Geschwister bei der Geburt dabei?

[Pauline 0106]

Hallo zusammen


Schön das es den Swissmom Forum immer noch gibt . Mittlerweile ist aus meinem kleinen Mädchen ein grosser Teenager geworden. Mein Mann und ich reden schon lange darüber ob wir nochmals von vorne Starten möchten . Je mehr wir darüber sprechen um so grösser wird der Wunsch unsere Familie zu vergrössern. Da unsere Tochter mittlerweile schon 13 ist reden wir offen und ehrlich über das Thema. Da Sie schlimmer als die Mama ist richtet schon mal im Kopf das neue Babyzimmer ein .

Nun zu der eigentlichen Frage die bei uns auftauchte obwohl ich noch nicht mal schwanger bin . Meine Tochter äusserte den Wunsch bei der Geburt im KK dabei zu sein. Ob Sie dann bei der eigentlichen Geburt dabei ist weiss Sie noch nicht, jedoch wünscht Sie sich mich dabei begleiten zu dürfen nebst meinem Mann. Da es ein 2022 Baby wird wenn alles so klapp, wäre unsere Grosse schon 15 .

Ich weiss nicht was ich von diesem Gedanken halten soll. Einerseits finde ich es sehr schön von Ihr anderseits möchte ich nicht das Sie danach einen Schock fürs Leben hat obwohl Sie ein sehr taffes Mädchen ist.

Was haltet Ihr von dem Wunsch? Hatte allenfalls schon jemand das Geschwister dabei bei der Geburt im Spital?


Liebe Grüsse Pauline

[Opti]

Hallo Pauline

Ich kann Dir nur so halbwegs auf Deine Frage antworten, mache es aber trotzdem.

Ich selbst habe anfang 20 und mit quasi null Vorwissen ohne Vorwarnung bei einer plötzlichen Geburt "assistiert". Für mich war danach klar, dass ich niemals gebären werde. Ich hatte einen totalen Schock. (Wie Du am Ticker siehst, habe ich danach trotzdem noch geboren, ganz konventionell, es war kein Kaiserschnitt nötig.)

Ich gehe davon aus, dass ich so geschockt war, weil ich wirklich keine Ahnung hatte. Ich bekam Zuhause kaum Aufklärung und das Thema Kind war für mich weit weg. Mir war nicht klar, dass da viel Flüssigkeit (Fruchtwasser) und (mindestens dem Aussehen nach) viel Blut kommt. Dem Kind konnte ich die Atemwege frei machen - das war einfach mein Instinkt, der mich geleitet hat. So gesehen ging alles gut.

Wenn ich jetzt mit meiner Erfahrung vor dieser Frage stehen würde, würde ich erst mal klären, ob DU das möchtest. Die gebärende hat in meinen Augen das Wunschrecht. Falls ja, würde ich schauen, dass Deine Tochter informiert ist über den Ablauf einer Norrmalgeburt (das ist ja vermutlich schon der Fall). Dann würde ich mit ihr zusammen eine Doku über die Geburt schauen und wenn sie das auch gut verträgt, dann ist für den komplikationslosen Fall alles vorgesorgt, denke ich. Was in meinen Augen dann noch fehlt, ist das Notfallszenario. Was passiert mit Deiner Tochter, wenn der Moment eintritt, dass sie nicht weiter dabei sein möchte (aus eigenen Gründen) und was, wenn die Geburt nicht ganz komplikationsfrei ist und sie nicht mehr dabei sein kann (und sich vermutlich unglaubliche Sorgen macht). Ist dann jemand für Deinen Tochter da? Du kannst es dann vermutlich nicht abfangen und es wäre schade, wenn Dein Mann Dich in dieser Situation verlassen müsste oder wenn Deine Tochter dann alleine wäre.

Alles Gute!
Opti

[Alebri]

Also für mich käme nicht in Frage - weniger wegen der Tochter, sondern vielmehr wegen mir.

Ich finde, eine Geburt ist etwas sehr intimes - man entblösst ja auch in aller Härte seine Geschlechtsorgane . Ehrlich gesagt: Hätte ich normal geboren (ich hatte einen KS), weiss ich nicht mal, ob ich meinen Partner hätte dabei haben wollen . Da vor ihm zu schreien und zu stöhnen... ne, für mich ein unvorstellbarer Gedanke . Mein KS war hart an der Grenze, bei dem es für mich ok war, dass er dabei war .

Aber eben: Partner ist das eine - das Kind bzw. die Tochter nochmals was anderes. Und nein: Ich möchte nicht, dass mein Kind mich so sieht - egal, ob sie 10 oder 20 ist, egal ob sie tough ist oder sonstwas.

Da würde ich eher noch einen Film drehen lassen und nachher so zusammenschneiden, dass ich einigermassen gut dabei wegkomme - den könnte sie sich im Nachhinein anschauen .

Aber klar: Ist sicher eine persönliche Entscheidung. Wenn das für Dich und Deine Tochter stimmt: Macht es. Meine Meinung: Definitiv nein - 200%ig nicht!

[Barfüesslerin]

Eigentlich finde ich den Gedanken recht schön. Auch ihren Wunsch, bei der Geburt dabei zu sein, finde ich bewundernswert.
Geboren werden und sterben gehören zum Leben ganz einfach dazu, auch wenn unsere Gesellschaft beides immer mehr tabuisiert.
Aber ja... ich bin ein Bauernkind. Geburten aller möglichen Arten von Tieren gehörten für mich schon immer dazu. Da habe ich jeweils mit grösstem Interesse und Faszination zugeschaut.
Ausserdem gehöre ich nicht wirklich zur Sorte Mensch, die sich vor Dingen ekelt, die mit der Geburt und allem drumherum zu tun haben.

