
ABER ich mach es trotzdem! erstens, weil ich es für Liv-Maleen auch gemacht habe, und zweitens, weil die Schwangerschaft alles andere als einfach war, und ich einfach hier auch nochmals ein wenig "aufarbeiten" kann.
Wir haben uns unser zweites Wunder so sehr gewünscht, aber nach einer Fehlgeburt kam mein Zyklus einfach nicht mehr in die normale Bahn. Nach 10 Monaten Frust glaubte mir meine Frauenärztin endlich, das etwas nicht stimmte und schaute mich genauer an und meinte dann ganz lapidar: "Ja Frau N. sie haben recht, sie haben keinen Eisprung". Irgendwie war dies eine Erleichterung für mich, endlich war klar, dass etwas nicht stimmt und man konnte versuchen, etwas dagegen zu tun. Aber bevor auch nur irgendetwas passieren konnte, wurde ich wie durch ein Wunder schwanger. Wie auf Wolken durchlebten wir die ersten 12 Wochen, einerseits aus Angst, auch dieses Kind wieder hergeben zu müssen, andererseits, weil wir es kaum fassen konnten, dass dieses Kind am wachsen war.
In der 12. Schwangerschaftswoche haben wir dann leider auf dem Ultraschall gesehen, dass unser Kind "komisch" ausschaut. Es hatte im Nacken eine grosse "Blase", es schaute aus, als hätte es einen grossen Wasserballon angeschnallt. Als wir die Frauenärztin fragten, was dies sei, meinte sie nur, dass es genau das sei, was wir nicht wissen wollten (wir wollten keine Nackentransparenz machen...) Es sah sehr schlecht für unser Baby aus, es hatte eine Nackentransparenz von 7mm, dies ist sehr gross. Unsere Frauenärztin machte uns keine grosse Hoffnung, sie glaubte, dass es wahrscheinlich schon bald sterben oder sonst eine grosse Behinderung haben werde. Mein Mann und ich wussten, egal was dieses Kind haben wird, wir möchten es so lange begleiten wie wir können. Trotzdem haben wir uns nach langem hin und her für eine Fruchtwasseruntersuchung entschieden, einfach um zu wissen, was auf uns zukommt. Der Untersuch brachte aber nichts zu Tage, unser Kind hat keinen Chromosomenfehler. Entwarnung gab es trotzdem nicht, da unser Kind (nach dem untersuch wussten wir, dass es ein Knabe wird) immer noch eine riesen Nackenfalte hatte und auch sonst noch Wassereinlagerungen. Die Ärzte tippten nun auf einen Herz- oder Organfehler. In der 23. Schwangerschaftswoche gab es dann einen grossen Oragnscreen, aber auch dort war wieder alles unauffällig, ausser eben, immer noch Wassereinlagerungen. In der 25. Schwangerschaftswoche war dann das erste Mal, dass unser Kind ganz "normal" ausschaute, also wie ein ganz gesundes Kind. Wir konnten anfangen zu hoffen...
Wir nahmen die Schwangerschaft so, wie sie kam, bauten noch ein Haus um und freuten uns einfach ab dem Jungen, der da in meinem Bauch wuchs und wuchs.
Vor der Geburt war ich dann doch wieder sehr nervös, hatte es überhaupt nicht gern, dass ich einfach ein Datum bekam und dann anzutanzen hatte und mein Kind gebären soll. Da mein Becken zu schmal war, und es bei Liv-Maleen einen Not-Kaiserschnitt gab, wollten wir diesmal kein Risiko eingehen.
Der Tag der Geburt war für mich nicht ganz einfach, ich bin nämlich ein riesen Schisshase und so musste ich mich schon übergeben, als sie mir nur die Infusion stechen mussten


Sie fingen an zu operieren und auf einmal hörte ich ein wütendes Geschrei. Mein Junge hatte eine so kräftige Stimme, schimpfte so in der Gegend herum, dass mir vor Erleichterung die Tränen nur so herunter liefen, ich schluchzte und schluchzte, und die Ärzte versicherten mir immer wieder, dass alles in Ordnung sei. Das wusste ich auch in dem Moment, als ich ihn schreien hörte, da wusste ich, egal was kommt, er ist eine eigene Persönlichkeit mit einem harten Kopf

Finn-Loris wurde dann ganz schnell nach hinten gebracht und untersucht, sein Papa war immer bei ihm. Und mich versuchten sie irgendwie wieder zusammen zu flicken. Das war aber gar nicht so einfach, da ich über die ganze Gebärmutter ein 5cm breites Band hatte, das nur noch durchsichtiges Gewebe war, ohne Muskeln. Sie holten dann den Chefarzt, und der flickte mich dann wieder zusammen, meinte zu mir aber noch, dass die Gebärmutter keine Wehen ausgehalten hätte und bei einer natürlichen Geburt gerissen wäre. Oh, hatten wir ein Glück! Und auch ein weiteres Kind sei nicht mehr zu empfehlen...
Finn-Loris durfte dann wieder auf meinen Bauch kommen und ich genoss ihn in vollen zügen. So ein hübsches Kind, so unbegreiflich, nochmals dieses Wunder erleben zu dürfen. Und auch Unbegreiflich, dass dieses Kind nun zu uns gehört!
Beim nächsten Untersuch durch den Kinderarzt wurde dann unser Glück ein wenig getrübt, unser Junge hat ein paar Merkmale, die auf ein Syndrom hindeuten und so wurden Massnahmen getroffen um ihn zu unterstützen. Es heisst, Kinder mit diesem Syndrom hätten Reflux, also wurde dann sein Bettchen erhöht. Leider heisst es auch, diese Babys hätten grosse Mühe mit dem trinken, und so waren die Schwestern ganz schnell mit dem Schoppen zur Hand, anstatt uns das Stillen beizubringen... Dies macht mich heute noch ein wenig traurig, dass er so schnell abgestempelt wurde. Es war ja nur ein Verdacht, und so viele Kinder können am Anfang nicht gut trinken, und trotzdem versucht man es... bei uns nicht, da kamen sie einfach mit dem Schoppen. Ich pumpte dann Milch ab, denn ich wollte nicht so schnell aufgeben, und dann eines Nachts kam eine neue Nachtschwester, die den Verdacht noch nicht vernommen hatte und als sie sah, dass es nicht ging, holte sie Stillhütchen hervor. Und Judihuuiii, damit klappte es! Und zwei Wochen später hat es mein Jungelchen auch ohne Hütchen gelernt.
Ob er das Syndrom hat, das wissen wir noch nicht. Aber ich finde, dass er ein ganz normales Baby ist und ich liebe ihn so wie er ist, von ganzem Herzen! Finn-Loris ist unser heissgeliebter Knotterprinz!!
Und auch hier wieder kann ich meinem Mann nur von Herzen danken, wie er für mich da war, meine Ängste wahrnahm und mich unterstützte.
Unsere Hebamme war einfach wunderbar und auch sonst die Betreuung im Spital war gut. Wir fühlten uns sehr gut aufgehoben.