Kleiner Lausbub, deine Geburt war leider kein schönes Erlebnis. Es aufzuschreiben und viel darüber zu sprechen half mir aber, es zu verarbeiten.
Bis 1 Woche vor ET arbeitete ich noch 100% und es ging mir sehr gut. Klar, der grosse Bauch war im Weg, aber ich hatte Power und freute mich auf die Woche, die ich noch für mich geniessen wollte. Die Ungeduld war aber schnell da und anstatt die Tage zu geniessen, wartete ich nur noch darauf, dass du endlich da bist.
Am Freitag, einen Tag nach ET ging ich morgens zu meiner Ärztin. Das CTG war ok, es zeigte jedoch noch fast keine Wehen an, was mich etwas enttäuschte. Beim anschliessenden Ultraschall sah sie jedoch, dass du nicht mehr zugenommen hatte und dass das Fruchtwasser relativ knapp geworden war. Sie sagte mir, dass wir am Sonntagabend einleiten würden, falls es bis dann nicht von alleine losgehen würde. Ich war erleichtert und freute mich auf ein letztes Wochenende zu zweit mit deinem Papi.
Um halb 2 in der Nacht erwachte ich, weil meine Fruchtblase geplatzt war. Also rief ich zuerst die Hebamme im Spital an und weckte anschliessend deinen Papi. Ich war voller Vorfreude auf das, was uns erwarten würde. Wir nahmen es gemütlich, duschten noch und waren dann um 3 Uhr im Spital. Dort waren aber leider alle 3 Gebärzimmer besetzt und ich wurde in ein Vorbereitungszimmer gebracht. Dort lag ich ca. 1 Stunde am CTG, hatte schon ziemliche Wehen und es wurde immer unbequemer. Zum Glück wurden wir dann geholt und in einen Gebärsaal gebracht. Leider war das noch immer nicht "unserer", denn wir teilten diesen mit einem anderen Paar. Wir waren im Gebärzimmer und die anderen beiden im Vorbereitungszimmer. Hier bekam ich dann die Infusion gesteckt und nach einer weiteren halben Stunde durften wir endlich in unseren Gebärsaal gehen. Aber dort war im Gebärzimmer noch immer das Paar, das kurz nach 4 ein Baby geboren hatte.
Meine Wehen wurden immer heftiger, ich bekam schlimmen Schüttelfrost und musste mich mehrmals übergeben. Der Mumu war bereits 4 cm geöffnet. Um ca. 6 Uhr sagte ich deinem Papi, dass ich eine PDA wolle. Er ging das dann der Hebamme sagen, jedoch wollte sie mir die erst geben, wenn Schichtwechsel war. Der sollte um 7 Uhr stattfinden. Um ca. halb 8 kam die neue Hebamme und sie schaute dann auch, dass ich zu meiner PDA kam. Das legen der PDA war halb so wild, einzig mein Schüttelfrost machte es etwas komplizierter. Mir ging es dank der PDA schnell viel besser. Eine halbe Stunde später war der Mumu 10cm offen. Aber die Hebamme bemerkte, dass deine Herztöne bei jeder Wehe dramatisch sanken. Sie holte ihre Kollegin, die mich ebenfalls untersuchte. Ihr Befund war, dass etwas mit der Nabelschnur nicht in Ordnung war. Sie stellten das Bett dann so, dass mein Kopf ganz unten war und meine Beine oben und gaben mir Wehenhemmer. Aber es besserte nicht, du warst schon zu tief nach unten gerutscht.
Dann ging alles ganz schnell, kurz nach 9 Uhr lösten sie Alarm aus und wir wurden schnellstens in den OP gebracht. Dort wartete bereits 1 anderer Gynäkologe, da er derjenige war, der am schnellsten an Ort und Stelle war. Meine FÄ war zu Beginn noch nicht da, kam dann aber schnell. Sie war ganz nervös und es war alles total hektisch. So sehr, dass die Ärzte sich nicht steril machen konnten. Dein Leben stand auf dem Spiel. Du hattest die Nabelschnur wie ein Rucksack um die Schultern gewickelt und weil sie so kurz war, droht sie bei jeder Wehe zu reissen. Zum Glück war ich vor lauter Medikamenten und Adrenalin ganz ruhig und gelassen. Ich konnte sogar noch mit dem OP Team witzeln. Innert kürzester Zeit (14 min nach dem Alarm) warst du dann da, gesund und munter. Das war so eine Erleichterung. Sogar dein Papi konnte seine Tränen nicht verbergen.
Natürlich war die Geburt ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Ich habe mich aber im Voraus bereits darauf eingestellt, dass es zu einem KS kommen kann. Wahrscheinlich fand ich es deshalb auch nicht schlimm. Lediglich der Moment, bis wir wussten, dass du lebst, war schlimm.
Anschliessend verbrachte ich ca. 3 Stunden im Aufwachraum, wo ich weiter mit Medikamenten versehen wurde. Die Schmerzen fand ich als viel angenehmer als die Wehen. Lediglich mein Blutdruck war noch ganz im Keller und daher war es mir auch weiter ziemlich schlecht und ich musste mich übergeben. Aber auch dagegen bekam ich etwas und es wurde schnell besser. Am Abend konnte ich bereits das erste Mal aufstehen.
Nach 6 Tagen durften wir nach Hause. Der 1. Tag war sehr emotional, da mich wohl der ganze Schreck hier erst richtig einholte. Jedes Mal, wenn ich dich anschaute, heulte ich. Ich war so überwältigt vor Glück und unheimlich froh, dass du so gesund und munter warst.
Inzwischen bist du bereits 3 Jahre alt und machst uns unglaublich glücklich! Wir lieben dich über alles!
Meine erste Geburt
Moderator: Phönix
Re: Meine erste Geburt
Wie rührend.... Happy Birthday!!!!