Samstag, 07.05.2016
Schon seit Tagen bin ich total unruhig. Ich möchte Mischa endlich in meinen Armen halten. Ich versuche mich mit diversen Aktivitäten abzulenken. Wir gehen in unsere Lieblingsbar. Die Sonne scheint. Ein wunderbarer Tag. Vor der Bar macht GG noch ein Paar Bauchbilder. „Vielleicht sind das ja die letzten Fotos von meiner Kugel“, sage ich. Wir schauen noch ein Film und um 23.45 gehen wir ins Bett. „Lieber Mischa, ich freue mich so wenn du bald bei mir bist“, denke ich und schlafe ein mit dem Bauchgefühl, dass es nicht mehr lange geht.
Sonntag 08.05.2016
00.15 PATSCH. Ich schrecke auf. „GG, GG!“ „Was ist?“ „Meine Fruchtblase ist geplatzt!!!“ „WAAAAAAAAAS “. Wir stehen auf. An Schlaf ist momentan ja sowieso nicht zu denken. Ich stopfe mir Handtücher in die Unterhose. Mein Gott da kommt ganz schön was raus…. Schnell die Farbe checken – glasklar. Ich zittere am ganzen Körper und dann schaue ich GG an: „Schatz wir werden Eltern!!!“ Wir freuen uns unglaublich und rufen dem Geburtshaus an. Da ich noch keine Wehen habe machen wir einen Termin für eine Kontrolle um 13 Uhr ab. Naja, denke ich, vielleicht benötigen wir den ja gar nicht. Beide sind wir total aufgekratzt. Im Kühlschrank hat es noch eine Portion Pasta mit Bolognese das ist doch ein gutes Menü für die Geburt. Während ich mir die Pasta reinziehe logt sich GG in sein Geschäftsmail und leitet die wichtigsten Mails weiter und richtet das Out of the Office ein (ein Mobility wird ebenfalls reserviert wir haben ja kein Auto). „Lass uns noch ein wenig schlafen“, schlage ich vor auch wenn ich es selber nicht wirklich glaube nun einfach schlafen zu können. Da döste ich vor mich hin und um 02.45 fing es an. WEHEN. Gut hab ich mein Handy zur Hand und kann die Abstände jetzt ohne Problem messen. Sie liegen bei 5 Minuten und die Wehen sind intensiv und 60-90 Sekunden lang. SUPER!!! Langsam mag ich nicht mehr liegen. Ich will mich bewegen, die Wehen sollen ja beständiger werden. Nach 2 Stunden beschliesse ich ein Bad zu nehmen. Es heisst ja wenn die Wehen im Bad stärker werden heisst das wir sind auf einem guten weg. Auch während dem Bad hatte ich immer wehen im Abstand zwischen 3-5 Minuten. Ich wollte nicht mehr bis 13 Uhr warten. Also informierten wir das Geburtshaus über den aktuellen Status. Die Autofahrt nach Bäretswil war alles andere als angenehm. Um 5.30 wurden wir von Fabienne empfangen. Beide Gebärzimmer waren besetzt und ich konnte die Frauen gut hören. Wir gingen erst mal ins Kontrollzimmer wo Fabienne eine Kontrolle machte. Ich wurde noch ans CTG gehängt. Alles sah gut aus. Ein paar Stunden später bezogen wir unser Zimmer. Alle sagten wir sollen doch noch ein wenig schlafen (Hä wie soll das gehen?!?). Ich versuchte mich zu entspannen. Ein paar Stunden verbrachten wir auf dem Zimmer. Dann (es war sicher schon Mittag) kam die nächste Hebamme Barbara. Sie machte wieder eine Kontrolle und schlug uns vor ein wenig spazieren zu gehen. Drausen watschelte ich umher. Ich schlug GG vor doch seiner Mutter Bescheid zu sagen es war ja Muttertag und das wäre ja auch ein schönes Geschenk – ein Enkel. Danach wechselten wir ENDLICH in s Gebärzimmer. Juhu wie gewünscht habe ich das grosse erhalten. Sie lässt schon Wasser in den Pool und ich bin voll Motiviert!!! Im Pool wurden meine Wehen stärker. Es freute mich wirklich. Zusammen mit Barbara veratmete ich jede Wehe und hatte wirklich das Gefühl das ich mein Sohn bald bei mir habe. Es war 18.00 Barbara und GG assen etwas zu Abend, ich brachte kaum was runter. Danach Barbara schlug vor mal was anderes auszuprobieren also ging es wieder raus aus dem Pool. In der Mitte des Raumes hatte es so ein Seil das von der Decke hing. Ich schnappte mir das und wurde währenddessen von Barbara am Rücken massiert HERRLICH!
