@ fröschli
Ein Kind ohne Zeitgefühl (drum trödeln sie nämlich ständig) soll a) "20 Uhr", b) "genügend Schlaf" und c) "Zeitspanne x bis 20 Uhr" verstehen??
Das ist etwas viel kognitives Denken verlangt für ein kleines Kind, finde ich.
Nein, habe ich ja gesagt. Man muss dem Kind dabei helfen, weil es noch kein Zeitgefühl hat. Aber ich finde schon, dass man auch einem kleinen Kind eine Erklärung geben sollte. Selbst wenn es das noch nicht immer so ganz versteht. Einfach "Um 20.00 Uhr ins Bett, weil ich es sage" gibt's bei mir nicht. Zumindest nicht, wenn das Kind damit Probleme hat, trödelt, wir dann keine Geschichte lesen können etc. Das führt zu Situationen, in denen ich kurz erkläre, was Sache ist.
Es ist simpel: logische Konsequenzen passieren. Wenn xy, dann gehen Dinge kaputt/ werden Freunde/Geschwister/Eltern hässig, kommt man zu spät, verpasst man den Bus, was auch immer.
Nach "logischen Konsequenzen" muss man nicht suchen, die liegen auf der Hand (weil so logisch).
Das sind natürlich Definitionsfragen. Ich erkläre es mal so, wie wir es hier drin verstehen: Das mit dem Bus ist nicht eine logische Konsequenz, sondern eine natürliche. Eine, die sowieso aus dem Handeln heraus passiert. Das mit dem hässig werden ist da nicht so deutlich: da wäre die natürliche Konsequenz, dass das Ding halt kaputt ist. Dass jemand hässig wird, ist wohl meist schon logisch, aber das ist ja jetzt nicht etwas, womit man bewusst operiert, das ist halt etwas, was nunmal oft eine Folge ist vom Kaputt machen.
Was wir hier unter logischer Konsequenz verstehen, ist eher etwas, was man dem Kind bewusst zeigen will, dass dies eine Konsequenz seines Handelns ist. Nämlich dann, wenn die natürliche Konsequenz zu gefährlich ist (Strassenverkehr) oder wenn es keine natürliche Konsequenz gibt, die dem Kind klarmachen könnte, was sein Handeln bedeutet. Für das Kind ist diese logische Konsequenz meist schmerzhaft, und von daher verstehe ich, dass man von diesem Gesichtspunkt aus sagen kann, das ist ja nur eine Strafe mit einem anderen Namen. Für das Kind fühlt es sich wohl so an. Aber das ist ja das gleiche mit den natürlichen Konsequenzen: auch sie sind eine Strafe (wenn etwas Geliebtes kaputt geht, weil das Kind es kaputt gemacht hat) für das Kind, weil es schmerzhaft ist. Nur hat diese Strafe niemand zugefügt, es ist halt natürlicherweise passiert. Das Kind wird wohl (hoffentlich) daraus lernen, in Zukunft besser aufzupassen. Das ist das, was man erreichen will, dass es Verantwortung für sein Tun übernimmt und merkt, was sein Handeln für Konsequenzen hat.
Nun will man das ja auch, wenn das Kind etwas falsches macht, und es keine natürliche Konsequenz gibt, die dem Kind zeigen könnte, was es besser machen könnte, wie es Verantwortung übernehmen könnte. Und da gibt es zwei Möglichkeiten (naja, gibt noch mehr, aber hier relevant sind diese zwei): Eine logische Konsequenz, bei der das Kind sieht, dass die Konsequenz mit seinem Handeln zu tun hat. Es ist sicher schmerzhaft für das Kind, aber es hat die Möglichkeit, zu sehen, dass dies nunmal eine FOLGE ist seines Handelns. Und es kann in Zukunft aus den richtigen Gründen heraus sein Verhalten anpassen, nämlich um diese Folge zu vermeiden, die direkt mit dem Handeln zu tun hat. Das ist es, was wir als Eltern erreichen wollen.
Bei einer Strafe erreichen wir das nicht. Denn die Strafe hat nichts mit dem Handeln zu tun, sie ist keine Folge des Handelns, sondern eine willkürliche Strafe der Eltern, etwas, das dem Kind weh tut und das die Eltern sich ausgedacht haben. Das Kind wird also in Zukunft sein Verhalten nur anpassen, um diese Folge seines Handelns zu vermeiden, das Bestraft-Werden. Nicht, weil es eingesehen hat, dass sein Handeln an sich diese und jene negative Folge hat. Sondern, weil es die Strafe umgehen will. Es wird die Handlung also weiterhin verrichten, wenn es die Eltern nicht mitbekommen. Und es braucht eine härtere Strafe, wenn die erste Strafe nicht mehr fruchtet.
Verstehst du? Es ist mehr dahinter als einfach das Ändern der Bezeichnung von Strafe in Konsequenz.
Natürlich ist es im Grunde genommen auch Machtausübung. Aber es ist wenigstens kein Machtmissbrauch. Machtausübung ist es, wie du sagst, weil wir ganz klar die Macht über unsere Kinder haben, und eben auch die Verantwortung, das Kind in seiner Entwicklung zu begleiten. Ich sehe es als meine Verantwortung, dass dem Kind die Folgen seines Handelns bewusst werden und dass es aus den richtigen Gründen sein Verhalten anpasst und einsichtig wird. Dafür muss ich manchmal meine Macht ausüben, das stimmt, indem ich auf die logischen Konsequenzen beharre. Das kann ich, weil ich ein Elternteil bin. Aber der Unterschied bei den Konsequenzen und den Strafen ist hier folgender: Bei den Konsequenzen baue ich darauf auf, dass das Kind einsieht, was es anders machen muss. Und dass es in der Folge aus eigenem Antrieb und in eigener Verantwortung sein Verhalten anpasst. Bei der Strafe wird das Kind das Verhalten nicht anpassen, wenn ich nicht mit immer mehr Strafen komme, denn es hat ja gar nicht eingesehen, warum es etwas falsch gemacht hat.
Es gibt also "Machtausübung", um das Kind zu einem verantwortungsbewussten, sozialen und rücksichtsvollen Menschen zu machen. Und es gibt Machtmissbrauch, wenn man es nur für sein Verhalten bestraft, ohne dass die Einsicht und die langfristige Verhaltensänderung erfolgt. Es stimmt, die Eltern behalten dann immer die Verantwortung. Findest du das etwas Gutes? Ich finde es gerade gut, wenn man das Kind, ganz altersgemäss, lehrt, selber Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Natürlich so, dass es auch damit umgehen kann; natürlich muss man dabei oft helfen. Aber dem Kind in kleinen Schritten zu zeigen, wie es verantwortungsvoll handeln kann, es einsehen zu lassen, was seine Handlungen für Konsequenzen haben, das finde ich nicht unfair, im Gegenteil.
Aufräumen zu müssen ist nie eine logische Konsequenz für das Kind.
Doch, es ist eine logische Konsequenz, wenn es diese Regeln gibt im Haushalt, wo das Kind lebt. Man macht Abmachungen, damit das Familienleben für alle fair ist, und wenn man sich nicht daran hält, dann hat man die Konsequenzen zu tragen. Ich bin davon überzeugt, dass auch schon sehr kleine Kinder das verstehen. Natürlich ist Aufräumen, was man selber durcheinandergebracht hat, nicht in jedem Haushalt eine Regel. Aber wo es das ist, da ist es ganz klar eine logische Konsequenz für das Machen einer Sauerei.