterinnen, die in der Akte sahen, warum ich da bin und auch das Ergebnis der letzten Schwangerschaft sahen, also ein mitleidiger Blick und ein aufmunterndes Wort mit der Bitte, sich ins Wartezimmer zu setzen. Ich sitze da also, blättere etwas lustlos in der Zeitung- ach ja, ich weiss nicht, ob du weiss, dass es eine Gemeinschaftspraxis ist mit einem Arzt, dessen Vater übrigens schon Thomas auf die Welt gebracht hatte? Aber egal, ich blättere, eine Frau kommt rein, so Mitte dreissig, gutaussehend, schlank, und so weiter. Spielt aber eigentlich keine Rolle. Sie grüsst kurz – und erkennt eine Freundin, die auch wartete. „Hallo Lisa, du auch wieder hier? Ach Mensch, das ist ja schön, dann haben wir ja mal wieder ein paar Minuten ohne die Kinder – aber das nächste Mal machen wir die Termine gleich gemeinsam, dann müssen wir uns nicht immer zufällig hier treffen und können auch etwas früher kommen, dann haben wir mehr Zeit füreinander“, freute sie sich und setzte sich neben ihre Bekannte. Aha, dachte ich, nun folgt das übliche nervige Gerede über die Kinder, wie gross sie sind, was sie machen, was sie essen, wie oft sie pubsen oder so – entschuldige… Aber es kommt ganz anders, die erste, die offensichtlich Katrin hiess, hob an zu erzählen: „Also was mir da passiert ist, kann ich auch nur hier und dir sagen, aber es war im Nachhinein so lustig – auch wenn es mir erst äusserst peinlich war und ich da heute wohl was aufklären muss…“ „Wieso, so schlimm kann es bei Frau Doktor doch gar nicht gewesen sein“, sagte Lisa und wartete auf die Reaktion. Katrin lachte laut auf und sagte: „Nein, schlimmer…“ und begann zu erzählen.
„Das letzte Mal war es ein Montag, ich erinnere mich deshalb daran, weil ich Mara erst noch gemütlich in den Kindergarten bringen wollte und dann um 10 den Termin hatte. UM 8 Uhr rief mich die Arzthelferin dann an, ich könne früher kommen, weisst du noch, wie abgehetzt ich da war, als wir uns sahen?“
„Stimmt, du hattest mir erzählt dass sie den Termin vorverlegt hatten und dass du es knapp geschafft hattest, ihn einzuhalten.“
„Genau. Ich hatte also Mara in aller Eile noch im Kindergarten verstaut, rase wie eine Irre zurück und husche ins Bad, um mich ein wenig an den entscheidenden Stellen frisch zu machen. Auf dem Rand des Beckens liegt ein Waschlappen, der ganz frisch dort lag, also sauber war. Du kennst das ja, schnell das Nötigste gemacht, ab in die Klamotten, dann ins Auto und mit hängender Zunge hier reingerauscht. Es sollte nur eine Routineuntersuchung sein, eben so alle halbe Jahre sehen, ob noch alles in Ordnung ist.
Kurze Zeit später werde ich schon aufgerufen und liege auf dem Stuhl. Machst du das auch so, dass du dir dann immer Sachen ausdenkst, warum du da liegst, um die Zeit totzuschlagen? Ich denke also, ich liege vor einem Zelt unter romantischem Sternenhimmel und bin geistig ganz weit von meinem Körper und der Praxis weg, als ich sehe, wie der Dok kurz aufschaut und sagt: Na, Sie haben sich ja heute ganz besondere Mühe gegeben, schmunzelt und weiter untersucht. Ich, sage, nur leicht „hmmm“ und wundere mich, was er meint, bin aber geistig noch vor dem Zelt… Zum Glück dauert die Untersuchung nicht lange, und zum Schluss gibt der Doik mir die Hand und wünscht mir viel Spass bei dem, was ich noch vorhätte. Ich denke noch, das ist ja nett von ihm, der hätte ja gute Laune. Kurz darauf treffen wir beide uns ja hier im Wartezimmer, als ich gehen will.
Mittags hole ich Mara wie immer vom Kindergarten ab. Zuhause soll sie sich als erstes die Hände waschen, man weiss ja nie. Sie geht also in das Bad und kommt unmittelbar wieder zurück. „Mami, wo ist mein Waschlappen?“ fragt sie und ich sehe, wie ihre Augen immer grösser werden und sich mit Tränen füllen. „Der ist in der Wäsche, Süsse, nimm dir einen neuen, okay? Da liegen noch welche auf dem Stapel…“ sage ich. „Aber ich will den mit dem Winni Puh darauf…“ beharrt sie und fügt mit der ersten Träne an: Da sind doch meine ganzen Glitzer drin, die mir Sarah geschenkt hatte, und kleine Sterne und Herzen auch…“ Naja, kannst dir vorstellen, Mara schluchzt auf und ich versinke im Boden, wenn ich mir vorstelle, was der Dok von mir gedacht hat. Und genau das muss ich gleich mal aufklären –Angriff ist die beste Verteidigung!“ sagte Katrin noch, bevor beide in Gelächter ausbrachen.
„Alex, Du kannst dir vorstellen, wie schwer es war, nicht mitzulachen. Mann, wie peinlich…“ Hannah und Alex lachten nun gemeinsam und fuhren beschwingt und gut gelaunt weiter gen Wellness-Uralub.
Hannah musste sich in Erinnerung an ihre Begebenheit das Lachen verkneifen, aber dann fing sie an:
„Also, du weisst ja, dass ich gerade bei meiner Frau Doktor war“ (wobei sie extra „Frau Dokta“ sagte). „Erst einmal die übliche Begrüssung der Mitarbeiterinnen, die in der Akte sahen, warum ich da bin und auch das Ergebnis der letzten Schwangerschaft sahen, also ein mitleidiger Blick und ein aufmunterndes Wort mit der Bitte, sich ins Wartezimmer zu setzen. Ich sitze da also, blättere etwas lustlos in der Zeitung- ach ja, ich weiss nicht, ob du weiss, dass es eine Gemeinschaftspraxis ist mit einem Arzt, dessen Vater übrigens schon Thomas auf die Welt gebracht hatte? Aber egal, ich blättere, eine Frau kommt rein, so Mitte dreissig, gutaussehend, schlank, und so weiter. Spielt aber eigentlich keine Rolle. Sie grüsst kurz – und erkennt eine Freundin, die auch wartete. „Hallo Lisa, du auch wieder hier? Ach Mensch, das ist ja schön, dann haben wir ja mal wieder ein paar Minuten ohne die Kinder – aber das nächste Mal machen wir die Termine gleich gemeinsam, dann müssen wir uns nicht immer zufällig hier treffen und können auch etwas früher kommen, dann haben wir mehr Zeit füreinander“, freute sie sich und setzte sich neben ihre Bekannte. Aha, dachte ich, nun folgt das übliche nervige Gerede über die Kinder, wie gross sie sind, was sie machen, was sie essen, wie oft sie pubsen oder so – entschuldige… Aber es kommt ganz anders, die erste, die offensichtlich Katrin hiess, hob an zu erzählen: „Also was mir da passiert ist, kann ich auch nur hier und dir sagen, aber es war im Nachhinein so lustig – auch wenn es mir erst äusserst peinlich war und ich da heute wohl was aufklären muss…“ „Wieso, so schlimm kann es bei Frau Doktor doch gar nicht gewesen sein“, sagte Lisa und wartete auf die Reaktion. Katrin lachte laut auf und sagte: „Nein, schlimmer…“ und begann zu erzählen.
„Das letzte Mal war es ein Montag, ich erinnere mich deshalb daran, weil ich Mara erst noch gemütlich in den Kindergarten bringen wollte und dann um 10 den Termin hatte. UM 8 Uhr rief mich die Arzthelferin dann an, ich könne früher kommen, weisst du noch, wie abgehetzt ich da war, als wir uns sahen?“
„Stimmt, du hattest mir erzählt dass sie den Termin vorverlegt hatten und dass du es knapp geschafft hattest, ihn einzuhalten.“
„Genau. Ich hatte also Mara in aller Eile noch im Kindergarten verstaut, rase wie eine Irre zurück und husche ins Bad, um mich ein wenig an den entscheidenden Stellen frisch zu machen. Auf dem Rand des Beckens liegt ein Waschlappen, der ganz frisch dort lag, also sauber war. Du kennst das ja, schnell das Nötigste gemacht, ab in die Klamotten, dann ins Auto und mit hängender Zunge hier reingerauscht. Es sollte nur eine Routineuntersuchung sein, eben so alle halbe Jahre sehen, ob noch alles in Ordnung ist.
Kurze Zeit später werde ich schon aufgerufen und liege auf dem Stuhl. Machst du das auch so, dass du dir dann immer Sachen ausdenkst, warum du da liegst, um die Zeit totzuschlagen? Ich denke also, ich liege vor einem Zelt unter romantischem Sternenhimmel und bin geistig ganz weit von meinem Körper und der Praxis weg, als ich sehe, wie der Dok kurz aufschaut und sagt: Na, Sie haben sich ja heute ganz besondere Mühe gegeben, schmunzelt und weiter untersucht. Ich, sage, nur leicht „hmmm“ und wundere mich, was er meint, bin aber geistig noch vor dem Zelt… Zum Glück dauert die Untersuchung nicht lange, und zum Schluss gibt der Doik mir die Hand und wünscht mir viel Spass bei dem, was ich noch vorhätte. Ich denke noch, das ist ja nett von ihm, der hätte ja gute Laune. Kurz darauf treffen wir beide uns ja hier im Wartezimmer, als ich gehen will.
Mittags hole ich Mara wie immer vom Kindergarten ab. Zuhause soll sie sich als erstes die Hände waschen, man weiss ja nie. Sie geht also in das Bad und kommt unmittelbar wieder zurück. „Mami, wo ist mein Waschlappen?“ fragt sie und ich sehe, wie ihre Augen immer grösser werden und sich mit Tränen füllen. „Der ist in der Wäsche, Süsse, nimm dir einen neuen, okay? Da liegen noch welche auf dem Stapel…“ sage ich. „Aber ich will den mit dem Winni Puh darauf…“ beharrt sie und fügt mit der ersten Träne an: Da sind doch meine ganzen Glitzer drin, die mir Sarah geschenkt hatte, und kleine Sterne und Herzen auch…“ Naja, kannst dir vorstellen, Mara schluchzt auf und ich versinke im Boden, wenn ich mir vorstelle, was der Dok von mir gedacht hat. Und genau das muss ich gleich mal aufklären –Angriff ist die beste Verteidigung!“ sagte Katrin noch, bevor beide in Gelächter ausbrachen.
„Alex, Du kannst dir vorstellen, wie schwer es war, nicht mitzulachen. Mann, wie peinlich…“ Hannah und Alex lachten nun gemeinsam und fuhren beschwingt und gut gelaunt weiter gen Wellness-Uralub.
Folge 102
Beide fuhren nun frohgemut die lange Fahrt nach Karlsbad und vertrieben sich die Zeit mit Spielen, die sie schon zu Kinderzeiten gespielt hatten. „Der nächste Autofahrer, den wir überholen, wird dein späterer Mann.“ Und bogen sich vor Lachen über die Ergebnisse. Sicher dachten sie auch verstohlen darüber nach, ob ihre Töchter wohl ebenso albern wie sie in einem Auto sitzen würden, wenn ihre Mütter unter Zurücklassen der jeweiligen Väter mit ihnen einen Ausflug machten. Irgendwann kam dann doch dieses „Meinst du eigentlich, in ein paar Jahren…?“ von Alex und Hannah schaute sie aufmunternd an und sagte überzeugt: „Na klar, wir schaffen das!“ Und ihre alte Freundin genoss den Zuspruch und den ungerügten Glauben in das gute Schicksal für beide.
