@Papa68
Regst du dich meinetwegen auf?
Und dann gibt es noch die Kinder, die sich in der Schule nicht wohl fühlen, zu Hause aber sehr gut lernen. Ich habe meinem Sohn die paar Wochen im Frühling so was von gegönnt. Der Junge ist richtig aufgeblüht. Solche Kinder müssen Jahre in der Schule verbringen, obwohl sie zu Hause besser lernen könnten. Im Fernunterricht profitieren diese Kinder und andere müssen zurückstecken.
Ich habe weder den Präsenzunterricht noch den Fernunterricht verteufelt. Ich habe in den letzten Jahren mehr als genug Erfahrungen mit dem Schulsystem, und einem Kind, das nicht reinpasst, gemacht. Darum finde ich, eine Krise kann auch eine Chance sein, Dinge neu zu betrachten und neue Wege zu suchen. Und darum finde ich Aussagen wie zB. im Bund schwierig : "Lehrerpräsidentin Rösler betont: Würden die Schulen geschlossen, entstünde dadurch eine Reihe neuer Probleme. «Die Kinder müssen ja beispielsweise weiterhin benotet werden, und die älteren Schnupperstellen suchen.» Kurz: Der Betrieb muss weitergehen in einem Jahr, in dem sonst fast nichts normal ist." Da frage ich mich halt, warum es denn bei allen "nicht normal" laufen darf, aber die Schulen normal weitergehen müssen. Pfannenfertige Lösungen habe ich auch nicht, aber ich frage mich, ob es nicht Mittelwege gibt und ob man nicht eben den Schwerpunkt dieses Jahres von der Leistung auf anderes verschieben könnte. Sozial, emotional, körperlich. Einen Ausgleich bieten, wo Kinder und Jugendliche seit langem viel zurückstecken müssen. Jetzt noch mehr. In der Schule dürfen sie sich noch treffen. Da dürfte man mit den Tennies noch in den Wald spazieren, ein Feuer machen, Würste bräteln und sich mal gegenseitig zuhören. Oder diskutieren. Krisen können durchaus produktiv sein. Und wenn in einer solchen Krise der Druck nicht mehr da ist, das selbe zu erreichen wie ohne Krise, dann wäre es vielleicht einfacher?
Aber wenn ich die Tage zusammenzähle, an denen die Schule Ausflüge auf die Schlittschuhbahn, zum Schlitteln, in den Wald, ins Schwimmbad usw machen, Spiele- und Geschichtennachmittage veranstalten oder sonst irgendwie nicht unterrichtet, dann kann ich wirklich nicht erkennen, wo das riesengrosse Problem liegt.
Aber gerade darum geht es doch auch. Die Schule dreht sich doch nicht nur um fachliches Lernen. Nicht in jeder Familie wird vorgelesen, gespielt, im Wald gebrätelt. Und ich sehe zum Beispiel in der Schule meines Kindes, dass man genau solchen Dingen in den letzten Monaten mehr Bedeutung zugesteht, als sonst. Zusammen Projekte macht, die halt nicht unbedingt Mathe weiterbringen, aber das Soziale, Emotionale stützen. Und ein Stück Unbeschwertheit bringen (in Kleingruppen, weil eben alle Mühe haben). Ich finde also nicht, dass ein Ausflug in den Wald kein Unterricht ist. Menschen lernen immer dann wenn es ihnen gut geht. Man könnte demnach auch sagen, die Kinder, die im Fernunterricht profitierten, die können das auch wieder so haben, wenn man schon Halbklassen diskutiert. Da wo das zuhause klappt und fürs Kind gut ist, warum nicht? Auch da halt differenzieren.
Aber dafür muss man den Finger raus nehmen und aktiv werden.
Wie für ganz vieles und da stimme ich dir zu. Leider sind die Kinder von den Eltern abhängig und können nichts dafür, wenn die nicht können oder wollen.
Da widerspreche ich nicht. Dennoch gibt es auch jene Kinder, die leiden, WEIL es viele andere Kinder hat, WEIL sie sich unter Menschen nicht wohl fühlen. WEIL der Lärmpegel zu hoch ist. Die können dann mal ein paar Wochen wohl sein. "Gruppenkinder" haben ja gewöhnlich ihr Wohlfühlumfeld. Da gönne ich es den Einzelgängern, auch wenn andere Kids (auch meine Töchter) ihre Kumpanen vermissen. Es geht ja vorüber. Und dann leiden die anderen wieder. Jahrelang. Und kaum einer macht einen Aufstand deswegen, wie jetzt für die Rudelkinder.
Richtig. Aber das ist ein Thema für sich. Ein sehr leidiges. Eins das schon vor der Pandemie zum Himmel geschrien hat. Ich kann dir wirklich, wirklich nachfühlen. Ich sehe es aber wie sonrie, dieses Problem muss an einem anderen Ort gelöst werden, als das aktuelle. Und es verdient einen eigenen Punkt auf der Traktendenliste. Der jetzige Zeitpunkt zeigt aber, dass auch diese Kinder da sind und dass sie von bestimmten Settings profitieren. Während andere von anderen profitieren. Es wäre eine Gelegenheit hinzuschauen und Überlegungen anzustellen, wie Schule in Zukunft gedacht werden könnte.
@sonrie
neben all dem fachlichen gehts doch um viel mehr... all das soziale, die Struktur, die Gruppendynamik, die Selbständigkeit, zuhören, Freunde sehen.... all das. Ich hab ein Kind welches zwar sehr intelligent ist, aber mit anderen Dingen Mühe hat (sozial/emotional) - und im Lockdown sehr gelitten hat und nicht damit umgehen konnte. Er ist erst 6 aber dieses zu Hause sein ist schwierig für ihn - und uns.
Kann ich dir nachfühlen. Ich hatte mein Kind auf die Art mehrere Jahre zuhause. Die Folgen sind nicht schön.