Ich denke, du alleine kannst deine Tochter einschätzen. Ich kann höchstens Vermutungen anstellen.
Wenn du deine Tochter gut darauf vorbereitest (und dazu gehört für mich auch, dass du ihr Geburtsvideos zeigst, wo man alles sieht), denke ich nicht, dass sie einen Schock haben wird. Zumal sie mit 15 wahrscheinlich bereits an ihrem Körper einige Vorgänge kennengelernt haben dürfte.
Für mich ist eher die Frage, ob du das willst. Ob du deiner Tochter einen solchen Einblick (denn das ist es bei einer natürlichen Geburt ja wirklich) gewähren willst und kannst. Ich denke nicht, dass sich deine Tochter vor dir ekeln würde. Aber eben: überleg dir, wie das für dich sein könnte.
Ausserdem: was, wenn die Geburt sehr lange dauert? Wenn etwas an der Geburt belasten könnte, so ist es für "Zuschauer" wohl die Eröffnungsphase. Das richtig spannende für deine Tochter ist sicher die eigentliche Geburt. Und auch hier stellt sich mir die Frage: willst du diesen Moment mit ihr teilen oder "nur" mit deinem Mann?

Eine wirkliche Antwort auf deine Frage kann ich dir nicht liefern. Aber vielleicht kannst ein paar Gedankenanstösse aus meinem Post brauchen.
Ich wünsche dir alles Gute bei der Entscheidung (die ja offenbar auch noch Zeit hat). Und wer weiss, was in zwei Jahren die Wünsche deiner Tochter sind...

[Linli]

Ich hatte 3 Hausgeburten und die grösseren Kinder waren immer in der Wohnung anwesend. Einmal mit 2J4M und einmal mit 5 und 2J9M.
Das zweite Mal haben aber beide verschlafen und wurden vom ersten Schrei geweckt.
Beim ersten Mal kam der Grosse immer wieder kurz dazu und hat geschaut. Er hätte dabei sein dürfen, fands aber langweilig und hat daher die meiste Zeit mit Oma gespielt. Später aber direkt seinen Bruder begrüsst.

Ich würde also ein grösseres Kind ganz definitiv dabei sein lassen (wenn du das auch möchtest). Aber ihr solltet sie vorbereiten. Erklären wie eine Geburt abläuft, ich finde dazu einige Videos auf YouTube sehr schön gemacht (nicht alle, also vorher selber schauen wenn sie das nicht sowieso selbst schon gesucht hat).
Und falls sie im Notfall nicht alleine vor einer Tür hocken soll, jemand als Betreuung in der Hinterhand haben der sie gut auffangen kann.

[Kleio]

Ich war selbst 8, als mein Bruder zuhause zur Welt kam. Wir waren während den Wehen und der Austreibungsphase im Kinderzimmer am spielen, also nicht direkt dabei aber haben doch alles mitbekommen. Sobald er dann da war hat mein Vater uns geholt und wir durften das Baby halten und ein wenig später baden. Ich fand das eine sehr tolle Erfahrung und finde mit 15, guter Vorbereitung und eigenem Wunsch wäre das durchaus denkbar. Ich selbst bin mit 21 Mami geworden und habe damals meine Schwester die 19 war gebeten, bei der Geburt dabei zu sein. Sie ist auch mit mir zum Geburtsvorbereitungskurs gekommen und was sonst meine Ansprechperson für all meine Gedanken und Sorgen bezüglich der bevorstehenden Geburt. Sie meint auch 10 Jahre später noch das sei eine unglaublich schöne Erfahrung gewesen. Inzwischen hat sie selbst zwei Kinder, also kann‘s nicht zu traumatisierend gewesen sein Ich würde deine Tochter sicher in alle Vorbereitungen mit einbeziehen und eventuell eine Hausgeburt planen, falls das für dich in Frage kommt. Ich denke es kommt auch sehr auf die Geburt an, wie ihr diese Erlebnis in Erinnerung bleibt. Ich hatte das unglaubliche
Glück, eine wunderschöne und komplikationslose Geburt erleben zu dürfen. Ich kann mir vorstellen das meine Schwester auch Mühe gehabt hätte, wenn schwere Komplikationen aufgetreten wären. Was mir auch noch wichtig erscheint ist, dass du selbst dich mit der Entscheidung 100% wohl fühlst. Keinesfalls solltest du auch nur eine Minute während der Geburt daran denken müssen, ob das jetzt wohl tu viel für sie ist oder nicht. Ihre Anwesenheit sollte keine Unsicherheit in dir schüren und damit eventuell den Geburtsverlauf negativ beeinflussen. Damit wäre niemandem gedient.

[chrötli85]

Ein 2022 Baby? Dann plant ihr also erst Mitte nächsten Jahres SS zu werden?

Ich kann dir nur meine Sicht sagen:
Meine Tochter wird auch knapp 15 sein beim 3. und für mich käme es nicht in Frage. 1. wegen ihr. Meine 1. Geburt war ganz schlimm und sie würde wahrscheinlich nie eigene Kinder wollen:-/ und 2. find ich dass dies ein Moment für uns als Eltern ist.