Der Anschiss war nicht gerade klein als sich der Schichtwechsel ankündigte. Ich wollte doch eigentlich schon längstens mein Sohn in den Armen halten. Habe ich mir einfach unrealistische Ziele gesetzt? Naja ändern konnte ich es ja nicht. Fabienne begrüsste uns ein weiteres Mal um 19.30. Ob sie schon ahnte, dass sie die ganze Schicht mit uns verbringen würde? Wir arbeiteten weiter und immer wieder wurden auch Kontrollen gemacht. Es ging von Homöopathischen Mitteln, Fussreflexzonenmassage, Cranio bis über zum Einlauf. Ich hab wirklich alles Mitgemacht. Ich war im Pool, an der Sprossenwand, im 4-Füssler auf dem Bett… Stunden vergingen. Irgendwann um Mitternacht wurde ich zum ersten Mal vaginal untersucht. „Ja gut so 7cm werde ich jetzt schon sein“, denke ich. „5cm offen“. Scheisse, denke ich mir aber im gleichen Moment: Komm Sara die Hälfte hast du schon und jetzt geht es sicher voran! Bleib Positiv. Gut machen wir weiter. Irgendwann am Morgen (Zeit weiss ich nicht) hatte ich die 2. Vaginale Untersuchung. Der Schock sass tief als Fabienne sagte, dass ich in all den Stunden nur 1 cm geschafft habe. Zu allem Überfluss hörte ich noch wie im Nebenzimmer ein Kind auf die Welt kam. Ach Mann ich will doch auch Kuscheln!
09.05.2016
Um 7.30 war wieder Schichtwechsel. Ich zählte schon gar nicht mehr die Stunden sondern nahm jede Wehe nach der anderen. Jetzt waren wir mit Gaby zu Gange. Sie untersuchte mich nochmal und stellte fest das Mischa sein Kopf so hatte das er gar nicht ins Becken rutschen konnte. Sie stösst sein Kopf zurück und brachte mich in eine Seitenlage, die ihm helfen sollte richtig ins Becken zu rutschen. Bequem war das nicht das kann ich euch sagen. Hinter mich gekuschelt lag GG. Er war tot müde liess sich aber nicht dazu überreden zu schlafen…. Gaby machte noch Akkupunktur. Also lagen wir da. Wie lange keine Ahnung… Dann ging es weiter. Treppensteigen. Wir liefen durchs Haus bis in den obersten Stock. Dort angekommen Fragte mich Gaby wie es mir geht. Mir liefen nur noch die Tränen runter. Den ich wusste wie es weiter gehen würde. „Ich habe Angst, dass trotz all der Arbeit und Mühe ich am Schluss in Spital gehen muss. Ich mag langsam nicht mehr und merke das es nicht voran geht.“ Wir beschliessen, dass nun ein klares Zeichen kommen muss. Ist der Befund immer noch gleich dann ist der nächste Schritt ins Spital. 6cm aber Muttermund weich. Ich wusste was das hiess und ehrlich gesagt war ich nicht mehr traurig. Wir müssen jetzt weitermachen. Gaby meldete mich in Wetzikon an und innerhalb von 30 Minuten waren wir auch schon dort. Gut für die Strecke von Auto zum Spital brauchte ich auch noch gut 20 Minuten

Da war er:
Mischa Aaron / 09.05.2016 / 22.49 Uhr / 52 cm / 3880gr
Trotz allem bin ich froh um die Geburt. Es hat mich gelehrt, dass es halt doch anders kommen kann! Ich probiere immer mehr Stolz zu sein auf meine Leistung und freue mich jetzt schon auf die nächste Geburt! Der Grund für die Verlegung war übrigens Geburtsstillstand. Meine Hebamme vermutet, dass mein Beckenbodenmuskel sich so verspannte das Mischa gar nicht ins Becken rutschen konnte. Durch die PDA wurden die Muskeln schlaff und er konnte doch noch den Weg finden.
Meine Hebamme erzählte mir auch noch, dass die Ärztin sehr erstaunt war, dass es eine spontane Geburt gab. Trotz Jahrelanger Erfahrung hätte sie das nicht für möglich gehalten. Schön, dass ich ihr noch was beibringen konnte