Alex hatte ja das Wellness-Wochenende bereits in Hinblick auf eine Schwangerschaft gebucht, und als sie beide eincheckten, erhielten sie neben einem erfrischenden Saft aus unterschiedlichen Obstsorten ein kleines Paket überreicht. Die Empfangsdame strahlte sie an und sagte: „Das gilt als ein Willkommen an die kleine Erdenbürger, damit sie sich bereits jetzt bei uns wohlfühlen.“ Sowohl Alex als auch Hannah standen die Tränen in den Augen und nur mit Mühe konnten sie einen Dank über die Lippen bringen. Hier schienen sie beide im wahrsten Sinne des Wortes angekommen zu sein. Die Frage, wie weit die Schwangerschaften denn gediehen seien, beantworteten sie beide mit einem unisono „Dritter Monat“ – und sie beide glaubten sogar in dem Augenblick daran.
Erst auf ihrem Zimmer angekommen öffneten sie die Pakete und konnten nun ihren Tränen freien Lauf lassen: Da lagen in jedem Paket ein übergrosses Kapuzenhandtuch mit gelber Einfassung und einer süssen gelben Ente, zwei Lätzchen mit der Aufschrift „wellness is home“, ein Schutzstein als Talisman für die Schwangerschaft, Söckchen für die Kleinen und ein kleiner Bär, der eine Fahne mit dem Hotelembleme zu schwenken schien.
„Schau mal, das werden dann ihre Bussis“, sagte Alex leicht schniefend und Hannah nickte gerührt.
Kurz darauf standen beide erwartungsvoll in der Lobby und wurden von einer gepflegten jungen Dame in die Geheimnisse der Wellness-Oase eingeweiht.
„Sie können bei uns auch Moorbäder bekommen, aber bei Schwangerschaften empfehlen wir das nicht wegen der Belastung für den Organismus. Aber das Dampfbad oder die Rauchsauna sind bestimmt etwas für Sie. Und dann haben wir noch diverse Massagen, Behandlungen mit heissen Steinen, oder Aroma-Bäder. Wie wäre denn ein Cleopatra-Bad in Stutenmilch? Das bekommen Sie kaum an anderer Stelle…“ und so ging es das ganze Programm durch.
Die beiden Freundinnen wählten sich eine Mischung aus Gesundheitsprogramm und Wohlfühlstationen aus – als Besonderheit würden sie sich am Samstag das Cleopatra-Bad gönnen. Aber auch nur, weil Hannah darauf bestanden hatte, dass sie einen Einführungskurs in Walken mitmachen und sich Alex nur unter der Bedingung des Luxusbades darauf eingelassen hatte. Dafür hatte sie Hannah eine Schnupperstunde in Thai Chi abgerungen.
Da sie beide recht spät angekommen waren, entschieden sie sich für eine gesunde Salatmahlzeit als Abendbrot. Sie sassen da, knabberten die Croutons und die knusprigen Hähnchenstreifen und dachten beide an die schöne Zeit, die vor ihnen lag.
„Würdest du dich eigentlich auch über einen Jungen freuen?“ platzte es da aus Alex heraus, die die ganze Zeit seit der Autofahrt darüber nachgedacht hatte, was sie denn nun wirklich lieber hätte; denn in ihren Träumen sah sie immer nur ein Mädchen, aber Hannah hatte ja auch von dem kleinen frechen Jungen erzählt, den sie sah.
„Och, Hauptsache gesund, oder? Ich will ja nicht davon ausgehen, aber es kann eben so viel passieren… ich wäre überglücklich, wenn sie ein ER wäre und gesund zur Welt käme. Aber wenn ich es wählen könnte, würde ich vermutlich als erstes ein Mädchen wählen – da weiss ich wenigstens, wie ich das mit dem Klo regeln kann.“
„Aber wenn es ein Junge ist, dann kannst du immer Thomas schicken mit dem Hinweis, dass du ja schlecht auf ein Herrenklo gehen kannst. Mir ist da letztes Jahr auf Sylt etwas Niedliches passiert…“ Alex lächelte amüsiert vor sich hin und begann: „Ich will auf eine dieser Toilettenanlagen, die man so oft an Strandeingängen findet, neben dem Wärterhäuschen des Strandwächters. Ich gehe durch die Tür und sehe, wie ein knapp 5 jähriger Junge hinter mir herkommt. Die Tür war mit Selbstschliessmechanismus ausgestattet und daher ziemlich schwer, er konnte die unmöglich alleine öffnen. Ich mache ihm also die Tür auch und er schaut mit grossen Augen von rechts nach links und wieder zurück – na klar, er konnte ja „Herren“ gar nicht lesen. Hilfesuchend schaut er mich an – und ich nicke in Richtung „Herren“ und sage : „Da bist du richtig…“ Erleichtert geht er nach rechts, ich trabe nach links. Er ist noch nicht ganz um die Ecke verschwunden, als eine sympathische junge Frau zur Tür hineinkommt und ruft: „Nils, wo bist du?“ und aus den Tiefen des Herrenrefugiums die Antwort kommt „Hier, Mama!“ „Komm her, ich helfe dir“ „Komm rein, Mama!“ war die Aufforderung. Seine Mutter entgegnete darauf leicht amüsiert: „Das geht nicht mein Schatz, das ist die Herrentoilette, da kann ich nicht rein, komm mit zu den Mädchen, okay?“ Darauf kam von der anderen Seite : „Nein, Mama, ich bin ein Herr, ich gehöre hierher…“ Wie sie mit ihrem Sprössling zusammenkam, habe ich dann nicht mehr mitbekommen, ich glaube, er blieb standhaft. - Siehste, bei einem Mädchen ist alles einfacher.“
„Nee,“ saget Hannah bestimmt. „Bei denen bricht ab und zu der Zickenalarm absolut durch, das kenne ich. Boah, sind die dann eklig. Aber ich habe schon ganz zuckersüsse Jungs kennengelernt. Also, je länger ich es mir überlege, desto verlockender wäre ein Junge für mich.“
„Aber Jungens sind oft aggressiv im Kindergarten, da werden sogar jetzt lieber Mädchen als Jungen in die Gruppen aufgenommen, um die Aggression zu mindern. – Habe ich in der Zeitung gelesen...“ fügte Alex wie zu ihrer Verteidigung an.
„Das ist ja völliger Quatsch, im Zuge der überall gelebten Emanzipation haben sich die Vorbilder für Mädchen ja sehr stark verändert, die typische schwache Mutter und der dominante Vater, der das Geld nach hause bringt, gehören der Vergangenheit an, heute sind – vermutlich seit dem Zweiten Weltkrieg steigend – die Frauen die Stärkeren – stimmt doch, oder?“ Hannah grinste Alex an und ereiferte sich weiter: „Und deshalb gibt es auch nicht mehr das Klischee vom netten Mädchen und lauten Bengel, eher musst du Jungs heute unter Naturschutz stellen, so wird denen zugesetzt. Ich gebe dir zwar Recht, dass sie in der Pubertät nicht gerade anziehend aussehen mit diesen Hosen, die bis in die Kniekehle rutschen oder diesen merkwürdigen Schuhen mit den Socken drin – von denen ich hoffe, dass sie zumindest ab und zu gewaschen werden, ich habe nämlich schon mal in der Bahn erlebt, wie eine Mutter unter dem Sitz nach einem toten Fisch suchte und dann mit der Nase an den meerwassererprobten Schuhen ihres Sohnes klebenblieb und ihm darauf eine Standpauke hielt – aber süss und willkommen sind sie mindestens ebenso wie Mädchen. Nur, dass man die netter anziehen kann als Jungs, das gebe ich zu.“
Alex strahlte sie an und sagte: „Okay, dann nimmst du den Jungen und ich das Mädchen, das passt dann wieder. Und wenn du es dir zwischendrin anders überlegst, ist das auch okay, so einen kleinen rothaarigen Jungen würde ich auch zum Knuddeln finden.“
Hannah hob das Orangensaftglas und sagte: „Also dann, auf Maxi und Moritz!“ und beide strahlten sich trotz eines unterschwellig mulmigen Gefühls an.
Beide fuhren nun frohgemut die lange Fahrt nach Karlsbad und vertrieben sich die Zeit mit Spielen, die sie schon zu Kinderzeiten gespielt hatten. „Der nächste Autofahrer, den wir überholen, wird dein späterer Mann.“ Und bogen sich vor Lachen über die Ergebnisse. Sicher dachten sie auch verstohlen darüber nach, ob ihre Töchter wohl ebenso albern wie sie in einem Auto sitzen würden, wenn ihre Mütter unter Zurücklassen der jeweiligen Väter mit ihnen einen Ausflug machten. Irgendwann kam dann doch dieses „Meinst du eigentlich, in ein paar Jahren…?“ von Alex und Hannah schaute sie aufmunternd an und sagte überzeugt: „Na klar, wir schaffen das!“ Und ihre alte Freundin genoss den Zuspruch und den ungerügten Glauben in das gute Schicksal für beide.
Alex hatte ja das Wellness-Wochenende bereits in Hinblick auf eine Schwangerschaft gebucht, und als sie beide eincheckten, erhielten sie neben einem erfrischenden Saft aus unterschiedlichen Obstsorten ein kleines Paket überreicht. Die Empfangsdame strahlte sie an und sagte: „Das gilt als ein Willkommen an die kleine Erdenbürger, damit sie sich bereits jetzt bei uns wohlfühlen.“ Sowohl Alex als auch Hannah standen die Tränen in den Augen und nur mit Mühe konnten sie einen Dank über die Lippen bringen. Hier schienen sie beide im wahrsten Sinne des Wortes angekommen zu sein. Die Frage, wie weit die Schwangerschaften denn gediehen seien, beantworteten sie beide mit einem unisono „Dritter Monat“ – und sie beide glaubten sogar in dem Augenblick daran.
Erst auf ihrem Zimmer angekommen öffneten sie die Pakete und konnten nun ihren Tränen freien Lauf lassen: Da lagen in jedem Paket ein übergrosses Kapuzenhandtuch mit gelber Einfassung und einer süssen gelben Ente, zwei Lätzchen mit der Aufschrift „wellness is home“, ein Schutzstein als Talisman für die Schwangerschaft, Söckchen für die Kleinen und ein kleiner Bär, der eine Fahne mit dem Hotelembleme zu schwenken schien.
„Schau mal, das werden dann ihre Bussis“, sagte Alex leicht schniefend und Hannah nickte gerührt.
Kurz darauf standen beide erwartungsvoll in der Lobby und wurden von einer gepflegten jungen Dame in die Geheimnisse der Wellness-Oase eingeweiht.
„Sie können bei uns auch Moorbäder bekommen, aber bei Schwangerschaften empfehlen wir das nicht wegen der Belastung für den Organismus. Aber das Dampfbad oder die Rauchsauna sind bestimmt etwas für Sie. Und dann haben wir noch diverse Massagen, Behandlungen mit heissen Steinen, oder Aroma-Bäder. Wie wäre denn ein Cleopatra-Bad in Stutenmilch? Das bekommen Sie kaum an anderer Stelle…“ und so ging es das ganze Programm durch.
Die beiden Freundinnen wählten sich eine Mischung aus Gesundheitsprogramm und Wohlfühlstationen aus – als Besonderheit würden sie sich am Samstag das Cleopatra-Bad gönnen. Aber auch nur, weil Hannah darauf bestanden hatte, dass sie einen Einführungskurs in Walken mitmachen und sich Alex nur unter der Bedingung des Luxusbades darauf eingelassen hatte. Dafür hatte sie Hannah eine Schnupperstunde in Thai Chi abgerungen.
Da sie beide recht spät angekommen waren, entschieden sie sich für eine gesunde Salatmahlzeit als Abendbrot. Sie sassen da, knabberten die Croutons und die knusprigen Hähnchenstreifen und dachten beide an die schöne Zeit, die vor ihnen lag.
