Endlich - Nils Reto

[Suyana]

Für meinen über alles geliebten Nils

Du liegst neben mir, schläfst und träumst – wenn ich Dich so anschaue, könnte ich immer noch täglich vor lauter Glück in Tränen ausbrechen. Lange haben wir auf Dich gewartet. 3 Geschwisterchen mussten wir in der 6., 11., und 9. Woche hergeben bevor endlich, endlich Du bei uns bleiben wolltest. Ich bin so froh, haben wir’s nochmals versucht, obwohl ich immer gesagt habe, dass ich es drei Mal versuchen werde, und wenn’s dann nicht klappt es bleiben lasse….

Ich hatte von Anfang an bei dieser Schwangerschaft ein unglaublich gutes Bauchgefühl und war überzeugt, dass es diesmal klappen würde. Trotzdem blieb die Angst unser ständiger Begleiter. War dann endlich die 12. Woche erreicht, war ich sehr erleichtert und zuversichtlich. Die ersten Kindsbewegungen spürte ich Ende 16. Woche, was mir erneut Zuversicht und Vertrauen gab.
Die ganze Schwangerschaft über ging’s mir sehr gut. Ich hatte kaum mit Übelkeit zu kämpfen, nahm nicht übermässig zu, hatte kein Wasser, keinen erhöhten Blutdruck – rundum ich fühlte mich richtig wohl mit meinem wachsenden Bauch! Und als Du Dich dann spontan und überraschenderweise in der 37. Woche doch noch von der Steisslage in die normale Geburtsposition begeben hattest und wir somit nicht mehr mit einem Kaiserschnitt rechnen mussten, konnte uns (fast) nichts mehr im Wege stehen.
Die letzte Woche (ET wäre 25.06.06 gewesen) haben ich und Dein Papi Dich täglich gebeten doch endlich zu kommen. Wir konnten es nicht mehr erwarten, Dich endlich in den Armen zu halten. Aber nichts. Ich hatte nicht mal Vorwehen oder sonstige Geburtsanzeichen bis eben zum 22.06.06 nachmittags.
Kurz bevor ich zur Kontrolle musste an diesem Nachmittag, bemerkte ich etwas Blut auf dem Papier als ich zur Toilette musste. Das könnte das Zeichnen sein, d.h. höchstens 5 Tage bis Du da bist, dachte ich mir. Nach dem Untersuch bei meiner Ärztin Eli sagte mir diese erfreut, dass es endlich losgehen würde. Sie war ebenso ungeduldig wie wir, hatte sie uns doch sehr eng und herzlich während der ganzen Schwangerschaft und bereits bei der letzten Fehlgeburt betreut. Muttermund war zwar noch zu, aber sie sagte zu mir, ich solle jetzt nach Hause gehen und versuchen noch ein wenig zu schlafen, denn es könne gut sein, dass es in der Nacht losgehen würde. Ich hab’ ihr zwar nicht richtig geglaubt, dachte nur, sie wolle mir Mut zusprechen, ging dann aber heim und legte mich für 2 Stunden hin.

Nach dem Aufwachen bereitete ich das Nachtessen vor und hatte so etwas wie leichte Mensbeschwerden, die aber weder stärker noch schwächer wurden. Wir assen zu Abend wie immer und um 19h rief ich meine Ärztin wie ausgemacht an (sie wollte wissen, wie’s aussah, da sie in einen Tangokurs wollte). „Eli, es tut sich überhaupt nichts!“, sagte ich zu ihr und sie könne beruhigt in den Kurs gehen.

