
Ich war schon 5 über dem ET als wir uns beim abendlichen Singen der Gute-Nacht-Lieder entschieden sie nun ganz schnell zu singen, um unserem Kleinen zu zeigen, dass es nun langsam an der Zeit wäre sich auf den Weg zu machen.
Ich konnte es kaum fassen, als ich 15 Minuten später den Eindruck hatte, dass Fruchtwasser ausläuft. Weiter 15 Minuten später setzten auch schon die Wehen ein. Sie waren noch nicht schmerzhaft aber von Anfang an sehr regelmässig.
Völlig aufgeregt und glücklich zugleich rief ich schon bald in der Geburtsabteilung an. Auf den Weg ins Spital machten wir uns aber erst nach einem entspannenden Bad und einem erneuten Anruf.
Im Taxi wurden die Wehen langsam stärker und als wir ins Untersuchungszimmer gebracht wurden, rann das Fruchtwasser nur noch so runter und ich war froh in ein wunderschön pinkes Spital-Nachthemd schlüpfen zu können

Da sassen wir nun also in dem nicht besonders freundlichen Untersuchungszimmer. Mein Freund bemerkte, dass er nun doch die Kamera vergessen hatte und beorderte seinen Vater sie vorbei zu bringen wärend dem ich auf dem Sitzball auf und ab hüpfte und merkte, wie mich nach der ersten Aufregung nun doch langsam die Müdigkeit überkam. An Schlafen war aber natürlich nicht mehr zu denken, denn die Wehen kamen bereits im 2 Minuten Takt. Anscheinend waren sie trotzdem nicht sehr effektiv, denn als die Hebamme den Muttermund zum ersten Mal untersuchte, hatte er sich erst so 1-2cm geöffnet.
Kurz danach wurden die Wehen so schmerzhaft, dass ich mich übergeben musste und das zog sich dann leider auch durch die ganze Geburt hindurch.
Als mir die Schmerzen zuviel wurden, durften wir in den Gebärsaal wechseln. Meinem Wunsch nach dem Zimmer mit Badewanne konnten sie leider nicht nachkommen und ich musste mich mit einer Dusche begnügen. Das war aber zu diesem Zeitpunkt auch noch sehr angenehm. Anschliessend wollte ich eigentlich nur eins- schlafen! – aber die Hebamme hat nur gelacht als ich ihr das mitteilte

Damit ich mich trotzdem etwas besser entspannen konnte und ich hoffte ohne PDA auszukommen hat sie mir etwas anderes gespritz, was mir für eine Weil ermöglichte vor mich hin zu dösen. Als ich die Wehen wieder verstärkt spürte probierte ich, mit der Unterstützung von meinem Freund, das Lachgas aus. Da ich mich aber damit so schlecht fühlte blieb es bei einigen Versuchen.
Nach 12h Wehen empfahl mir die Hebamme dann doch eine PDA und ich dachte fälschlicherweise, dass ich in der Pressphase mehr Kraft hätte wenn ich mich jetzt nicht so quäle. Das ich hier eingewilligt habe bereue ich eigentlich noch immer. Nun wurde alles vorbereitet, der Anästesiearzt kam in Eile rein und 2 Min. später war er schon wieder weg. Glücklicherweise waren die Wehen auch mit PDA immer sehr gut und der Muttermund öffnete sich langsam aber stetig weiter. Es dauerte aber so lange bis er völlig geöffnet war, dass mir die Hebamme gleich noch zwei Mal nachspritzen musste.
Endlich war es soweit. Der Muttermund war ganz offen. Gerne würde ich jetzt schreiben, dass ich nun endlich pressen konnte. Aber leider war dem nicht so. Ich spührte nun die Wehen wieder recht stark wartete aber vergebens auf den "Pressdrang" dem doch so viele Frauen in der Öffnungsphase widerstehen müssen. Bei mir kam es leider nicht dazu, denn der Kopf unsere Kleinen war schief und rutschte einfach nicht weit genug nach unten. Also musste ich weiter warten. Die Hebamme sprach schon von Kaiserschnitt, worauf ich in Tränen ausbrach weil ich doch schon so lange da war und nun nicht noch auf dem Operationstisch landen wollte!
Dank den guten Herztönen der Kleinen, konnten wir aber noch eine Weile abwarten. Leider schien sich die Situation trotz dem leichten Mitpressen nicht gross zu verändern. Bevor sie die Ärztin riefen durfte ich auch einige Male richtig pressen. Das war etwas frustrierend, denn ich habe genau gespürt, dass sich überhaupt nichts tut...
Nach diesen erfolglosen Press-Versuchen war dann plötzlich das Zimmer voller Menschen. Die Ärztinnen und die Hebammen haben mich untersucht und dann hiess es jetzt wird mit der Saugglocke versucht und wenn das nicht klappt gibt es einen KS.
Das Ansetzen der Saugglocke muss sehr schmerzhaft gewesen sein, denn ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich aus voller Kehle geschrien habe. An die Schmerzen kann ich mich aber überhaupt nicht mehr erinnern.

Als dann die nächste Wehe kam habe ich gepresst und die Ärztin hat gezogen. Nun habe ich richtig gespürt wie der Kopf sich nach unten bewegte und ich durfte nun endlich erfahren wie sich der Pressdrang anfühlt, denn nun musste ich auf die zweite Wehe warten. Die Ärztin war ziemlich ungeduldig aber zum Glück konnte ich ihr schon bald mitteilen, dass die nächste Wehen im Anmarsch ist. Bei dieser Wehe kam der Kopf dann auch schon raus. Wie es sich für ein neugieriges Kind gehört hatte sie schon da den Kopf so gedreht, dass sie sehen konnte was vor sich geht

Könnte ich hier meinen Geburtsbericht beenden, wären mir viele Sorgen erspart geblieben. Die letzten 10 Sekunden verliefen aber leider nicht, wie man sich das wünschen würde.
Die Schultern blieben stecken, die Ärztin war ungeduldig und zog den kleinen Körper ziemlich schnell und unsanft heraus und dabei erlitt unser kleiner Liebling eine Plexusparese (Lähmung des Arms) auf der linken Seite.
Glücklicherweise wusste das zu diesem Zeitpunkt noch niemand, denn die Hebamme hatte eine Studentin dabei, die sich sofort nach der Geburt um alles kümmerte und der nichts spezielles auffiel.
Somit wurde mir um 22.31 Uhr (nach ca. 20 Std.) unser Sonnenschein gleich nach der Geburt auf die Brust gelegt. Ich und mein Freund konnten unser Glück kaum fassen. Es war einfach unfassbar, dass dieses kleine Mädchen nun plötzlich bei uns war. Ganz erschöpft lag sie für eine Weile auf meiner Brust aber schon nach wenigen Minuten begann sie an ihrem Händchen zu lutschen, worauf die Hebamme sie unverzüglich an meine Brust legte, wo sie sogleich gierig trank. Es war wohl auch für sie ein anstrengender Tag gewesen.
Unser junges Familienglück wurde zum Glück erst nach 2 Tagen etwas getrübt, als uns erklärt wurde, dass unsere Tochter eine Plexusparese erlitt. Man konnte uns zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, ob es sich von alleine wieder erholen wird oder ob unsere Tochter später operiert werden muss.
Ich habe viele Tränen darüber vergossen aber mit jeder kleinen Bewegung, die zurückgekommen ist habe ich auch unermessliche Freude erlebt und nun 6 Monate danach bin ich einfach unendlich dankbar für unsere fröhliche, gesunde und starke Tochter!