„Würdest du dich eigentlich auch über einen Jungen freuen?“ platzte es da aus Alex heraus, die die ganze Zeit seit der Autofahrt darüber nachgedacht hatte, was sie denn nun wirklich lieber hätte; denn in ihren Träumen sah sie immer nur ein Mädchen, aber Hannah hatte ja auch von dem kleinen frechen Jungen erzählt, den sie sah.
„Och, Hauptsache gesund, oder? Ich will ja nicht davon ausgehen, aber es kann eben so viel passieren… ich wäre überglücklich, wenn sie ein ER wäre und gesund zur Welt käme. Aber wenn ich es wählen könnte, würde ich vermutlich als erstes ein Mädchen wählen – da weiss ich wenigstens, wie ich das mit dem Klo regeln kann.“
„Aber wenn es ein Junge ist, dann kannst du immer Thomas schicken mit dem Hinweis, dass du ja schlecht auf ein Herrenklo gehen kannst. Mir ist da letztes Jahr auf Sylt etwas Niedliches passiert…“ Alex lächelte amüsiert vor sich hin und begann: „Ich will auf eine dieser Toilettenanlagen, die man so oft an Strandeingängen findet, neben dem Wärterhäuschen des Strandwächters. Ich gehe durch die Tür und sehe, wie ein knapp 5 jähriger Junge hinter mir herkommt. Die Tür war mit Selbstschliessmechanismus ausgestattet und daher ziemlich schwer, er konnte die unmöglich alleine öffnen. Ich mache ihm also die Tür auch und er schaut mit grossen Augen von rechts nach links und wieder zurück – na klar, er konnte ja „Herren“ gar nicht lesen. Hilfesuchend schaut er mich an – und ich nicke in Richtung „Herren“ und sage : „Da bist du richtig…“ Erleichtert geht er nach rechts, ich trabe nach links. Er ist noch nicht ganz um die Ecke verschwunden, als eine sympathische junge Frau zur Tür hineinkommt und ruft: „Nils, wo bist du?“ und aus den Tiefen des Herrenrefugiums die Antwort kommt „Hier, Mama!“ „Komm her, ich helfe dir“ „Komm rein, Mama!“ war die Aufforderung. Seine Mutter entgegnete darauf leicht amüsiert: „Das geht nicht mein Schatz, das ist die Herrentoilette, da kann ich nicht rein, komm mit zu den Mädchen, okay?“ Darauf kam von der anderen Seite : „Nein, Mama, ich bin ein Herr, ich gehöre hierher…“ Wie sie mit ihrem Sprössling zusammenkam, habe ich dann nicht mehr mitbekommen, ich glaube, er blieb standhaft. - Siehste, bei einem Mädchen ist alles einfacher.“
„Nee,“ saget Hannah bestimmt. „Bei denen bricht ab und zu der Zickenalarm absolut durch, das kenne ich. Boah, sind die dann eklig. Aber ich habe schon ganz zuckersüsse Jungs kennengelernt. Also, je länger ich es mir überlege, desto verlockender wäre ein Junge für mich.“
„Aber Jungens sind oft aggressiv im Kindergarten, da werden sogar jetzt lieber Mädchen als Jungen in die Gruppen aufgenommen, um die Aggression zu mindern. – Habe ich in der Zeitung gelesen...“ fügte Alex wie zu ihrer Verteidigung an.
„Das ist ja völliger Quatsch, im Zuge der überall gelebten Emanzipation haben sich die Vorbilder für Mädchen ja sehr stark verändert, die typische schwache Mutter und der dominante Vater, der das Geld nach hause bringt, gehören der Vergangenheit an, heute sind – vermutlich seit dem Zweiten Weltkrieg steigend – die Frauen die Stärkeren – stimmt doch, oder?“ Hannah grinste Alex an und ereiferte sich weiter: „Und deshalb gibt es auch nicht mehr das Klischee vom netten Mädchen und lauten Bengel, eher musst du Jungs heute unter Naturschutz stellen, so wird denen zugesetzt. Ich gebe dir zwar Recht, dass sie in der Pubertät nicht gerade anziehend aussehen mit diesen Hosen, die bis in die Kniekehle rutschen oder diesen merkwürdigen Schuhen mit den Socken drin – von denen ich hoffe, dass sie zumindest ab und zu gewaschen werden, ich habe nämlich schon mal in der Bahn erlebt, wie eine Mutter unter dem Sitz nach einem toten Fisch suchte und dann mit der Nase an den meerwassererprobten Schuhen ihres Sohnes klebenblieb und ihm darauf eine Standpauke hielt – aber süss und willkommen sind sie mindestens ebenso wie Mädchen. Nur, dass man die netter anziehen kann als Jungs, das gebe ich zu.“
Alex strahlte sie an und sagte: „Okay, dann nimmst du den Jungen und ich das Mädchen, das passt dann wieder. Und wenn du es dir zwischendrin anders überlegst, ist das auch okay, so einen kleinen rothaarigen Jungen würde ich auch zum Knuddeln finden.“
Hannah hob das Orangensaftglas und sagte: „Also dann, auf Maxi und Moritz!“ und beide strahlten sich trotz eines unterschwellig mulmigen Gefühls an.
Folge 103
Der nächste Tag war genau so organisiert, wie sie es sich schon lange gewünscht hatten: Ein herrliches Frühstücksbüffet wartete auf sie, danach die erste Kosmetikbehandlung, dann wollten sie Thai Chi machen und würden den Abend mit dem Cleopatrabad krönen – und natürlich ein gesundes Vier-Gänge-Menue.
„Guck’ `mal, viele Frauen hier und nur ein paar Paare. Die meisten Frauen machen so was wohl eher mit ihrer Freundin…“ sinnierte Alex, während sie ihren Obstquark rührte und sich umblickte.
„Naja, wenn mein Mann hier mit seiner Freundin wäre, fände ich das ja auch nicht so toll..“, merkte Hannah trocken an.
„Hahaha…“ entgegnete Alex ironisch, aber dann musste sie auch grinsen. „Okay, hast recht. Wenn Matthias das machen würde, wäre es aus… das sag’ ich dir.“
Ach, wer weiss, wie man dann reagiert. Spontan würde ich auch sagen, ich würde und könnte das nicht verzeihen, aber wenn es dann so weit ist… ich weiss nicht…immerhin verbindet einen ja auch viel, oder?“
Alex schaute Hannah verwundert an: „Sag’ `mal, hast du sie noch alle? So einen Typen, der einen mit `ner anderen betrügt, den könntest du mir vor den Bauch schnallen…“
„Vermutlich… aber es gibt auch viele Beziehungen, in denen das schon mal passiert ist, und die sind heute noch zusammen – und machen einen ganz glücklichen Eindruck. Aber man schaut ja nie dahinter…“ Hannah sinnierte weiter. „Ach, ich weiss nicht, ich wüsste nicht, was ich täte.“
„Ich schon!“ beharrte Alex selbstbewusst. Aber nach einer Weile des Schweigens fügte sie an „…glaube ich…“ Ihr war nämlich der Traum von Matthias’ Sohn eingefallen, und immerhin hatte sie eine Weile darüber nachgegrübelt, ob sie eine solche Angelegenheit verzeihen würde. Je länger sie darüber nachgedacht hatte, desto mehr wurde ihr klar, dass ein fremdes Kind, wie es in ihren Augen wäre, letztendlich an ihrer Ehe nichts Grundlegendes ändern sollte. Ausserdem war sie sich Matthias Liebe ganz sicher. Dabei ignorierte sie tapfer und in völliger Selbstlüge das kleine Teufelchen, das ihr auf der Schulter sitzend zuzuflüstern schien: „Und wieso hat er neue Unterhosen und zieht sich anders an?“
„Komm, wir gehen noch ein wenig spazieren vor der Kosmetik… genug ernste Worte gewechselt.,“ riss Hannah sie da aus den Gedanken.
„Da hast du auch recht, lass uns gehen…,“ schüttelte Alex ihre Gedanken ab.
Die wunderschöne alte Kurstadt Karlsbad im Nordwesten von Tschechien begrüsste sie mit einem strahlend blauem Himmel und erster Frühlingswärme. Die Freundinnen hielten schier den Atem an, als sie vor das altehrwürdige Hotel traten und nun, im Morgenlicht, das sahen, was ihnen am Abend gar nicht so recht auffallen wollte: Karlsbad zeigte sich in alter Tradition mit seinen etwa 100 Brunnen mit natürlicher Mineralquelle, seinen Kolonnaden und seinen alten Kirchen und anderen Gebäuden. Die Menschen hier schienen sorgfältiger angezogen und zukunftsfreudiger zu sein als zuhause. „Schau mal, wie hübsch die hier sind – und sie sehen viel optimistischer aus als in Deutschland,“ fiel es Alex auf. Überall waren Gebäude saniert und restauriert und es wurde emsig weiter gewerkelt – auch am Wochenende. „Und zuhause hast du das Gefühl, dass am Wochenende in den Städten Totentanz ist. Unglaublich!“ wunderte sich auch Hannah. „Ich habe gelesen, dass viele Firmen ihre Betriebsstätten oder Rechnungsstellen in die ehem. Tschechoslowakei verlegen, weil es hier preiswerter ist und die Leute motivierter… und wenn ich mir das hier so ansehe, kann ich verstehen, was sie meinen…“ In der Tat hatten sie beide das Gefühl, von einer Welle des Optimismus mitgetragen zu werden, als sie all diese jungen gut gekleideten und auffallend hübsch zurechtgemachten Frauen sahen, die in Bürokleidung mit bestimmten Gang ihren Weg kreuzten. „Ich glaube, die werden uns europaweit noch überholen, so motiviert laufen bei uns wenige rum,“ führte Alex die Gedanken weiter.
„Guck mal, der erste Brunnen. Wollen wir?“
„Was?“
„Na einen Hieb nehmen: Karlsbad ist doch berühmt für seine Trinkkuren. Übrigen hab eich mich schlau gemacht, bis zum 4. Monat darf man das Wasser im Rahmen einer Trinkkur trinken, danach nicht. Frag mich aber nicht, warum dann nicht mehr…“
„Brrrr… schmeckt ja scheusslich. Das erinnert mich an unsere eine Schulfahrt nach Ich-weiss-nicht-mehr-wohin, wo wir alle diese eklige Brühe trinken mussten. Mir war den ganzen Tag schlecht und du hattest Angst, dass ich mich übergeben würde.“
„Stimmt!“ lachte Hannah mit ihr. „Wenn mir jetzt schlecht würde, dann würde ich mich allerdings freuen…“
Alex hielt einen Augenblick inne. „Du, sag mal, hast du schon mal Gebärmutterflattern gehabt?“
Hannah lachte laut los. „Was für ein Ding?“ brachte sie unter Anstrengung hervor.
„Gebärmutterflattern!“ beharrte Alex beleidigt. Hannah nahm sie gar nicht ernst. „Na ja, die hatte gut reden, sie hat ja auch einen positiven Test in der Hand …“ fügte sie in Gedanken an.
„Und was ist das?“
„Es fühlt sich wie Muskelzucken in der Gebärmutter an, ob das vielleicht die Reaktion der Gebärmutter auf die Einnistung war?“ sagte Alex auf Unterstützung hoffend.
„Das wäre zu schön!“ sagte Hannah und strich ihr kurz über den Arm, nur so als kleine Geste.