Um 20h30 ging ich dann in unser Schlafzimmer meine Temperatur messen, da ich irgendwo gelesen hatte, dass die Temperatur kurz vor der Geburt steigen würde. Aber nichts, tief wie immer. Wie ich Deinem Papi zurief, dass heute sicherlich nichts gehen würde, machte es „platsch“ – meine Fruchtblase war geplatzt! Interessant, dachte ich nur und schon begannen die Wehen mit einer Heftigkeit, mit der ich nicht gerechnet hatte. Während Dein Papi Eli anrief, sass ich auf dem WC – der Darm entleerte sich völlig. Eli wollte uns sofort sehen und bestellte uns in ihre Praxis, damit sie das Ganze begutachten konnte. Einige Sekunden werweissten wir noch, ob wir das Köfferchen mitnehmen sollten, aber meine Wehen sprachen eine Sprache für sich. Wir bestellten ein Taxi und fuhren (ich bereits Wehen veratmend) in die Praxis. In der Praxis angekommen, untersuchte mich Eli sofort – MuMu kaum 1cm offen und Fruchtwasser grün. Bekümmert schaute sie mich an und sagte, dass es jetzt doch noch einen Kaiserschnitt geben würde und zwar ziemlich schnell. Während sie ihre Kollegen zusammentrommelte für die OPs, krümmte ich mich sehr periodisch zusammen, schaffte die Treppen kaum bis zum Auto von Eli. Gemeinsam fuhren wir in die Klinik (rund 20 Minuten).

Während der Fahrt hatte ich eine Wehe nach der anderen. Dein Papi versuchte die Zeitabstände zu messen – aber es gab fast keine! Schnaufte und pustete im Auto und dachte nur, dass diese Schmerzen für nichts seien, da es sowieso einen Kaiserschnitt geben würde!!
In der Klinik angekommen konnte ich kaum mehr gehen, so heftig waren die Schmerzen – doch, da der Lift kaputt war (so ist das eben in Bolivien) musste ich wohl oder übel nochmals Treppen steigen! Eli untersuchte mich erneut und siehe da: MuMu bereits 5cm offen und Fruchtwasser klar! Das war um 21h30. Kein Kaiserschnitt, wir konnten etwas zuwarten und schauen wie sich die ganze Sache entwickeln würde!

Von da an war ich in einem anderen Film – konzentrierte mich auf die Wehen, drückte die Hand Deines Papis so fest, dass er regelmässig die Hand wechseln musst und dachte einfach daran, dass ich im Vorbereitungskurs gelernt hatte, dass man sich entspannen müsse, damit der MuMu aufgehen kann. Wie verflixt nochmals soll man sich denn bei Dauerschmerzen bitteschön entspannen können?? Was um mich herum geschah, bekam ich nicht mehr mit. Plötzlich hiess es, ab in den Gebärsaal und ich wurde in den Gebärsaal gerollt, umgelagert und da die Möglichkeit eines nötigen Kaiserschnittes immer noch nicht gebannt war, wurde eine Pda gesteckt und auch etwas gespritzt, wobei ich keine Erleichterung der Schmerzen wahrnehmen konnte. Und so plötzlich wie die Wehen kamen so plötzlich kamen die Presswehen. Kann mich nur erinnern, dass nach der ganzen Hektik bisher (Kaiserschnitt ja oder nein – wie geht’s weiter?), Ruhe einkehrte. Das Licht wurde gedämpft, Musik aus dem Hintergrund ertönte (endlich war der CD-Player eingetroffen – da die Klinik keinen hatte, hatte Eli nach ihrem schicken lassen), mein Mann hielt meine Hand und ich presste, spürte eine unglaubliche Urkraft in mir, die mich immer noch erschaudern lässt, wenn ich daran denke. „Gsesch scho öppis?“ fragte ich Deinen Papi. „Ja, är het ganz schwarzi Haar“, antwortete mir dieser. Nach weiteren zwei Presswehen, etwas mehr als zwei Stunden nach der ersten Wehe wurdest Du geboren und mir auf den Bauch gelegt.

Ich konnte es zuerst gar nicht fassen und da Du etwas blau warst, schaute ich Manuel den Kinderarzt nur fragend an, welcher mich sofort beruhigte und sagte das alles ok sei. Da brach ich in ein glaub’ ich etwas hysterisches Weinen los. Alles war so schnell gegangen und jetzt warst Du auf einmal da, auf meinem Bauch, ich konnte Dich endlich anfassen, streicheln, küssen. Das war zuviel für mich! Es wurden Fotos gemacht, an die ich mich nicht erinnere, das sie gemacht worden waren. Für mich existierte nur noch die Welt Du – ich – Dein Papi.