„Übrigens sind wir hier ja ganz nahe an Prag, und da gibt es tolle Kinderwunschzentren. Da ist auch mehr erlaubt als bei uns, zum Beispiel die Untersuchung der Eizellen vor dem Transfer…“
„Wie meinst du das?“
„Bei einer künstlichen Befruchtung, also im Reagenzglas, wird ja normalerweise eine der Eizellen, die vital genug ist, mit den Samen zusammengebracht. Wie auch immer, also entweder so zur freien Auswahl bei der IVF, der in vitro Fertilisation, oder es wird eine Spermie auserwählt – eben bei der ICSI. Frag mich nicht, was das genau heisst. Aber die Eizelle wird nicht untersucht, ob sie intakt ist, das ist in Deutschland verboten. Man kann allenfalls die Polkörperchen untersuchen, ob da Chromosomenstörungen vorliegen.“
„Polkörperchen?“
„Ja. Man untersucht die so genannten Polkörperchen der Eizelle. In diese "entsorgt", salopp gesprochen, die Eizelle bei ihrer Reifeteilung die eine Hälfte ihres zunächst noch doppelten Chromosomensatzes. Dies ist nötig, weil sich ja bei der Befruchtung väterliches und mütterliches Erbgut verbinden. Darum muss logischerweise in Ei- und Samenzellen der in allen Körperzellen übliche doppelte Chromosomensatz auf einen einfachen Satz reduziert. Damit liegt aber auch gleich ein wesentlicher Nachteil auf der Hand: Es können eben nur genetische oder chromosomale Veränderungen der Eizelle identifiziert werden. Das väterliche Erbgut wird nicht erfasst. Ausserdem hat das Verfahren, wenn ich mich recht entsinne, noch ein anderes Risiko: Dabei können die Eizellen beispielsweise beschädigt werden. Ausserdem lassen sie sich nicht mehr einfrieren und stehen so für einen weiteren Behandlungszyklus nicht mehr zur Verfügung. Dennoch - es ist besonders interessant für Frauen, bei denen Chromosomenschäden aufgetreten sind.“
„Mensch, du hast dich aber informiert.“
„Ja klar, nach der Fehlgeburt hat mich alles darüber interessiert.“
„Aber sag mal: Woher weisst Frau, ob solche Schäden bei einem vorliegen?“
„Ausprobieren.“ War die trockene Antwort von Hannah.
„Ausprobieren?“
„Nach mehreren Fehlgeburten wird das untersucht.“
„Na, Prost Mahlzeit, aber das kommt für uns ja nicht infrage. Ich Frage mich manchmal, wie Frauen das aushalten, diese Repro mit den Hormonen oder mehrere Fehlgeburten. Und dann bin ich froh, dass das bei uns nicht ist. Und eine Repro kann ich mir sowieso nicht vorstellen, entweder kommt das Kind so oder eben nicht.“ Alex schaute in Gedanken an sich herunter und dachte: „Eben doch!“ und freute sich.
„Was für Trübsinn… lass uns weitergehen, es ist so schön hier. Guck mal, da, beim Optiker…“ Hannah lachte laut los. „Guck mal, was da steht: Ultraschallgerät 69,00 €, das wäre was für uns, oder? Schade, dass keine Sonde und kein Bildschirm dabei ist, so ein Taschen-US- Gerät wäre schon klasse, Bildschirm nehmen wir vom Handy. Das wäre DIE Neuheit und würde sich verkaufen lassen wir geschnitten Brot. Und dann könnten wir immer zuhause schauen, wie Maxi und Moritz wachsen.“ Fröhlich ärmelte sie Alex unter und trat den Rückweg ins Hotel an.
Der nächste Tag war genau so organisiert, wie sie es sich schon lange gewünscht hatten: Ein herrliches Frühstücksbüffet wartete auf sie, danach die erste Kosmetikbehandlung, dann wollten sie Thai Chi machen und würden den Abend mit dem Cleopatrabad krönen – und natürlich ein gesundes Vier-Gänge-Menue.
„Guck’ `mal, viele Frauen hier und nur ein paar Paare. Die meisten Frauen machen so was wohl eher mit ihrer Freundin…“ sinnierte Alex, während sie ihren Obstquark rührte und sich umblickte.
„Naja, wenn mein Mann hier mit seiner Freundin wäre, fände ich das ja auch nicht so toll..“, merkte Hannah trocken an.
„Hahaha…“ entgegnete Alex ironisch, aber dann musste sie auch grinsen. „Okay, hast recht. Wenn Matthias das machen würde, wäre es aus… das sag’ ich dir.“
Ach, wer weiss, wie man dann reagiert. Spontan würde ich auch sagen, ich würde und könnte das nicht verzeihen, aber wenn es dann so weit ist… ich weiss nicht…immerhin verbindet einen ja auch viel, oder?“
Alex schaute Hannah verwundert an: „Sag’ `mal, hast du sie noch alle? So einen Typen, der einen mit `ner anderen betrügt, den könntest du mir vor den Bauch schnallen…“
„Vermutlich… aber es gibt auch viele Beziehungen, in denen das schon mal passiert ist, und die sind heute noch zusammen – und machen einen ganz glücklichen Eindruck. Aber man schaut ja nie dahinter…“ Hannah sinnierte weiter. „Ach, ich weiss nicht, ich wüsste nicht, was ich täte.“
„Ich schon!“ beharrte Alex selbstbewusst. Aber nach einer Weile des Schweigens fügte sie an „…glaube ich…“ Ihr war nämlich der Traum von Matthias’ Sohn eingefallen, und immerhin hatte sie eine Weile darüber nachgegrübelt, ob sie eine solche Angelegenheit verzeihen würde. Je länger sie darüber nachgedacht hatte, desto mehr wurde ihr klar, dass ein fremdes Kind, wie es in ihren Augen wäre, letztendlich an ihrer Ehe nichts Grundlegendes ändern sollte. Ausserdem war sie sich Matthias Liebe ganz sicher. Dabei ignorierte sie tapfer und in völliger Selbstlüge das kleine Teufelchen, das ihr auf der Schulter sitzend zuzuflüstern schien: „Und wieso hat er neue Unterhosen und zieht sich anders an?“
„Komm, wir gehen noch ein wenig spazieren vor der Kosmetik… genug ernste Worte gewechselt.,“ riss Hannah sie da aus den Gedanken.
„Da hast du auch recht, lass uns gehen…,“ schüttelte Alex ihre Gedanken ab.
Die wunderschöne alte Kurstadt Karlsbad im Nordwesten von Tschechien begrüsste sie mit einem strahlend blauem Himmel und erster Frühlingswärme. Die Freundinnen hielten schier den Atem an, als sie vor das altehrwürdige Hotel traten und nun, im Morgenlicht, das sahen, was ihnen am Abend gar nicht so recht auffallen wollte: Karlsbad zeigte sich in alter Tradition mit seinen etwa 100 Brunnen mit natürlicher Mineralquelle, seinen Kolonnaden und seinen alten Kirchen und anderen Gebäuden. Die Menschen hier schienen sorgfältiger angezogen und zukunftsfreudiger zu sein als zuhause. „Schau mal, wie hübsch die hier sind – und sie sehen viel optimistischer aus als in Deutschland,“ fiel es Alex auf. Überall waren Gebäude saniert und restauriert und es wurde emsig weiter gewerkelt – auch am Wochenende. „Und zuhause hast du das Gefühl, dass am Wochenende in den Städten Totentanz ist. Unglaublich!“ wunderte sich auch Hannah. „Ich habe gelesen, dass viele Firmen ihre Betriebsstätten oder Rechnungsstellen in die ehem. Tschechoslowakei verlegen, weil es hier preiswerter ist und die Leute motivierter… und wenn ich mir das hier so ansehe, kann ich verstehen, was sie meinen…“ In der Tat hatten sie beide das Gefühl, von einer Welle des Optimismus mitgetragen zu werden, als sie all diese jungen gut gekleideten und auffallend hübsch zurechtgemachten Frauen sahen, die in Bürokleidung mit bestimmten Gang ihren Weg kreuzten. „Ich glaube, die werden uns europaweit noch überholen, so motiviert laufen bei uns wenige rum,“ führte Alex die Gedanken weiter.
„Guck mal, der erste Brunnen. Wollen wir?“
„Was?“
„Na einen Hieb nehmen: Karlsbad ist doch berühmt für seine Trinkkuren. Übrigen hab eich mich schlau gemacht, bis zum 4. Monat darf man das Wasser im Rahmen einer Trinkkur trinken, danach nicht. Frag mich aber nicht, warum dann nicht mehr…“
„Brrrr… schmeckt ja scheusslich. Das erinnert mich an unsere eine Schulfahrt nach Ich-weiss-nicht-mehr-wohin, wo wir alle diese eklige Brühe trinken mussten. Mir war den ganzen Tag schlecht und du hattest Angst, dass ich mich übergeben würde.“
„Stimmt!“ lachte Hannah mit ihr. „Wenn mir jetzt schlecht würde, dann würde ich mich allerdings freuen…“
Alex hielt einen Augenblick inne. „Du, sag mal, hast du schon mal Gebärmutterflattern gehabt?“
Hannah lachte laut los. „Was für ein Ding?“ brachte sie unter Anstrengung hervor.
„Gebärmutterflattern!“ beharrte Alex beleidigt. Hannah nahm sie gar nicht ernst. „Na ja, die hatte gut reden, sie hat ja auch einen positiven Test in der Hand …“ fügte sie in Gedanken an.
„Und was ist das?“
„Es fühlt sich wie Muskelzucken in der Gebärmutter an, ob das vielleicht die Reaktion der Gebärmutter auf die Einnistung war?“ sagte Alex auf Unterstützung hoffend.
„Das wäre zu schön!“ sagte Hannah und strich ihr kurz über den Arm, nur so als kleine Geste.
„Übrigens sind wir hier ja ganz nahe an Prag, und da gibt es tolle Kinderwunschzentren. Da ist auch mehr erlaubt als bei uns, zum Beispiel die Untersuchung der Eizellen vor dem Transfer…“
„Wie meinst du das?“
„Bei einer künstlichen Befruchtung, also im Reagenzglas, wird ja normalerweise eine der Eizellen, die vital genug ist, mit den Samen zusammengebracht. Wie auch immer, also entweder so zur freien Auswahl bei der IVF, der in vitro Fertilisation, oder es wird eine Spermie auserwählt – eben bei der ICSI. Frag mich nicht, was das genau heisst. Aber die Eizelle wird nicht untersucht, ob sie intakt ist, das ist in Deutschland verboten. Man kann allenfalls die Polkörperchen untersuchen, ob da Chromosomenstörungen vorliegen.“
„Polkörperchen?“
„Ja. Man untersucht die so genannten Polkörperchen der Eizelle. In diese "entsorgt", salopp gesprochen, die Eizelle bei ihrer Reifeteilung die eine Hälfte ihres zunächst noch doppelten Chromosomensatzes. Dies ist nötig, weil sich ja bei der Befruchtung väterliches und mütterliches Erbgut verbinden. Darum muss logischerweise in Ei- und Samenzellen der in allen Körperzellen übliche doppelte Chromosomensatz auf einen einfachen Satz reduziert. Damit liegt aber auch gleich ein wesentlicher Nachteil auf der Hand: Es können eben nur genetische oder chromosomale Veränderungen der Eizelle identifiziert werden. Das väterliche Erbgut wird nicht erfasst. Ausserdem hat das Verfahren, wenn ich mich recht entsinne, noch ein anderes Risiko: Dabei können die Eizellen beispielsweise beschädigt werden. Ausserdem lassen sie sich nicht mehr einfrieren und stehen so für einen weiteren Behandlungszyklus nicht mehr zur Verfügung. Dennoch - es ist besonders interessant für Frauen, bei denen Chromosomenschäden aufgetreten sind.“
„Mensch, du hast dich aber informiert.“
„Ja klar, nach der Fehlgeburt hat mich alles darüber interessiert.“
„Aber sag mal: Woher weisst Frau, ob solche Schäden bei einem vorliegen?“
„Ausprobieren.“ War die trockene Antwort von Hannah.
„Ausprobieren?“
„Nach mehreren Fehlgeburten wird das untersucht.“
„Na, Prost Mahlzeit, aber das kommt für uns ja nicht infrage. Ich Frage mich manchmal, wie Frauen das aushalten, diese Repro mit den Hormonen oder mehrere Fehlgeburten. Und dann bin ich froh, dass das bei uns nicht ist. Und eine Repro kann ich mir sowieso nicht vorstellen, entweder kommt das Kind so oder eben nicht.“ Alex schaute in Gedanken an sich herunter und dachte: „Eben doch!“ und freute sich.