Nachdem wir beide versorgt worden waren, konnten wir uns im Zimmer noch näher kennen lernen. Obwohl ich hundemüde war, schaute ich Dich die ganze Nacht über an, streichelte Deine Wangen und sprach mit Dir. Ich konnte unser Glück einfach nicht fassen und musste mich immer wieder vergewissern, dass ich nicht träumte, und Du real neben mir lagst und Dein kleiner Brustkorb sich regelmässig hob und senkte. Was für ein Wunder!!!

Ich liebe Dich über alles, mein kleiner Nils!

[Tweety]

Liebe Suyana

Du hast das wunderschön geschrieben - alles Gute für dich und deine kleine Familie!

Gruss, Tweety

[Emerelle]

Oh Suyana, bin gerade in Tränen ausgebrochen! Du hast den Geburtsbericht so schön geschrieben und ich kann dir so gut nachfühlen.

Gäu es isch eifach unbeschriblech weme sis Krümel ändlech überchunnt. So es mega Glück wome fasch nid cha fasse.

I ha mim Maa nach dr Geburt gseit: Und? Wenn mache mir ds Nächschte

Liebs Bärner-Grüessli

Nadj

[Mijail]

Suyana
wow, so schön, dass du noch auf den KS verzichten konntest. Alles in Allem ja noch eine sehr rasche Geburt. Wohnst du schon lange in Bolivien? Wie hat es dich dorthin verschlagen? Sorry, bin einfach neugierig. Wenns zuviel wird, einfach nicht antworten

[krista]

So schön geschrieben, man kann in jedem Wort die Liebe lesen, die Du für Deinen Sohn fühlst!

[MaryLou]

wunderschön geschrieben... mag euch das Glück von Herzen gönnen!

MaryLou

[Suyana]

@nadj: ja, das hani o gseit - die urchraft wo me spürt bire geburt isch ungloublech u we de das chline chrümeli da isch het me buechstäblech aui schmärze vergässä

@mija_79: sind seit 2 jahren in bolivien und in der entwicklungszusammenarbeit tätig. da wir einen 3 jahresvertrag haben, sind wir jetzt genau noch ein jahr hier, bevor wir wieder in die ch zurückkehren werden.

[verabschiedet]

Hola Suyana

ej so schön, wie du deine Geburt beschrieben hast dann ging es dir auch so wie uns mit dem grünen Fruchtwasser der Sectioprognose und dann am Schluss doch eine Spontangeburt - einfach toll!

Hi, gut habt ihr es noch mehr als drei mal probiert.... auch bei mir hat sich das gelohnt: 3 verloren und 5 leben

Wünsche euch allen ganz viel Freude und eine schöne Zukunft...und noch viele, viele Kinderchen

Liebe Grüsse Khadija

[Figi]

Wow, ich bin echt gerührt von deinem Geburtsbericht. So schön!

In der ersten Nacht ging's mir gleich wie dir, ich konnte kein Auge zutun, musste ständig unser Wunder anschauen. Einfach nicht in Worte zu fassen, welches Glück wir da erleben dürfen.

[CBlueml]

Suyana

ein wunderschöner Geburtsbericht - ich hoffe daß es bei mir dann auch glatt läuft!

Alles liebe und gute für dich und deine Familie!

Liebe Grüße

[Rageti]

Suyana: Endlich darfst du euer kleines Wunder gesund in den Armen halten!!! Schön dass es doch noch zu einer spontan Geburt gelangt hat, ich wünsche euch dreien alles liebe für die Zukunft!!!

[angela.d]

..endlich habe ich deinen bericht gelesen... krista hat es schön gesagt: man spürt deine liebe für euer kind förmlich beim lesen der zeilen!.... wunderschön

wünsche dir und deiner familie weiterhin von herzen alles gute und hebed eu sorg!

angie

[Loro]

Liebe Suyana

Dein Geburtsbericht hat mich sehr berührt!!!!

bin zufälligerweise auf diesen gestossen, weil ich wissen wollte wer hinter dem Nickname "Suyana" steckt. Habe mir schon gedacht, dass du etwas mit Bolivien zu tun hast. War selber länger in Bolivien und meine Tochter ist zur Hälfte Cochabambina.

Ich wünsche euch von Herzen alles alles Liebe
Loro

[Jasmin73]

Herzliche Gratulation zur Geburt eures Nils! Du hast den Geburtsbericht schön geschrieben, danke!