„Was für Trübsinn… lass uns weitergehen, es ist so schön hier. Guck mal, da, beim Optiker…“ Hannah lachte laut los. „Guck mal, was da steht: Ultraschallgerät 69,00 €, das wäre was für uns, oder? Schade, dass keine Sonde und kein Bildschirm dabei ist, so ein Taschen-US- Gerät wäre schon klasse, Bildschirm nehmen wir vom Handy. Das wäre DIE Neuheit und würde sich verkaufen lassen wir geschnitten Brot. Und dann könnten wir immer zuhause schauen, wie Maxi und Moritz wachsen.“ Fröhlich ärmelte sie Alex unter und trat den Rückweg ins Hotel an.
Folge 104
Sie waren noch nicht ganz im Hotel angekommen, als Alex’ Handy klingelt. Sie schaute nur kurz auf das Display und strahlte. „Mein Süsser!“ sagte sie und drückte den Einschaltknopf.
„Hi Schatzi! Alles okay bei dir?“
Hannah hörte Matthias’ Stimme im Lautsprecher, konnte aber nichts verstehen.
„Wo sie immer sind, oder meinst du, ich verstecke die jetzt, weil Ostern kommt…“ sagte da eine leicht genervte Alex. „Entweder in der Kommode im Schlafzimmer oder in der Wäschetonne im Bad oder in den Wäschekörben im Hauswirtschaftsraum… ja klar, wenn sie da sind, sind sie schmutzig. Du kannst aber auch im Trockner gucken, ich glaube, ich habe bunte Wäsche noch gewaschen… ja, der Knopf mit der Aufschrift „Tür“. Ja, dir auch, danke. Tschüss.“ Alex hatte eindrucksvoll die Augen verdreht, als sie das Handy ausschaltete.
„Matthias fragt mich ernsthaft, wo seine Unterhosen sind. Als ob ich die immer an anderen Stellen unterbringen, in der Keksdose, im Geschirrspüler – sag mal, wie blöd sind die Kerle eigentlich? Ich glaube, meine Überlegung, ob ich einen Jungen haben möchte, hat sich gerade erledigt.“ Alex war sichtlich angefressen. „Manchmal frage ich mich, wie er ohne mich klarkommen würde, nur leider ist es so, dass er dann entweder zurück zu Mama gehen würde – oder vermutlich prima alles meistern würde, weil es ja nicht anders ginge.“
„Nun komm mal wieder runter, glaubst du etwa, andere Männer seien grundlegend anders? Thomas kann das auch prima. Letztens brüllte er durch die ganze Wohnung „Hannah, ist die Geschirrspülmaschine sauber?“ dabei stand er genau daneben, er hätte sie nur öffnen müssen.“
Alex lachte. „Oh Mann, das kenne ich! Meiner legt immer, egal wie oft ich ihm sage, wie mich das ärgert, das schmutzige Geschirr links neben die Spüle –und da ist ja immer das saubere. Letztens habe ich ihm gesagt, er könne das doch abwaschen. Seine Antwort war klasse: „Das geht nicht, die Maschine ist voll.“
„Okay, ich gebe zu, das ist schwer zu toppen. Aber du kannst doch froh sein, dass er nicht noch das dreckige Geschirr in die saubere Maschine tut.“
„Macht das etwa Thomas?“
„Ist schon vorgekommen – na ja, ein Musterexemplar ist er eben auch nicht. Aber wie ist die Szene denn? Ich stelle die Wäschekörbe auf die Treppenabsätze, die schmutzige Wäsche muss dann runter in den Keller zur Waschmaschine, die saubere muss nach oben. Ich halte das für einfache Logik. Thomas schaut mich, wenn ich die vollen Körbe in der Hand habe, immer voller Anteilnahme an und sagt: „Ach Schatz, schlepp nicht so schwer.“ Oder noch besser: "Ach Schatz, war der für oben? Sag doch was?!". Am schönsten finde ich aber den: Wenn Mann vom Laufen kommt und sein Zeug in die Waschmaschine füllen will – du sagst es: ER bekommt einen Orden verliehen für Proaktivität - und die Maschine ist noch voll..., was tut Mann dann? RICHTIG: rufen! "Schaatz, da ist ja noch Wäsche drin!"
Alex musste sich an dieser Stelle schon kringeln, aber auch sie hatte noch eine Anekdote von Matthias beizusteuern: „Okay, lass mal sehen, einen habe ich noch: Alle zwei Wochen dienstags wird bei uns Papier und Müll abgeholt. Das kommt für Matthias immer wieder überraschend, so wie Weihnachten. Ein paar hyperaktive Nachbarn stellen den Müll meist am Montag schon raus, so dass ich dann positiv davon ausgehe, dass auch unser Müll den Weg nach unten findet – im besten Fall sogar bis auf den Bürgersteig. Letztens stand unserer aber Dienstagnachmittag noch immer in der Wohnung. Auf Nachfrage gab Matthias dann an, er wisse zwar, dass die anderen den Müll rausgestellt hatten, aber er dachte, die hätten sich alle – die ganze Strasse – getäuscht.“
„Fühlst du dich auch manchmal wie Göttin Kali? Die mit den acht Armen? Zum Thema wegräumen bei uns: Seinen WICHTIGEN Kram wie Motorrad-Zeitschrift und Geldbeutel nimmt er mit und sagt an guten Tagen noch: "Mehr schaffe ich jetzt nicht." Und ich darf dann wenige Minuten später mit 'nem Berg Klamotten, mehreren Duschgels und noch irgendeinem Mist durch die Wohnung rennen … Frauen sind einfach viel praktischer veranlagt und machen eigentlich permanent mehrere Dinge gleichzeitig, Männer sind wahrscheinlich genetisch schon nicht zu Multitasking fähig... letztens wollte ich, dass er mir sagt, ob das Duschgel gut riecht, weil ich es neu hatte und mich gerade geduscht hatte. Ich gehe also zu ihm und bitte ihn, an mir zu schnüffeln, das sagt er – in der Küche stehend – das ginge nicht, er würde gerade Kaffeeaufsetzen. Unterbrechen könnte er das nicht, das würde ihn aus dem Konzept bringen.“
„Hört sich abmahnungsverdächtig an… vielleicht sollte man wie die Super-Nanny mit gelben und roten Karten arbeiten? Oder auf der Magnettafel Belohnungspunkte für proaktives Mitdenken, Tonnenservice und Wäschebeschickung vergeben - bei 10 Smileys darf er in die Waschanlage fahren oder sich ein Ersatzteil für ein Motorrad kaufen????“
„Ja,“ sagte Hannah unter malerischem Augenrollen. „Post-It oder Listen habe ich schon versucht - die Zettel steckt er in die Hemdtasche und ich finde sie dann meist NACH der Wäsche als Knübbelchen auf der Wäsche verteilt wieder… auch immer wieder gerne gesehen…. - ohne Erledigung der Bitten, versteht sich!“
Alex grinste: „Ich schaue dann immer in mein Sparbuch unter der Prämisse: Habe ich genug Geld für die Kaution? Aber ich bin mir sicher, meine Mutter würde mir aushelfen.“
Äusserst fröhlich hatten sie das Hotel erreicht und fieberten nun der ersten Anwendung entgegen.
Sie waren noch nicht ganz im Hotel angekommen, als Alex’ Handy klingelt. Sie schaute nur kurz auf das Display und strahlte. „Mein Süsser!“ sagte sie und drückte den Einschaltknopf.
„Hi Schatzi! Alles okay bei dir?“
Hannah hörte Matthias’ Stimme im Lautsprecher, konnte aber nichts verstehen.
„Wo sie immer sind, oder meinst du, ich verstecke die jetzt, weil Ostern kommt…“ sagte da eine leicht genervte Alex. „Entweder in der Kommode im Schlafzimmer oder in der Wäschetonne im Bad oder in den Wäschekörben im Hauswirtschaftsraum… ja klar, wenn sie da sind, sind sie schmutzig. Du kannst aber auch im Trockner gucken, ich glaube, ich habe bunte Wäsche noch gewaschen… ja, der Knopf mit der Aufschrift „Tür“. Ja, dir auch, danke. Tschüss.“ Alex hatte eindrucksvoll die Augen verdreht, als sie das Handy ausschaltete.
„Matthias fragt mich ernsthaft, wo seine Unterhosen sind. Als ob ich die immer an anderen Stellen unterbringen, in der Keksdose, im Geschirrspüler – sag mal, wie blöd sind die Kerle eigentlich? Ich glaube, meine Überlegung, ob ich einen Jungen haben möchte, hat sich gerade erledigt.“ Alex war sichtlich angefressen. „Manchmal frage ich mich, wie er ohne mich klarkommen würde, nur leider ist es so, dass er dann entweder zurück zu Mama gehen würde – oder vermutlich prima alles meistern würde, weil es ja nicht anders ginge.“
„Nun komm mal wieder runter, glaubst du etwa, andere Männer seien grundlegend anders? Thomas kann das auch prima. Letztens brüllte er durch die ganze Wohnung „Hannah, ist die Geschirrspülmaschine sauber?“ dabei stand er genau daneben, er hätte sie nur öffnen müssen.“
Alex lachte. „Oh Mann, das kenne ich! Meiner legt immer, egal wie oft ich ihm sage, wie mich das ärgert, das schmutzige Geschirr links neben die Spüle –und da ist ja immer das saubere. Letztens habe ich ihm gesagt, er könne das doch abwaschen. Seine Antwort war klasse: „Das geht nicht, die Maschine ist voll.“
„Okay, ich gebe zu, das ist schwer zu toppen. Aber du kannst doch froh sein, dass er nicht noch das dreckige Geschirr in die saubere Maschine tut.“
„Macht das etwa Thomas?“
„Ist schon vorgekommen – na ja, ein Musterexemplar ist er eben auch nicht. Aber wie ist die Szene denn? Ich stelle die Wäschekörbe auf die Treppenabsätze, die schmutzige Wäsche muss dann runter in den Keller zur Waschmaschine, die saubere muss nach oben. Ich halte das für einfache Logik. Thomas schaut mich, wenn ich die vollen Körbe in der Hand habe, immer voller Anteilnahme an und sagt: „Ach Schatz, schlepp nicht so schwer.“ Oder noch besser: "Ach Schatz, war der für oben? Sag doch was?!". Am schönsten finde ich aber den: Wenn Mann vom Laufen kommt und sein Zeug in die Waschmaschine füllen will – du sagst es: ER bekommt einen Orden verliehen für Proaktivität - und die Maschine ist noch voll..., was tut Mann dann? RICHTIG: rufen! "Schaatz, da ist ja noch Wäsche drin!"
Alex musste sich an dieser Stelle schon kringeln, aber auch sie hatte noch eine Anekdote von Matthias beizusteuern: „Okay, lass mal sehen, einen habe ich noch: Alle zwei Wochen dienstags wird bei uns Papier und Müll abgeholt. Das kommt für Matthias immer wieder überraschend, so wie Weihnachten. Ein paar hyperaktive Nachbarn stellen den Müll meist am Montag schon raus, so dass ich dann positiv davon ausgehe, dass auch unser Müll den Weg nach unten findet – im besten Fall sogar bis auf den Bürgersteig. Letztens stand unserer aber Dienstagnachmittag noch immer in der Wohnung. Auf Nachfrage gab Matthias dann an, er wisse zwar, dass die anderen den Müll rausgestellt hatten, aber er dachte, die hätten sich alle – die ganze Strasse – getäuscht.“
„Fühlst du dich auch manchmal wie Göttin Kali? Die mit den acht Armen? Zum Thema wegräumen bei uns: Seinen WICHTIGEN Kram wie Motorrad-Zeitschrift und Geldbeutel nimmt er mit und sagt an guten Tagen noch: "Mehr schaffe ich jetzt nicht." Und ich darf dann wenige Minuten später mit 'nem Berg Klamotten, mehreren Duschgels und noch irgendeinem Mist durch die Wohnung rennen … Frauen sind einfach viel praktischer veranlagt und machen eigentlich permanent mehrere Dinge gleichzeitig, Männer sind wahrscheinlich genetisch schon nicht zu Multitasking fähig... letztens wollte ich, dass er mir sagt, ob das Duschgel gut riecht, weil ich es neu hatte und mich gerade geduscht hatte. Ich gehe also zu ihm und bitte ihn, an mir zu schnüffeln, das sagt er – in der Küche stehend – das ginge nicht, er würde gerade Kaffeeaufsetzen. Unterbrechen könnte er das nicht, das würde ihn aus dem Konzept bringen.“
„Hört sich abmahnungsverdächtig an… vielleicht sollte man wie die Super-Nanny mit gelben und roten Karten arbeiten? Oder auf der Magnettafel Belohnungspunkte für proaktives Mitdenken, Tonnenservice und Wäschebeschickung vergeben - bei 10 Smileys darf er in die Waschanlage fahren oder sich ein Ersatzteil für ein Motorrad kaufen????“
„Ja,“ sagte Hannah unter malerischem Augenrollen. „Post-It oder Listen habe ich schon versucht - die Zettel steckt er in die Hemdtasche und ich finde sie dann meist NACH der Wäsche als Knübbelchen auf der Wäsche verteilt wieder… auch immer wieder gerne gesehen…. - ohne Erledigung der Bitten, versteht sich!“
Alex grinste: „Ich schaue dann immer in mein Sparbuch unter der Prämisse: Habe ich genug Geld für die Kaution? Aber ich bin mir sicher, meine Mutter würde mir aushelfen.“
Äusserst fröhlich hatten sie das Hotel erreicht und fieberten nun der ersten Anwendung entgegen.
Folge 105
Leise Musik tönte von einer BeruhigungsCD. Alex drückte sich noch ein wenig tiefer auf das Polster und in das Heizkissen. Sie war glücklich, die Zukunft erschien ihr erneut klar und schön. Wie sollte sie auch anders empfinden? Sie hatte einen tollen Mann, der nun mit ihr an einem Strang zog und sogar ein Spermiogramm machen liess, sie hatte eine vertraute alte neue Freundin, die mit ihr durch Dick und Dünn ging; sie hatte keine Geldsorgen und ein schönes Zuhause – und sie hatte sogar das tiefe Vertrauen, dass sie am Ziel ihrer Träume angelangt war: Das ersehnte Baby, ihr Kind, war in erreichbare Nähe gerückt. Die paar Tage bis zur endgültigen Gewissheit eines Tests mit zwei gut erkennbaren Streifen, einem als Kontrolle und einem als Zeichen für eine eingetretene Schwangerschaft, würde sie nun locker hinter sich bringen. Naja, nicht ganz locker, aber ziemlich locker. Und Hannah half ihr dabei.
„Kommt der Dampf gut an?“ erkundigte sich eine junge Blondine, deren Make-up perfekt war und deren nur leichter Akzent Alex in Erinnerung rief, wo sie sich eigentlich befand: Ganz nahe des Kinderwunsch- Eldorados Prag.
„Ja, perfekt“, sagte Alex und meinte sowohl den Dampf als auch die Blondine und die Nähe zu Prag. So weit war es also gar nicht – nur für den Fall, dass sie diese Information einmal benötigen würde.
„Haben Sie Kinder?“ entfuhr es Alex da unvermittelt, und sie biss sich auf die Zunge. Was für eine dämliche Frage! Hatte sie nicht oft genug unter eben dieser Neugierde gelitten?
„Nein, noch nicht, aber in ein paar Jahren möchte ich gerne welche haben“, entgegnete die Kosmetikerin hinter ihr freundlich und voller Vertrauen, dass es ihr ein Leichtes sein würde sich diesen Wunsch zu erfüllen.
„Dann wünsche ich Ihnen, dass es genauso kommt, wie Sie es sich erhoffen“, sagte Alex warmherzig. Die keimende Schwangerschaft machte sie grossmütig.
Noch ehe die nette junge Frau etwas entgegnen konnte, erklang durch die Sphärenklänge aus dem Lautsprecher das unüberhörbare Doppelklingeln eines Handys. Alex hatte vergessen, ihr Mobilfon auszustellen – und sie hatte eine SMS bekommen.
„Könnten Sie mir das Telefon kurz geben? Dann kann ich es schnell ausmachen. Es ist mir sehr peinlich, dass ich es vergessen habe…“ stammelte Alex vor Verlegenheit.
„Natürlich, kein Problem“, entgegnete die Dienstleisterin und holte das Handy, nachdem Alex ihr beschrieben hatte, wo es zu finden ist.
Eigentlich wollte Alex es sofort ausmachen, aber die Neugierde siegte. Sie musste wissen, wer ihr gerade jetzt eine Nachricht zukommen liess. Matthias konnte es kaum sein, denn er mailte ungern und daher selten.
„Hallo mein Älchen, ich gehe heute mit Blondie R. + Sohn in den Zoo – Papa üben…
)) M.“Hiess der Text. Alex stiegen die Tränen hoch. Matthias würde tatsächlich mit Ralph und Max in den Zoo gehen, weil Max sein zukünftiges Vaterherz gerührt hatte.
„Ach wie süss von ihm“, entfuhr es ihren Lippen.
Die Kosmetikerin lächelte. „Soll ich das Handy zurücklegen oder möchten Sie erst noch antworten?“
„Nein, ich mache sofort aus, es kann weg, danke, nett von Ihnen“, gab Alex als Antwort und schaltete das Gerät aus. Und dann räkelte sie sich erneut auf dem Liegestuhl und entspannte. Ihr war wohlig warm.
Plötzlich durchfuhr ein Gedanke ihren Kopf: War es vielleicht zu warm für das Kind? Wenn sich die Temperatur im Körper erwärmt, würde das doch bestimmt die kostbare Frucht in Mitleidenschaft ziehen?! Sie räusperte sich: „Könnten Sie es etwas kühler stellen? Ich weiss nicht… also, ich bin ja schwanger, und da bin ich mir nicht sicher, ob es nicht zu warm ist?“
„Keine Angst, ich glaube nicht. Meine Freundin hat gerade ihr Kind bekommen, und sie war begeisterte Saunagängerin. Als sie erfuhr, dass sie schwanger sei, hat sie ihren Arzt gefragt, ob die Wärme dem Kind schaden würde – und der meinte, das kann nicht sein, weil die innere Körpertemperatur ziemlich konstant bliebe und es in keinem Fall zur Schädigung von Babys kommen kann. Ich nehme an, das ist hier auch so. Aber ich stelle natürlich gerne weiter runter, sagen Sie einfach, wenn es zu kühl wird.“ Kurze Zeit darauf merkte Alex, wie die Wärme des Heizkissens deutlich nachliess – und sie konnte erneut entspannen.
Die Behandlung war wie massgeschneidert für Alex, nach der Hautreinigung erfolgte die übliche Packung und dann nach der Massage noch eine Maske. Alex verfiel in einen leichten Schlummer, während Harfenklänge durch die Luft waberten. Sie sah sich mit Hannah reden: „A Propos Traum: Heute Morgen war ich noch einmal eingeschlafen, und da träume ich, ich bin beim FA, der Wartesaal sah aus wie ein Seminarraum, ganz viele Leute da - vermutlich kam diese Assoziation wegen der Tagung in ein paar Wochen, die ich noch vorbereiten muss, Es gab nur Metallgestellstühle, die total unbequem waren und eine ganz lange Wartezeit. Und immer denke ich: „Was will ich hier, mein Eisprung ist doch gerade einmal drei Tage her?!“ Aber die Aussicht auf ein Ultraschallbild mit Fruchthöhle und einem Embryo war so verlockend! Schliesslich beschwere ich mich, dass es so lange dauert Der Frauenarzt – den ich gar nicht kenne, weil ich ja bei einer Gynäkologin in Behandlung bin - ist ganz nett und meint, er würde auch ganz lange schallen, und das dreimal, und ich denke immer wieder "Eigentlich sollte ich erst mal einen SST abwarten",. aber dann bin ich dran. Ich will Matthias noch sagen, dass es eigentlich keinen Sinn macht, aber der winkt ab - tja, und dann war ich wach und wusste wieder nicht, ob ich SS war oder nicht.“ Beide lachten los und schüttelten über sich selbst den Kopf. „Oh je, Kinderwunsch macht wuschig im Kopf“, sagte Hannah und gab ihr einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf.
Alex wachte davon aus, dass die Kosmetikerin in den Behandlungsraum zurückgekehrt war; ein Ende des Traumes mit einem definitiven Schwangerschaftstest war ihr also nicht vergönnt gewesen, aber sie war sich sicher: Diesmal hat es geklappt.
„Möchten Sie eine Fussreflexzonenmassage? Bis zum fünften Monat ist das eigentlich kein Problem, sagt man, aber die Entscheidung liegt bei Ihnen. Danach kann es zu frühzeitigen Wehe kommen.“
„Ja, bitte die Massage, noch kann bestimmt keine Wehentätigkeit kommen“, lächelte Alex siegesgewiss.
„Und zuvor eine Pediküre?“ fraget die Kosmetikerin. „Es ist nichts vermerkt, aber vielleicht…?“
Alex war gut gelaunt, und deshalb sprang sie über ihren Schatten: „Ja, warum eigentlich nicht, aber ich habe – na ja, also, ich leide unter einem hartnäckigen Nagelpilz…“ Sie merkte, wie sie errötete.
„Na, den werden wir schon in den Griff bekommen, dann ist es ja umso wichtiger… haben Sie es schon mit Medikamenten versucht?“
„Nein, ich hatte immer Angst davor, weil man sie bei Kinderwunsch nicht nehmen darf…“ Das hatte Alex noch niemandem gesagt, es war ein absolutes Tabu-Thema, und selbst Matthias sprach sie nicht auf ihre verdickten Fussnägel an, die sie seit Jahren täglich ohne Erfolg und immer wieder zu ihrer grossen Enttäuschung entstellt nachwachsend mit einer Tinktur bepinselte.
„Das bekommen wir schon hin, so schlimm ist es nicht…“ nahm die Fachkraft mit einem kundigen Blick auf die Zehen ihr die Peinlichkeit.
Alex lächelte, dann würde jetzt alles seinen guten Ausgang finden. Sie sah sich barfuss am Strand laufen, ein kleines Mädchen an der Hand. Sie war selig. Vollständiges Glück durchströmte sie. Sie rief sich noch einmal den Text der SMS vor Augen – Matthias Papa übend mit Blondie R. im Zoo.
Und da traf es sie – Blondie R. – das war nicht Ralph, das war Rita – mit ihrem Sohn… und Matthias spielte Papa!
Leise Musik tönte von einer BeruhigungsCD. Alex drückte sich noch ein wenig tiefer auf das Polster und in das Heizkissen. Sie war glücklich, die Zukunft erschien ihr erneut klar und schön. Wie sollte sie auch anders empfinden? Sie hatte einen tollen Mann, der nun mit ihr an einem Strang zog und sogar ein Spermiogramm machen liess, sie hatte eine vertraute alte neue Freundin, die mit ihr durch Dick und Dünn ging; sie hatte keine Geldsorgen und ein schönes Zuhause – und sie hatte sogar das tiefe Vertrauen, dass sie am Ziel ihrer Träume angelangt war: Das ersehnte Baby, ihr Kind, war in erreichbare Nähe gerückt. Die paar Tage bis zur endgültigen Gewissheit eines Tests mit zwei gut erkennbaren Streifen, einem als Kontrolle und einem als Zeichen für eine eingetretene Schwangerschaft, würde sie nun locker hinter sich bringen. Naja, nicht ganz locker, aber ziemlich locker. Und Hannah half ihr dabei.
„Kommt der Dampf gut an?“ erkundigte sich eine junge Blondine, deren Make-up perfekt war und deren nur leichter Akzent Alex in Erinnerung rief, wo sie sich eigentlich befand: Ganz nahe des Kinderwunsch- Eldorados Prag.
„Ja, perfekt“, sagte Alex und meinte sowohl den Dampf als auch die Blondine und die Nähe zu Prag. So weit war es also gar nicht – nur für den Fall, dass sie diese Information einmal benötigen würde.
„Haben Sie Kinder?“ entfuhr es Alex da unvermittelt, und sie biss sich auf die Zunge. Was für eine dämliche Frage! Hatte sie nicht oft genug unter eben dieser Neugierde gelitten?
„Nein, noch nicht, aber in ein paar Jahren möchte ich gerne welche haben“, entgegnete die Kosmetikerin hinter ihr freundlich und voller Vertrauen, dass es ihr ein Leichtes sein würde sich diesen Wunsch zu erfüllen.
„Dann wünsche ich Ihnen, dass es genauso kommt, wie Sie es sich erhoffen“, sagte Alex warmherzig. Die keimende Schwangerschaft machte sie grossmütig.
Noch ehe die nette junge Frau etwas entgegnen konnte, erklang durch die Sphärenklänge aus dem Lautsprecher das unüberhörbare Doppelklingeln eines Handys. Alex hatte vergessen, ihr Mobilfon auszustellen – und sie hatte eine SMS bekommen.
„Könnten Sie mir das Telefon kurz geben? Dann kann ich es schnell ausmachen. Es ist mir sehr peinlich, dass ich es vergessen habe…“ stammelte Alex vor Verlegenheit.
„Natürlich, kein Problem“, entgegnete die Dienstleisterin und holte das Handy, nachdem Alex ihr beschrieben hatte, wo es zu finden ist.
Eigentlich wollte Alex es sofort ausmachen, aber die Neugierde siegte. Sie musste wissen, wer ihr gerade jetzt eine Nachricht zukommen liess. Matthias konnte es kaum sein, denn er mailte ungern und daher selten.
„Hallo mein Älchen, ich gehe heute mit Blondie R. + Sohn in den Zoo – Papa üben…

„Ach wie süss von ihm“, entfuhr es ihren Lippen.
Die Kosmetikerin lächelte. „Soll ich das Handy zurücklegen oder möchten Sie erst noch antworten?“
„Nein, ich mache sofort aus, es kann weg, danke, nett von Ihnen“, gab Alex als Antwort und schaltete das Gerät aus. Und dann räkelte sie sich erneut auf dem Liegestuhl und entspannte. Ihr war wohlig warm.
Plötzlich durchfuhr ein Gedanke ihren Kopf: War es vielleicht zu warm für das Kind? Wenn sich die Temperatur im Körper erwärmt, würde das doch bestimmt die kostbare Frucht in Mitleidenschaft ziehen?! Sie räusperte sich: „Könnten Sie es etwas kühler stellen? Ich weiss nicht… also, ich bin ja schwanger, und da bin ich mir nicht sicher, ob es nicht zu warm ist?“
„Keine Angst, ich glaube nicht. Meine Freundin hat gerade ihr Kind bekommen, und sie war begeisterte Saunagängerin. Als sie erfuhr, dass sie schwanger sei, hat sie ihren Arzt gefragt, ob die Wärme dem Kind schaden würde – und der meinte, das kann nicht sein, weil die innere Körpertemperatur ziemlich konstant bliebe und es in keinem Fall zur Schädigung von Babys kommen kann. Ich nehme an, das ist hier auch so. Aber ich stelle natürlich gerne weiter runter, sagen Sie einfach, wenn es zu kühl wird.“ Kurze Zeit darauf merkte Alex, wie die Wärme des Heizkissens deutlich nachliess – und sie konnte erneut entspannen.
Die Behandlung war wie massgeschneidert für Alex, nach der Hautreinigung erfolgte die übliche Packung und dann nach der Massage noch eine Maske. Alex verfiel in einen leichten Schlummer, während Harfenklänge durch die Luft waberten. Sie sah sich mit Hannah reden: „A Propos Traum: Heute Morgen war ich noch einmal eingeschlafen, und da träume ich, ich bin beim FA, der Wartesaal sah aus wie ein Seminarraum, ganz viele Leute da - vermutlich kam diese Assoziation wegen der Tagung in ein paar Wochen, die ich noch vorbereiten muss, Es gab nur Metallgestellstühle, die total unbequem waren und eine ganz lange Wartezeit. Und immer denke ich: „Was will ich hier, mein Eisprung ist doch gerade einmal drei Tage her?!“ Aber die Aussicht auf ein Ultraschallbild mit Fruchthöhle und einem Embryo war so verlockend! Schliesslich beschwere ich mich, dass es so lange dauert Der Frauenarzt – den ich gar nicht kenne, weil ich ja bei einer Gynäkologin in Behandlung bin - ist ganz nett und meint, er würde auch ganz lange schallen, und das dreimal, und ich denke immer wieder "Eigentlich sollte ich erst mal einen SST abwarten",. aber dann bin ich dran. Ich will Matthias noch sagen, dass es eigentlich keinen Sinn macht, aber der winkt ab - tja, und dann war ich wach und wusste wieder nicht, ob ich SS war oder nicht.“ Beide lachten los und schüttelten über sich selbst den Kopf. „Oh je, Kinderwunsch macht wuschig im Kopf“, sagte Hannah und gab ihr einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf.
Alex wachte davon aus, dass die Kosmetikerin in den Behandlungsraum zurückgekehrt war; ein Ende des Traumes mit einem definitiven Schwangerschaftstest war ihr also nicht vergönnt gewesen, aber sie war sich sicher: Diesmal hat es geklappt.
„Möchten Sie eine Fussreflexzonenmassage? Bis zum fünften Monat ist das eigentlich kein Problem, sagt man, aber die Entscheidung liegt bei Ihnen. Danach kann es zu frühzeitigen Wehe kommen.“
„Ja, bitte die Massage, noch kann bestimmt keine Wehentätigkeit kommen“, lächelte Alex siegesgewiss.
„Und zuvor eine Pediküre?“ fraget die Kosmetikerin. „Es ist nichts vermerkt, aber vielleicht…?“
Alex war gut gelaunt, und deshalb sprang sie über ihren Schatten: „Ja, warum eigentlich nicht, aber ich habe – na ja, also, ich leide unter einem hartnäckigen Nagelpilz…“ Sie merkte, wie sie errötete.
„Na, den werden wir schon in den Griff bekommen, dann ist es ja umso wichtiger… haben Sie es schon mit Medikamenten versucht?“
„Nein, ich hatte immer Angst davor, weil man sie bei Kinderwunsch nicht nehmen darf…“ Das hatte Alex noch niemandem gesagt, es war ein absolutes Tabu-Thema, und selbst Matthias sprach sie nicht auf ihre verdickten Fussnägel an, die sie seit Jahren täglich ohne Erfolg und immer wieder zu ihrer grossen Enttäuschung entstellt nachwachsend mit einer Tinktur bepinselte.
„Das bekommen wir schon hin, so schlimm ist es nicht…“ nahm die Fachkraft mit einem kundigen Blick auf die Zehen ihr die Peinlichkeit.
Alex lächelte, dann würde jetzt alles seinen guten Ausgang finden. Sie sah sich barfuss am Strand laufen, ein kleines Mädchen an der Hand. Sie war selig. Vollständiges Glück durchströmte sie. Sie rief sich noch einmal den Text der SMS vor Augen – Matthias Papa übend mit Blondie R. im Zoo.
Und da traf es sie – Blondie R. – das war nicht Ralph, das war Rita – mit ihrem Sohn… und Matthias spielte Papa!
Folge 106
„ Du hast einen Vogel, das sage ich dir“, schnaubte Hannah erbost, als sie sich die Litanei über die vermeintliche Untreue von Matthias anhören sollte. Schroff hatte sie Alex unterbrochen, die sich gerade in eine ihrer schönsten Selbstmitleidsszenen hineinsteigern wollte. „Hast du denn gar kein Vertrauen zu ihm? Oder zu dir als seiner Partnerin? Mensch, Alex, was ist bloss aus dir geworden, jede Kleinigkeit bringt dich ja völlig aus dem Gleichgewicht…“ fügte sie traurig an.
Eigentlich wollte ihr Alex aufbrausend über den Mund fahren, aber die Art, wie Hannah das gesagt hatte, liess sie verstummen. Nach einer kleine Pause fragte sie: „So schlimm?“ und schaute Hannah mit feuchten Augen an. Ihre Freundin nickte. „Schlimmer. So kenne ich dich gar nicht. Im Vierzahntagerhythmus bist du super gelaunt und mit Abfall der Hormone nach dem Eisprung verfliegt das dann. Und dann bist du gar nicht mehr wie früher…“
Alex kamen die Tränen hoch. „Ach, ich weiss auch nicht, aber alle anderen werden schwanger – selbst diese Hyper-Rita mit den langen Beine und dem straffen Po – nur ich sitze hier und warte immer noch. Und warte. Und warte. Und fühle mich so unnütz. Weisst du, alle können es besser als ich.“
„Ich nicht so richtig…“ sagte Hannah und lächelte zerknirscht.
„Quatsch. Du bist wenigstens schwanger, ich bestimmt nicht. Es fühlt sich an wie immer – und den Ausgang davon kenne ich.“ Alex liess den Kopf hängen. „Da wäre es einem Mann ja gar nicht übel zu nehmen, wenn er sich eine andere sucht – die ihm dann ein Kind andreht. Oder schenkt, wie man es nimmt.“
Hannah schaute sich um und suchte einen Spiegel, die in diesem Wellness-Hotel reichlich vorhanden waren. Sie zog ihre Freundin aus dem gemütlichen Clubsessel, in dem sie sass, zu einem dieser Spiegel hin. „Hier, sieh dich mal an, du bist frisch geschminkt und siehst super aus, deine Figur ist prima mit den Rundungen an den richtigen Stellen, du bist intelligent, einfühlsam – und für jeden, der dich kennt, etwas ganz Besonderes. Sollte es mit einem Kind nicht funktionieren, was ja gar nicht raus ist, denn ihr habt ja sozusagen noch nicht viel unternommen, dann solltest du dich mal schnell auf dich besinnen; denn Matthias hat ja wohl nicht die Mutter seiner zukünftigen Kinder geheiratet sondern dich, weil er dich liebt.“ Alex betrachtete ihr Spiegelbild und fand sich nur dicklich, zusammengesackt und mit hängenden Mundwinkeln, die schon wieder weinerlich zuckten.
„Allerdings schleppe ich dich jetzt zum Frisör, deine Haare brauchen Erneuerung“, sagte Hannah bestimmt.
„Und wenn ich schwanger bin?“ wandte Alex zögerlich ein.
„Dann ist die Einnistung gerade im Gange und kann nicht gestört werden. Basta.“ Und schon ging es ab zum Hotelfrisör, der den ganzen Tag geöffnet zu haben schien.
Während Alex sich für die richtige Farbe Strähnchen – es sollte Braun im braunen Haar sein – entschieden hatte und nun auf weitere Zuwendung durch die Frisörin wartete, sass Hannah neben ihr und plauderte. Zwei Stühle weiter sass eine rundliche Mittvierzigerin, die sich ihre Haare kräftig Rot mit dunklem Unterhaar färben liess. Sie sprach immer lauter mit ihrer Stuhlnachbarin, deren Haarpracht bereits unter der Haube verschwunden war und die mehrfach Worte deshalb nicht hatte verstehen können.
„Das finde ich ja unmöglich. Wie alt???“
„Siebenundvierzig, wenn das Kind kommt, achtundvierzig. Ich freue mich für meine Schwägerin…“
„Nee du, das ist ja wohl das letzte. Die ist dann ja so alt wie meine Schwiegermutter, als sie Oma wurde.“
„Deshalb kann sie ja trotzdem eine gute Mutter werden…“ hielt die Haubenträgerin ihr entgegen.
„Du, lass dir eines gesagt sein, ich kenne solche Typen, die kommen bei uns immer in den Laden – autsch, nun zerren Sie doch nicht so an den Haaren – und fragen immer ganz unsicher, wie warm sie ihre Kinder anziehen sollen. Und dann kaufen sie sich Bücher über Kindererziehung und so – die wissen gar nicht, was sie da machen sollen. Immer diese Fragen, grässlich. Und dann verwöhnen sie ihre Kinder so… also ich hätte das nicht gemacht.“
„Naja, aber vielleicht haben sie lange geübt, und es hat bisher nicht geklappt. Sie hatten ja gar keine Hoffnung mehr, denke ich. Und wenn ich ehrlich bin, wenn ich nicht Laura und Yan hätte, dann glaube ich, dass ich auch gerne noch Kinder hätte in dem Alter – auch wenn ich so alt gewesen wäre.“
„Nee, ich hätte dann verzichtet, das würde ich Kindern nicht zumuten.“
„Soll sie etwa abtreiben, bloss weil es anderen nicht passt, dass es ältere Mütter gibt?“ fragte die andere etwas spitz. „Mir sind solche Mütter, die sich wirklich freuen, lieber als diese Teenager, die Kinder in die Welt setzen und nicht wissen, dass man sie im Winter in der Karre zudecken muss, um sie zu wärmen.“
„Nee, die finde ich besser. Diese alten Gaken…“
„Du hast ja auch gut reden, du hast Manfred ja auch schon mit knapp über 20 kennengelernt und dann hat es sofort geschnackelt!“
„Und wenn nicht, weisst du was? Ich hätte mir dann egal von welchem Typen ein Kind andrehen lassen und es alleine aufgezogen, das kannst du mir glauben. Aber über 40 ein Kind – nee, das ist ja widerlich.“
„Also ich finde es schön für die beiden – und es wird ein ersehntes und geliebtes Kind“, betonte die erste, deren Trockenhaube plötzlich fiepte, so dass das Gespräch abrupt und dankbarerweise unterbrochen wurde.
„Siehste, Hannah, so werden die bald auch über mich reden“, sagte Alex leise und tief getroffen. „Eine alte Gake werde ich sein. So sieht das aus…“
„Vielleicht werden Menschen das sagen – aber es wird ein wunderbares Kind, das mehr als andere geliebt wird, weil du es dir ersehnt hast – und es dir nicht einfach angedreht wurde. Und das ist doch viel wichtiger, oder?“
„Eigentlich schön, aber…“
„Nichts aber…. Du weisst genau, dass ich Recht habe. Andere haben immer gut reden – und ich freue mich über jede Frau, die sich ganz bewusst für ein Kind entscheidet – und letztendlich kann man das doch erst, wenn man eine gewisse Reife hat, oder?“ Sie stupste Alex liebevoll: „Und wir sind eben reifer als andere. Und genau das lieben unsere Männer an uns.“
Und irgendwie sah Alex jetzt die Welt auch wieder anders, denn Hannah hatte Recht: Sie hatte mehr zu bieten als viele andere Frauen. Und das wusste Matthias auch. „Weisst du was? Ich rufe Matthias mal an…“ entschied sie und wählte seine Nummer. Und als sie ihm sagte, dass sie ihn vermisst, hörte sie im Hintergrund Ralphs Stimme, der ihr Grüsse übermitteln liess, und ihr dann ein kurzes Gespräch mit Max verschaffte.
„ Du hast einen Vogel, das sage ich dir“, schnaubte Hannah erbost, als sie sich die Litanei über die vermeintliche Untreue von Matthias anhören sollte. Schroff hatte sie Alex unterbrochen, die sich gerade in eine ihrer schönsten Selbstmitleidsszenen hineinsteigern wollte. „Hast du denn gar kein Vertrauen zu ihm? Oder zu dir als seiner Partnerin? Mensch, Alex, was ist bloss aus dir geworden, jede Kleinigkeit bringt dich ja völlig aus dem Gleichgewicht…“ fügte sie traurig an.
Eigentlich wollte ihr Alex aufbrausend über den Mund fahren, aber die Art, wie Hannah das gesagt hatte, liess sie verstummen. Nach einer kleine Pause fragte sie: „So schlimm?“ und schaute Hannah mit feuchten Augen an. Ihre Freundin nickte. „Schlimmer. So kenne ich dich gar nicht. Im Vierzahntagerhythmus bist du super gelaunt und mit Abfall der Hormone nach dem Eisprung verfliegt das dann. Und dann bist du gar nicht mehr wie früher…“
Alex kamen die Tränen hoch. „Ach, ich weiss auch nicht, aber alle anderen werden schwanger – selbst diese Hyper-Rita mit den langen Beine und dem straffen Po – nur ich sitze hier und warte immer noch. Und warte. Und warte. Und fühle mich so unnütz. Weisst du, alle können es besser als ich.“
„Ich nicht so richtig…“ sagte Hannah und lächelte zerknirscht.
„Quatsch. Du bist wenigstens schwanger, ich bestimmt nicht. Es fühlt sich an wie immer – und den Ausgang davon kenne ich.“ Alex liess den Kopf hängen. „Da wäre es einem Mann ja gar nicht übel zu nehmen, wenn er sich eine andere sucht – die ihm dann ein Kind andreht. Oder schenkt, wie man es nimmt.“
Hannah schaute sich um und suchte einen Spiegel, die in diesem Wellness-Hotel reichlich vorhanden waren. Sie zog ihre Freundin aus dem gemütlichen Clubsessel, in dem sie sass, zu einem dieser Spiegel hin. „Hier, sieh dich mal an, du bist frisch geschminkt und siehst super aus, deine Figur ist prima mit den Rundungen an den richtigen Stellen, du bist intelligent, einfühlsam – und für jeden, der dich kennt, etwas ganz Besonderes. Sollte es mit einem Kind nicht funktionieren, was ja gar nicht raus ist, denn ihr habt ja sozusagen noch nicht viel unternommen, dann solltest du dich mal schnell auf dich besinnen; denn Matthias hat ja wohl nicht die Mutter seiner zukünftigen Kinder geheiratet sondern dich, weil er dich liebt.“ Alex betrachtete ihr Spiegelbild und fand sich nur dicklich, zusammengesackt und mit hängenden Mundwinkeln, die schon wieder weinerlich zuckten.
„Allerdings schleppe ich dich jetzt zum Frisör, deine Haare brauchen Erneuerung“, sagte Hannah bestimmt.
„Und wenn ich schwanger bin?“ wandte Alex zögerlich ein.
„Dann ist die Einnistung gerade im Gange und kann nicht gestört werden. Basta.“ Und schon ging es ab zum Hotelfrisör, der den ganzen Tag geöffnet zu haben schien.
Während Alex sich für die richtige Farbe Strähnchen – es sollte Braun im braunen Haar sein – entschieden hatte und nun auf weitere Zuwendung durch die Frisörin wartete, sass Hannah neben ihr und plauderte. Zwei Stühle weiter sass eine rundliche Mittvierzigerin, die sich ihre Haare kräftig Rot mit dunklem Unterhaar färben liess. Sie sprach immer lauter mit ihrer Stuhlnachbarin, deren Haarpracht bereits unter der Haube verschwunden war und die mehrfach Worte deshalb nicht hatte verstehen können.
„Das finde ich ja unmöglich. Wie alt???“
„Siebenundvierzig, wenn das Kind kommt, achtundvierzig. Ich freue mich für meine Schwägerin…“
„Nee du, das ist ja wohl das letzte. Die ist dann ja so alt wie meine Schwiegermutter, als sie Oma wurde.“
„Deshalb kann sie ja trotzdem eine gute Mutter werden…“ hielt die Haubenträgerin ihr entgegen.
„Du, lass dir eines gesagt sein, ich kenne solche Typen, die kommen bei uns immer in den Laden – autsch, nun zerren Sie doch nicht so an den Haaren – und fragen immer ganz unsicher, wie warm sie ihre Kinder anziehen sollen. Und dann kaufen sie sich Bücher über Kindererziehung und so – die wissen gar nicht, was sie da machen sollen. Immer diese Fragen, grässlich. Und dann verwöhnen sie ihre Kinder so… also ich hätte das nicht gemacht.“
„Naja, aber vielleicht haben sie lange geübt, und es hat bisher nicht geklappt. Sie hatten ja gar keine Hoffnung mehr, denke ich. Und wenn ich ehrlich bin, wenn ich nicht Laura und Yan hätte, dann glaube ich, dass ich auch gerne noch Kinder hätte in dem Alter – auch wenn ich so alt gewesen wäre.“
„Nee, ich hätte dann verzichtet, das würde ich Kindern nicht zumuten.“
„Soll sie etwa abtreiben, bloss weil es anderen nicht passt, dass es ältere Mütter gibt?“ fragte die andere etwas spitz. „Mir sind solche Mütter, die sich wirklich freuen, lieber als diese Teenager, die Kinder in die Welt setzen und nicht wissen, dass man sie im Winter in der Karre zudecken muss, um sie zu wärmen.“
„Nee, die finde ich besser. Diese alten Gaken…“
„Du hast ja auch gut reden, du hast Manfred ja auch schon mit knapp über 20 kennengelernt und dann hat es sofort geschnackelt!“
„Und wenn nicht, weisst du was? Ich hätte mir dann egal von welchem Typen ein Kind andrehen lassen und es alleine aufgezogen, das kannst du mir glauben. Aber über 40 ein Kind – nee, das ist ja widerlich.“
„Also ich finde es schön für die beiden – und es wird ein ersehntes und geliebtes Kind“, betonte die erste, deren Trockenhaube plötzlich fiepte, so dass das Gespräch abrupt und dankbarerweise unterbrochen wurde.
„Siehste, Hannah, so werden die bald auch über mich reden“, sagte Alex leise und tief getroffen. „Eine alte Gake werde ich sein. So sieht das aus…“
„Vielleicht werden Menschen das sagen – aber es wird ein wunderbares Kind, das mehr als andere geliebt wird, weil du es dir ersehnt hast – und es dir nicht einfach angedreht wurde. Und das ist doch viel wichtiger, oder?“
„Eigentlich schön, aber…“
„Nichts aber…. Du weisst genau, dass ich Recht habe. Andere haben immer gut reden – und ich freue mich über jede Frau, die sich ganz bewusst für ein Kind entscheidet – und letztendlich kann man das doch erst, wenn man eine gewisse Reife hat, oder?“ Sie stupste Alex liebevoll: „Und wir sind eben reifer als andere. Und genau das lieben unsere Männer an uns.“
Und irgendwie sah Alex jetzt die Welt auch wieder anders, denn Hannah hatte Recht: Sie hatte mehr zu bieten als viele andere Frauen. Und das wusste Matthias auch. „Weisst du was? Ich rufe Matthias mal an…“ entschied sie und wählte seine Nummer. Und als sie ihm sagte, dass sie ihn vermisst, hörte sie im Hintergrund Ralphs Stimme, der ihr Grüsse übermitteln liess, und ihr dann ein kurzes Gespräch mit Max verschaffte.
die geschichte geht weiter
hallo ihr lieben
ich soll euch liebe grüsse von fairwind bestellen. es gibt zwei tolle neuigkeiten von ihr:
alex wird weitergehen
und fairwind ist schwanger
lg leah
ich soll euch liebe grüsse von fairwind bestellen. es gibt zwei tolle neuigkeiten von ihr:
alex wird weitergehen
und fairwind ist schwanger

lg leah